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Kurt Walter Hanssen 18 Marz 1903 in Lagerdorf 3 Oktober 1945 im Spezialgefangnis Nr 7 Frankfurt an der Oder war ein deutscher Jurist und politischer Funktionar NSDAP Als Generalstaatsanwalt beim Kammergericht in Berlin wahrend der beiden letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs war er der u a an zahlreichen Todesurteilen beteiligt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Fruher Werdegang 1 2 Generalstaatsanwaltschaft beim Kammergericht 1943 bis 1945 1 3 Nachkriegszeit 2 Archivalien 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit Bearbeiten nbsp Lebenslauf von Kurt Walter Hanssen Fruher Werdegang Bearbeiten Hanssen war der alteste Sohn des praktischen Arztes Peter Hanssen Zu Ostern 1910 trat er in die Vorschule ein und zu Ostern 1913 wechselte er in die Hauptanstalt des stadtischen Reform Realgymnasiums in Kiel der heutigen Humboldt Schule Kiel die er zu Ostern 1922 mit dem Abitur verliess Als Schuler gehorte Hanssen 1920 dem Zeitfreiwilligenregiment Kiel an mit dem er im Marz 1920 am Kapp Putsch in Kiel teilnahm Nach dem Schulbesuch studierte Hanssen ab dem Sommersemester 1922 Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften an den Universitaten Hamburg Kiel Sommersemester 1923 und Wintersemester 1923 1924 Munchen Sommersemester 1924 und erneut Kiel Wintersemester 1924 1925 Die erste juristische Staatsprufung bestand er am 22 und 23 Oktober 1925 vor der Prufungskommission beim Oberlandesgericht Kiel mit dem Pradikat gut Anschliessend folgte der juristische Vorbereitungsdienst als Referendar den er bei verschiedenen Gerichten u a dem Oberlandesgericht Kiel absolvierte und mit dem Bestehen der zweiten juristischen Staatsprufung im Mai 1929 abschloss Bereits 1928 wurde er zum Dr jur promoviert Im Mai 1929 kam Hanssen als Gerichtsassessor an das Amts und das Landgericht in Kiel wo er noch im selben Jahr zum Hilfsrichter ernannt wurde Von dort wurde er nach Flensburg versetzt wo er im Juli 1931 zum Landgerichtsrat ernannt wurde Zum 1 Mai 1933 trat Hanssen in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 2 701 996 1 Spater wurde er zudem Mitglied der SS in der er 1940 den Rang eines SS Obersturmbannfuhrers erreichte Im Jahr 1936 verbrachte Hanssen ein Jahr als Schulungswart im Hanns Kerrl Lager fur Justizreferendare in Juterbog Es folgte eine kurze Beschaftigung als Hilfsarbeiter im Reichsjustizministerium Im Jahr 1937 wurde Hanssen in den Stab des Stellvertreters des Fuhrers SdF abgeordnet in dem er bis 1942 tatig war Beim SdF handelte es sich um das 1933 neu geschaffene zentrale Steuerungsorgan zur Fuhrung und Beaufsichtigung des Parteiapparates dessen tagtagliche Leitung Adolf Hitler als Parteivorsitzender der NSDAP kurz nach der Ubernahme der Regierungsvollmacht durch die NSDAP im Fruhjahr 1933 seinem Vertrauensmann Rudolf Hess der seither als Stellvertreter des Fuhrers firmierte ubertragen hatte Im Stab des Stellvertreters des Fuhrers ubernahm Hanssen die Position des personlichen Adjutanten von Martin Bormann der als Stabsfuhrer von Hess dem Fuhrerstellvertreter der zweithochste Mann in dieser Institution war Im Rahmen seiner Tatigkeit in der Hess schen Dienststelle wurde Hanssen im Staatsdienst in den Rang eines Ministerialrats 1 April 1939 und eines Ministerialdirigenten 1 Juni 1941 befordert Wichtiger noch als dieses formale Avancement war dass Hanssen nach dem Urteil Johannes Tuchels eine schnelle und steile Karriere durchlief 1939 heiratete Hanssen mit Genehmigung des Rasse und Siedlungshauptamtes der SS Annemarie