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Die Kartause Liegnitz auch Kartause Passionis Christi Kartause Leiden Christi lateinisch Carthusiensium domus passionis Christi war ein Kloster des Kartauserordens in Liegnitz im Furstentum Liegnitz seit 1945 Legnica Woiwodschaft Niederschlesien in Polen Sie wurde am 1 Januar 1423 vom Liegnitzer Herzog Ludwig II gegrundet und mit Monchen der Kartause Erfurt besiedelt Da es bei der Zugehorigkeit zu kartausischen Provinzen nicht auf die geographische Lage sondern auf die Entstehungszeit ankam gehorte die Kartause Liegnitz zunachst zu den alteren deutschen Kartausen der oberdeutschen Provinz provincia Alemannia superior spater zur niederdeutschen Provinz 1 Sie war die einzige Kartause im Bistum Breslau und damit in ganz Schlesien Unter Herzog Friedrich III wurde sie wahrend der Reformation 1547 aufgehoben Kartause Liegnitz Polen Warschau Kartause LiegnitzDie Lage der Kartause auf der Karte des heutigen Polens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Prioren nicht vollstandig 3 Schriftstellerisch tatige Monche 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kartause Liegnitz lag vor der Stadt in einem Gebiet das als In der Heide bezeichnet wurde Zu ihrer wirtschaftlichen Ausstattung stiftete Herzog Ludwig II ein Vorwerk das nach einem Vorbesitzer als Sporrers Gut bekannt war zu dem auch die sogenannte Winkelmuhle gehorte Ausserdem uberliess er der Kartause den etwa 50 ha grossen Koischwitzer See mit zwei Fischern und allen Fischereirechten Aus der Stiftung zu der auch Liegnitzer Burger und Breslauer Geistliche beitrugen sollte der Unterhalt von funfzehn Monchen und sechs Konversen gesichert werden Erster Rektor war der aus der Kartause Erfurt entsandte Heinrich Henricus Frolich der schon wahrend der Vorbereitungsphase in Liegnitz war und im Februar 1423 wieder nach Erfurt zuruckgerufen wurde Um die Wasserversorgung der Kartause sicherzustellen einigte sich der Grundungskonvent 1424 mit dem Rat der Stadt uber eine Regulierung der Katzbach Nachdem die provisorischen Klosterbauten 1427 fertiggestellt waren wurde die Kartause Passionis Christi in den Kartauserorden aufgenommen und der oberdeutschen Ordensprovinz eingegliedert Schon ein Jahr spater wurde sie zusammen mit den Liegnitzer Vorstadten von den Hussiten zerstort Wegen der Hussitenkriege verzogerte sich der Wiederaufbau so dass die Klosterkirche erst 1449 geweiht werden konnte Mit ihrem Testament vom 4 August 1435 bestimmten Herzog Ludwig II und dessen Ehefrau Elisabeth von Brandenburg die Liegnitzer Kartause zu ihrer Grablege Zugleich erbaten sie von den Monchen ein jahrlich viermal zu feierndes Jahrgedachtnis fur das sie dem Konvent drei Mark Zins vermachten Am Gedenktag sollten die Monche gemeinsam im Refektorium gute Fische mit Weissbrot verzehren sowie einen Quart guten Wein trinken Als der Herzog nur ein Jahr spater 1436 verstarb wurde er wunschgemass in der noch nicht fertiggestellten Klosterkirche beigesetzt 1447 vertrieb seine inzwischen wiederverheiratete Witwe die Juden aus Liegnitz und vermachte der Kartause mehrere Hauser und Grundstucke des Judenviertels das unterhalb der Liegnitzer Burg lag Damit wollte sie vermutlich fur die Schulden des verstorbenen Herzogs aufkommen die der Klosterkonvent beim Konstanzer Bischof oder anderen Konstanzer Glaubigern beglichen hatte Dieser hatte gegen das kirchliche Begrabnis des Herzogs beim Konvent der Kartause Einspruch erhoben da er ihn zu dessen Lebzeiten wegen der nicht beglichenen Schulden exkommuniziert hatte Deshalb verlangte er die Exhumierung des Leichnams und die Beisetzung in ungeweihter Erde Um die letzte Ruhe ihres Fundators nicht zu storen beglichen die Monche die von den Glaubigern geforderte Schuld vermutlich aus eigenen Mitteln Die Schulden hatte Herzog Ludwig anlasslich seiner in Konstanz gehaltenen Hochzeit aufgenommen die 1418 wahrend des Konzils im Beisein des Romisch deutschen Konigs Sigismund prunkvoll begangen worden war Zu einem Niedergang der Kartause kam es unter Herzog Friedrich II Er hatte 1534 eine Verordnung erlassen mit der die Reformation in seinem Herzogtum das ein Lehen