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Unter dem Begriff Kindheitstrauma auch Bindungstrauma Entwicklungstrauma Kindheits Belastungsfaktoren fruhkindliche Stress Erfahrungen adverse childhood experiences kurz ACE werden zusammengefasst Kindesmisshandlung sexueller Missbrauch von Kindern schwere Vernachlassigung Kriegserlebnisse siehe auch Kriegskind Trennung Scheidung der Eltern sowie weitere familiare soziale Stressfaktoren wie beispielsweise elterlicher Substanzmissbrauch 1 Wenn das Geschehen die individuellen Moglichkeiten der Verarbeitung und Integration ubersteigen nennt man die Folgen Trauma Es ist eine schwerwiegende psychische Verletzung Erinnerungen werden unzusammenhangend abgespeichert und konnen getriggert werden bspw ein bestimmter Geruch Der Geschadigte erlebt dann die Uberforderung erneut was als Retraumatisierung bezeichnet wird In Deutschland liegen die Haufigkeiten von schweren Trauma Ereignissen zwischen etwa 1 und 11 der Bevolkerung Kindheitstraumen konnen dramatische und langfristige Folgen fur beziehungserschutterte Menschen Gahleitner 2 haben besonders wenn eine entsprechende Vulnerabilitat Verletzlichkeit Diathese vorliegt Es besteht eine Dosis Wirkungs Beziehung Je schwerwiegender und langerdauernd die Trauma Ereignisse sind je fruher sie eintreten und je mehr Ereignisse und Belastungen insgesamt bestehen umso hoher steigt die Wahrscheinlichkeit fur korperliche oder und psychische Erkrankungen sowohl im Kindes als auch im Erwachsenenalter Andererseits entwickelt der weitaus grossere Teil der Betroffenen langfristig keine Erkrankungen und zwar wenn keine Vulnerabilitat vorliegt wenn Schutzfaktoren Resilienz zur Verfugung stehen oder wenn die Traumen weniger schwerwiegend sind Die Entwicklung von Kindheitstraumen zu Erkrankungen im Erwachsenenalter geschieht vorwiegend auf zwei Wegen Einerseits erhoht sich bei Betroffenen die Vulnerabilitat gegenuber kunftigen Stress Ereignissen und andererseits zeigen Betroffene vermehrt gesundheitliche Risikoverhaltensweisen zum Beispiel Rauchen oder Alkoholmissbrauch Die Ergebnisse zur Haufigkeit sind durch grosse Studien epidemiologisch abgesichert Sie legen Massnahmen der Pravention in der fruhen Kindheit nahe zum Beispiel durch den Einsatz von Familienhebammen Inhaltsverzeichnis 1 Pravalenz 2 Folgen der Trauma Erfahrungen 2 1 Risiko Verhaltensweisen 2 2 Korperliche Erkrankungen 2 3 Psychische Erkrankungen 2 4 Lebensbenachteiligungen 3 Schutzfaktoren 4 Intervention Therapie 5 Siehe auch 6 EinzelnachweisePravalenz BearbeitenZahlen zur Pravalenz Haufigkeit von Kindheitstraumen liegen in Deutschland in Form der Polizeilichen Kriminalstatistik und der Kinder und Jugendhilfestatistik siehe Artikel Kindesmisshandlung vor Es ist von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen Bei Bevolkerungsstichproben ist das Problem der unerkannten Falle deutlich geringer In einer reprasentativen deutschen Bevolkerungsstichprobe vom April 2010 wurden 2504 Erwachsene retrospektiv nach Kindheitstraumen bis zum Alter von 18 Jahren befragt mittleres Alter 50 6 Jahre Spannweite 14 bis 90 Jahre Zu funf vorgegebenen Formen von Misshandlung und Vernachlassigung gaben die Befragten die Haufigkeit beziehungsweise den Schweregrad in vier Stufen an Lebenszeitpravalenz 3 Form der Misshandlung leicht bis extrem schwer extrem emotionale Misshandlung 14 9 1 6korperliche Misshandlung 12 0 2 7sexuelle Misshandlung 12 5 1 9emotionale Vernachlassigung 49 3 6 5korperliche Vernachlassigung 48 4 10 8Tab 1 Haufigkeiten von Kindheitstraumen in Abhangigkeit vom Schweregrad mittlere Spalte alle Schweregrade