www.wikidata.de-de.nina.az
Kilian Steiner ab 1895 von Steiner 9 Oktober 1833 in Laupheim 25 September 1903 in Stuttgart war ein deutscher Bankier und Mazen Er gilt als treibende Kraft bei der Grundung der Wurttembergischen Vereinsbank im Jahr 1869 die unter seiner Fuhrung an der Grundung weiterer Banken beteiligt war Steiner war ausserdem literarisch interessiert und hatte grossen Anteil an der Grundung des Schiller Nationalmuseums in Marbach und des Schwabischen Schillervereins Kilian von Steiner Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Rechtsanwalt in Heilbronn 1 3 Politischer Agitator in Stuttgart 1 4 Wirtschaftsstratege der Grunderzeit 1 5 Familiengrundung 1869 1 6 Gesellschaftliche Kontakte 1 7 Letzte Jahre 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Steiner entstammte der judischen Gemeinde Laupheim Er war das achte von zwolf Kindern des Victor Steiner 1790 1865 und der Sophie geb Reichenbach 1800 1867 aus Hohenems in Vorarlberg Der Vater war anfangs noch Hausierer hatte nach den Emanzipationsgesetzen von 1828 eine Lederhandlung gegrundet und war rasch vermogend geworden so dass er 1843 das Schlossgut Gross Laupheim erwerben konnte wo er zudem noch eine Brauerei aufbaute Kilian besuchte die judische Schule in Laupheim danach Gymnasien in Stuttgart und Ulm Bereits wahrend der Schulzeit in Stuttgart lernte er seine spatere Frau Clotilde Bacher kennen Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitaten Tubingen und Heidelberg 1858 absolvierte er das erste Staatsexamen danach war er Referendar beim Oberamtsgericht in Ulm Im Herbst 1859 folgte das zweite Staatsexamen Rechtsanwalt in Heilbronn Bearbeiten Bereits wahrend seiner Studienzeit begannen lebenslange Freundschaften mit dem Okonomen Gustav Schmoller und mit dem Bankier Georg von Siemens Auf Schmollers Vermittlung hin liess Steiner sich noch im Jahr 1859 als Rechtsanwalt in Heilbronn nieder Dort verkehrte er im Hause Schmoller und stand in Kontakt mit den angesehenen Familien Feyerabend Buttersack und Rauch sowie mit Gustav von Rumelin und dem wurttembergischen Finanzminister Adolf Goppelt Der Verkehr mit den gehobenen Heilbronner Kreisen vor allem im Rauch schen Palais pragte Steiner sehr Sein Freundeskreis drangte den Ledigen auf eine Hochzeit mit Schmollers Schwester Emma was Steiner jedoch aus Glaubensgrunden nicht erwagen mochte Politischer Agitator in Stuttgart Bearbeiten 1865 zog Steiner nach Stuttgart Zu seinem dortigen Freundeskreis zahlten die Farbhandler und produzenten Gustav Muller und Gustav Siegle der Verleger Adolf von Kroner der Textilkaufmann Lorenz Chevalier der Versicherungsdirektor Max Duttenhofer der Finanzier Eduard Pfeiffer und weiterhin Adolf Goppelt Steiner war in Stuttgart als Agitator tatig und verfasste politische Denkschriften zur Wirtschaftspolitik Zusammen mit seinen politischen Freunden war Kilian Steiner 1866 einer der Grunder der kleindeutschen an Bismarck orientierten Deutschen Partei in Stuttgart Auf sein politisches Engagement gehen viele der fur Steiner spater wertvollen geschaftlichen Kontakte zuruck Mehrere wichtige Partner darunter Finanzier Pfeiffer oder die Familie Kaulla zahlten zur arrivierten emanzipierten judischen Gemeinde in Stuttgart Alfred von Kaulla 1852 1924 wurde Steiners engster Mitarbeiter Wirtschaftsstratege der Grunderzeit Bearbeiten Im Jahr 1869 war Kilian Steiner an der Grundung der Wurttembergischen Vereinsbank beteiligt Die Bank war im Gegensatz zu vielen nach 1870 gegrundeten Bankhausern keine Grundung von Bankiers sondern wie Steiner es selbst 1894 formulierte eine Vereinigung einheimischer Firmen des Handels und der Industrie der sich als ein Akt der Selbsthilfe des einheimischen Handelsstands vollzog Die Bankgrundung die ein von auswartigen Einflussen unabhangiges Bankinstitut zum Ziel hatte war die logische Konsequenz aus den wirtschaftspolitischen Forderungen der Deutschen Partei Die auswartigen Einflusse mit denen man mit einem selbststandigen wurttembergischen Institut vorbeugen wollte lagen nicht nur im europaischen Ausland sondern in der damaligen Zeit der deutschen