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Dieser Artikel behandelt den Verfassungskonflikt um die preussische Heeresreform 1859 1866 Fur die preussische Heeresreform 1807 1813 siehe Preussische Heeresreform Der preussische Verfassungskonflikt auch preussischer Budgetkonflikt oder Heereskonflikt genannt war der Konflikt um eine Heeresreform und die Machtaufteilung zwischen Konig und Parlament in den Jahren 1859 bis 1866 im Preussischen Staat Wahrend des Konflikts stand Konig Wilhelm I dem von Liberalen dominierten Abgeordnetenhaus gegenuber das ihm unter anderem die zur Reorganisation der preussischen Armee und der Landwehr notwendigen Mittel verweigerte Auf dem Hohepunkt des Konflikts loste der Konig am 11 Marz 1862 das erst Anfang Dezember 1861 gewahlte und seit Mitte Januar 1862 zusammengetretene Parlament auf nachdem dieses den Beschluss gefasst hatte die provisorische Finanzierung der Militarreformen zu beenden Sieben Tage spater entliess er die liberalen Mitglieder des Ministeriums und setzte eine neue konservative Regierung unter Adolf zu Hohenlohe Ingelfingen ein Im Mai ging die liberale Deutsche Fortschrittspartei wieder als klarer Sieger aus den Wahlen hervor Im September 1862 scheiterte ein moglicher Ausweg aus dem Patt zwischen Krone und Parlament erneut worauf Wilhelm I die Abdankung zugunsten seines Sohnes erwog Am 22 September 1862 beauftragte Wilhelm I schliesslich Otto von Bismarck mit der Ubernahme der Regierung Der neue Ministerprasident loste den Konflikt dadurch dass er eine Lucke in der damaligen preussischen Verfassung feststellte sogenannte Luckentheorie Die Verfassung schreibe nicht vor was bei Uneinigkeit zwischen Kabinett und Parlament passieren solle so konne der Konig seinen Willen durchsetzen Das eigentliche politische Ende erlebte der Konflikt 1866 1867 damit dass die Rechten der Liberalen eine neue Partei grundeten und die Indemnitatsvorlage Bismarcks die sein Vorgehen entschuldigte annahmen Inhaltsverzeichnis 1 Heeresreform 1 1 Motive 1 2 Verlauf 2 Bismarck und die Luckentheorie 3 Indemnitatsvorlage Indemnitatserklarung und Septennat 4 Auswirkungen auf das Verhaltnis zwischen Wilhelm I und dem preussischen Kronprinzen 4 1 Abdankungserwagungen 4 2 Die Pressordonanz und die Danziger Episode 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHeeresreform Bearbeiten nbsp Albrecht von Roon preussischer KriegsministerMotive Bearbeiten Bei dem Verfassungskonflikt ging es vordergrundig um die Fortsetzung der Reorganisation der preussischen Armee Im Jahr 1860 war Preussen zwar von keiner konkreten aussenpolitischen Krise betroffen doch hatte der 1859 ausgebrochene Sardinische Krieg gezeigt wie schnell es zu einer solchen militarischen Eskalation kommen konnte Im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung verfugte Preussen im Vergleich zu den Grossmachten Frankreich Osterreich und Russland nur uber begrenzte Ressourcen an Wehrpflichtigen Die Kompensierung der zahlenmassigen Unterlegenheit stellte das Hauptmotiv der Heeresreform dar 1 Dem Versuch der Heeresreform die als politisch illoyal geltende Landwehr aus der Armee zu drangen wird in der heutigen Forschung dagegen nur noch wenig Bedeutung zugeschrieben Tatsachlich ist keine Denkschrift von Wilhelm I bekannt die einen Ausschluss der Landwehr vorsah Zu vielen anderen wichtigen Themen der Heeresreform bezog der Regent und spatere Konig dagegen ausfuhrlich Stellung Dass die Landwehr nicht