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Die Klasse ist eine Rangstufe in der Pflanzensoziologie in der die Vegetation in Pflanzengesellschaften oder Phytozoenosen nach der floristischen Ahnlichkeit das heisst nach der Ahnlichkeit der Zusammensetzung aus Pflanzenarten eingeteilt wird Die Klasse ist die hochstrangige der vier Hauptrangstufen des pflanzensoziologischen Systems sie folgt in vierter Ebene auf die Assoziation die grundlegende Einheit des Systems den Verband und die Ordnung Viele Vegetationskundler fassen die Klassen schliesslich noch zu Pflanzenformationen zusammen Formationen werden aber in der Syntaxonomie nicht behandelt da sie nicht nach der floristischen Zusammensetzung definiert sind Die Klasse auch lateinisch classis kann bei Bedarf noch in Unterklassen subclassis aufgegliedert werden diese Gliederung ist aber optional Namen von Klassen werden mit der standardisierten Namensendung etea gebildet und sind daran erkennbar Wenn Unterklassen unterschieden werden ist fur diese die Namensendung enea verbindlich Beispielsweise werden die europaischen Wiesen und Weiden Wirtschaftsgrunland in der Klasse Molinio Arrhenatheretea gefasst Wie in den anderen Rangstufen der Syntaxonomie wird die Endung an den Namen oder den Wortstamm des Namens einer Pflanzengattung angehangt im Beispiel der Gattung Arrhenatheretum der Gattung der Art Gewohnlicher Glatthafer Arrhenatherum elatius In diesem Fall ist noch der Name einer zweiten Gattung Molinia Pfeifengraser angehangt da die Klasse nach zwei Arten benannt ist Namen konnen mit einem oder mit zwei aber niemals mit mehr Artnamen gebildet werden Im vollstandigen Namen kann der Gattungsname noch gefolgt sein von dem ins Genitiv gesetzten Artnamen Epitheton Dieses wird haufig weggelassen es ist aber erforderlich wenn der Name ansonsten mehrdeutig oder missverstandlich ware Zum Beispiel werden die Steineichenwalder des Mittelmeerraums in der Klasse Quercetea ilicis benannt nach der Steineiche Quercus ilex gefasst Quercetea allein ware missverstandlich da zahlreiche andere Waldgesellschaften nach anderen Arten der Gattung Quercus benannt sind In der Regel leitet sich der Name der Klasse vom Namen einer ihrer Ordnungen Verbande oder Assoziationen ab nicht selten wird er aus einer Kombination von zweien davon gebildet Es ergibt sich also die Hierarchie Assoziation Endung etum Verband Endung ion Ordnung Endung etalia Klasse Endung etea Wie ublich muss auch eine Klasse in einer wissenschaftlichen Publikation gultig unter Einhaltung bestimmter formaler Vorschriften publiziert worden sein Bei wissenschaftlichen Arbeiten die sich mit syntaxonomischen Fragen befassen wird der Name des Erstbeschreibers oft abgekurzt an den Namen der Klasse angehangt oft mit dem Jahr der Erstbeschreibung kombiniert auch dieses gelegentlich abgekurzt zum Beispiel Molinio Arrhenatheretea Tuxen 1937 Die syntaxonomischen Namen sind durch das relativ geringe Alter der Forschungsrichtung und erst im Lauf der Zeit entwickelte Standards sehr labil so dass sich in der Literatur zahlreiche Synonyme finden wobei die Namensanderungen nicht selten aus rein nomenklatorischen Grunden erfolgen Wie in der Pflanzensoziologie ublich werden alle Einheiten durch Charakterarten auch Kennarten genannt charakterisiert Fur Pflanzengesellschaften im Rang einer Klasse sind das also die Klassencharakterarten Fur neu beschriebene Klassen ist die Angabe von Klassencharakterarten vorgeschrieben Zu ihrer Charakterisierung werden ausserdem auch Differentialarten hinzugezogen die auch in anderen Syntaxa vorkommen deren Vorkommen oder Fehlen in einer bestimmten Klasse aber hilft sie von verwandten Klassen abzugrenzen Die Charakterarten untergeordneter Syntaxa also von den Ordnungen oder Verbanden der Klasse sind normalerweise keine Klassencharakterarten da sie ja nur in einem Teil der Einheiten vorkommen Allerdings sind