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Das Lemkenland lemkisch russinisch Lemkovina Lemkowyna polnisch Lemkowszczyzna ukrainisch Lemkivshina Lemkiwschtschyna ist eine ethnographische Region der Lemken 1 im ostlichen Mitteleuropa beiderseits des nordlichen Karpatenbogens 2 und erstreckt sich im Suden entlang des Ondauer Berglands und der Waldkarpaten historisch uberwiegend nordostliche Slowakei zwischen der westlichen Popper und dem San 3 Das Lemkenland auf der ethnographischen Karte der Osterreichischen Monarchie von Karl von Czoernig Czernhausen 1855 westlich der gestrichelten Linie 1 Rus von Szlachtowa 2 Zamieszancy 3 Wenhrini 4 Ubergangsbereich zu den Bojken 5 Osturna westlichster ruthenischer OrtLage des Lemkenlandes Lemkowie und der Siedlungsgebiete anderer beskidischer EthnienKarte von Lemkenland mit modernen Staatsgrenzen und wichtigen Stadten Das Gebiet liegt heute grosstenteils in den sudpolnischen Woiwodschaften Karpatenvorland und Kleinpolen Der sudliche Teil des historischen Lemkiwschtschyna an der Popper beziehungsweise Poprad gehort zum Landesbezirk Presov Die bedeutendsten Stadte im heutigen Lemko Gebiet sind Krynica Gorlice Komancza Svidnik und Humenne Inhaltsverzeichnis 1 Grenzen 2 Geschichte 3 Personlichkeiten 4 Tourismus 4 1 Volkskultur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseGrenzen Bearbeiten nbsp Nordliche Grenze des Lemkenlandes in Polen nach Roman ReinfussPolnischer OrtRuthenischer OrtDie nordlichen westlichen und sudlichen Grenzen waren am deutlichsten erkennbar es gab jedoch lemkische bzw ruthenische Sprachinseln wie Rus von Szlachtowa 1 auf der galizischen Seite oder Osturna 5 das westlichste ruthenische Dorf in Oberungarn Ethnographisch betrachtet begrenzten das Lemkenland im Norden die polnischsprachige Gruppe der Oberlander mit Einschlag der deutschen Bauernkultur 4 in Polen sowie die Bojken Kultur als auch im Suden die Gebiete der Karpatendeutschen und der Zipser Sachsen sowie die slowakische 5 Kultur Geschichte BearbeitenDie Ethnogenese der Lemken erfolgte wahrscheinlich im Spatmittelalter 14 bis 15 Jahrhundert 6 in den Niederen Beskiden zwischen den Flussen San und Poprad Der Kamm der Karpaten stellte jedoch seit Jahrhunderten eine politische Grenze dar Der sudlich davon gelegene Teil des Lemkenlandes gehorte wie die ganze heutige Slowakei bis 1918 zum Konigreich Ungarn Das Gebiet wurde durch die ungarischen Komitate Saros und Semplin verwaltet Der nordlich des Gebirges gelegene Teil gehorte hingegen zum Konigreich Polen bzw der Adelsrepublik Polen Litauen Dort waren die lemkischen Gebiete den Woiwodschaften Ruthenien und Krakau zugeordnet Infolge der ersten polnischen Teilung 1772 kam dieser Teil unter osterreichische Herrschaft und wurde dem Konigreich Galizien und Lodomerien zugeschlagen Aurel Popovicis 1906 vorgeschlagener Plan fur eine Foderalisierung der Habsburgermonarchie mit der auch der osterreichische Thronfolger Franz Ferdinand sympathisierte sah einen Gliedstaat Ost Galizien vor zu dem alle Gebiete mit ruthenischer Bevolkerungsmehrheit gehoren sollten Dieser hatte auch das Lemkenland beiderseits des Karpatenkamms umfasst Der Plan wurde jedoch nicht umgesetzt Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts gab es Auswanderungswellen aus dem Lemkenland nach Nordamerika insbesondere ins westliche Pennsylvania Region Pittsburgh 7 8 Der bekannteste