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C 1577 V1 ist ein Komet der um den Jahreswechsel 1577 1578 auch am Tage mit dem blossen Auge gesehen werden konnte Er wird aufgrund seiner ausserordentlichen Helligkeit zu den Grossen Kometen gezahlt KometC 1577 V1Eigenschaften des Orbits Animation Epoche 27 Oktober 1577 JD 2 297 356 948 Orbittyp nicht periodischNumerische Exzentrizitat 1 0Perihel 0 178 AENeigung der Bahnebene 104 9 Periheldurchgang 27 Oktober 1577Bahngeschwindigkeit im Perihel 100 km sGeschichteEntdeckerDatum der Entdeckung 2 November 1577Altere Bezeichnung 1577 IQuelle Wenn nicht einzeln anders angegeben stammen die Daten von JPL Small Body Database Browser Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten Der Komet spielt in der Geschichte der Kometenforschung eine bedeutende Rolle da fur ihn zum ersten Mal schlussig bewiesen wurde dass er sich ausserhalb der Erdatmosphare befand Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beobachtung 2 Aberglaube 3 Wissenschaftliche Auswertung 4 Umlaufbahn 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntdeckung und Beobachtung BearbeitenDie Entdeckung des Kometen lasst sich nicht genau festlegen Von vielen zeitgenossischen und spateren Astronomen gibt es Berichte aus zweiter Hand die schwer mit anderen Berichten abzusichern sind Wahrscheinlich wurde der Komet aber zuerst am Abend des 1 November Ortszeit in Mittelamerika gesehen was mexikanische Texte belegen 1 2 Andere Belege aus Mexiko sprechen von Sichtungen am Abend des 4 und 6 November Ortszeit Auch ein japanischer Text berichtet von der Sichtung eines Kometen am 8 November Er hatte einen Schweif von 50 Lange und war so hell wie der Mond Der Komet konnte dort angeblich bis zur zweiten Februarhalfte des folgenden Jahres gesehen werden diese Angabe ist aber im Vergleich mit den anderen Beobachtungen zweifelhaft nbsp Der Grosse Komet uber Prag 12 November 1577Der danische Astronom Tycho Brahe berichtete ausfuhrlich uber seine eigenen Beobachtungen des Kometen und die von anderen europaischen Beobachtern Er schrieb dass am 9 November ein Komet von Seefahrern auf der Ostsee gesehen wurde Am 10 November sah ihn Bartholomaus Scultetus in Gorlitz der ihn beschrieb als eine grosse leuchtende Kugel die Feuer spuckte und in Rauch endete Der slowakische Lehrer und Astronom Jakub Pribicer 1539 1582 in Banska Bystrica sah ihn am selben Tag im Sternbild Steinbock 3 Brahe fasste mehrere Beobachtungen vom 11 November zusammen indem er ihn beschrieb als einen Kometen mit einem sehr langen und gekrummten Schweif von dunkler rotlicher Farbe wie eine Flamme die durch Rauch dringt Am selben Tag wurde der Komet auch von dem danischen Professor Jorgen Dybvad und von Georg Busch in Erfurt gesehen Am folgenden Tag sah ihn Michael Mastlin in Tubingen der von einem 30 langen Schweif berichtete und Andreas Nolthius in Einbeck Brahe selbst sah den Kometen erstmals am 13 November Er war mit einem Netz Fische fangen und schaute westwarts uber das Meer Er schrieb Ich erblickte in dieser Richtung einen bestimmten hellen Stern der so deutlich wie Venus erschien wenn sie in Erdnahe ist und vor Sonnenuntergang oder nach Sonnenaufgang beobachtet wird Die Strahlen oder der Haarschopf des Sterns waren noch nicht sichtbar da die Sonne immer noch uber dem Horizont die schwache Helligkeit seiner Strahlen vollig ausloschte Nach Sonnenuntergang konnte er dann den fast 22 langen und 2 5 breiten Schweif aus roten Strahlen erkennen An diesem Abend sah ihn auch Thaddaeus Hagecius in Prag und am nachsten Tag Helisaus Roslin in Deutschland und der Stadtarzt Nicolas Bazel auch genannt Petrus Baselius in Bergues bei Dunkerque 4 Tycho Brahe unternahm wahrend des ganzen Novembers Positionsbestimmungen des Kometen dem auch Positionen durch Bazel und Valentin Steinmetz berichtet wurden Er sammelte spater auch die