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Der Berlin Brandenburgische Kirchenkreis Kolln Land I war der Zusammenschluss evangelischer Kirchengemeinden im heutigen Sudwesten Berlins und im angrenzenden Kreis Teltow in Brandenburg Er galt zum Zeitpunkt seiner Auflosung am 1 April 1948 als der grosste und bedeutendste Kirchenkreis in der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union 1 Inhaltsverzeichnis 1 Name und Geschichte 2 Gemeinden 3 Superintendenten 4 Besondere Bedeutung des Kirchenkreises in der Zeit des Kirchenkampfes 1933 1945 5 Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg und Auflosung des Kirchenkreises 6 Quellen Literatur 7 EinzelnachweiseName und Geschichte BearbeitenIn dem Namen Kolln altere Schreibweise Colln und nicht zu verwechseln mit dem rheinischen Koln mit einem l lebt die aus dem 12 Jahrhundert stammende Stadt Kolln an der Spree fort die 1307 verwaltungstechnisch und 1432 endgultig mit dem benachbarten Berlin zu einer gemeinsamen Stadtgemeinde verbunden wurde 2 Geistlicher Mittelpunkt war die 1945 kriegszerstorte und dann 1960 abgerissene Stadtpfarrkirche St Petri 3 die von 1811 bis 1829 auch Sitz des Superintendenten des Kirchenkreises Kolln Land I war Nach der Reformation wurde 1541 der Teil der alten Propstei Berlin der links sudlich der Spree gelegen war an die neu errichtete Propstei Kolln uberwiesen 4 Diese wurde 1812 in eine Stadt Kolln Stadt und eine Landdiozese Diozese Kolln Land geteilt 5 Die Landdiozese erfuhr 1886 eine erneute Teilung in die Kirchenkreise Kolln Land I sowie Kolln Land II Der bei dieser Teilung errichtete Kirchenkreis Kolln Land I umfasste die evangelischen Kirchengemeinden die im nordostlichen Teil des Landkreises Teltow gelegen waren sowie die Gemeinden im sudwestlichen Gebiet des heutigen Berlins die bis 1920 auch zum Landkreis Teltow gehorten 6 Der Teilregion Kolln Land II wurden vornehmlich die im heutigen Sudosten Berlins gelegenen evangelischen Gemeinden sudlich der Spree zugeordnet 7 Dennoch wird in der Literatur fur den westlichen Teil dieses Kirchengebietes oft die Bezeichnung Kolln Land I bereits ab dem Jahr 1812 verwendet 8 Gemeinden BearbeitenZum Jahr 1905 gehorten die folgenden Gemeinden zum Kirchenkreis Kolln Land I 9 Blankenfelde Kirchen a Blankenfelde bei Mahlow b Glasow c Juhnsdorf d Rangsdorf Deutsch Wilmersdorf Kirchen a Deutsch Wilmersdorf mit Halensee b Schmargendorf eingekircht Hundekehle c Dahlem eingekircht Paulsborn und Jagdschloss Grunewald Diedersdorf Kirche Diedersdorf bei Mahlow Friedenau Kirche Zum Guten Hirten in Friedenau bei Berlin Groben Kirchen a Groben bei Ludwigsfelde eingekircht Jutchendorf b Gross Beuthen eingekircht Klein Beuthen Gross Beeren Kirchen a Gross Beeren b Heinersdorf eingekircht Osdorf c Klein Beeren Gross Lichterfelde Kirchen a Paulus Pfarrkirche b Giesensdorf c Petrus Kirche Hilfskirchen Grunewald Kirche in der Kolonie Grunewald Siethen Kirche in Siethen bei Ludwigsfelde Stahnsdorf Kirchen a Stahnsdorf bei Gross Lichterfelde b Klein Machnow Dreilinden wurde zum 1 4 1899 ausgekircht nach Wannsee Parochie Klein Glienicke Kirchenkreis Potsdam I c Sputendorf d Ruhlsdorf Steglitz Kirche zu Steglitz bei Berlin Teltow Kirche St Andreas Kirche zu Teltow eingekircht Schonow Zehlendorf Kirche zu Zehlendorf Kr Teltow eingekircht Duppel Oberforsterei Grunewald und Erziehungs Heim Die Zahl der zum Kirchenkreis gehorigen Gemeinden stieg zum Jahr 