Hartung eine Tochter des SA Fuhrers Fritz Hermann Hartung Nach dem Ausscheiden Hess im Mai 1941 wurde der Stab des Stellvertreters des Fuhrers in Partei Kanzlei der NSDAP umbenannt Hanssen kehrte eineinhalb Jahre spater zum 1 Dezember 1942 ins Reichsjustizministerium zuruck in dem ihm die Fuhrung einer Unterabteilung der Strafrechtsabteilung ubertragen wurde In dieser Stellung unterstand er direkt dem Justizminister Otto Thierack der in Personalunion die genannte Abteilung leitete Sein Nachfolger als rechte Hand Bormanns wurde ab Oktober 1942 Hans Muller Generalstaatsanwaltschaft beim Kammergericht 1943 bis 1945 Bearbeiten Auf Empfehlung Thieracks wurde Hanssen im Mai 1943 zum neuen Generalstaatsanwalt beim Kammergericht in Berlin dem damals grossten Gericht Deutschlands ernannt Seine Einfuhrung in dieses Amt erfolgte am 19 Mai 1943 In dieser Eigenschaft war er fur die von der Generalstaatsanwaltschaft wahrend der letzten beiden Kriegsjahre an diesem Gericht durchgefuhrten Anklageerhebungen verantwortlich von denen zahlreiche zu Hinrichtungen der Angeklagten fuhrten Laut der einschlagigen Studie von Johannes Tuchel uber die Urteilspraxis des Kammergerichts wahrend des Krieges tragen die meisten der uberlieferten Anklageschriften vor dem Kammergericht wahrend der letzten Kriegsjahre die Unterschrift von Kurt Walter Hanssen 2 Ausser der Anklageerhebung vor dem Kammergericht die Hanssen in der Praxis nicht selbst vornahm sondern die stellvertretend von Untergebenen besorgt wurde unterstanden die folgenden Haftanstalten der Aufsicht Hanssens Untersuchungshaftanstalt beim Kriminalgericht in Moabit die Haftanstalt Zellengefangnis das Frauengefangnis in der Barnimstrasse das Strafgefangnis Plotzensee das Strafgefangnis Tegel das Zuchthaus Brandenburg an der Havel das Frauenzuchthaus Cottbus das Zuchthaus Luckau das Zuchthaus Sonnenburg und das Strafgefangnis Spandau Seine Sicht auf die Kriminalitat im Kriege machte Hanssen in einem Lagebericht an das Reichsjustizministerium vom 31 Mai 1943 deutlich Offenbar infolge der stets sehr schnell bekannt werdenden Schwierigkeiten an den eingangs erwahnten Fronten aber auch wohl auf Grund der ihnen immer mehr bekannt werdenden Unentbehrlichkeit ihrer Arbeitskraft fur das Reich ist ein standig zunehmendes Frechwerden der auslandischen Arbeitskrafte festzustellen Dies wirkt sich aus in einer Zunahme der Strafverfahren wegen Umgangs mit Kriegsgefangenen vor allem Franzosen die mit deutschen Frauen Geschlechtsverkehr gehabt haben und einer fast alle vertretenen Nationen umfassenden Vermehrung der Strafverfahren wegen Arbeitsvertragsbruch Im Bereich der Staatsanwaltschaft Berlin sind beispielsweise in der Zeit vom 15 Januar 1943 bis 15 Mai 1943 von 51 ergangenen Todesurteilen 26 gegen Auslander erlassen Der Anteil der im Strafgefangnis Tegel einsitzenden Auslander ist auf uber 50 gestiegen Am 6 September 1943 besichtigte Hanssen das in der Nacht vom 3 zum 4 September 1943 schwer beschadigte Strafgefangnis Plotzensee Zweck des Besuches war es festzustellen was mit den uber 300 zum Tode verurteilten Haftlingen der Anstalt zu geschehen sollte insbesondere in Hinblick auf weitere Luftangriffe Hanssen ordnete daraufhin an dass Gnadenverfahren fur Verurteilte des Sondergerichts aufs ausserste beschleunigt werden sollten Zudem sollten die Strafanstalten Brandenburg und Plotzensee Maschinenpistolen erhalten um Fluchten bei weiteren Luftangriffen zu verhindern Hanssen ordnete zudem an dass auf Gefangene die im Falle eines Angriffs die leiseste Miene machten sich zu entfernen geschossen werden