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Die evangelische Dorfkirche Stahnsdorf ist ein Sakralbau aus der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts in Stahnsdorf im Landkreis Potsdam Mittelmark Brandenburg Dorfkirche Stahnsdorf Ansicht von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Innenausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung des Dorfes ist aus dem Jahr 1264 uberliefert Zu dieser Zeit bestand die Kirche schon fur die allgemein ein Baubeginn kurz nach 1200 und eine Fertigstellung zum Ende des ersten Drittels des 13 Jahrhunderts angenommen wird Mangels dendrochronologischer Untersuchungen am erhaltenen Originalgebalk des Chorraums greift die Datierung auf Stilvergleiche zuruck Danach lasst sich feststellen dass der Bau aus Kirchensaal Chorquadrat und halbrunder Apsis aus ausserst sorgfaltig behauenen Feldsteinen und in einem Zug erbaut wurde Damit steht sie in einer Reihe mit den als alteste Kirchen der Mittelmark angesehenen Kirchen wie der Dorfkirche Marienfelde und der Dorfkirche Waltersdorf Im Mittelalter war die Dorfkirche Pfarrkirche fur einen ausgedehnten Pfarrsprengel der neben dem slawischen und dem deutschen Dorf Stahnsdorf auch Sputendorf und Kleinmachnow umfasste und territorial bis an den Grossen Wannsee reichte Anders als haufig angenommen spielten die Zisterzienser aus dem Kloster Lehnin keine Rolle fur den Bau und die Seelsorge in Stahnsdorf Nachdem die Familie von Hake im Jahr 1435 mit Stahnsdorf und Kleinmachnow 1 belehnt wurde ubernahmen diese auch das Patronat uber die Kirche und wahlten sie bis zum Ende des 16 Jahrhunderts zu ihrer Grabstatte Otto von Hake 2 war im Jahr 1590 der letzte seiner Familie der hier bestattet wurde Seine Grabplatte vor dem Altar und ein Epitaph an der Nordwand des Chorraums sind erhalten Auch nach Fertigstellung der Dorfkirche Kleinmachnow im Jahr 1597 blieb die Stahnsdorfer Kirche Pfarrkirche Im Dreissigjahrigen Krieg wurde die Kirche wie auch das Dorf schwer in Mitleidenschaft gezogen Vermutlich in dieser Zeit brannte der Dachstuhl des Kirchenschiffs aus und die Kirche verfiel Im Jahr 1696 wurde die Kirche durch Ernst Ludewich von Hake instand gesetzt und an der Nordseite des Chorraums eine Sakristei angebaut die durch die ehemalige Priesterpforte zuganglich ist Ein verbretterter Turmaufsatz wurde 1779 am Westgiebel aufgesetzt Er tragt zwei Glocken Von der Rolle als Pfarrkirche uber einen grosseren Pfarrsprengel zeugen beispielsweise eine Auseinandersetzung um die Beisetzungen der Familie von Hake in Kleinmachnow aus dem Jahr 1832 3 oder der Eintrag des Suizids des Dichters Heinrich von Kleist und der von ihm getoteten Henriette Vogel im Stahnsdorfer Totenregister aus dem Jahr 1811 Die Dorfkirche wurde Anfang der 1980er Jahre und erneut ab 2007 restauriert Architektur BearbeitenDie spatromanische Dorfkirche wurde als sogenannte vollstandige Anlage ohne Westturm aus Kirchensaal stark eingezogenem Chorquadrat und halbrunder Apsis ausgefuhrt Die Steinreihung ist uber einem Fundament aus unbehauenen Steinen durchgehend aus exakt behauenen Feldsteinen uber alle Bauteile der Kirche ausgefuhrt Ab der vierten bzw funften Steinreihe wurden an den Ecken des Kirchensaals bzw des Chores teilweise grossere Steine verbaut die an diesen Stellen die Steinreihen unterbrechen Das Kirchenschiff ist von Suden und Norden durch je eine Pforte zuganglich im Norden als zweifach abgetreppter gedruckter Spitzbogen ausgefuhrt Die fruhere Priesterpforte an der Nordseite des Chorraums fuhrt in die 1696 angebaute und von aussen unzugangliche Sakristei Der Kirchenraum ist flach gedeckt Kirchenschiff und Chor werden durch einen romanischen Triumphbogen getrennt An der Westseite hinter den Portalen gelegen befindet sich die Orgelempore uber die auch der holzerne Glockenturm erschlossen wird Das Kirchenschiff wies im Norden und Suden jeweils funf hochliegende Rundbogenfenster auf Die jeweils westlichsten Fenster wurden nachtraglich nach unten erweitert bei der Restaurierung im Jahr 1983 aber wieder dem ursprunglichen Aussehen angenahert Das mittlere Nordfenster wurde in fruherer Zeit sorgfaltig zugesetzt In gleicher Form und Hohe weist der Chorraum zwei Sudfenster auf An der Chornordseite ist die fruhere Lage eventueller Fenster durch den Sakristeianbau nicht mehr zu erkennen