1924 auf 18 Pfarrsprengel mit ca 36 Gemeinden und 332 000 Mitgliedern 10 Dies ist vor allem dem Wachstum Berlins geschuldet was zur Ausgliederung von Filialgemeinden fuhrte So wurde z B 1908 die pfarramtliche Verbindung der drei Kirchengemeinden Deutsch Wilmersdorf Schmargendorf und Dahlem aufgehoben Dahlem bekam eine eigene Pfarrstelle 11 Bis 1934 vergrosserte sich die Zahl der Gemeindemitglieder und Pfarrstellen im Kirchenkreis nochmals um mehr als ein Drittel Zur Betreuung der Menschen in den nach der Grundung Gross Berlins 1920 zahlreich entstandenen Siedlungen wurde im Kirchenkreis Kolln Land I das einmalige Amt eines Kreispfarrers fur Siedlungen eingerichtet 12 Mit der Grundung Gross Berlins im Jahre 1920 wurde der Kirchenkreis kommunalpolitisch in zwei Teile geteilt Zehn Gemeinden verblieben in Berlin acht im brandenburgischen Kreis Teltow Mit der Ubernahme einer Pfarrstelle in Berlin Dahlem 1922 durch Waldemar Macholz wechselte der Sitz der Superintendentur von Teltow dorthin und mit der Ubernahme des Amtes durch Max Diestel von 1925 bis zur Auflosung des Kirchenkreises nach Berlin Lichterfelde Superintendenten Bearbeiten nbsp Grabstein von Superintendent Lange auf dem Friedhof in TeltowDie folgenden Superintendenten standen dem Kirchenkreis Kolln Land bis zu seiner Teilung vor 13 1811 1829 Friedrich Samuel Pelkmann 1772 1843 Amtssitz St Petri 1829 1846 Friedrich Mann 1780 1853 Amtssitz Luisen 1846 1850 Karl Buchsel 1803 1889 Amtssitz St Matthaus 1850 1854 Wilhelm von Hengstenberg 1804 1880 Amtssitz Teltow 1854 1858 Wilhelm Pippart 1810 1885 Amtssitz Teltow 1858 1867 Gustav Muhlmann 1814 1901 Amtssitz Teltow 1868 1875 Heinrich August Encke 1828 1875 Amtssitz Teltow 1876 1900 Anton Christian Lange 1830 1900 wahrend seiner Amtszeit erfolgte die Teilung des Kirchenkreises Amtssitz TeltowSuperintendenten des Kirchenkreises Kolln Land I nach der Teilung 1901 1914 Johannes Schaper 1842 1921 Amtssitz Teltow 1915 1925 Waldemar Macholz 1876 1950 Amtssitz Bis 1922 Teltow bis 1925 Dahlem 1925 1948 Max Diestel 1872 1949 Amtssitz LichterfeldeBesondere Bedeutung des Kirchenkreises in der Zeit des Kirchenkampfes 1933 1945 BearbeitenIm Kirchenkreis Kolln Land I wirkten viele Personlichkeiten der Bekennenden Kirche BK in der Zeit der Auseinandersetzung der evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus An seiner Spitze stand Superintendent Max Diestel der mutig vakante Pfarrstellen mit Mitgliedern der oppositionellen Bekennenden Kirche besetzte Daruber hinaus forderte er die Ausbildung von Theologiestudenten durch Dozenten der Bekennenden Kirche in der illegalen Kirchlichen Hochschule Berlin die ab 1935 zuerst in Dahlem dann in Zehlendorf bestand 14 Zu Beginn des Kirchenkampfes 1933 34 wurde er von der Kirchenbehorde seiner Funktion als Superintendent enthoben dann jedoch wieder eingesetzt Die fuhrenden BK Pfarrer Hans Bohm Fritz Muller und Martin Niemoller waren Pfarrer im Kirchenkreis Pfarrer Kurt Scharf Mitbegrunder des Pfarrernotbundes und Prases der Bekenntnissynode hatte sein Vikariat in der Kirchengemeinde Dahlem absolviert Der als Generalsuperintendent der Kurmark abgesetzte Otto Dibelius wohnte in Berlin Lichterfelde Das Buro des Bruderrates der Bekennenden Kirche Preussens befand sich ebenfalls in der Lichterfelder Drakestrasse 32 15 Vorlesungen der illegalen Kirchlichen Hochschule fanden unter anderem in der Steglitzer Paulsenstrasse statt 16 Daruber