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Kimberella ist eine ausgestorbene Tiergattung unsicherer systematischer Stellung die vor ca 558 bis 555 Millionen Jahren im Ediacarium lebte und der Ediacara Fauna angehort Bisher ist nur die Art K quadrata in die Gattung gestellt worden KimberellaFossil von KimberellaZeitliches AuftretenEdiacarium558 bis 555 Mio JahreFundorteEdiacara Hugel Australien Weisses Meer Russland SystematikHolozoaVielzellige Tiere Metazoa BilateriaUrmunder Protostomia Weichtiere Mollusca KimberellaWissenschaftlicher NameKimberellaWade 1972Die ersten Fossilien von Kimberella wurden 1959 in den Ediacara Hugeln von Australien der namensgebenden Lokalitat des Ediacariums 635 bis 542 mya gefunden Eine genauere radiometrische Datierung des Stratum typicum fur eine absolut zeitliche Einordnung von Kimberella war nicht moglich Doch 1997 wurden neuere und wesentlich besser erhaltene Fossilien in der Gegend des Weissen Meeres in Russland gefunden und 2007 gelang eine radiometrische Datierung der Fundschichten auf 558 bis 555 mya 1 Ursprunglich wurde Kimberella als Medusenstadium Qualle eines Hohltiers klassifiziert Als 1997 die Bilateralsymmetrie und Spuren einer moglichen Raspelzunge Radula entdeckt wurden erfolgte eine Einordnung als basaler stammesgeschichtlich ursprunglicher Vertreter der Weichtiere Allerdings ist die Interpretation der Reste als Raspelzunge und damit die Einordnung an die Basis der Weichtiere umstritten geblieben Einig sind sich die Palaontologen aber weiterhin in der Klassifikation von Kimberella als Angehoriger der Bilateria Zweiseitentiere Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Beschreibung 3 Lebensweise 4 Erhaltung 5 Systematik 6 Bedeutung fur die Stammesgeschichte der Tiere 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenKimberella ist bisher nur von zwei Fundstellen bekannt von den australischen Ediacara Hugeln 2 und von der Ust Pinega Formation am Weissen Meer in der Nahe der Mundung der Onega Die Kimberella Fossilien vom Weissen Meer werden haufig zusammen mit Algen und den Ediacara Fossilien Tribrachidium und Dickinsonia gefunden maandrierende Spurenfossilien die evtl von Kimberella selbst erzeugt wurden Eine Schicht vulkanischer Asche die zwischen Schichten mit Kimberella Fossilien liegt konnte radiometrisch anhand des Zerfalls von Uran in Zirkonen auf ein Alter von 558 bis 555 3 Millionen Jahre datiert werden 3 Es sind Kimberella Fossilien aus anderen Schichten bekannt die junger und alter als diese mithilfe der Ascheschicht sehr genau datierten Fossilien sind 1 Die Fossilien von den Ediacara Hugeln in Australien konnten im Gegensatz zu den Funden aus Russland bisher nicht exakt datiert werden Beschreibung Bearbeiten nbsp Wandel der Lebendrekonstruktionen mit fortschreitendem Forschungsstand nbsp Ruckenseitige Ansichta Riefenb Gekrauselter Saumc Innere Kanted Aussere Kantee Vorderer Hugelf Lobusg Mittlere Vertiefung oder ErhohungBisher wurden uber 1000 Kimberella Exemplare aus allen Alters bzw Grossengruppen in den feinkornigen Sandsteinschichten der Ust Pinega Formation am Weissen Meer gefunden 1 4 Die grosse Anzahl der Fossilien und der gute Erhaltungszustand in dem feinkornigen Sandstein liessen fundierte Ruckschlusse auf die aussere Morphologie die interne Anatomie den Bewegungsapparat und die Lebensweise dieser Gattung zu 1 Alle Grossenstadien von Kimberella haben eine ovale bis birnenformige Grundform wobei grossere Individuen eher langlich oval bzw langlich birnenformig sind Die kleinsten gefundenen Fossilien sind nur zwei bis drei Millimeter lang Das grosste Individuum ist unvollstandig und durfte rekonstruiert eine Lange von 13 bis 15 cm erreicht haben 1 In der statistischen Grossenverteilung sind keine Maxima zu beobachten die auf einen Geschlechtsdimorphismus