Die kupfergedeckte Apsis hat drei Rundbogenfenster die nachtraglich vergrossert und ebenso wie die Nord und Chorfenster durch Putzfaschen optisch verbreitert wurden Innenausstattung BearbeitenBedeutendstes Ausstattungsstuck der Kirche ist ein um 1430 entstandener spatgotischer Flugelaltar mit geschnitzten Heiligenfiguren Die Fassung des Altars ist nachtraglich in einfachen Renaissanceformen verandert worden Im Mittelteil des Altars ist die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind dargestellt Sie wird von Darstellungen der heiligen Katharina von Alexandrien und eines heiligen Bischofs in gleicher Grosse eingerahmt Der ohne Attribute dargestellte Bischof durfte auf das ursprungliche Patrozinium der Kirche hinweisen 4 In den Seitenflugeln finden sich Darstellungen der heiligen Barbara von Nikomedien und der heiligen Dorothea bzw Maria Magdalena 5 Die Ruckseiten der Flugel sind nicht erhalten Den Altar kront ein geschnitztes Kruzifix Die ursprungliche Altarmensa ist nicht erhalten Zwei weitere spatgotische geschnitzte Figuren aus dem spaten 15 Jahrhundert stellen die heilige Anna Selbdritt und den auferstandenen Christus dar Beide Figuren befanden sich bis in die 1960er Jahre provisorisch auf dem Flugelaltar neben dem Kruzifix Der Auferstehungschristus moglicherweise ehemals Zentrum eines Fronleichnamsaltares 6 befindet sich rechts des Triumphbogens im Kirchenschiff Die Anna Selbdritt Figur durfte zu einem eigenen Annenaltar gehort haben und wurde nach einer Restaurierung hinter Glas in der fruheren Sakramentsnische neben dem Flugelaltar untergebracht Im Altarraum befindet sich im Boden vor dem Altar die Grabplatte des 1590 gestorbenen Otto von Hake An dieselbe Person erinnert ein Epitaph an der Nordwand des Chorraums In den 1980er Jahren wurden an den Wanden mittelalterliche Weihekreuze und weitere ziegelrote Wandmalereien in Form von lilienartigen Ornamenten und Schachbrettmustern freigelegt Die Darstellung eines Weinstocks wurde konserviert und ubermalt 7 Ebenfalls im Chorraum befindet sich ein einfaches Patronatsgestuhl mit aufgemalten Wappen Eine Taufschale aus dem 16 17 Jahrhundert und die Kanzel aus dem 17 Jahrhundert links des Triumphbogens erganzen die Ausstattung Literatur BearbeitenThomas Marin Von Stanesdorp nach Stahnsdorf Karl Heinrich Schafers Forschungen zum Mittelalter in Stahnsdorf Books on Demand Norderstedt 2014 ISBN 978 3 7386 0898 4 Georg Dehio Bearb Gerhard Vinken u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 Kurt Pomplun Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow Sonderdruck aus der Festschrift fur Karl Hohmann Berliner Blatter fur Vor und Fruhgeschichte Band 9 Berlin 1960Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Stahnsdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09190395 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Webseite der Gemeinde Stahnsdorf abgerufen am 5 Juni 2015 Webseite von Theo Engeser und Konstanze Stehr zur Kirche abgerufen am 2 Juni 2015 Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg Dorfkirche Stahnsdorf Informationen auf der Website der KirchengemeindeEinzelnachweise Bearbeiten Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser 1902 Der in Deutschland eingeborene Adel Uradel In Der Gotha 3 Auflage Hake Hacke A Linie I Klein Machnow Justus Perthes Gotha 9 November 1901 S 324 329 uni duesseldorf de abgerufen am 19 Juni 2022 Alexander Freiherr von Dachenhausen Genealogisches Taschenbuch des Uradels 1891 Band 1 Hake Hacke B Linie Klein Machnow Friedrich Irrgang Brunn Rudolstadt Juli 1891 S 2453 249 uni duesseldorf de abgerufen am 19 Juni 2022 Frank J Seider Das Erbbegrabnis an der Kleinmachnower Dorfkirche lokal report April 2014 zitiert in Marin S 46 Denkbar ware der heilige Stanislaus von Krakau wenig wahrscheinlich Nikolaus von Myra auszuschliessen wenn auch in den letzten Jahren immer wieder genannt ist Bernhard von Clairvaux Vgl hierzu Bernhard Nikolaus oder doch Stanislaus in Marin S 52 57 zur Deutung dieser Figur vgl Marin S 50f Nach Karlheinrich Schafer vgl Marin S 58 Peter Reichelt Mittelalterliche Wandmalereien in der Dorfkirche Stahnsdorf Stahnsdorfer Ortsanzeiger 05 2010 zitiert in Marin S 45 52 3921 13 21655 Koordinaten 52 23 31 6 N 13 12 59 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Stahnsdorf amp oldid 223823799