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Das Benediktinerkloster Fischingen Abtei Unserer Lieben Frau bei der heiligen Idda wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich II als bischofliches Eigenkloster gegrundet Es liegt am Oberlauf der Murg im Kanton Thurgau in der Gemeinde Fischingen in der Schweiz Das Kloster sollte Pilgern auf dem Weg von Konstanz nach Einsiedeln Obdach und Zuflucht bieten Im Kloster Fischingen leben sechs Benediktiner Stand 2017 1 Kloster FischingenInneres der KlosterkircheAltar und Sarkophag der Heiligen Idda von Toggenburg in der gleichnamigen Kapelle im Kloster FischingenDie 1705 an die Klosterkirche angebaute Kapelle der Heiligen Idda von Toggenburg Eingang zum Kloster Fischingen mit Wappen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Abte 3 Missbrauchsfalle im Kinderheim St Iddazell 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGegrundet wurde das Kloster kurz vor 1138 durch den Konstanzer Bischof Ulrich II und wurde durch Monche des Konstanzer Klosters Petershausen besiedelt Von Beginn an war Fischingen als Doppelkloster geplant also ein Kloster fur Monche und Nonnen 2 Der Einsiedler Gebino wurde im Jahre 1138 zum ersten Abt von Fischingen geweiht In einer Bauzeit von nur sechs Jahren liess er einen Glockenturm je ein Haus fur Monche und Schwestern sowie eine Herberge errichten Zur Zeit der Hochblute um 1210 zahlte die Abtei gegen 150 Monche und 120 Nonnen Die Vogtei uber das Kloster ubten die Grafen von Toggenburg aus Die heilige Idda von Toggenburg die um 1200 in einer Klause beim Kloster lebte liegt in einer Kapelle neben der Klosterkirche begraben Wahrend der Reformation erlosch das Kloster wahrend mehrerer Jahre da der Abt und die noch verbliebenen vier Monche 1526 zum reformierten Glauben ubertraten 1526 heiratete der aus Zurich stammende Abt Heinrich Stoll offentlich in der Klosterkirche Auch die anderen Bruder heirateten blieben aber mit ihm weiterhin im Kloster wohnen und betatigten sich seelsorgerisch Die Benediktinerabtei wurde jedoch auf Initiative der katholischen Orte der Eidgenossenschaft wieder errichtet Abt Heinrich Stoll wurde von der Schweizer Tagsatzung 1532 abgesetzt und musste das Kloster verlassen Seit 1460 gehorte das Kloster zur gemeinen Herrschaft Thurgau in der Schweizerischen Eidgenossenschaft Die Verwaltung ubernahm kommissarisch einer der Monche Andreas Egli Ihm standen zwei entsandte Priester zur Seite Am 22 Juli 1540 wurde von den sieben Orten katholischen Glaubens der Tagsatzung Markus Schenkli als neuer Abt des Klosters eingesetzt 3 Im 17 und 18 Jahrhundert wurde die Klosteranlage im Barock und Rokokostil umgebaut Von 1685 bis 1687 wurde eine neue Abteikirche errichtet 1705 eine der heiligen Idda geweihte Kapelle Von 1753 bis 1761 wurde ein Teil der Konventgebaude nach Planen von Johann Michael Beer von Bildstein neu errichtet 4 Auftraggeber war Abt Nikolaus Degen aus dem Schwyzer Lachen Dabei kam es immer wieder zu Streitigkeiten und Spannungen zwischen dem Architekten und dem Abt die sogar vor der Tagsatzung in Frauenfeld behandelt wurden Der Abt kritisierte die mangelhafte Bauausfuhrung der Architekt die Bauunterbrechungen aufgrund finanzieller Probleme Der Architekt