Amerikaner mit lemkischen Wurzeln durfte der Pop Art Kunstler Andy Warhol sein 9 nbsp Flagge der Lemko Russinischen Republik 1918 1920Nach dem Ersten Weltkrieg kam der sudliche Teil des Lemkenlandes zur Tschechoslowakei der Norden zur wiedererrichteten Republik Polen Im fruhen 20 Jahrhundert gab es auf der polnischen Seite der Grenze um die 80 000 Lemken 10 In den 1930er Jahren wurde deren Anzahl auf 100 000 bis 150 000 geschatzt 11 In den Jahren 1918 bis 1920 traten die Lemken erfolglos dafur ein einen eigenen Staat mit der Hauptstadt in Florynka zu errichten In Folge der Russophilen Bewegung in Galizien wechselten ab 1911 1912 einzelne Dorfer die Konfession von griechisch katholisch zu orthodox Der Verlauf wurde in den 1920er Jahren beschleunigt Das Schisma von Tylawa im Jahr 1926 galt als die erste und die bekannteste vollige Konversion In der Zwischenkriegszeit umfasste das Schisma etwa 40 lemkischen Dorfer mit rund 20 000 Bewohnern 1939 um 15 der allen Lemken davon uber 50 im Powiat Jasielski 45 im Powiat Krosnienski 30 im Powiat Gorlicki 20 im Powiat Nowosadecki 12 Um den Ubertritt weiterer Lemken von der griechisch katholischen zur orthodoxen Kirche zu verhindern wurde 1934 eine eigene Apostolische Administration Lemkowszczyzna mit Sitz in Wroblik Szlachecki gegrundet Diese wurde unmittelbar dem Vatikan unterstellt um den unerwunschten Einfluss des ukrainischen Klerus auf die lemkischen Katholiken zu beenden 13 nbsp Polnisch lemkisches Ortsschild in Bielanka Polen 1944 bis 1946 ubersiedelten rund 65 der Lemken in die Ukraine teils freiwillig teils unter Druck Die in der Volksrepublik Polen Verbliebenen deportierte die kommunistische Regierung 1947 grosstenteils in der Aktion Weichsel in den Norden und Westen Polens vom Deutschen Reich wiedergewonnene Gebiete Stattdessen wurden im fruheren Lemkenland ethnische Polen angesiedelt Die Lemken sollten auf diese Weise assimiliert und die Bevolkerung Polens ethnisch homogenisiert werden Der Ruckkehr eines Teils der Lemken begann im Jahr 1956 z B in die ehemalige Stadt Uscie Gorlickie die heute die einzige Ortschaft in den Niederen Beskiden mit lemkischer Mehrheit ist Personlichkeiten BearbeitenProminente Personlichkeiten der Region Emil Czyrnianski 1824 1888 Chemiker aus Florynka 14 Maksym Sandowicz 1888 1914 Maxim von Gorlice Martyrer und Heiliger der orthodoxen Kirche Nikifor 1895 1968 Maler aus Krynica Zdroj Wolodymyr Kubijowytsch 1900 1985 Historiker und Geograph aus Nowy Sacz Bohdan Ihor Antonytsch 1909 1937 Schriftsteller aus Nowica bei Uscie Gorlickie Andy Warhols Eltern waren Lemken aus dem Dorf Mikova 15 Tourismus Bearbeiten nbsp Modell einer landlichen Siedlung mit Blockhausern nbsp Ofen in der Hutte von 1885 nbsp Das Lemkenland liegt am Europaischen Fernwanderweg E8 Die Wanderwegstrecke fuhrt vom Bardejov uber den Dukla Iwonitz Bad den Bukowicahugel und die Wolosate bis in die Ukraine Volkskultur Bearbeiten In Polen das Museum der Volksbauweise in Sanok die Holzkirchen der Karpatenregion PolenIn der Ukraine das Museum der Volksarchitektur und des Lebens in den Karpaten die Holzkirchen der Karpatenregion UkraineIn der Slowakei Freilichtmuseum Stara Ľubovna Freilichtmuseum der ukrainischen und ruthenischen Kultur SvidnikSiehe auch BearbeitenLemkische KucheEinzelnachweise Bearbeiten Uber die Lemken und das Lemkenland konnen wir erst in der zweiten Halfte des 19 Jh sprechen