oder eine genetisch fixierte Adultgrosse hindeuten konnte Auch sind keine ontogenetischen Anderungen in der Population zu beobachten die kleinsten Exemplare sind einfach kleine Ausgaben der grossten Exemplare Lediglich der Wert fur das Langen Breiten Verhaltnis liegt bei grosseren Exemplaren etwas hoher Die Exemplare waren achsensymmetrisch bilateral und besassen ruckenseitig dorsal eine einzelne Schalenplatte welche sich uber die gesamte Korperlange erstreckte Bei grosseren Exemplaren konnte diese ruckenseitige Schalenplatte bis zu 15 Zentimeter lang funf bis sieben Zentimeter breit und drei bis vier Zentimeter dick werden 1 Die Schalenplatte war zwar fest aber trotzdem noch flexibel und scheint aus keinem mineralisierten Material bestanden zu haben Da sie mit steigendem Alter vermutlich immer dicker wurde wurde sie auch immer steifer 1 Am einen Ende der Schalenplatte hatte diese eine hockerformige Struktur die vermutlich das vordere Ende des Tieres kennzeichnete 1 5 Manche Exemplare zeigen feine streifenformige Vertiefungen uber die gesamte Lange der Schalenplatte die vertikal zur Korperachse stehen Sie werden als Ansatzstellen fur die Muskulatur interpretiert Ahnliche streifenformige Vertiefungen wurden auch an den Enden einiger Schalenplatten entdeckt Hier konnten die Ruckziehmuskeln Retraktormuskeln fur das Einziehen des Fusses angesetzt haben 1 Der Organismus hatte einen erhohten Grat langs der Korperachse und seitlich lateral keine glatte sondern eine leicht gewellte Oberflache Kimberella zeigt zwar keine sichtbare Segmentierung aber trotzdem eine Art Modularisierung Jedes Modul beinhaltete ein gut ausgebildetes Muskelband die vertikal zur Korperachse von der hochsten Stelle Schalenplatte bis zum muskulosen Fuss angelegt waren Ebenso kleinere im Fuss befindliche Muskeln die ebenfalls vertikal zur Korperachse von vorne bis zum hinteren Teil des Korpers angelegt waren Die Kombinierung der Bewegung der beiden Muskeltypen ermoglichte Kimberella zu kriechen in dem es den Fuss wellenformig bewegte 1 5 Der Korper hatte einen gekrauselten Randsaum Es wird vermutet dass dieser ein Teil des Atmungsapparats gewesen sein konnte und ahnlich funktionierte wie heutige Kiemen Die Tatsache dass dieser Saum sehr stark ausgedehnt war lasst vermuten dass es sich entweder um ein nicht sehr effizientes Atmungssystem handelte oder dass er doch eine andere Funktion hatte 1 Lebensweise Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion nach Ivantsov 2009Die Fazies der Ust Pinega Formation und die Einbettung der Kimberella Fossilien aus der Gegend des Weissen Meeres lassen schliessen dass die Tiere auf dem Meeresgrund lebten 5 Kimberella lebte in seichtem bis etwa zehn Meter tiefen Wasser vor allem in seichten Rinnen auf schlammigen Untergrund und teilte den Lebensraum mit photosynthetisch aktiven Organismen 1 Kimberella wurde zusammen mit anderen Vertretern der Ediacara Fauna wie Yorgia Dickinsonia Tribrachidium und Charniodiscus gefunden Dies legt nahe dass diese Formen im gleichen Lebensraum gelebt haben 1 Kimberella graste vermutlich mikrobakterielle Matten ab ohne sich auf eine spezielle Nahrungsquelle spezialisiert zu haben 1 Wahrend des Fressens kroch sie vermutlich ruckwarts und graste die Mikrobenmatten flachig ab wie die erhaltenen Weidespuren zeigen 1 Wie sich Kimberella fortpflanzte ist nicht bekannt 1 Die Sedimentoberflache auf der Kimberella lebte wurde gelegentlich durch feinkornigen Sand verschuttet z B durch Sturmereignisse oder die Anderung der Stromung Als Antwort auf diesen Stress zogen sich die Tiere ahnlich der Reaktion vieler Weichtiere unter ihre Schalenplatte zuruck Es ist eher unwahrscheinlich dass sie schnell genug waren um einem solchen Ereignis zu entkommen 1 Manche Exemplare uberlebten die Verschuttung und konnten sich