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Der Laurisilva auch latein Laurissilva deutsch Lorbeerwald ist ein auf den spanischen Kanarischen Inseln La Gomera La Palma Gran Canaria El Hierro und Teneriffa und auf den portugiesischen Inseln Madeira und Azoren verbreiteter immergruner und immerfeuchter Waldtyp der Hohenstufe der Gebirge zwischen 500 und 1 400 Metern Hohe und liegt damit in der subtropischen Nebelwaldstufe Der Laurisilva ist eine regionale Auspragung der weltweit verbreiteten Pflanzenformation des Lorbeerwalds Das heisst Walder ahnlicher Form existieren unter ahnlichen klimatischen Bedingungen auch andernorts sie sind aber im Detail anders floristisch zusammengesetzt insbesondere auch aus anderen Baumarten Vor Ankunft des Menschen auf den Inseln soll der Laurisilva nach bioklimatischen und standortlichen Rekonstruktionen auf den Azoren etwa 200 000 Hektar etwa 105 000 ha auf den Kanaren und 60 000 ha auf Madeira also rund 365 000 ha in ganz Macaronesien gross gewesen sein Zurzeit existieren davon noch etwa 40 000 Hektar mit Schwerpunkt auf Madeira und Gomera Das sind etwa 12 5 Prozent des ursprunglichen Areals Die Laurisilva wird forstlich genutzt nur kleine Bestande in abgelegenen Lagen sind noch Urwalder Inhaltsverzeichnis 1 Naturschutz 2 Eigenschaften und Standorte 3 Geographie 4 Flora und Vegetation 5 Fauna 6 Tertiarrelikt Hypothese 7 EinzelnachweiseNaturschutz Bearbeiten nbsp Laurisilva im Nationalpark Garajonay in La GomeraDer Nationalpark Garajonay auf La Gomera der grosste noch zusammenhangende Lorbeerwald Europas und der Lorbeerwald Laurisilva von Madeira sind jeweils UNESCO Weltnaturerbe Als prioritar geschutzter Lebensraumtyp 9360 im Rahmen der FFH Richtlinie der Europaischen Union sind nahezu alle erhaltenen Bestande der Laurisilva Bestandteil des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 Fur ihre Pflege und Bewirtschaftung hat die Europaische Union eine Anleitung herausgegeben die den von den nationalen Behorden zu erstellenden Managementplanen fur die einzelnen Waldgebiete zugrunde liegen soll 1 Geschutzt sind auf den Azoren 7 Gebiete mit insgesamt 3 665 Hektar Flache auf Madeira ein Gebiet Parque Natural da Madeira mit 12 687 Hektar Flache auf den Kanaren 53 Gebiete mit zusammen 6 612 Hektar Flache Eigenschaften und Standorte Bearbeiten nbsp Laurisilva in La Palma nbsp Laurisilva in Teneriffa nbsp Laurisilva in MadeiraDer Laurisilva genannte makaronesische Lorbeerwald ist ein humider bis hyper humider immergruner Wald der Nebelwald Stufe der vulkanischen Inselgebirge Er erreicht im ungestorten Zustand eine Wuchshohe von maximal etwa 40 Meter und besitzt ein geschlossenes Kronendach Unter ungunstigen Standortbedingungen auf trockeneren Standorten oder an steilen Felshangen geht er uber in makaronesische Felsheiden die ebenfalls geschutzter Lebensraumtyp mit zahlreichen endemischen Arten sind Er wachst etwa von 500 bis 1500 Meter Meereshohe meist in Nordost Exposition der vorherrschenden Windrichtung der Passatwinde die ihn mit Feuchtigkeit versorgen aufgrund der anderen Lage und damit Windrichtung auf den Azoren bevorzugt er nur hier abweichend davon Sudwest Exposition und kommt oder kam zumindest fruher bis fast auf Meereshohe vor Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist etwa 13 bis 19 C Frost kommt nie vor Der Jahresniederschlag durch Regen erreicht 500 bis 1500 mm unter hyper humiden Bedingungen auf den Azoren bis 3800 mm hinzu kommen substantielle Wassermengen durch den haufigen Nebel so dass der Wald fast nie unter Wasserstress zu leiden hat 1 Wahrend diese Pflanzengesellschaft in Europa durch die Eiszeiten im Mittelmeerraum erst wahrend der letzten Eiszeit verschwand konnte sie sich auf den Makaronesischen Inseln Kanarische Inseln Madeira und Azoren teilweise halten Geographie BearbeitenDer inmitten La Gomeras liegende Nationalpark