Teilstaaten vor allem auch in anderen deutschen Landern Insbesondere sollte die wurttembergische Vereinsbank die Unabhangigkeit der wurttembergischen Wirtschaft von den Finanzplatzen Frankfurt am Main und Augsburg im Falle der Wollbranche auch Berlin gewahrleisten Zu den weiteren Grundern der Vereinsbank zahlten ausser Steiner auch dessen Freunde Gustav Muller Heinrich Siegle Lorenz Chevalier und die Gebruder Rauch aus Heilbronn ferner der Calwer Patrizier Zahn der Fabrikant Zoeppritz aus Heidenheim der Fabrikant Laiblin aus Pfullingen sowie die Bankiers Benedict aus Stuttgart Rumelin aus Heilbronn und Lodel aus Ulm Steiner von dem die Idee zur Grundung des Bankvereins ausgegangen war wurde zunachst nur Bankkonsulent Justiziar im Jahr 1870 dann aber in den Aufsichtsrat bestellt und von dort in den Vorstand delegiert Die schnelle Entwicklung der Vereinsbank wurde dadurch begunstigt dass das Bankhaus Benedict in etwa zeitgleich mit der Grundung der Vereinsbank in Liquidation ging und die Vereinsbank den grossten Teil der Kundschaft von Benedict ubernehmen konnte so dass binnen eines Dreivierteljahres bis Ende 1869 schon uber 430 Konten bestanden und bereits 6 5 Mio Mark Kredite in laufender Rechnung eingestellt waren Von Steiner bzw der Vereinsbank gingen zahlreiche weitere Grundungen aus So waren er oder die Vereinsbank an der Grundung der Wurttembergischen Notenbank und der Stuttgarter Gewerbekasse der Deutschen Bank in Berlin der Rheinischen Creditbank in Mannheim der Deutschen Vereinsbank und der Deutschen Effecten und Wechselbank in Frankfurt am Main der BASF der Daimler Motoren Gesellschaft in Unterturkheim und der Wurttembergischen Metallwarenfabrik WMF in Geislingen an der Steige beteiligt Immer wieder fanden diese Unternehmungen der Grunderzeit gemeinsam mit den Personen aus Steiners Umkreis statt da die Zahl der unternehmerisch und wirtschaftspolitisch tatigen Akteure in Wurttemberg zu jener Zeit noch gering war So sass das Vereinsbank Aufsichtsratsmitglied Chevalier auch im Aufsichtsrat der WMF Siegle besass Aktienmehrheit und Aufsichtsratsvorsitz bei WMF Steiner wiederum sass im Aufsichtsrat von Duttenhofers Rottweiler Pulverfabrik und wirkte mit diesem bei der Umwandlung von Daimler in eine Aktiengesellschaft mit Eduard Pfeiffer war Aufsichtsratsvorsitzender der Vereinsbank und wirkte bei der Grundung der Notenbank mit Die Wurttembergische Vereinsbank spielte unter Steiner eine bedeutende Rolle beim Bau der Anatolischen Eisenbahnen d h der Linien von Ismid nach Ankara und von Eskischehir nach Konya einem wichtigen Abschnitt der spateren Bagdadbahn Die Wurttembergische Vereinsbank war mit 431 von 4500 Aktien an der Baugesellschaft beteiligt Steiner und sein Vertrauter Kaulla besassen privat weitere Anteile Steiner gilt als einer der massgeblichen Kopfe hinter dem Eisenbahnprojekt von dem zahlreiche wurttembergische Firmen profitierten vor allem die Maschinenfabrik Esslingen Steiners Vertrauter Kaulla fuhrte zahlreiche Verhandlungen vor Ort Familiengrundung 1869 Bearbeiten Am 17 Oktober 1869 heiratete Steiner seine Jugendfreundin Clotilde Goldschmidt geb Bacher die inzwischen bereits verwitwet und Mutter zweier Tochter war Der Ehe entstammten weitere drei Kinder Victor 1870 1939 Luise 1872 1932 und Adolf Wohlgemut genannt Mut 1876 1957 Die anfanglichen Wohnsitze der Familie sind nicht mehr klar zu ermitteln Vermutlich hatte Steiner zunachst eine Dienstwohnung bei der Vereinsbank spater eine Villa in der Goethestrasse 1877 erwarb Steiner das Waldhaus in Niedernau als Landsitz 1881 ein Anwesen in der Kanzleistrasse 34 Schlossstrasse 26 in Stuttgart als Stadtwohnung 1895 erwarb er ausserdem das Schloss Laupheim das aus dem Erbe des Vaters in die Hand eines Bruders und eines Schwagers gekommen war Die Gastfreundschaft Steiners in allen drei Wohnsitzen wurde vielfach gelobt war gleichwohl aber auch Teil der auf personlichen Freundschaften beruhenden geschaftlichen Beziehungen der Grunderzeit Gesellschaftliche Kontakte Bearbeiten Aufgrund seiner vielfaltigen Verpflichtungen war Steiner haufig auf Geschaftsreisen