Beobachtungen des Landgrafen Wilhelm IV von Hessen Kassel der den Kometen an 12 Nachten vom 11 November bis 30 Dezember beobachtete und seine Positionen unter Verwendung einer genauen Uhr von Jost Burgi vermass 5 Am 28 November berichtete Cornelis Gemma aus Lowen von zwei Schweifen Die Chinesen uberlieferten ihre erste Sichtung am 14 November Sie berichteten dass der Komet fur einen Monat bis Mitte Dezember zu sehen war Ahnliche Berichte gibt es aus Korea Im Osmanischen Reich wurde der Komet von Taqiy ad Din dem Hofastronomen von Sultan Murad III in seinem Observatorium in Istanbul beobachtet 6 Im Dezember nahm die Helligkeit des Kometen ab Am 1 Dezember gab Hagecius noch eine Schweiflange von 7 an Nolthius beobachtete ihn bis Ende des Monats Im Januar ging die Zahl der Beobachtungen dann stark zuruck Mastlin konnte ihn noch am 8 Januar sehen aber nicht mehr am 14 Brahe konnte den Kometen am 13 Januar kaum noch mit seinen Instrumenten beobachten und sah ihn am 26 Januar zum letzten Mal 7 8 9 2 Aberglaube BearbeitenNach seiner Sichtung des Kometen verfasste Jorgen Dybvad ein Pamphlet uber den schrecklichen grossen Kometen in dem er beschrieb wie grosse Veranderungen in Politik und Wetter auf Kometen folgen 7 Der Komet von 1577 wurde spater insbesondere verantwortlich gemacht fur die Kampfe im Achtzigjahrigen und im Livlandischen Krieg sowie Sebastians Feldzug nach Marokko 10 Wissenschaftliche Auswertung Bearbeiten nbsp Skizzen von BraheIm Werk Tychonis Brahe Dani Opera omnea sind die Schlussfolgerungen enthalten die Brahe aus seinen Beobachtungen zog Er behauptete dass der Kometenschweif durch die Strahlen der Sonne hervorgerufen wurde die durch den Kometenkorper hindurchscheinen und der dadurch immer von der Sonne wegzeigt Damit widersprach er der lange Zeit vorherrschenden Meinung von Aristoteles dass Kometen Feuererscheinungen in der Erdatmosphare seien und dass im Reich der Planeten nichts Neues entstehen konne 11 Er versuchte genaue Messungen der Parallaxe des Kometen vorzunehmen und kam zu dem Schluss dass der Komet mindestens 230 Erdradien entfernt gewesen sei Aus Messungen des Durchmessers der Koma in Verbindung mit dem Abstand von der Erde schloss er dass der Durchmesser des Kometen des Durchmessers der Erde betrug wahrend der Schweif 70 000 deutsche Meilen etwa 500 000 km lang gewesen sei Er fertigte auch Skizzen an die noch auf einem geozentrischen Weltbild basierten und fand dass ihn seine Bahn nahe zum Planeten Venus gefuhrt haben musste Hagecius Scultetus Nolthius und Busch hatten eine andere Meinung und sahen den Kometen naher an der Erde als den Mond aber Mastlin Gemma und Roslin stimmten mit Brahe uberein dass der Komet weiter entfernt sei als der Mond Mastlin und Brahe hielten den Kometen fur ein vorubergehendes Objekt das schliesslich aus dem Sichtbereich verschwand wahrend Jeremia Horrocks aus England den Ursprung des Kometen in der Sonne sah wohin er auch wieder zuruckfallen wurde 7 Fur den Kometen wurden durch Edmond Halley 1 und F M Woldstedt parabolische Bahnen berechnet In neuerer Zeit bestimmte D W E Green Bahnelemente aus 77 Beobachtungen des Kometen uber 77 Tage die eine bessere Ubereinstimmung mit den Beobachtungen liefern als die von Woldstedt 5 Umlaufbahn BearbeitenFur den Kometen konnte aus 24 Beobachtungen uber 74 Tage durch Woldstedt eine unsichere parabolische Umlaufbahn bestimmt werden die um rund 105 gegen die Ekliptik geneigt ist 12 Seine Bahn steht damit steil angestellt zu den Bahnebenen der Planeten er durchlauft seine Bahn gegenlaufig retrograd zu ihnen Die folgenden Angaben beruhen auf den verbesserten Bahnelementen von Green Im sonnennachsten Punkt der Bahn Perihel den der Komet am 27 Oktober 1577 durchlaufen hat befand er sich mit etwa 27 1 Mio km Sonnenabstand weit innerhalb der Umlaufbahn des Merkur Am 5 Oktober erreichte er mit etwa 5 AE den