rechte Spalte nur Schweregrad schwer extrem Mehrfachnennungen moglich 3 Die verschiedenen Formen von Misshandlung und Vernachlassigung treten mit unterschiedlicher Haufigkeit auf 1 9 der Befragten waren schwerer sexueller Misshandlung ausgesetzt gewesen 10 8 schwerer korperlicher Vernachlassigung Bei Berucksichtigung von Misshandlung und Vernachlassigung aller Schweregrade das heisst bei weiter Definition ergeben sich hohere Haufigkeiten zum Beispiel sexuelle Misshandlung mit 12 5 Vernachlassigung kam drei bis funfmal haufiger vor als Misshandlung Viele Befragte hatten mehrere Formen von Misshandlung und Vernachlassigung erlebt Kumulation Haufung Zwei Formen schwerer Misshandlung beziehungsweise Vernachlassigung waren 3 3 der Befragten ausgesetzt gewesen drei bis funf Formen 2 3 der Befragten In einer fruheren reprasentativen Erhebung der deutschsprachigen Bevolkerung im Alter von 16 bis 59 Jahren berichteten von den knapp 3300 Befragten 74 5 mindestens ein Ereignis der Zuchtigung vor dem Alter von 16 Jahren zum Beispiel Meine Eltern haben mir eine runtergehauen 10 6 der Befragten berichteten mindestens ein Ereignis der korperlichen Misshandlung zum Beispiel Meine Eltern haben mich geprugelt zusammengeschlagen Mindestens ein Ereignis sexuellen Missbrauchs mit Korperkontakt vor dem Alter von 16 Jahren hatten 8 6 der Frauen erlebt und 2 8 der Manner Von diesen waren sexuellem Missbrauch mit Penetration ausgesetzt gewesen 3 3 der Frauen und 0 9 der Manner Der grossere Teil der Vorfalle mit Korperkontakt besteht aus sexuellen Beruhrungen ohne Penetration 4 Die enorme Grossenordnung der Problematik wird in folgender Modellrechnung deutlich Bei der Bevolkerungszahl in Deutschland von ca 80 Millionen und unter der hypothetischen Annahme dass die Pravalenzen fur Kindheitstraumen in der gesamten Bevolkerung gleich sind waren bei einer Pravalenz von 1 schatzungsweise 800 000 Menschen betroffen bei 10 waren es 8 Millionen Menschen In einer US Bevolkerungsstichprobe von uber 17 000 Personen wurden zehn Kategorien von Kindheitsbelastungs Erfahrungen unter 18 Jahren retrospektiv erhoben zusatzlich zu den oben genannten Kindheitstraumen wurden funf Situationen familiarer Dysfunktion erfragt The Adverse Childhood Experiences ACE Study mittleres Alter 56 Jahre Spannweite 19 bis 92 Jahre 5 Kindheitsbelastungs Kategorie Pravalenz emotionaler Missbrauch 10 6korperliche Misshandlung 28 3sexueller Missbrauch korperliche Beruhrung 20 7emotionale Vernachlassigung 14 8physische Vernachlassigung 9 9Gewalttatigkeit gegenuber Mutter 12 7Substanzmissbrauch von Haushaltsmitglied 26 9psych Erkrankung von Haushaltsmitglied 19 4Trennung Scheidung der Eltern 23 3Haftstrafe von Haushaltsmitglied 4 7Tab 2 Haufigkeiten von belastenden Kindheits Erfahrungen ACE Mehrfachnennungen moglich 6 28 3 der Befragten hatten korperliche Misshandlung erfahren 26 9 hatten erlebt dass mindestens ein Mitglied im Haushalt Substanzmissbrauch Alkohol oder Drogenmissbrauch betrieb Bei sexuellem Missbrauch besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Frauen und Mannern weiblich 24 7 mannlich 16 0 Legt man sieben Belastungs Kategorien zugrunde siehe Tabelle 2 ohne emotionale und physische Vernachlassigung sowie ohne Trennung Scheidung so hat nur die Halfte 49 5 der Befragten kein Kindheitstrauma erlitten 24 9 haben ein Trauma und 25 6 haben zwei oder mehr Traumata erlitten Die Kumulation von Kindheitstraumen ist mit einem Viertel sehr haufig 5 In Stichproben von psychiatrischen und psychosomatischen Patienten liegen die Haufigkeiten von Kindheitstraumen deutlich hoher In einer