der Krone Bohmen war eingefuhrt wurde 1536 verbot er die Einreise des Visitators Petrus Golitz der die Wahl eines Priors durchfuhren sollte 1540 musste der Kartauserorden seine Liegnitzer Kartause aufgeben als angeblich wegen der Bedrohung durch die Turkenkriege alle vor den Stadtmauern gelegenen Bauten unter ihnen die Kartause zerstort werden sollten Die Monche mussten in das fruhere Dominikanerkloster am Breslauer Tor ubersiedeln das nun die Benediktinerinnen beherbergte Die Kartausermonche lebten dort von den Ertragen ihres Klosters und wirkten als Seelsorger der Nonnen Novizen durften sie keine mehr aufnehmen so dass der Untergang der Kartause nicht zu verhindern war Die Bucher der Kartause gelangten an die stadtische Petro Paulinische Kirchenbibliothek und das beschlagnahmte Klosterarchiv vermutlich an das Liegnitzer Schlossarchiv Die Gebeine des in der Klosterkirche beigesetzten Herzogspaares und ihrer Nachkommen wurden in die fruhere St Johanniskirche uberfuhrt die nun als Schlosskirche diente Dort liess Herzogin Luise von Anhalt die Mutter des letzten Liegnitzer Piasten Georg Wilhelm I 1677 das Mausoleum der Schlesischen Piasten errichten 1547 hob Friedrichs II Nachfolger Friedrich III die Kartause auf wobei das Stiftungsgut an ihn zuruckfiel Die Gebaude waren zu diesem Zeitpunkt bereits abgerissen Der letzte Monch Paul Tuchscherer verstarb 1559 In der Neuzeit entstand an der Stelle der Kartause der Liegnitzer Stadtteil Carthause der spater als Liegnitz Ost bezeichnet wurde 1904 1908 wurde dort fur die protestantischen Bewohner nach Entwurf des Architekten Oskar Hossfeld die Kaiser Friedrich Gedachtniskirche erbaut 2 Sie wurde nach dem Ubergang Schlesiens an Polen 1945 im Juni 1946 der evangelischen Gemeinde entzogen und dient seither als Pfarrkirche der Hl Dreifaltigkeit polnisch Kosciol sw Jacka als katholisches Gotteshaus Prioren nicht vollstandig BearbeitenVon den Prioren Rektoren der Liegnitzer Kartause sind bekannt Ordensgelubde in der Kartause Erfurt Henricus Frolich 26 Februar 1423 in Erfurt Petrus de Andernach als Prior 1427 belegt vorher Rektor 1437 Joannes Ostraw aus Bromberg als Prior belegt 1445 1435 1440 Prior in Tuckelhausen 1448 1453 Prior in Erfurt 1473 Nicolaus Balderstete als Prior bezeugt 1467 und 1469 1479 80 Jodocus Jost Christen Prior nach 1469 1477 und nochmals 1499 ab 1477 Rektor der Kartausen Konradsburg Erfurt und Crimmitschau 1500 Ordensgelubde in der Kartause Liegnitz Gabriel aus Neisse Johannes Guntheri de Nissa Studium in Leipzig wo er den akademischen Abschluss eines Magisters der Freien Kunste erwarb Doktor der Medizin nach 1471 Wenzeslaus 1525 26 Joannes Rektor 1537 1547 Ordensgelubde in der Kartause Mainz Joannes de Steinbach stammte aus Franken Prior 1500 1509 anschliessend Prior in Mainz 1516 1517 Prior Koblenz 1534 in Mainz Marcus Prior 1447 1454 1442 Prior in Brunn anschliessend in Seitz 1454 in Liegnitz Conradus Melsungen 1509 1524 anschliessend Prior der Kartause Eppenberg Martinus Keldenbach Prior 1482 1495 96 Mathias Kissinger Nachfolger Keldeberchs starb ebenfalls 1495 96Schriftstellerisch tatige Monche BearbeitenHieronymus Broenich 1474 Verfasser mehrere Marienpredigten die auch im Druck erschienen Bernhard von Eger Bernardus de Egra 1493 verfasste einen Dialog uber das Lob und die Wunder MariensLiteratur BearbeitenHeinrich Gruger Liegnitz Kartause Passionis Christi In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau Band XXX 1989 S 45 53 Harald Goder Die Kartause Liegnitz in den Generalkapitelsakten des Kartauserordens In Reimund Haas u a Hrsg Im Gedachtnis der Kirche neu erwachen Studien zur Geschichte des Christentums in Mittel und Osteuropa 2000 Bohlau Verlag S 9 38 Rafal Witkowski Legnica Liegnitz in Monasticon Cartusiense hrsg von Gerhard Schlegel James Hogg Band 2 Salzburg 2004 389 393 Einzelnachweise Bearbeiten Die Angaben hierzu sind in der angegebenen Literatur widerspruchlich Kosciol sw Jacka Kaiser Friedrich Gedachtnis Kirche abgerufen am 23 Oktober 2016 polnisch 51 20511 16 18193 Koordinaten 51 12 18 4 N 16 10 54 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartause Liegnitz amp oldid 237994899