geringsten Abstand zum Jupiter Am 29 Oktober naherte er sich der Venus bis auf etwa 103 Mio km am 8 November passierte er den Merkur in etwa 28 Mio km Abstand und am 10 November kam er der Erde bis auf etwa 93 Mio km 0 62 AE nahe 13 Die Bahnexzentrizitat des Kometen wurde beim Durchlaufen des Bereichs der Planeten nicht nennenswert verandert Aufgrund der unsicheren Ausgangsdaten kann keine Aussage daruber getroffen werden ob und gegebenenfalls wann der Komet in das innere Sonnensystem zuruckkehren konnte Siehe auch BearbeitenListe von Kometen Grosser KometLiteratur BearbeitenM V Steinmetz Von dem Cometen welcher im Nouember des 1577 Jars erſtlich erſchinen vnd noch am Himmel zuſehen iſt wie er von Abend vnd Mittag gegen Morgen vnd Mitternacht zu ſeinen fortgang gehabt obſeruirt und beſchriben in Leiptzig Augsburg Magdeburg Leipzig 1577 3 verschiedene Drucke Digitalisat Ausgabe Augsburg D Gruber Fruhneuzeitlicher Wissenswandel Kometenerscheinungen in der Druckpublizistik des Heiligen Romischen Reiches Presse und Geschichte Neue Beitrage 127 edition lumiere Bremen 2020 ISBN 978 3 943245 94 3 C D Hellman The Comet of 1577 Its Place in the History of Astronomy Columbia University Press New York 1944 Reprint 1971 als No 510 in der Reihe Columbia University studies in the social sciences ISBN 0 404 51510 X A Jerratsch Der fruhneuzeitliche Kometendiskurs im Spiegel deutschsprachiger Flugschriften Boethius 71 Franz Steiner Stuttgart 2020 ISBN 978 3 515 12517 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Great Comet of 1577 Album mit Bildern Videos und Audiodateien B Pfeiffer Ein Pfauenschwantz am Himmel Der Einfluss der Kometenbeobachtungen um 1600 Vortrag bei der 5 Fachtagung Geschichte der Astronomie Kassel 1 2 November 2008 Folien Einzelnachweise Bearbeiten a b A G Pingre Cometographie ou Traite historique et theorique des cometes Bd I Imprimerie Royale Paris 1783 S 511 519 PDF 56 49 MB a b Doris Gruber Fruhneuzeitlicher Wissenswandel Kometenerscheinungen in der Druckpublizistik des Heiligen Romischen Reiches 1 Auflage edition lumiere Bremen 2020 ISBN 978 3 943245 94 3 S 173 J Pribicer TRACTATUS DE COMETA QVI SVB FINEM ANNI A NATO CHRISTO 1577 conſpectus eſt Christoph Scultetus Novisolii Banska Bystrica 1578 N Bazel PROGNOSTICON nouum Anni huius calamitoſiſsimi 1578 Cvm deſcriptione Cometae viſi 14 Nouembris anni elapſi Henricus Henricius Antwerpen 1578 PDF 3 0 MB a b D W E Green Assessment of early modern observations of comets and supernovae Focus on pre telescopic European astrometric and physical data Thesis Durham University Durham 2004 PDF 13 5 MB T Heidarzadeh A History of Physical Theories of Comets From Aristotle to Whipple Springer New York 1999 ISBN 1 4020 8322 X S 32 a b c G W Kronk Cometography A Catalog of Comets Volume 1 Ancient 1799 Cambridge University Press Cambridge 1999 ISBN 0 521 58504 X S 317 320 D Seargent The Greatest Comets in History Broom Stars and Celestial Scimitars Springer New York 2009 ISBN 978 0 387 09512 7 S 104 109 doi 10 1007 978 0 387 09513 4 D J Eicher COMETS Visitors from Deep Space Cambridge University Press Cambridge 2013 ISBN 978 1 107 62277 7 S 32 33 doi 10 1017 CBO9781107045255 J J Wagner Herrn Ludwig Lavaters L G Hiſtoriſche Erzehlung vaſt aller der Kometen Welche von der Geburt des Rom Keiſers Auguſti und der Gnadenreichen Geburt unſers Herren und Heilands Jeſu Chriſti an bis auf das 1556 Jahr geſehen worden auss vilerley Geſchichtſchreibern zuſammen getragen Zurich 1681 S 84 85 doi 10 3931 e rara 324 PDF 26 85 MB P Grego Blazing a Ghostly Trail ISON and Great Comets of the Past and Future Springer Cham 2013 ISBN 978 3 319 01774 7 S 54 56 C 1577 V1 in der Small Body Database des Jet Propulsion Laboratory englisch A Vitagliano SOLEX 12 1 Abgerufen am 9 Juli 2020 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title C 1577 V1 amp oldid 234922107