retrospektiven Untersuchung von 407 erwachsenen psychosomatischen Patienten waren die drei am haufigsten genannten Kindheits Belastungsfaktoren emotional schlechte Beziehung zu den Eltern 67 chronische familiare Disharmonie mit Gewalt 59 berufliche Anspannung beider Eltern von klein auf 43 Die aufgrund von Kumulation schwerwiegendsten Kindheitstraumen waren haufig geschlagen misshandelt 26 schwerer sexueller Missbrauch 9 Bei diesen beiden Traumaformen gaben die Patienten im Durchschnitt jeweils noch funf weitere Belastungsfaktoren an 7 Die am haufigsten angewendete Erhebungsmethode der Kindheitstraumen ist die retrospektive Befragung von Erwachsenen mittels Fragebogen Diese Methode ist insofern als valide gultig anzusehen dass Erinnerungen an traumatische Ereignisse vergleichsweise valide bezuglich der Frage ob ein Ereignis stattgefunden hat oder nicht erfasst werden konnen Epidemiologische Untersuchungen tendieren zu einer Unterschatzung der realen Pravalenzen 7 Folgen der Trauma Erfahrungen BearbeitenKurzfristige Folgen von Kindheitstraumen sind gegebenenfalls korperliche Verletzungen sowie akute Belastungsreaktionen und psychoreaktive Symptome vor allem akute Angstsymptome 8 Im Weiteren kann sich eine Posttraumatische Belastungsstorung entwickeln Bei anhaltendem Stress erfolgt langfristig eine erhohte Kortisol Ausschuttung Es kommt zu Beeintrachtigungen der Hirnentwicklung und zu biologischen Narben was sich in einer lebenslangen Dysfunktion des Stress Verarbeitungssystems im Sinne einer erhohten Vulnerabilitat fur korperliche wie psychosoziale Belastungssituationen niederschlagen kann 9 8 Weiterhin kann es zu sozialen emotionalen und kognitiven Beeintrachtigungen kommen In der von John Bowlby begrundeten Bindungstheorie bedeuten belastende und traumatisierende Verhaltensweisen von Eltern dass sie sich gegenuber dem Kind nicht feinfuhlig verhalten Fehlende Feinfuhligkeit verhindert dass das Kind eine sichere Bindung entwickeln kann Der in fruher Kindheit erworbene Bindungsstil beziehungsweise eine Bindungsstorung konnen den gesamten Lebenslauf beeinflussen 10 Risiko Verhaltensweisen Bearbeiten Die ACE Studie geht von der Annahme aus dass Opfer von Kindheitstraumen ab Kindheit Jugendalter vermehrt gesundheitliche Risiko Verhaltensweisen zum Beispiel ubermassiges Essen zeigen die dann zu vermehrten korperlichen Gesundheitsstorungen oder und psychischen Erkrankungen und zu einer verkurzten Lebensdauer fuhren konnen Die ausgewahlten zehn Risiko Verhaltensweisen im Erwachsenenalter gehoren in den USA zu den fuhrenden Ursachen von Morbiditat und Mortalitat 5 In Tabelle 3 werden die Wahrscheinlichkeiten der Risiko Verhaltensweisen aufgefuhrt in Abhangigkeit vom ACE Wert d i die Anzahl der Kindheitsbelastungs Kategorien in denen der die Befragte jeweils mindestens ein Trauma Ereignis erlitten hatte Der ACE Wert bildet in etwa die Kumulation der Trauma Ereignisse ab gesundheitliche Risikoverhaltensweisen ACE 0 ACE 4 raucht gegenwartig 6 8 16 5schweres Ubergewicht BMI 35 5 4 12 0Bewegungsmangel in Freizeit 18 4 26 6 2 Wochen deprimierte Stimmung 14 2 50 7jemals Suizidversuch 1 2 18 3sieht sich als Alkoholiker 2 9 16 1jemals illegale Drogen genommen 6 4 28 4jemals Drogen i v gespritzt 0 3 3 4Promiskuitat 50 Sexualpartner 3 0 6 8jemals sexuell ubertragene Krankheit 5 6 16 7Tabelle 3 Wahrscheinlichkeiten gesundheitlicher Risikoverhaltensweisen in Abhangigkeit vom ACE Wert 2 Wochen deprimierte Stimmung im vergangenen Jahr 5 Alle Risiko Verhaltensweisen traten im Erwachsenenalter umso haufiger auf je mehr Belastungs Kategorien die Personen in der Kindheit