Garajonay bedeckt circa 10 Prozent der Inselflache Sein Okosystem ist seit 1986 UNESCO Weltnaturerbe Die Walder im Park sind Lorbeerwalder die aufgrund der fehlenden Eiszeit hier noch existieren Das Herzstuck des Nationalparks besteht aus immergrunem Nebelwald mit bis zu zwei Meter hohen Farnen von den Baumen hangenden langen Bartflechten moosbewachsenen knorrigen Asten und Bachen mit einigen wenigen Wasserfallen Der Lorbeerwald Laurisilva von Madeira auf Madeira bedeckt noch etwa 20 Prozent der Inselflache und hat damit eine Ausbreitung von etwa 150 Quadratkilometern Sie finden sich auf der Nordseite der Insel in einer Hohe zwischen 300 und 1300 Metern uber dem Meer und auf der Sudseite zwischen 700 und 1200 Metern Sein Okosystem ist seit dem 2 Dezember 1999 UNESCO Weltnaturerbe Flora und Vegetation BearbeitenBestandspragend und namengebend im Lorbeerwald sind die vier Lorbeerarten Azoren Lorbeer Laurus azorica inkl der taxonomisch umstrittenen Laurus novocanariensis Barbusano Apollonias barbujana Indische Persea oder Vinhatico Persea indica und Stinklorbeer Ocotea foetens Alle vier Arten sind Endemiten Makaronesiens wobei Azoren Lorbeer ein winziges Verbreitungsgebiet auch im angrenzenden Nordwestafrika besitzt Auch die anderen Baumarten des Lorbeerwalds besitzen verbreitet ahnliche Blattgestalt sie sind lorbeerblattrig oder laurophyll dazu gehoren Portugiesischer Kirschlorbeer Prunus lusitanica subsp hixa Picconia excelsa Ilex canariensis und Ilex perado subsp platyphylla Pleiomeris canariensis und Heberdenia excelsa Die Walder sind oft sehr baumartenreich und konnen bereits auf wenigen Hektar Flache mehr als 20 Baumarten umfassen Die Lorbeerwalder der Azoren sind durch einen aus der Kultur verwilderten Neophyten den Australischen Klebsamenbaum Pittosporum undulatum der sich stark ausgebreitet und die heimischen Arten verdrangt hat massiv uberpragt worden Im Unterstand in Bestandslucken und in Ubergangsbestanden zu den Felsheiden kommt eine reiche Strauchschicht oder zweite Baumschicht aus niedriger bleibenden Holzarten hinzu sie umfasst Arten wie die Baumheide Erica arborea die Madeira Besenheide Erica scoparia ssp maderensis die Madeira Heidelbeere Vaccinium maderense den Zedern Wacholder Juniperus cedrus Der Gagelbaum Myrica faya ist ebenfalls eine endemische Art Makaronesiens er besitzt wie die baumformigen Heiden seinen Verbreitungsschwerpunkt in den Felsheiden kommt aber im Lorbeerwald ebenfalls vor Er wurde gegen Ende des 19 Jahrhunderts von portugiesischen Auswanderern auf Hawaii eingefuhrt und hat sich dort als problematischer Neophyt erwiesen der sich negativ auf die dortige Biodiversitat auswirkt Im Unterwuchs des Lorbeerwaldes leben mehr als 40 endemische Arten daneben viele Vertreter mit kleinen Vorkommen in besonderen Lagen im westlichen Mittelmeergebiet Unter den vielen Farnarten ist der Wurzelnde Kettenfarn Woodwardia radicans dabei mit Wedeln von einer Lange bis zu zwei Metern die grosste Art Zu den Blutenpflanzen der Krautschicht des Lorbeerwaldes zahlen zahlreiche endemische Arten darunter auffallende wie die Kanaren Glockenblume Canarina canariensis oder Kanarenenzian Ixanthus viscosus Im pflanzensoziologischen System werden die Lorbeerwalder Madeiras und der Kanaren in der auf die Inseln beschrankten Klasse Pruno lusitanicae Lauretea azoricae gefasst Die eigentlichen Walder bilden darin die Ordnung Pruno Lauretalia azoricae Die Lorbeerwalder der Kanaren und die meisten Bestande Madeiras werden darin als Verband Ixantho viscosae Laurion azoricae gefasst nach der Gliederung die der Auffassung bei Natura 2000 zugrunde liegt wird der Name nur fur die kanarischen Walder verwendet Die Lorbeerwalder der Azoren bilden eine eigene Klasse Lauro azoricae Juniperetea brevifoliae bei Natura 2000 als Ordnung Ericetalia azorica bezeichnet 1 2 3 Fauna BearbeitenAuch die Fauna der Laurisilva weist