wollte weiterbauen und drohte mit einer Entschadigungsklage Die Streitigkeiten zogen sich bis 1775 hin Auf der Tagsatzung in Frauenfeld kam es dann 1775 zu einem Vergleich zwischen Abt und Architekt Michael Beer verzichtete gegen eine Abfindung auf eine Fertigstellung des Bauwerks und weitere Forderungen Zudem war er mit dem Ausbau der St Galler Stiftskirche beschaftigt Der geplante Westflugel wurde nie begonnen 1776 resignierte der Abt und zog sich auf das Schloss Lommis zuruck wo er 1778 verstarb Am 4 November 1761 bezogen die Monche ihre neu errichteten Unterkunfte 5 Wegen der hohen Schulden die aus diesen Um und Neubauten erwuchsen konnte der Umbau jedoch nicht vollstandig abgeschlossen werden Fur die 1761 entstandenen Decken und Wandfresken signiert im Psallierchor wurde der damals schon beruhmte Johann Jakob Zeiller aus Reutte Tirol herangezogen Das erst um 1785 90 gemalte Chordeckenfresko falschlich J A Messmer zugeschrieben mit den vier Medaillonbildern in den Stichkappen fertigte der zu dieser Zeit vielfach in der Schweiz beschaftigte Joseph Keller aus Pfronten Allgau Die Orgel mit 33 Registern stammt von Johann Georg Aichgasser 6 In der Zeit des Barock wurde das Kloster von Priestermonchen dominiert also Monchen mit einer Priesterweihe auch Patres genannt Zwischen 1650 und 1780 lebten insgesamt 134 Monche im Kloster Davon waren 97 Patres Eine Anzahl von 35 Monchen wurde im gesamten Zeitraum nie erreicht 1725 lebten 34 Monche im Kloster Die Anzahl der Monche ohne Priesterweihe war immer sehr klein 1750 waren es zum Beispiel nur 4 Die meisten Monche stammten aus der Alten Eidgenossenschaft Nur 17 Monche waren keine Schweizer 7 Die meisten Monche kamen aus dem Gebiet der Furstabtei St Gallen der gemeinen Herrschaft Thurgau und aus der katholischen Innerschweiz Uri Schwyz Luzern und Zug Die Auslander kamen aus Osterreich und Deutschland Seit Abt Mathias Stahelin 1604 1616 wurde im Kloster eine kleine Schule betrieben Sie diente primar der Nachwuchsgewinnung Nachdem 1836 ein Klostergesetz die Neuaufnahme von Novizen ins Kloster verbot musste die Schule 1839 geschlossen werden Der letzte Abt des Klosters Franziskus Frohlicher 1836 1848 versuchte die Schule zu retten indem er sie in ein offentliches Gymnasium umwandelte die allen interessierten Jugendlichen besonders aus dem Thurgau offenstand Der Lehrplan wurde komplett umgestaltet Das neue Gymnasium erhielt von der Bevolkerung und dem Thurgauer Erziehungsrat viel Zuspruch und Anerkennung 8 Das Kloster Fischingen wurde nach dem Tod des letzten Benediktiner Abtes Franziskus Frohlicher am 27 Juni 1848 vom thurgauischen Grossen Rat aufgehoben und ging an den Kanton Thurgau uber Die mittelalterlichen Bibliotheksbestande wurden von der Kantonsbibliothek Thurgau ubernommen Die Gebaude des Klosters wurden 1852 an den Winterthurer Textilfabrikanten Friedrich Imhoof verkauft Er liess Baumwollstoffe und Schuhschafte in den Klostergebauden herstellen 1875 kaufte der Thurgauer Regierungsrat August Wild die Klosteranlage und betrieb darin eine Internationale Handelsschule Doch die Schule war wenig erfolgreich 1879 erwarb der katholische Mannerverein St Iddazell unter seinem Vorsitzenden Jakob Bonifaz Klaus 1879 1892 das