ausgesetzt gewesen waren Von den Erwachsenen mit ACE Wert 0 betrieben zum Beispiel 2 9 Alkoholmissbrauch von denen mit ACE Wert 4 waren es 16 1 Die Zunahme der Wahrscheinlichkeiten war in allen Fallen signifikant zum Teil dramatisch hoch bei i v Drogeneinnahme und bei Suizidversuchen war sie mehr als zehnfach erhoht Mit den Risiko Verhaltensweisen versuchen die betroffenen Personen Stress und Konfliktsituationen zu bewaltigen und ihre Affekte herunter zu regulieren emotionsorientiertes Coping was aber haufig zu weiteren Stress Ereignissen fuhrt Diese Verhaltensweisen sind ggf adaptiv zum Uberleben in feindseligen sozialen Situationen aber dysfunktional fur die psychosoziale Anpassung zum Beispiel in Schule und Beruf 8 Korperliche Erkrankungen Bearbeiten Wenn eine Person eine oder mehrere dieser Risiko Verhaltensweisen zeigt zum Beispiel Alkoholmissbrauch Drogenkonsum Rauchen oder und Ubergewicht dann steigt das Risiko fur korperliche Erkrankungen Fur folgende Erkrankungen ist die Eintretens Wahrscheinlichkeit unter ACE 4 doppelt so hoch wie unter ACE 0 Koronare Herzkrankheit 5 6 vs 3 7 Schlaganfall 4 1 vs 2 6 chronisch obstruktive Lungenerkrankung 8 7 vs 2 8 jemals Hepatitis Gelbsucht 10 7 vs 5 3 Erhoht ist die Wahrscheinlichkeit bei ACE 4 auch fur Krebs Diabetes und jemals Knochenfraktur Kindheitstraumen werden daher angesehen als die grundlegenden Ursachen von Erkrankungen und Sterblichkeit im Erwachsenenalter 5 Von den ursprunglichen Teilnehmern der ACE Studie waren nach durchschnittlich knapp acht Jahren 1539 verstorben Die Sterblichkeit war umso hoher je mehr Kindheitsbelastungs Kategorien die Befragten ausgesetzt gewesen waren Bei Personen mit ACE Wert 0 betrug das mittlere Sterbealter 79 1 Jahre bei einem ACE Wert 6 betrug es 60 6 Jahre das heisst die mittlere Lebensdauer war um fast 20 Jahre verkurzt Die funf haufigsten fuhrenden Todesursachen die zusammen etwa 90 aller Todesfalle erklaren waren Herz Kreislauf Erkrankungen maligne Neubildungen Nerven und Sinnes Erkrankungen Atemwegserkrankungen sowie Erkrankungen des Verdauungssystems Der angenommene Zusammenhang zwischen Kindheits Belastungen und verkurzter Lebenserwartung wurde bestatigt 11 Psychische Erkrankungen Bearbeiten Auch psychische Erkrankungen treten in Abhangigkeit vom Ausmass der Kindheits Belastungsfaktoren statistisch haufiger auf und zwar depressive und Angsterkrankungen Suizidalitat somatoforme Storungen Essstorungen Suchterkrankungen Personlichkeitsstorungen sowie Posttraumatische Belastungsstorung 8 9 Es wird angenommen dass auch die Risiko Verhaltensweisen an der Krankheitsentstehung mitbeteiligt sind Patienten mit Borderline Personlichkeitsstorung haben in hoher Zahl im Lebenslauf Traumata erlitten sexuelle Gewalterfahrungen etwa 65 korperliche Gewalterfahrungen etwa 60 Vernachlassigung etwa 40 12 Aus psychotherapeutischer Perspektive wird sexuelle Traumatisierung in der Kindheit als einer der haufigsten und starksten Einflussfaktoren bei der Entstehung der Borderline Personlichkeitsstorung angesehen Nach langjahriger klinischer Erfahrung ist gewaltsame sexuelle Penetration der Korpergrenzen das seelisch Schadlichste was einem Kind angetan werden kann 13 Ein Teil der Borderline Kranken ist zwar ohne schwerwiegende Trauma Ereignisse aber in einer vernachlassigenden starr normierenden oder invalidierenden Erziehungsumgebung aufgewachsen was sich als emotionale Vernachlassigung beziehungsweise emotionaler Missbrauch auswirken kann 14 Als wichtiger Faktor der die Entwicklung dissozialen Verhaltens oder einer dissozialen Personlichkeitsstorung begunstigen kann wird