endemische Arten auf Besonders charakteristisch sind die drei Taubenarten Lorbeertaube Columba junoniae und Bolles Lorbeertaube Columba bollii auf den Kanaren und Silberhalstaube Columba trocaz auf Madeira Im Laurisilva der Azoren heimisch ist der stark gefahrdete Azorengimpel Pyrrhula murina Tertiarrelikt Hypothese BearbeitenLorbeerwalder wie auf den Kanarischen Inseln existierten nach einer popularen Theorie im Tertiar aufgrund des warmeren Klimas auch im Mittelmeerraum Sudspanien und Nordafrika wo sie vor einigen Millionen Jahren ausstarben und den fur die Winterregengebiete typischen Hartlaubwaldern Platz machten 4 Indizien dafur sind Arten wie Echter Lorbeer Portugiesischer Kirschlorbeer oder Wurzelnder Kettenfarn die bis heute im Mittelmeergebiet vorkommen teilweise nur in winzigen Reliktvorkommen siehe auch Tertiarrelikt mit besonderer Luftfeuchte Die sogenannte palaotropische Geoflora Europas wies mehr Gemeinsamkeiten mit derjenigen Amerikas als mit der Ostasiens auf Sie verschwand aus Europa im Zuge des zunehmend kalteren und trockeneren Klimas das mit dem Eiszeitalter seinen Hohepunkt erreichte Dafur spricht die Tatsache dass in den Gebirgslorbeerwaldern der Kanaren insgesamt geringere Niederschlagsmengen herrschen als in anderen Lorbeerwaldregionen der Erde Die Vegetation konnte sich hier nur halten aufgrund der zusatzlichen Nebelfeuchte Eine detaillierte Untersuchung der Areale zahlreicher makaronesischer Arten 5 unterstutzt diese These nur zum Teil die Flora der Inseln umfasst danach neben mediterranen Elementen auch Arten mit Ursprung in den Tropen und Subtropen teilweise aus Amerika und besitzt insgesamt ein eher geringes Alter von ca 3 Millionen Jahren reicht also nur ins Pliozan zuruck Allerdings bestatigt sie den Reliktcharakter einiger Arten von anderen ist durch fossile Funde aus dem Mittelmeerraum teilweise bis Mitteleuropa durchaus ein viel grosseres Areal als heute zu erschliessen Sowohl das geologische Alter der Inseln wie auch zahlreiche fossile Funde lassen den Reliktcharakter der Laurisilva insgesamt durchaus plausibel erscheinen Die heutigen Walder wurden demnach in ihrer Okologie und Gestalt den ehemaligen Waldern weiter nordlich ahneln die der Klimaverschlechterung zum Opfer fielen sind aber wohl nur ein stark an Arten verarmter Rest davon 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c A Guimaraes amp C Olmeda 2008 Management of Natura 2000 habitat 9360 Macaronesian laurel forests Laurus Ocotea European Commission 2008 ISBN 978 92 79 08341 9 download Ladislav Mucina et al 2016 Vegetation of Europe hierarchical floristic classification system of vascular plant bryophyte lichen and algal communities Applied Vegetation Science 19 Suppl 1 3 264 doi 10 1111 avsc 12257 Wolfredo Wildpret de la Torre amp Victoria Eugenia Martin Osorio 1997 Laurel Forest in the Canary Island Biodiversity Historical Use and Conservation Tropics 6 4 371 381 Richard Pott Allgemeine Geobotanik Biogeosysteme und Biodiversitat Springer Berlin 2005 S 498 ISBN 978 3540230588 Paulina Kondraskov Nicole Schutz Christina Schussler Miguel Menezes de Sequeira Arnoldo Santos Guerra Juli Caujape Castells Ruth Jaen Molina Aguedo Marrero Rodriguez Marcus A Koch Peter Linder Johanna Kovar Eder Mike Thiv 2015 Biogeography of Mediterranean Hotspot Biodiversity Re Evaluating the Tertiary Relict Hypothesis of Macaronesian Laurel Forests PLoS ONE 10 7 e0132091 doi 10 1371 journal pone 0132091 Jose Maria Fernandez Palacios Lea de Nascimento Rudiger Otto Juan D Delgado Eduardo Garcia del Rey Jose Ramon Arevalo Robert J Whittaker 2011 A reconstruction of Palaeo Macaronesia with particular reference to the long term biogeography of the Atlantic island laurel forests Journal of Biogeography 38 226 246 doi 10 1111 j 1365 2699 2010 02427 x Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laurisilva amp oldid 231420463