Kloster und eroffnete darin die katholische Waisenanstalt St Iddazell die spater als Erziehungsanstalt und Kinderheim gefuhrt wurde 1976 erfolgte die Umwandlung in ein Sonderschulheim Der Verein hatte grosse Plane So sollte der Westtrakt geplant von Abt Nikolaus Deger doch noch errichtet werden Aber es fehlten die finanziellen Mittel zum Ausbau Unter Josef Schmid 1893 1919 wurden die ersten Sanitaranlagen und elektrischer Strom im Kloster installiert Unter Albin Frei 1933 1943 wurde eine Zentralheizung in den Gebauden installiert 9 Seit 1943 lebten wieder Benediktiner Patres in Fischingen unter der Obhut des Vereins St Iddazell Die beiden Priester kamen aus der Benediktinerabtei Engelberg und wurden mit der Leitung des Kinderheimes betraut Nach der Aufhebung des so genannten Ausnahmeartikels in der schweizerischen Bundesverfassung im Jahr 1973 der die Errichtung neuer und die Wiederherstellung aufgehobener Kloster verbot wurde 1977 das Kloster Fischingen als Benediktiner Priorat in den alten Gebauden wieder errichtet Als erster Prior wurde Florin Cavelti ernannt Ihm folgte als Prior der Pater Leo Muller aus der Benediktinerabtei Disentis Nach seiner Amtseinsetzung begann der Verein St Iddazell als Eigentumer der Gebaude 1997 1998 mit umfangreichen Renovierungsmassnahmen Neben der Sonderschule betreibt der Verein St Iddazell heute ein Seminarhotel mit 29 Doppelzimmern und zwei Mehrbettenraume mit 12 und 20 Betten in den Gemauern Das Kloster betreibt auch eine Pilgerherberge fur den Schweizer Jakobsweg Auch betreibt der Verein eine Klosterbrauerei und stellt Bier unter der Marke Pilgrim her 10 Des Weiteren gehort eine Schreinerei Zimmerei zum Kloster Abte BearbeitenIn Fischingen wirkten folgende Abte 11 Waltram 1138 46 Heinrich Schuchti 1466 1510 Heinrich Stoll 1526 1532 Markus Schenkli 1540 Christoph Brunner 1574 94 Benedikt Rennhas 1598 1604 12 Mathias Stehelin Stahelin 1604 1616 12 Placidus Brunschwiler 1616 72 Joachim Seiler von Saylern 1672 88 Franz Troger 1688 1728 Johann Baptist Schwager 1728 1735 Plazidus Vogt 1735 1747 Nikolaus Degen 1747 1776 Augustin Bloch 1776 1815 Sebastian Meienberg 1815 1836 Franz Frohlicher 1836 1848 der letzte Abt von Fischingen seit 1977 von Prioren geleitetMissbrauchsfalle im Kinderheim St Iddazell Bearbeiten Hauptartikel Missbrauchsfalle im Kinderheim St Iddazell Die Aufdeckung von Missbrauchsfallen in kirchlichen Schulen und Heimen betrifft auch das Kinderheim St Iddazell Zeugen berichten von Gewaltexzessen Waterboarding und sexuellen Ubergriffen in den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre wahrend diese Vorkommnisse von ehemaligen Lehrern und Schulern teilweise bestritten werden 13 Der darauf von der BLG Beratungsstelle fur Landesgeschichte erarbeitete und 2014 publizierte Bericht bestatigte die erhobenen Vorwurfe und spricht in klaren Worten von psychischen und physischen Misshandlungen sexuellen Ubergriffen und dem Versagen Verantwortlichen 14 Siehe auch BearbeitenGerichtsherrenstand im Thurgau Heinrich Murer Chronik des Klosters Fischingen Kantonsbibliothek Thurgau Y 102 Digitalisat Literatur BearbeitenJutta Betz Benediktinerabtei Fischingen Klosterkirche Idda Kapelle und Konventbauten Kunstverlag Peda Passau 