haufige wiederholte langer dauernde demutigende korperliche Misshandlung angesehen 13 Personen mit dissozialer Personlichkeitsstorung haben in der fruhen Kindheit ebenso wie im weiteren Verlauf ihres Lebens zum Teil schwerste Verlust und Mangelerfahrungen im Sinne von Misshandlung Missbrauch und Vernachlassigung durchgemacht 15 Zusammenfassend legen die Ergebnisse der Traumaforschung einen wesentlichen Einfluss von Traumata in der Kindheit auf die Entwicklung spaterer Personlichkeitsstorungen nahe Traumata sind jedoch keine notwendigen oder gar hinreichenden Bedingungen fur die Entwicklung von Personlichkeitsstorungen Insbesondere sogenannte Cluster B Personlichkeitsstorungen narzisstische Borderline und dissoziale Personlichkeitsstorungen entwickeln sich mit hoherer Wahrscheinlichkeit nach schweren traumatischen Kindheits Erfahrung 16 Nach psychotherapeutischer Auffassung beeinflussen fruhkindliche Erfahrungen sowie traumatische und Belastungs Ereignisse in der Kindheit massgeblich die Entwicklung der Personlichkeit und begunstigen erheblich die Entstehung von psychischen Erkrankungen Die oben genannten Risikoverhaltensweisen konnen als intrapsychische Bewaltigungsmechanismen zur Abwehr unbewusster innerer Konflikte verstanden werden die auch als Reinszenierung von traumatischen Eltern Kind Konstellationen zuweilen auch als Wiederholungszwang bezeichnet auftreten konnen Die Ergebnisse der ACE Studie werden auch als epidemiologische Bestatigung entsprechender psychoanalytischer Konzepte gewertet 17 Lebensbenachteiligungen Bearbeiten Marina Dabau Keiner sagen wir so nicht nur meine ganze Familie ausgeschlossen ganze Heimatstaat hat mich ausgeschlossen ja Die ganze Staat hat mich ausgestossen 18 Fur Frauen die in der Kindheit gezuchtigt beziehungsweise korperlich misshandelt oder und die mit Korperkontakt sexuell missbraucht worden waren besteht ein signifikant hoheres Risiko in ihrer Partnerschaft korperliche oder sexuelle Gewalt zu erleiden Elternpersonen die in der Kindheit gezuchtigt beziehungsweise korperlich misshandelt worden waren oder und die in der Partnerschaft Gewalt erfahren haben ein hoheres Risiko ihre Kinder zu zuchtigen oder zu misshandeln Erlittene Kindheitstraumata fuhren zu einem statistisch signifikant erhohten Risiko erneuter traumatisierender Gewalterfahrungen auch mit dem kritisch zu sehenden Begriff als Reviktimisierung bezeichnet beziehungsweise zur Weitergabe an die nachste Generation 4 Auch wenn von Kindheitstraumen betroffene Personen mehrheitlich nicht manifest erkranken so konnen sie doch spater in ihrer sozialen Anpassung massiv benachteiligt sein Personen die als Kinder bis zum Alter von 11 Jahren missbraucht oder vernachlassigt worden waren gemass Strafverfolgungsakten zeigen etwa 20 Jahre spater gegenuber einer Fall Kontrollgruppe einen insgesamt ungunstigeren Lebensverlauf Unter anderem ist ihre gemessene Intelligenz niedriger sie beenden eher die Schule ihr berufliches Niveau ist niedriger die Arbeitslosigkeit ist hoher die partnerschaftliche Situation ist ungunstiger seltener stabile Ehen haufiger mehr als eine Scheidung 19 Trennung und Scheidung der Eltern sowie Tod eines Elternteils sind fur die betroffenen Kinder in jedem Fall belastende und einschneidende Ereignisse Fur sich alleine haben sie aber keine Relevanz fur die spatere psychische Vulnerabilitat In Kombination mit Gewalterfahrungen erhoht jedoch die Scheidung der Eltern das Risiko fur spatere psychische Erkrankungen betrachtlich 9 Schutzfaktoren BearbeitenNur ein Teil der Kinder die ein oder mehrere Traumen erlitten haben entwickeln Risiko