Fruher waren das sgn Rusnacy Rusini das heisst Ruthenen die seit ein paar Jahrhunderten die Niedrigen Beskiden auf der polnischen und slowakischen Seite bewohnt haben In Jerzy Czajkowski Studien zum Lemkenland Zusammenfassung 1999 S 221 Ihr Siedlungsgebiet die Lemkowszczyzna Lemkenland trennt als tiefer Keil an beiden Seiten des Karpatenruckens die von Polen bewohnten Gebiete von den slowakisch besiedelten Teilen In Viehwirtschaft und Hirtenkultur ethnographische Studien von Laszlo Foldes 1969 S 302 An der nordlichen Seite der Karpaten erstreckt sich das Wohngebiet der Lemken vom Gebirgszug Wielki Dzial der das Tal der Oslawa nach Osten zu absperrt bis zum Popradfluss In Viehwirtschaft und Hirtenkultur ethnographische Studien von Laszlo Foldes 1969 S 302 Zahlreiche Dorfer wie Muszynka 1356 Binczarowa 1365 und Florynka 1391 wurden zuerst auf dem deutschen Recht angesiedelt jedoch im 14 Jahrhundert der Verlauf wurde besonders im 15 und 16 Jahrhundert beschleunigt erneut begrundet diesmal auf dem walachischen Recht Das war mit dem Hirtenprofil verbunden das sich an die oft bewaldeten bergigen Landereien besser anpasste Wie bereits erwahnt war dieses Gebiet schwer zu besiedeln Die polnischen und deutschen der Anteil deutscher Siedler ist unbekannt aber eindeutig kleiner als polnischer Siedler Siedler liessen sich nur mit grossem Widerstand in den Bergen nieder In Magdalena Palka Das vergessene Volk der Lemken Eine ethnische Minderheit auf der Suche nach ihrer Identitat Wien 2012 Zugleich folgt dieser Linie auch in grossen Zugen die freilich wenig scharfe Sprachgrenze zwischen Slowaken und Polen einerseits Ruthenen oder Ukrainern anderseits die an der Ostgrenze dieses Mittelstuckes an den Quellen der Theiss von den Rumanen abgelost werden Die Dukla Linie dient aber in gewissem Sinne auch als sekundare Kulturgrenze In Landeskunde der Sudeten und Westkarpatenlander von Fritz Machatschek 1927 Torsten Lorenz Die Lemken im Sudosten Polens und das Problem ihrer ethnischen Identitat Europa Universitat Viadrina Danylo Husar Struk Hrsg Encyclopedia of Ukraine Band IV S 32 Eintrag Pittsburgh Stephen P Haluszczak Ukrainians of Western Pennsylvania Arcadia Publishing Charleston SC u a 2009 Stefan Troebst Die Karpaten zwischen subregionaler Identitatssuche und EU Osterweiterung Eine Exkursion der Professur fur Kulturstudien Ostmitteleuropas in die Heimat Andy Warhols In Berliner Osteuropa Info Nr 16 2001 S 63 65 R Brykowski Krzyze Lemkow Tygodnik Powszechny 1984 nr 41 S 7 Malgorzata Misiak Lemkowie W kregu badan nad mniejszosciami etnolingwistycznymi w Europie Wydawnictwo Uniwersytetu Wroclawskiego Wroclaw 2006 ISBN 83 229 2743 6 S 75 polnisch Witold Grzesik Tomasz Traczyk Bartlomiej Wadas Beskid Niski od Komanczy do Wysowej Sklep Podrozniczy Warszawa 2012 ISBN 978 83 7136 087 9 S 474 475 polnisch Magdalena Palka Das vergessene Volk der Lemken Eine ethnische Minderheit auf der Suche nach ihrer Identitat Diplomarbeit Wien 2012 Kapitel 6 5 5 AAL Apostolska Administracja Lemkowszczyzna S 80 Andrzej A Zieba Profesor Emilian Czyrnianski In Zieba Lemkowie i lemkoznawstwo w Polsce Nakladem Polskiej Akademii Umiejetnosci Krakau 1997 S 15 27 Raymond M Herbenick Andy Warhol s Religious and Ethnic Roots The Carpatho Rusyn Influence on His Art Edwin Mellen Press 1997 S 1 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lemkenland amp oldid 234175127