2007 ISBN 978 3 89643 684 9 Amt fur Denkmalpflege des Kantons Thurgau Hrsg Kloster Fischingen Die Restaurierung der barocken Pralatur Huber Frauenfeld 2000 ISBN 3 7193 1224 0 Bruno Meyer Fischingen als bischofliches Kloster In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 92 Jg 1974 S 47 94 Digitalisat Bruno Meyer Folgen der Fabel vom antiken Ursprung des Klosters Fischingen In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 90 Jg 1972 S 19 50 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Fischingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetseite des Klosters Fischingen Benno Schildknecht Fischingen Kloster In Historisches Lexikon der Schweiz Internetseite der Benediktinergemeinschaft Forderschule Fischingen Kloster Fischingen In Bibliographie der Schweizergeschichte der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Birgit Schmid Als schickte der Himmel ein Zeichen In NZZ 18 August 2017 S 52 Benno Schildknecht Barockes Fischingen Verein St Iddazell 1991 ISBN 3 9520157 0 9 S 27 Benno Schildknecht Barockes Fischingen Verein St Iddazell 1991 ISBN 3 9520157 0 9 S 28 Jutta Betz Benediktinerabtei Fischingen Klosterkirche Idda Kapelle und Konventbauten Kunstverlag Peda Passau 2007 S 35 Amt fur Denkmalpflege Thurgau Kloster Fischingen Die Restaurierung der barocken Pralatur Huber amp Co AG Frauenfeld 2000 ISBN 3 7193 1224 0 S 18 36 37 Jutta Betz Benediktinerabtei Fischingen Klosterkirche Idda Kapelle und Konventbauten Kunstverlag Peda Passau 2007 S 18 Benno Schildknecht Barockes Fischingen Verein St Iddazell 1991 ISBN 3 9520157 0 9 S 45 Benno Schildknecht Barockes Fischingen Verein St Iddazell 1991 ISBN 3 9520157 0 9 S 49 Amt fur Denkmalpflege Thurgau Kloster Fischingen Die Restaurierung der barocken Pralatur Huber amp Co AG Frauenfeld 2000 ISBN 3 7193 1224 0 S 18 38 39 PILGRIM Abgerufen am 1 November 2022 Archivalien Inhaltsverzeichnis Summarium A27 Amt A Einsiedeln Faszikel A WF 01 A YF 35 Signatur KAE B 16 28 www klosterarchiv ch abgerufen am 1 November 2022 a b Stefanie Uhler Placidus Brunschwiler 1589 90 1672 Abt von Fischingen In Thurgauer Beitrage zur Geschichte Band 132 1995 doi 10 5169 seals 585746 Missbrauch oder Rufmord PDF 517 kB In St Galler Tagblatt 17 Juli 2012 abgerufen am 23 Oktober 2012 Martina Akermann Sabine Jenzer Thomas Meier Janine Vollenweider Kinderheim und Sekundarschule St Iddazell Historische Untersuchung PDF Abgerufen am 3 Mai 2021 47 411927 8 968282 Koordinaten 47 24 43 N 8 58 6 O CH1903 715440 252360 nbsp Navigationsleiste Jakobsweg Schwabenweg Vorhergehender Ort Fischingen TG Kloster Fischingen Nachster Ort Au TG Ortsubersicht Konstanzer Munster Konstanz Kreuzlingen Bernrain Schwaderloh Ellighausen Lippoldswilen Marstetten Amlikon Affeltrangen Tobel TG Johanniterkommende Tobel St Margarethen TG Munchwilen TG Sirnach Wiezikon Oberwangen TG Fischingen TG Kloster Fischingen Au TG Hornli Fischenthal Wald ZH Ruti ZH Jona SG Rapperswil SG Heilig Husli Holzsteg uber den Zurichsee Hurden Pfaffikon SZ Etzelpass Teufelsbrucke Einsiedeln Kloster Einsiedeln Normdaten Korperschaft GND 2123048 1 lobid OGND AKS LCCN n94002908 VIAF 147263718 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Fischingen amp oldid 239246459