Verhaltensweisen und spater Erkrankungen Die Personen mit ACE Wert 4 zeigen die einzelnen Risiko Verhaltensweisen mit Wahrscheinlichkeiten von unter 20 30 Ausnahme ist die deprimierte Stimmung mit 50 7 Tab 3 D h auch starkbetroffene Personen bewaltigen ihr Leben mehrheitlich ohne Risikoverhaltensweisen Ebenso sind nach Kindheitstraumen die Wahrscheinlichkeiten fur korperliche und psychische Erkrankungen klar und unzweifelhaft erhoht liegen aber deutlich unter 100 Kindheitstraumen haben dann weniger negative Auswirkungen wenn die Vulnerabilitat der Person niedrig ist wenn Schwere und Anzahl Dauer der traumatischen Ereignisse gering sind und wenn kompensatorische Schutzfaktoren und Ressourcen zur Verfugung stehen Es werden individuelle familiare und soziale Schutzfaktoren unterstutzende Einrichtungen unterschieden Folgende Schutzfaktoren haben sich empirisch als wirksam erwiesen dauerhafte gute Beziehung zu mindestens einer primaren Bezugsperson sicheres Bindungsverhalten Grossfamilie kompensatorische Elternbeziehungen Entlastung der Mutter vor allem wenn alleinerziehend gutes Ersatzmilieu nach fruherem Mutterverlust uberdurchschnittliche Intelligenz robustes aktives und kontaktfreudiges Temperament internale Kontrolluberzeugungen Selbstwirksamkeit soziale Forderung z B durch Jugendgruppen Schule Kirche verlasslich unterstutzende Bezugsperson en im Erwachsenenalter lebenszeitlich spatere Familiengrundung i S von Verantwortungsubernahme Geschlecht Madchen sind weniger vulnerabel 9 Die individuellen Schutzfaktoren entsprechen im Wesentlichen dem Konzept der Resilienz Widerstandsfahigkeit Stehen Schutzfaktoren hinreichend zur Verfugung so wird ein Trauma Ereignis evtl abgemildert ein Kind Jugendlicher kann ein einzelnes Trauma adaquat bewaltigen und eine normale Entwicklung kann moglich sein Das Trauma wirkt dann wie eine Art Impfung welche spater zu einer erhohten Stressresistenz fuhren kann 9 Die erfolgreiche Bewaltigung erhoht die Resilienz der betroffenen Person Intervention Therapie BearbeitenDie Befunde legen Massnahmen der Pravention Sekundarpravention in der fruhen Kindheit nahe Interveniert werden soll bei Muttern und Familien in Risiko Situationen mit dem Ziel Trauma Ereignisse fur die Kinder zu verhindern Diese Aufgabe haben zum Beispiel Hebammen mit der Zusatzqualifikation Familienhebamme Der Schwerpunkt liegt auf der psychosozialen und medizinischen Beratung und Betreuung von vulnerablen Schwangeren sowie Muttern mit Kleinkindern durch aufsuchende Tatigkeit und interdisziplinare Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Berufsgruppen In der akuten Trauma beziehungsweise Belastungssituation eines Kindes oder Jugendlichen sind im Rahmen einer Krisenintervention gegebenenfalls Massnahmen des Kinderschutzes medizinische Behandlung und psychosoziale Versorgung erforderlich Fur Kinder Jugendliche die Opfer von sexuellem Missbrauch sind gibt es spezielle traumafokussierte Psychotherapie Ansatze siehe Artikel Posttraumatische Belastungsstorung bei Kindern und Jugendlichen Bei Erwachsenen die als Kind Traumatisierungen ausgesetzt gewesen waren ist bei spaterer psychischer Erkrankung gegebenenfalls eine Psychotherapie angezeigt die auf die jeweilige Art der Storung Diagnose siehe oben ausgerichtet ist In diesen Fallen konnen die erkrankte Person und die Erkrankung nur verstanden werden bei adaquater Berucksichtigung der Kindheitstraumatisierung 17 Der Vorbeugung vor der Weitergabe eigener Kindheitstraumata an die eigenen Kinder dient zum Beispiel das vom Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch entwickelte Elternprogramm Safe