selbstandig aus dem Sand ausgraben wie Fluchtspuren zeigen Vor allem aber jungere Tiere blieben trotz Fluchtversuchen im Sediment gefangen und wurden so am Ende eines wenige Zentimeter langen Tunnels fossilisiert 1 Erhaltung BearbeitenDie Erhaltung der Kimberella Fossilien wurde einerseits durch die schnelle Sedimentation ermoglicht welche die toten Korper rasch vom Kontakt mit dem Meerwasser und auch Aasfressern abschnitt andererseits auch eine rasche Verfestigung Lithifizierung der darunter und daruber liegenden Sedimente 1 Die Lithifizierung der Sedimente wurde moglicherweise durch die Verwesungsprodukte anderer Organismen beschleunigt Einige Wissenschaftler nehmen sogar an dass auch der Schleim des Tieres seine eigene Fossilierung mitbeeinflusst haben konnte 1 Dagegen spricht dass sich der Schleim wahrscheinlich sehr schnell verfluchtigte und so keine Rolle bei der Fossilisierung spielen konnte 6 Die rasche Verfestigung der Sedimente fuhrte dazu dass die dreidimensionale Form des Tieres bei der Fossilisierung erhalten geblieben ist 1 Systematik Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktionnach Mikhail A Fedonkin 1997 2001Das erste Kimberella Fossil wurde 1959 in Australien entdeckt und 1966 von Martin Glaessner und Mary Wade als Kimberia erstmals wissenschaftlich beschrieben und benannt Der Name ehrt John Kimber einen Lehrer und Sammler der 1964 bei einer Expedition ins Zentrum Australiens ums Leben kam Ursprunglich wurde das Fossil als Medusenstadium eines Hohltiers klassifiziert 7 1972 benannte Mary Wade die Gattung in Kimberella um da der Name Kimberia bereits vergeben war Kimberella wurde nun als Wurfelqualle Cubozoa interpretiert Diese systematische Einordnung blieb solange bestehen bis die Fossilien in der Region des Weissen Meeres gefunden wurden 8 Mikhail A Fedonkin und Benjamin M Waggoner beschrieben 1997 Kimberella auf der Basis dieses umfangreichen Materials neu Sie stellten zweifelsfrei fest dass Kimberella bilateralsymmetrisch war Die Systematisierung als Medusenstadium Qualle eines Nesseltiers oder Rippenqualle war damit widerlegt da zum Grundplan dieser Gruppen ein radialsymmetrischer Bauplan gehort Fedonkin und Waggoner beobachteten eine dorsale nicht mineralisierte flexible Schalenplatte unter die sich das Tier moglicherweise zuruckziehen konnte Die Spur die ein Exemplar von Kimberella auf der Sedimentoberflache hinterlassen hat kurz bevor es verschuttet wurde weist Kratzspuren auf Diese Kratzspuren wurden von diesen Autoren als Weidespuren interpretiert die entstanden als das Exemplar den mikrobakteriellen Rasen auf der Sedimentoberflache mit einer Raspelzunge Radula abweidete Kimberella wird deshalb von diesen Autoren als einschaliges Weichtier oder als ein sehr nahe verwandtes Tier betrachtet 5 Bei den Fossilien von Kimberella wurde aber die typische Raspelzunge eines modernen Weichtiers bisher nicht nachgewiesen Allerdings hat die Raspelzunge Radula der Weichtiere aufgrund ihres ausschliesslich organischen Aufbaus ein sehr geringes Fossilisationspotenzial und bisher sind nur sehr wenige fossilisierte Radulae uberhaupt gefunden worden z B Ammoniten aber bisher noch keine Schneckenradulae Deshalb ist dieser negative Befund kein Argument dass Kimberella keine Raspelzunge gehabt hat Die Interpretation von Kimberella als Weichtier ist nicht unwidersprochen geblieben Kritiker halten dagegen dass die wenigen verfugbaren Fakten uber Kimberella es nicht erlauben sie systematisch zu den Weichtieren oder mit diesen verwandten Tieren zu stellen Die Kratzspuren konnten auch von anderen Korperstrukturen verursacht worden sein Man musse sogar die Einordnung als Zweiseitentier in Zweifel ziehen vgl Diskussion in Butterfield 9 Heute gilt als nahezu gesichert dass Kimberella moglicherweise nach Vernanimalcula 10 das