vollstandig aufgelost wurde zeigt sich auch darin dass in den Einigungskriegen auch auf Krafte der Landwehr zuruckgegriffen wurde 2 Man versprach sich von dieser Reform einen besseren Ausbildungsstand der Truppe und mehr Wehrgerechtigkeit Damit sollte nicht nur die Militarmacht Preussen wiederhergestellt werden sondern der Konig wollte auch nach der Revolution von 1848 seine Position sichern Verlauf Bearbeiten Der preussische Regent Wilhelm und sein Kriegsminister Albrecht Graf von Roon hatten 1860 einen Plan zu der fur militarisch notig erachteten Reorganisation des Heeres vorgelegt Zuvor hatte das Heer mit 150 000 Mann immer noch die gleiche Starke wie 1815 die Einwohnerzahl Preussens hatte sich inzwischen jedoch fast verdoppelt Der Plan des Konigs sah vor statt bisher 40 000 jahrlich 65 000 Rekruten einzuziehen was etwa einem Drittel der Wehrpflichtigen entsprach Die Zahl der aktiven Regimenter sollte zugleich um 39 Infanterie und 10 Kavallerie Regimenter erhoht werden Das Friedensheer kam damit auf 200 000 statt bisher 145 000 Mann Die aktive Dienstzeit die nach dem Gesetz drei Jahre betrug und die man zuvor stillschweigend auf zwei Jahre begrenzt hatte sollte auf den alten Stand erhoht werden Das preussische Abgeordnetenhaus das als Mitinhaber des Budgetrechts auch uber den Militaretat entscheidungsbefugt war wollte dagegen die allgemeine Wehrpflicht auf zwei Jahre begrenzen die Schwachung der Landwehr verhindern und die fur die Reform zu bewilligenden Gelder im ersten Budgetjahr von neun auf zwei Millionen Taler verringern Dennoch bewilligte das Abgeordnetenhaus fur das erste Jahr dieser Reform neun Millionen Taler provisorisch Im nachsten Jahr verlangte der Konig fur die Heeresreform weitere funf Millionen Taler und erhielt sie vom Abgeordnetenhaus wiederum provisorisch bewilligt Vor der Neuwahl des Abgeordnetenhauses im Dezember 1861 spaltete sich ein Teil der altliberalen Partei als Fortschrittspartei ab Die Fortschrittler setzten sich fur die Verkurzung der Wehrpflicht und die Erhaltung der Landwehr ein Daruber hinaus wollten die Fortschrittler die Machtverteilung in Preussen zugunsten des Abgeordnetenhauses andern Um Zugriff auf die Einzelheiten der Heeresreform zu erhalten brachten sie einen Antrag auf Detaillierung des Haushaltsentwurfs ein Sie erreichten damit aber nicht ein Nachgeben des Konigs sondern lediglich den Rucktritt des als liberal geltenden Kabinetts der Neuen Ara Nach einer Auflosung des Abgeordnetenhauses und Neuwahlen wurden die Fortschrittler starker Sie verfugten jetzt uber eine Zweidrittelmehrheit im Abgeordnetenhaus Dem neuen Abgeordnetenhaus legte Ministerprasident von Hohenlohe einen Etatentwurf vor der auf einen zuvor erhobenen Steuerzuschlag verzichtete weil dank einer Grundsteuererhohung und des wachsenden Wohlstands das allgemeine Steueraufkommen gestiegen sei Ausserdem wurde auf Wunsch der Kammer der Entwurf eines Gesetzes uber die militarische Dienstpflicht eingebracht Dagegen verlangten die Abgeordneten der Fortschrittspartei nicht nur die Begrenzung der Dienstpflicht auf zwei Jahre sondern weiterhin die Auflosung aller Regimenter die im Zuge der Heeresreform neu aufgestellt worden waren Ein Kompromissvorschlag des Kriegsministers von Roon der bei zweijahriger Dienstzeit pro Kompanie 20 Berufssoldaten auf Kosten einer neu einzufuhrenden Wehrersatzsteuer einstellen wollte wurde sowohl vom Konig als auch von der Kammer abgelehnt welche die beantragten sechs