Sichere Ausbildung fur Eltern Siehe auch BearbeitenTrauma Psychologie Kindesmisshandlung Sexueller Missbrauch von Kindern Posttraumatische Belastungsstorung bei Kindern und Jugendlichen Kritisches LebensereignisEinzelnachweise Bearbeiten https 28years de uncategorized wenn eltern zu viel alkohol trinken kann das kinder traumatisieren Gahleitner Professionelle traumapad agogische Beziehungsgestaltung und Einbettung PDF Kinder und Jugendhilfe St Mauritz Munster abgerufen am 4 September 2022 a b W Hauser G Schmutzer E Brahler H Glaesmer Maltreatment in childhood and adolescence Results from a survey of a representative sample of the German population In Dt Arzteblatt International 2011 108 S 287 294 a b P Wetzels Gewalterfahrungen in der Kindheit Sexueller Missbrauch korperliche Misshandlung und deren langfristige Konsequenzen Nomos Baden Baden 1997 a b c d e V J Felitti R F Anda D Nordenberg D F Williamson A M Spitz V Edwards M P Koss J S Marks Relationship of Childhood Abuse and Household Dysfunction to Many of the Leading Causes of Death in Adults The Adverse Childhood Experiences ACE Study In American Journal of Preventive Medicine 1998 14 S 245 258 Centers for Disease Control and Prevention Prevalence of Individual Adverse Childhood Experiences www cdc gov ace prevalence htm a b U T Egle J Hardt R Nickel B Kappis S O Hoffmann Fruher Stress und Langzeitfolgen fur die Gesundheit Wissenschaftlicher Erkenntnisstand und Forschungsdesiderate In Z Psychosomatische Medizin amp Psychotherapie 2002 48 S 411 434 a b c d L Goldbeck Kindesmisshandlung und Kinderschutz In F Petermann Hrsg Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie 7 Auflage Hogrefe Gottingen 2013 S 661 699 a b c d e U T Egle J Hardt Gesundheitliche Folgen von Missbrauch Misshandlung und Vernachlassigung in der Kindheit In M Cierpka Hrsg Fruhe Kindheit 0 3 Springer Berlin 2012 S 103 114 K E Grossmann K Grossmann Die Entwicklung psychischer Sicherheit in Bindungen Ergebnisse und Folgerungen fur die Therapie In Z Psychosomatische Medizin amp Psychotherapie 2007 53 S 9 28 D W Brown R F Anda H Tiemeier V J Felitti V J Edwards J B Croft W H Giles Adverse childhood experiences and the risk of premature mortality In American Journal of Preventive Medicine 2009 37 S 389 396 M Bohus K Hoschel Psychopathologie und Behandlung der Borderline Personlichkeitsstorung In Psychotherapeut 2006 51 S 261 270 a b L Reddemann U Sachsse Traumazentrierte Psychotherapie der chronifizierten komplexen Posttraumatischen Belastungsstorung vom Phanotyp der Borderline Personlichkeitsstorungen In O Kernberg B Dulz U Sachsse Hrsg Handbuch der Borderline Storungen Schattauer Stuttgart 2000 S 555 571 P Fiedler Personlichkeitsstorungen 6 Auflage Beltz Weinheim 2007 U Rauchfleisch Antisoziales Verhalten und Delinquenz In O Kernberg B Dulz U Sachsse Hrsg Handbuch der Borderline Storungen Schattauer Stuttgart 2000 S 381 391 S Barnow Personlichkeitsstorungen Ursachen und Behandlung Huber Hogrefe Bern 2008 a b V J Felitti P J Fink R E Fishkin R F Anda Ergebnisse der Adverse Childhood Experiences ACE Studie zu Kindheitstrauma und Gewalt Epidemiologische Validierung psychoanalytischer Konzepte In Trauma amp Gewalt 2007 1 S 18 32 Gahleitner Professionelle traumapad agogische Beziehungsgestaltung und Einbettung PDF Kinder und Jugendhilfe St Mauritz Munster C S Widom Childhood victimization Early adversity and subsequent psychopathology In B P Dohrenwend Hrsg Adversity stress and psychopathology Oxford Univ Press New York 1998 S 81 95 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kindheitstrauma amp oldid 227598090