insbesondere nach Berlin Frankfurt am Main und Wien In Berlin traf er neben seinen Geschaftspartnern bei der Deutschen Bank zahlreiche nationalliberale Politiker darunter Karl von Varnbuler Eduard Lasker Alexander Levin von Bennigsen und Ludwig Bamberger In Frankfurt hatte er vor allem mit der gehobenen judischen Wirtschaftsburgerschicht zu tun d h mit den Familien Goldschmidt Hohenemser Ladenburg Ellisen und Dreyfus Er machte ausserdem die nahere Bekanntschaft mit zahlreichen bekannten Personlichkeiten u a mit dem Unternehmer Adelbert Delbruck den Malern Otto von Faber du Faur und Franz Lenbach den Pralaten von Gerok und von Schmid Vertretern der Tubinger Professorenschaft sowie dem Ingenieur Ferdinand Graf von Zeppelin Nicht zuletzt war Steiner vielseitig literarisch interessiert und stand in Verbindung mit Hermann Sudermann Paul Heyse Heinrich Leuthold Wilhelm Raabe Joseph Victor von Scheffel und Berthold Auerbach Durch personliche Mitarbeit und Stiftungen hatte er ausserdem grossen Anteil an der Grundung des Schiller Nationalmuseums in Marbach und des Schwabischen Schillervereins wo sich seit 2017 auch seine Bibliothek mit rund 6 500 Banden befindet Letzte Jahre Bearbeiten 1888 und 1890 war Steiner langer krank Inzwischen hatte er sich weitgehend aus dem Tagesgeschaft der Stuttgarter Vereinsbank zuruckgezogen deren Aufsichtsrat er weiterhin vorsass Auch gehorte noch einer Reihe weiterer Aufsichtsrate an 1895 erwahnte Steiner erstmals dass er an Diabetes leide und sich deswegen weiter aus dem Geschaft zuruckziehen musse Er widmete sich danach verstarkt dem Ausbau des Schlossguts in Laupheim 1903 erforderte die fortschreitende Zuckererkrankung die Amputation seines linken Fusses Sechs Tage nach der Operation verstarb er an Herzlahmung Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten1879 erhielt er den osterreichischen kaiserlichen Orden der Eisernen Krone III Klasse 1884 wurde er vom serbischen Konig mit dem Kommandeurskreuz des Takovo Ordens ausgezeichnet 1889 erhielt er den Titel des Geheimen Kommerzienrats 1895 wurde er von Konig Wilhelm II von Wurttemberg durch Verleihung des Ehrenkreuzes des Ordens der Wurttembergischen Krone in den personlichen Adelsstand erhoben 1901 Silberne landwirtschaftliche Verdienstmedaille fur vorbildlichen Betrieb im Schlossgut in Laupheim 1891 Ehrenburger von Niedernau 1901 Ehrenburger von Marbach am NeckarLiteratur BearbeitenOtto K Deutelmoser Steiner Kilian von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 186 Digitalisat Kurt Diemer Hrsg Laupheim Stadtgeschichte Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1979 ISBN 3 87437 151 4 Ernst Schall Kilian von Steiner Bankier und Industrieller Mazen und Humanist In Schwabische Heimat 44 1993 S 4ff Georg Schenk Laupheim Geschichte Land und Leute Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1976 ISBN 3 87437 136 0 Otto K Deutelmoser Kilian Steiner und die Wurttembergische Vereinsbank Ostfildern Thorbecke 2003 ISBN 3 7995 5554 4 Michael Ruhland Sommersitz eines Baumfreunds Die ehemalige Villa Steiner in Rottenburg Bad Niedernau In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 35 Jg 2006 Heft 4 S 238 240 PDF Jan Eike Dunkhase Wulf D von Lucius Kilian von Steiner und seine Bibliothek Marbach Deutsche Schillergesellschaft 2018 Marbacher Magazin 162 ISBN 978 3 944469 40 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kilian von Steiner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kilian von Steiner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie Rottenburger Mitteilungen 39 2003 Auf Seite 7 Bad Niedernaus einziger Ehrenburger Vor 100 Jahren starb Kilian von Steiner 1833 1903 PDF Datei 1 41 MB Normdaten Person GND 119438631 lobid OGND AKS LCCN nb2019000614 VIAF 77125517 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steiner Kilian vonALTERNATIVNAMEN Steiner KilianKURZBESCHREIBUNG deutscher Bankier Rechtskonsulent SchriftstellerGEBURTSDATUM 9 Oktober 1833GEBURTSORT LaupheimSTERBEDATUM 25 September 1903STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kilian von Steiner amp oldid 238801657