Millionen Taler fur die Heeresverstarkung fur das Jahr 1862 ablehnte Konig Wilhelm hatte die Heeresreform u a zur Starkung der Krone und des Adels betrieben der das Offizierskorps bildete Das Abgeordnetenhaus dagegen wollte mit seiner Haushaltsblockade die Macht des Parlaments ausweiten und die burgerwehrartige Landwehr als Ruckgrat der preussischen Streitkrafte erhalten Dabei waren die Fortschrittler bereit den gesamten Etat zu verweigern auch in seinen militarfremden Teilen Die Bevolkerung ignorierte den Verfassungskonflikt weitgehend Bismarck und die Luckentheorie Bearbeiten Hauptartikel Ernennung Otto von Bismarcks zum preussischen Ministerprasidenten nbsp Otto von Bismarck seit 1862 preussischer MinisterprasidentDa kein Kompromiss in Sicht war plante Konig Wilhelm I bereits seine Abdankung zu Gunsten seines Sohnes Friedrich Wilhelm Kriegsminister Roon empfahl jedoch Otto von Bismarck den preussischen Gesandten in Paris zum Ministerprasidenten zu berufen Der Konig ging darauf ein wenn auch ungern und ernannte ihn am 23 September 1862 zum preussischen Ministerprasidenten und kurz darauf auch zum Aussenminister Bismarck versuchte zunachst in diesem Machtkampf zwischen Parlamentsgewalt und Krongewalt durch Verhandlungen zu vermitteln Er loste den Konflikt durch das Aufstellen folgender Frage Wie sollte ein derartiger Verfassungskonflikt zwischen Monarch und Parlament entschieden werden Da die preussische Verfassung darauf keine Antwort gab legte Bismarck dies als Lucke in der Verfassung aus In diesem Fall schloss er daraus dass in verfassungsrechtlich ungeklarten Fallen im Zweifel derjenige die Machtbefugnis innehatte der sich mit Hilfe des Militars durchsetzen konnte in diesem Fall der Monarch Dieses Vorgehen ging als die Luckentheorie mit der Bismarck das Parlament bezwang in die Geschichte ein Indemnitatsvorlage Indemnitatserklarung und Septennat Bearbeiten nbsp Rudolf von Bennigsen nationalliberaler Politiker der die Indemnitatsvorlage annahmWegen seiner rucksichtslos erscheinenden konigstreuen Politik wurde Bismarck von vielen Intellektuellen angefeindet Man hielt ihm nicht zugute dass er zunachst versucht hatte die Fortschrittspartei durch Verhandlungen zu einem Kompromiss zu bewegen Bismarck sah sich gehalten einige hundert Beleidigungsprozesse zu fuhren Zwar obsiegte er in der Regel aber die geringe Hohe der den Verurteilten auferlegten Bussen entmutigte die Verleumder nicht Die preussischen Richter setzten die Bussgelder oft mit der Begrundung auf 10 Taler herab der Ministerprasident habe tatsachlich Unrecht getan und sich damit berechtigter Polemik ausgesetzt Die Beleidigungen in der Presse unterblieben erst als nach franzosischem Vorbild eine Verordnung erlassen wurde wonach Zeitungen nach zweimaliger Warnung verboten werden konnten wenn sie durch einzelne Artikel oder durch ihre Gesamthaltung die offentliche Wohlfahrt gefahrdeten Die Oppositionspresse stellte daraufhin die Kritik an der Regierung ein Bismarck regierte nach der Ablehnung des Militarhaushalts durch die Liberalen ohne Budget fuhrte die Heeresreform durch und lenkte durch seine Aussenpolitik vom Konflikt ab Seiner Meinung nach wurden die Fragen dieser Zeit nicht durch Reden und Majoritatsbeschlusse sondern durch Eisen und Blut gelost Bei den nachsten Wahlen 1863 erreichten die Liberalen zwei Drittel der Stimmen Sie versuchten nicht die Regierung zu sturzen was aufgrund der fehlenden Massenbasis ohnehin nicht moglich