hinaus waren Gemeinden im Kirchenkreis Gastgeber mehrerer Bekenntnissynoden Fur die gesamte Bekennende Kirche auf Reichsebene tagte nach der in Barmen die zweite Synode vom 19 bis 20 Oktober 1934 in der Kirche Niemollers in Berlin Dahlem Auf regionaler Ebene versammelte sich unter anderem die 3 Bekenntnissynode der preussischen Landeskirche im September 1935 durch Vermittlung der dort wirkenden Pfarrer Klamroth und Messow in der Steglitzer Markus Gemeinde 17 Zum Kirchenkreis stellte die NS Justiz fest Zusammenfassend ist auszufuhren dass von den 11 Berliner Kirchenkreisen nur der Kirchenkreis Kolln Land I als ausgesprochene Domane der BK Bekennenden Kirche anzusprechen ist 18 Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg und Auflosung des Kirchenkreises BearbeitenNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wuchs die Zahl der Kirchengemeinden im Kirchenkreis Kolln Land I durch eine Neuordnung der Kirchenkreisgrenzen im Berliner Suden und Sudwesten sowie der Teilung der Grossgemeinde Berlin Wilmersdorf Diese wurde zum 1 April 1946 in vier neue selbstandige Kirchengemeinden aufgeteilt Die Kirchengemeinde der Auenkirche die der Hochmeister der Kirche am Hohenzollernplatz und der Lindenkirche 19 Fur den aussersten Sudwesten Berlins beschloss die Provinzialsynode der neu gebildeten Kirchenprovinz Berlin Brandenburg nach Anhorung der Beteiligten die Umgemeindung der Kirchengemeinde Berlin Wannsee vom Kirchenkreis Potsdam I zum Kirchenkreis Kolln Land I zum 1 Januar 1947 20 Mit der Kirchengemeinde Berlin Lankwitz wuchs dem Kirchenkreis Kolln Land I aus der Auflosung des Kirchenkreises Kolln Land II ebenfalls zum 1 Januar 1947 eine weitere Gemeinde zu 21 Im selben Jahr erfolgte die Umbenennung des Kirchenkreises Kolln Land I zur ursprunglichen Bezeichnung Kolln Land zum 24 Februar 22 Der Kirchenkreis Kolln Land wurde mit Wirkung zum 1 April 1948 aufgelost Aus ihm entstanden die in den britischen und amerikanischen Sektoren Berlins gelegenen Kirchenkreise Steglitz Wilmersdorf und Zehlendorf Die in der sowjetischen Besatzungszone gelegenen Gemeinden verblieben bis zum Mauerbau 1961 beim Kirchenkreis Zehlendorf und bildeten danach mit anderen vom Westen abgeschnittenen Gemeinden einen eigenen Kirchenkreis Teltow 23 Durch diese Massnahme ergab sich folgende Aufteilung Dem Kirchenkreis Wilmersdorf wurden die Kirchengemeinden der Auenkirche Hochmeisterkirche Kirche am Hohenzollernplatz Lindenkirche Berlin Schmargendorf und Berlin Grunewald zugeteilt Dem Kirchenkreis Steglitz wurden die Kirchengemeinden in Berlin Steglitz Berlin Lichterfelde und Berlin Lankwitz zugeteilt Dem Kirchenkreis Zehlendorf wurden die Kirchengemeinden Berlin Zehlendorf Berlin Dahlem Berlin Nikolassee Berlin Wannsee im damaligen amerikanischen Sektor Berlins zugeteilt Ebenfalls dem Kirchenkreis Zehlendorf wurden die in der damaligen sowjetischen Besatzungszone verbliebenen Gemeinden Blankenfelde Glasow Juhnsdorf Rangsdorf Mahlow Grossbeeren Heinersdorf Diedersdorf Kleinbeeren Groben Siethen Gross Beuthen Stahnsdorf Ruhlsdorf Klein Machnow Sputendorf Teltow und die Anstaltsgemeinde des Diakonissenhauses Teltow zugeordnet Die Kirchengemeinde Friedenau wurde dem 1945 neu geschaffenen Kirchenkreis Schoneberg zugeteilt Quellen Literatur BearbeitenBrandenburgischer Provinzialsynodalverband Hrsg Evangelisches Pfarrerbuch fur die Mark Brandenburg seit der Reformation E S Mittler und Sohn Berlin 1941 