Klassen erlaubt die nur eine einzige Ordnung umfassen in diesem Fall fallen dann Klassen und Ordnungscharakterarten zusammen Die Charakterarten werden wie bei der pflanzensoziologischen Methodik Standard durch die Anordnung von Vegetationsaufnahmen in Vegetationstabellen ermittelt oft werden diese aber bei den hoherrangigen Einheiten zu sogenannten Stetigkeitstabellen aggregiert Klassen als hoherrangige Syntaxa umfassen in vielen Fallen ein weites Spektrum an Pflanzengesellschaften unterschiedlicher Standorte und besitzen nicht immer eine einheitliche floristische Zusammensetzung Im Gegensatz zu den Verbanden und Ordnungen war es nicht immer moglich die Zusammengehorigkeit der Klassen der europaischen Vegetation mittels numerischer Methoden zu reproduzieren 1 Die meisten Vegetationskundler wenden auch das der Methodik zugrundeliegende Prinzip der floristischen Ahnlichkeit auf der Klassenebene nicht mehr strikt an indem sie Vegetationsbestande ahnlicher Artenzusammensetzung aber unterschiedlicher Struktur und Physiognomie zum Beispiel Wald Gebusch Staudenfur und Rasenengesellschaften in unterschiedliche Klassen einteilen Bei einer Uberprufung der Abgrenzung der tschechischen und der slowakischen Klassen mittels statistischer Methoden erwiesen sich diese umso scharfer definiert je extremer die Standortbedingungen waren wahrend die Vegetation mittlerer Standorte durch viele uberlappende Arten schlechter charakterisierbar war Aber auch die artenreichen Klassen der naturlichen und halbnaturlichen Vegetationseinheiten waren gut charakterisierbar 2 3 Die Anzahl der unterschiedenen Klassen wird von verschiedenen Vegetationskundlern unterschiedlich aufgefasst In einer europaischen Ubersicht dem Projekt EuroVeg Checklist 4 wurden fur die europaische Vegetation 109 Klassen unterschieden 5 In der Roten Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands 6 werden 50 Klassen unterschieden Obwohl veraltet wird auch das System nach Oberdorfer in Deutschland noch viel verwendet Quellen BearbeitenH E Weber J Moravec J P Theurillat 2000 International Code of Phytosociological Nomenclature 3rd edition Journal of Vegetation Science 1 739 768 Josias Braun Blanquet Pflanzensoziologie Grundzuge der Vegetationskunde 3 Auflage Springer Verlag 1964 Neuauflage 2013 ISBN 978 3 7091 8110 2 Definition auf Seite 130 131 Otti Wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Quelle amp Meyer Verlag Heidelberg 3 Auflage 1984 UTB fur Wissenschaft 269 ISBN 3 494 02027 2 Weblinks BearbeitenNamen und Systematik Snytaxonomie und Synsystematik bei FloraWeb Daten und Informationen zu Wildpflanzen und zur Vegetation Deutschlands Herausgegeben vom BfN Bundesamt fur Naturschutz Einzelnachweise Bearbeiten Ladislav Mucina amp Eddy van der Maarel 1989 Twenty years of numerical syntaxonomy Vegetatio 81 1 15 M Chytry M amp L Tichy L 2003 Diagnostic constant and dominant species of vegetation classes and alliances of the Czech Republic A statistical revision Folia Facultatis Scientiarum Naturalium Universitatis Masarykinae Brunensis Biologia 108 1 231 I Jarolimek J Sibik L Tichy J Kliment 2010 Sharpness and Uniqueness of the phytosociological classes of Slovakia Annali die Botanica PDF EuroVeg Checklist Universitat Gottingen Abteilung Vegetationsanalyse amp Phytodiversitat 2018 Memento des Originals vom 15 Marz 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geobotanik uni goettingen de Ladislav Mucina et al 2016 Vegetation of Europe hierarchical floristic classification system of vascular plant bryophyte lichen and algal communities Applied Vegetation Science 19 Supplement 1 3 264 doi 10 1111 avsc 12257 Erwin Rennwald Verzeichnis und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands Schriftenreihe fur Vegetationskunde 35 ISBN 978 3 7843 3505 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klasse Pflanzensoziologie amp oldid 220978836