gewesen ware sondern kooperierten mit ihr zum Beispiel in der Wirtschaftspolitik Bismarck startete die Reichsgrundung von oben und mit Hilfe des durch die Reform in seiner Kampfkraft verstarkten modernen Heeres Durch seine Bemuhungen um die deutsche Einheit konnte Bismarck Liberale gewinnen denen die nationale Einheit wichtiger als Freiheit und Demokratie war Den Verfassungskonflikt loste Bismarck endgultig mit seinem Versohnungsangebot an die Liberalen nach dem Sieg im Deutsch Danischen Krieg und 1866 im Deutschen Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland In der Indemnitatsvorlage sollte das Parlament nachtraglich den Haushalt der vergangenen Jahre legalisieren Im Gegenzug wurde den Abgeordneten ein deutscher Nationalstaat der durch Bismarcks Politik ein Stuck naher gekommen war in Aussicht gestellt Die Indemnitatsvorlage wurde am 3 September 1866 mit 230 zu 75 Stimmen angenommen der Verfassungskonflikt war damit beendet Als Folge dieser Entscheidung spaltete sich eine neue Partei die Nationalliberale Partei von der Fortschrittspartei ab Diese neue Partei unterstutzte Bismarck in seiner nationalen Politik wohingegen die alte Partei weiterhin in scharfer Opposition zum Ministerprasidenten blieb Da Bismarck sich auch in der Folgezeit seinen Haushalt durch das Parlament bestatigen lassen musste kam es zu weiteren Konflikten dieser Art Im Jahre 1866 wollte Bismarck deshalb ein so genanntes Septennat verabschieden wobei er uber sieben Jahre hinweg das Parlament in Bezug auf das Heer nicht mehr hatte befragen mussen Dieses Septennat wurde nach Auflosung des Parlaments und anschliessenden Neuwahlen 1867 von den Nationalliberalen und Konservativen im Parlament verabschiedet Auswirkungen auf das Verhaltnis zwischen Wilhelm I und dem preussischen Kronprinzen BearbeitenAbdankungserwagungen Bearbeiten nbsp Der spatere preussische Kronprinz Portrat von Franz Xaver Winterhalter 1857 nbsp Die preussische Kronprinzessin Victoria 1867 Gemalde von Franz Xaver WinterhalterDer preussische Verfassungskonflikt fuhrte dazu dass die politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen Wilhelm I und seinem Sohn und Thronnachfolger Friedrich Wilhelm offen zu Tage traten und letztlich dazu fuhrte dass das Kronprinzenehepaar am preussischen Hof zunehmend politisch isoliert wurde 3 Der preussische Kronprinz Friedrich Wilhelm war wie sein Vater davon uberzeugt dass das preussische Militar gestarkt werden musste vertrat jedoch in der Summe liberalere Ansichten Er bat bereits im Vorfeld der Dezemberwahlen 1861 seinen Vater in einem Brief das Ministerium nicht durch ein konservativeres zu ersetzen um den Vorwurf zu vermeiden er kehre zu einer reaktionaren Politik zuruck 4 Wilhelm I fuhlte sich von seinem Sohn verraten nicht zuletzt auch weil demokratische Zeitungen den Kronprinz als Freund ihrer politischen Ideen und als Gegner des Konigs darstellen Am 18 Marz 1862 beschuldigte Wilhelm I seinen Sohn unter anderem im Beisein des Ministers Alexander von Schleinitz mit den entlassenen Ministern unter einer Decke zu stecken und warf ihm anschliessend in einem Gesprach unter vier Augen Illoyalitat vor 5 Als der Konflikt im Verlauf des Jahres 1862 weiter eskalierte und Wilhelm I seine Abdankung erwog riet Kronprinzessin Victoria ihrem Mann eindringlich das Abdankungsangebot seines Vaters anzunehmen Wenn der Konig sieht er konne nicht die notwendigen Schritte tun um Ordnung und Vertrauen im Lande