sollte In den folgenden Tagen wurden mehr als 250 Personen an dem Ende 1942 errichteten Galgen in Plotzensee durch Erhangen hingerichtet darunter auch viele vom Sondergericht Berlin Verurteilte deren Gnadenverfahren von Hanssen aufs ausserste beschleunigt worden waren Es waren sogar einige Personen unter den Hingerichteten deren Gnadenverfahren noch nicht abgeschlossen war Anfang 1945 hatte Hanssen seine Dienstwohnung im Zuchthaus Sonnenburg da seine Berliner Wohnung ausgebombt worden war Am Abend des 30 Januar 1945 liess Hanssen aufgrund des Anruckens der Roten Armee auf Sonnenburg die Gefangenen von Sonnenburg in zwei Gruppen einteilen Rund 150 Gefangene die vom Anstaltsleiter und dem Gestapo Kommandofuhrer als brauchbare Elemente eingestuft wurden wurden auf einen Treck geschickt der in der Nacht vom 31 Januar aufbrach und Mitte Februar Coswig erreichte wo sie in das Haftlager Elbelager in Griebo gebracht wurden Die ubrigen Gefangenen wurden systematisch im Zuchthaus Sonnenburg exekutiert Am 2 Februar 1945 fand die Rote Armee hier mindestens 753 Tote vor Vier Gefangene hatten das Massaker uberlebt Am 22 Februar 1945 wurde Hanssen vom Reichsverteidigungskommissar fur den Reichsverteidigungsbezirk Mark Brandenburg als Anklagevertreter in das neuerrichtete Standgericht Potsdam berufen Nachkriegszeit Bearbeiten Am 11 Mai 1945 wurde Hanssen im Gebaude des Kammergerichts von sowjetischen Truppen festgenommen Aufgrund seiner Tatigkeit als Generalstaatsanwalt wurde er vor dem Sowjetischen Militartribunal der 16 Luftarmee angeklagt und am 17 Juli 1945 aufgrund von Ukas 43 wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt Hanssen starb am 3 Oktober 1945 vor der Vollstreckung des gegen ihn ergangenen Todesurteils im Spezialgefangnis Nr 7 des NKWD in Frankfurt an der Oder Archivalien BearbeitenBundesarchiv Berlin R 3001 58943 bis 58946 Personalakten Hanssen aus dem Bestand des ReichsjustizministeriumsSchriften BearbeitenDer Begriff Urkunde im amtlichen Entwurf eines allgemeinen deutschen Strafgesetzbuches Breslau 1928 Nachdruck 1977 Dissertation Literatur BearbeitenAkten der Partei Kanzlei der NSDAP Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bestandes herausgegeben vom Institut fur Zeitgeschichte Munchen 1983 Vorgang 103 17750 Peter Longerich Hitlers Stellvertreter Fuhrung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Hess und die Parteikanzlei Bormann Saur Munchen u a 1992 ISBN 3 598 11081 2 S 120 Johannes Tuchel und ihrer aller wartete der Strick Das Zellengefangnis Lehrter Strasse 3 nach dem 20 Juli 1944 Lukas Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86732 178 5 S 188ff Johannes Tuchel Die Todesurteile des Kammergerichts 1943 bis 1945 Eine Dokumentation Lukas Verlag Berlin 2016 ISBN 978 3 86732 229 4 S 42 47 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Andreas Weigelt Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2015 ISBN 978 3 525 36968 5 Kurzbiographien auf beiliegender CD dort S 222 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurt Walter Hanssen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 13490969 Tuchel S 42 Normdaten Person GND 105539429X lobid OGND AKS VIAF 309687615 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hanssen Kurt WalterALTERNATIVNAMEN Hanssen Kurt WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und politischer Funktionar NSDAP GEBURTSDATUM 18 Marz 1903GEBURTSORT LagerdorfSTERBEDATUM 3 Oktober 1945STERBEORT Spezialgefangnis Nr 7 Frankfurt an der Oder Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Walter Hanssen amp oldid 236870627