Hermann Kuhlow Jurgen Stenzel Kirchenkreis Kolln Land I Bereich Teltow Zehlendorf Verzeichnis zum Aktenbestand 1739 1959 Archivbericht Beiheft Nr 127 1 Evangelische Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz Berlin 2017 ISSN 1432 8909Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Muhs Die Evangelische Kirchengemeinde in Berlin Lichterfelde in den Jahren 1919 1927 In Elke Heinsen Bekenntnisgebundenes Wort Amt und Funktionen Der Berliner Superintendent Max Diestel in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen der Jahre 1933 34 Verlag Micheline Poli Berlin 2005 S 15 Thekla Sielemann Hrsg Chronik der Metropolen Berlin Chronik Verlag Gutersloh Munchen 2003 S 12 Jurgen Boeckh Alt Berliner Stadtkirchen Band I Haude und Spener Berlin 1986 S 30 ff Georg Vorberg Hrsg Die Kirchenbucher der Mark Brandenburg Zweite Abteilung Erstes Heft Die Kirchenbucher im Bereich der Generalsuperintendentur Berlin Veroffentlichungen des Vereines zur Geschichte der Mark Brandenburg Verlag Duncker und Humblot Leipzig 1905 S 33 Erich Schuppan Hrsg Wider jede Verfalschung des Evangeliums Wichern Verlag Berlin 1998 S 328 Erich Schuppan Hrsg Wider jede Verfalschung des Evangeliums Wichern Verlag Berlin 1998 S 334 Erich Schuppan Hrsg Wider jede Verfalschung des Evangeliums Wichern Verlag Berlin 1998 S 338 vgl Georg Vorberg Hrsg Die Kirchenbucher der Mark Brandenburg Zweite Abteilung Erstes Heft Die Kirchenbucher im Bereich der Generalsuperintendentur Berlin Veroffentlichungen des Vereines zur Geschichte der Mark Brandenburg Verlag Duncker und Humblot Leipzig 1905 S 33 Nach Vorberg 1905 S 40 f Elke Heinsen Bekenntnisgebundenes Wort Amt und Funktionen Der Berliner Superintendent Max Diestel in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen der Jahre 1933 34 Berlin Verlag Micheline Poli 2005 S 16 Website der Kirchengemeinde Dahlem Abruf 1 Marz 2021 Thomas Karzek Warum heisst die Siedlungskirche eigentlich Siedlungskirche In Gemeindenachrichten der Evangelischen Kirchengemeinde St Andreas Teltow Ausgabe September 2020 S 12 Elke Heinsen 2005 S 15 Das Pfarrhaus Tietzenweg 130 I Unruhige Zeiten Erinnerungen von Gudrun Diestel in Der Paulusbrief Mitteilungen der Ev Paulusgemeinde Berlin Lichterfelde Ausgabe Juni 2019 S 8 Hans Rainer Sandvoss Widerstand in Steglitz und Zehlendorf Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin 1986 S 33 Hans Rainer Sandvoss Widerstand in Steglitz und Zehlendorf Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin 1986 S 27 Hans Rainer Sandvoss Widerstand in Steglitz und Zehlendorf Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin 1986 S 25 Hans Rainer Sandvoss Es wird gebeten die Gottesdiente zu uberwachen Lukas Verlag Berlin 2014 S 219 Kirchliches Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin Brandenburg Nr 5 vom 15 Mai 1946 S 27 f Kirchliches Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin Brandenburg Nr 1 2 vom 15 Februar 1947 S 7 Kirchliches Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin Brandenburg Nr 1 2 vom 15 Februar 1947 S 7 Kirchliches Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin Brandenburg Nr 4 vom 15 April 1947 S 17 Kirchliches Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin Brandenburg Nr 9 vom 15 Oktober 1948 S 52 Normdaten Geografikum GND 261657 9 lobid OGND AKS VIAF 153049766 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchenkreis Kolln Land I amp oldid 237244885