wiederherzustellen ohne gegen sein Gewissen zu handeln finde ich es weise und ehrlich es anderen zu uberlassen die diese Pflichten ubernehmen konnen ohne ihr Gewissen zu belasten Ich sehe keinen Ausweg und meine Du musstest dem Lande dieses Opfer bringen Kronprinzessin Victoria an Kronprinz Friedrich Wilhelm 6 Kronprinz Friedrich Wilhelm lehnte dies letztlich ab Ein Monarch der wegen einer Entscheidung eines Parlaments abdanke wurde in seinen Augen einen bisher einmaligen Prazedenzfall schaffen und die Herrschaft der nachfolgenden Monarchen erheblich erschweren Seine Weigerung die Abdankung seines Vaters zu seinen Gunsten anzunehmen entsprach ausserdem seinem Verstandnis seinen Pflichten als Sohn und Angehoriger des Hauses Hohenzollern nachkommen zu mussen 7 Letztlich war es jedoch Otto von Bismarck der Wilhelm I davon abhielt seine Krone aufzugeben Die Pressordonanz und die Danziger Episode Bearbeiten Kronprinz Friedrich Wilhelm behielt seine kritische Einstellung gegenuber dem Kurs der koniglichen Regierung allerdings bei Als er nach einer langeren Reise nach Preussen zuruckkehrte versuchte er sich dem Vater gegenuber loyal zu verhalten indem er sich jeglicher Ausserung zur Politik enthielt Es kam jedoch zu einem erneuten Konflikt zwischen Konig und Kronprinz als die Regierung durch Erlasse die Pressefreiheit verfassungswidrig weiter einschrankte Anzeichen fur einen solchen Schritt der koniglichen Regierung gab es bereits im Mai 1863 was der Kronprinz zum Anlass nahm den Vater vorsichtig vor verfassungswidrigen Schritten zu warnen Du weisst es lieber Papa wie ich mit ganzer Seele an Dir hange wie es keinen Menschen auf der Welt gibt der Dir treuer ergeben ist als ich und wie Deine Wunsche immer Befehle fur mich sind Als Dein Sohn wirst Du von mir erwarten dass ich immer offen und ehrlich gegen Dich sei aber wie durfte ich schweigen wenn ich Dein Gluck Dein Ansehen Deine von Gott verliehene Stellung die ja eins sind mit dem Gluck Deines Landes Deiner Kinder und Enkel bedroht sehe Kronprinz Friedrich Wilhelm an Wilhelm I 8 Wilhelm I forderte als Antwort darauf von seinem Sohn dass er sich gegen die Opposition ausspreche und die Konservativen unterstutze Gleichzeitig erliess er am 1 Juni die sogenannte Pressordonanz eine auf dubiosen gesetzlichen Grundlagen stehende Notverordnung die die verfassungsmassig garantierte Pressefreiheit einschrankte Der Kronprinz war sich bewusst dass jegliche offentliche Ausserung zu dieser Pressordonanz von seinem Vater als Subordination begriffen werden wurde Er informierte ihn aber trotzdem am 4 Juni 1863 uber seine entschiedene Ablehnung gegen diesen Erlass und Kronprinz Friedrich Wilhelm kritisierte wahrend einer Reise nach Danzig offentlich mit wenigen und sehr zuruckhaltenden Worten diese weitreichenden Einschrankungen der Pressefreiheit Die Reaktion auf diese vorsichtige Kritik war heftig Konig Wilhelm I beschuldigte seinen Sohn des Ungehorsams und drohte ihn von seinen Funktionen innerhalb der preussischen Armee zu entbinden und vom Kronrat auszuschliessen Der reaktionare jungere Bruder Wilhelms I Prinz Carl von Preussen sowie General Manteuffel sprachen sich sogar dafur aus den Kronprinzen vor ein Kriegsgericht zu stellen 9 Der Kronprinz teilte wenig spater seinem Vater mit er fuhle sich von seinem Gewissen gezwungen bei seiner Haltung zu bleiben betonte aber dass er sich nicht mehr offentlich aussern wurde und auch willens sei sich von seinen militarischen Amtern