alteste je dokumentierte triploblastische Zweiseitentier ist 11 Die Interpretation als Weichtier ist dagegen weiter mit Zweifeln behaftet Bedeutung fur die Stammesgeschichte der Tiere BearbeitenDie systematische Stellung von Kimberella ist wichtig fur das Verstandnis der Kambrischen Radiation Die Theorie der Kambrischen Explosion geht davon aus dass die grundlegenden Bauplane der heutigen Arten zwischen 543 Mio Jahre und 518 Mio Jahre entstanden sind 12 Die Interpretation von Kimberella als ein Zweiseitentier wurde damit die Diversifikation der Tieruberstamme bereits in das Prakambrium verschieben Sollte es sich bei Kimberella tatsachlich um ein Weichtier und somit um ein Urmundtier handeln dann hatten sich nicht nur die Tieruberstamme der Urmunder Protostomia und die Neumunder Deuterostomia bereits einige Zeit vor 555 Millionen Jahre und damit dem Beginn des Kambriums Grenze Ediacarium Kambrium 542 Millionen Jahre evolutionar auseinanderentwickelt sondern auch die Tierstamme der Weichtiere und der Ringelwurmer Gliederfusser die derzeit als Schwestergruppen interpretiert werden Die Existenz des einen Tierstamms Weichtiere beweist damit auch die Existenz der anderen Schwestergruppe Ringelwurmer Gliederfusser auch wenn bisher noch keine sicheren Fossilien dieses anderen Tierstammes gefunden wurden terminus post quem non Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kimberella Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bild von UCMPEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u M A Fedonkin A Simonetta A Y Ivantsov New data on Kimberella the Vendian mollusc like organism White sea region Russia palaeoecological and evolutionary implications In Patricia Vickers Rich Patricia Komarower The Rise and Fall of the Ediacaran Biota Special publications 286 Geological Society London 2007 ISBN 978 1 86239 233 5 S 157 179 doi 10 1144 SP286 12 M Glaessner B Daily The Geology and Late Precambrian Fauna of the Ediacara Fossil Reserve PDF 69 4 MB In Records of the South Australian Museum 13 1959 S 369 401 M W Martin D V Grazhdankin S A Bowring D A D Evans M A Fedonkin J L Kirschvink Age of Neoproterozoic Bilaterian Body and Trace Fossils White Sea Russia Implications for Metazoan Evolution In Science Band 288 Nr 5467 5 Mai 2000 S 841 doi 10 1126 science 288 5467 841 PMID 10797002 Abgerufen 10 Mai 2007 A Yu Ivantsov New reconstruction of Kimberella problematic Vendian metazoan In Paleontological Journal Band 43 Nr 6 2009 S 601 611 doi 10 1134 S003103010906001X a b c d M A Fedonkin B M Waggoner The Late Precambrian fossil Kimberella is a mollusc like bilaterian organism In Nature Band 388 Nr 6645 1997 S 388 doi 10 1038 42242 P R Getty Producing And Preserving Climactichnites Philadelphia Annual Meeting 2006 online Memento des Originals vom 11 Februar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot gsa confex com abgerufen am 2 Juni 2008 M F Glaessner M Wade The late Precambrian fossils from Ediacara South Australia In Palaeontology Band 9 Nr 4 1966 S 599 palass org PDF M Wade Hydrozoa and Scyphozoa and other medusoids from the Precambrian Ediacara fauna South Australia In Palaeontology Ausgabe 15 1972 S 197 225 N J Butterfield Hooking some stem group worms fossil lophotrochozoans in the Burgess Shale In Bioessays Band 28 Nr 12 2006 S 1161 1166 doi 10 1002 bies 20507 J Y Chen D J Bottjer P Oliveri S Q Dornbos F Gao S Ruffins H Chi C W Li E H Davidson Small bilaterian fossils from 40 to 55 million years before the Cambrian In Science 305 2004 S 218 222 Douglas H Erwin Eric H Davidson The last common bilaterian ancestor In Development Ausgabe 129 2002 S 3021 3032 online R Cowen History of Life 3 Auflage Blackwell Science 2000 ISBN 0 632 04444 6 S 63 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kimberella amp oldid 228318594