zuruckzuziehen 10 Wilhelm I nahm dieses Angebot nicht an Im August kam es zwischen Vater und Sohn zu zwei langen Unterredungen die aber keine Annaherung brachte Im September bat der Kronprinz darum von der Teilnahme an den Ministerratssitzungen entbunden zu werden weil er das Gefuhl habe durch seine blosse Anwesenheit bei diesen mit den Massnahmen in Verbindung gebracht zu werden Dies wiederholte er im November 1863 ohne dass dies Wirkung zeigte Im Januar 1864 kam es zu einer erneuten Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn Unmittelbarer Anlass war dass Wilhelm I seinen Sohn anwies Regierungsinterna nicht mehr mit der Kronprinzessin zu besprechen die als die treibende liberale Kraft hinter dem Kronprinzen gesehen wurde Bei diesem Gesprach das der Kronprinz anschliessend als heftig bezeichnete hatte Wilhelm I seinem Sohn unter anderem vorgeworfen ein Mann der Opposition zu sein dessen Tun man im Auge behalten musse Friedrich Wilhelms Biograf Frank Lorenz Muller weist darauf hin dass diese Einstellung Wilhelms seine gesamte verbleibende Regierungszeit die fast ein Vierteljahrhundert betrug pragte 11 Quellen BearbeitenAmtliche stenographische Berichte der Verhandlungen des Preussischen Abgeordnetenhauses uber den Militairetat Separat Ausgabe Berlin 1862 Digitalisat Literatur BearbeitenGerhard Eisfeld Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858 1870 Studie zu den Organisationen und Programmen der Liberalen und Demokraten Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1969 Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich Ebert Stiftung Reihe B Historisch politische Schriften Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos Siedler Munchen 2013 ISBN 978 3 8275 0017 5 Jurgen Schlumbohm Hrsg Der Verfassungskonflikt in Preussen 1862 1866 Historische Texte Neuzeit Bd 10 Gottingen 1970 Dierk Walter Preussische Heeresreformen 1807 1870 militarische Innovation und der Mythos der Roonschen Reform Paderborn 2003Weblinks BearbeitenThomas Raithel Der preussische Verfassungskonflikt 1862 1866 und die franzosische Krise von 1877 als Schlusselperioden der Parlamentarismusgeschichte Themenportal Europaische Geschichte 2007 Rolf Helfert Einheit Freiheit Militarreform Der preussische Heeres und VerfassungskonfliktEinzelnachweise Bearbeiten Guntram Schulze Wegener Wilhelm I Deutscher Kaiser Konig von Preussen Nationaler Mythos Mittler Berlin 2015 S 277 Guntram Schulze Wegener Wilhelm I Deutscher Kaiser Konig von Preussen Nationaler Mythos Mittler Berlin 2015 S 276 Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos S 32 Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos S 33 Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos S 33 und S 34 Franz Herre Kaiserin Friedrich Victoria eine Englanderin in Deutschland Hohenheim Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 89850 142 6 S 92 Patricia Kolander Frederick III Germany s Liberal Emperor Greenwood Press Westport 1995 ISBN 0 313 29483 6 S 25 45 zitiert nach Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos S 35 und S 36 Patricia Kolander Frederick III Germany s Liberal Emperor Greenwood Press Westport 1995 ISBN 0 313 29483 6 S 25 45 S 38 42 Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos S 37 Frank Lorenz Muller Der 99 Tage Kaiser Friedrich III von Preussen Prinz Monarch Mythos S 39 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Preussischer Verfassungskonflikt amp oldid 232212444