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Karl Theodor Ferdinand Grun 30 September 1817 in Ludenscheid 18 Februar 1887 in Wien Pseudonym Ernst von der Haide war ein deutscher Journalist Philosoph und linksdemokratischer Politiker Wegen seiner radikalen Ideen wurde er von der preussischen Regierung verfolgt lebte ab 1844 meist im Ausland In Paris trat er in enge Beziehung zum Fruhsozialisten Pierre Joseph Proudhon Sein Verleger in den 1840er Jahren war Carl Friedrich Julius Leske Nach Ausbruch der Revolution 1848 49 kehrte Grun zeitweilig nach Deutschland zuruck Er wurde in die preussische Nationalversammlung gewahlt wo er sich der aussersten Linken anschloss Er wurde schliesslich wegen intellektueller Beteiligung am Prumer Zeughaussturm angeklagt jedoch nach achtmonatiger Haft freigesprochen Erst 1861 konnte er nach Deutschland zuruckkehren wo er als Journalist Professor und Vortragsreisender lebte Zuletzt lebte Grun in Wien und gab den Nachlass von Ludwig Feuerbach heraus Karl GrunInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung 1 2 Vormarzliche Opposition 1 3 Erste Exiljahre 1 4 Revolution 1848 1849 1 5 Zweites Exil und Ruckkehr 1 6 Wien 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenAusbildung Bearbeiten Karl Grun war der Sohn eines Volksschullehrers Einer seiner Bruder war Albert Grun Nach der Volksschule in seiner Heimatstadt besuchte er das Gymnasium in Wetzlar In dieser Zeit begann er sich an einem von Schulern herausgegebenen Wochenblatt zu beteiligen und sich mit zeitgenossischen Autoren zu beschaftigen Nach dem Abitur studierte Grun ab 1835 Philologie und evangelische Theologie in Bonn Dort begegnete er erstmals Karl Marx Im Jahr 1838 wechselte er nach Berlin und studierte nun Philologie und Philosophie Dort wurde er durch die Junghegelianer beeinflusst Zusammen mit Marx gehorte Grun moglicherweise zu den linkshegelianischen Diskussionskreisen In Berlin promovierte Grun zum Dr phil Als Abschluss seines Studiums veroffentlichte Grun das Buch der Wanderungen Ostsee und Rhein Erschienen 1839 In diesem verarbeitete er seine Reiseerlebnisse aus den Semesterferien Bereits in diesem Buch werden mehrere zentrale Elemente seiner Arbeit deutlich Dazu zahlt die Beschaftigung mit Politik und Sozialem wie auch mit Philosophie und Kunstgeschichte Das Buch widmete er Karl Gutzkow und bekannte sich dazu zur liberalen nationalen und sozial ausgerichteten Opposition in Deutschland zu gehoren Vormarzliche Opposition Bearbeiten Dem Militardienst hat sich Grun 1838 durch Flucht ins franzosische Elsass entzogen Die Hoffnung auf eine akademische Karriere in Deutschland musste er damit aufgeben In Colmar arbeitete er als Gymnasialprofessor Ausserdem war er Mitarbeiter verschiedener Zeitungen in Deutschland Im Jahr 1842 kehrte er nach Deutschland zuruck und wurde Mitarbeiter der radikalen und spater verbotenen Mannheimer Abendzeitung Die Ereignisse um das Verbot des Blattes machten Grun zu einer bekannten Person der vormarzlichen Oppositionsbewegung Sein Versuch sich in Marburg zu habilitieren scheiterte am Widerspruch der Universitat Noch im Jahr 1842 wurde er wegen seiner kritischen Presseartikel als Kriminalverbrecher eingestuft und ausgewiesen Der Schritt fuhrte bei Grun zu einer Radikalisierung seiner Ansichten Er ging zunachst nach Mainz und wurde als politischer Held gefeiert Er schrieb fur zahlreiche Zeitungen unter anderem aus Hamburg Mannheim Wurzburg und der Rheinischen Zeitung aus Koln Spater kamen noch die Trierische Zeitung und die Kolnische Zeitung hinzu Ab Juni 1843 lebte Grun mit seiner Familie in Koln und hatte Kontakt mit den dort lebenden fuhrenden Sozialisten Er hielt neben seiner journalistischen Arbeit auch literarische und kulturgeschichtliche Vortrage Noch im selben Jahr ubernahm er die Schriftleitung der Zeitung Der Sprecher oder Rheinisch Westfalischer Anzeiger aus Wesel lebte aber weiterhin in Koln Wie schon bei der Mannheimer Abendzeitung und der Triererischen Zeitung fuhrte seine Tatigkeit zu einer uberregionalen Resonanz Der Sprecher konnte allerdings nur bis zum Verbot 1844 erscheinen Auf Einladung von Otto Luning unternahm Grun im Winter 1843 1844 eine Vortragsreise nach Westfalen Er hielt sich dabei unter anderem mehrfach bei dem Industriellen und Sozialreformer Julius Meyer auf Auch Moses Hess begegnete er In Bielefeld grundete Grun 1844 die Bielefelder Monatsschrift die bereits kurz darauf ebenfalls verboten wurde In dieser Zeit wurde er einer der Wortfuhrer des von Karl Marx so geschmahten Wahren Sozialismus im Rheinland und in Westfalen Er ging dabei von Ludwig Feuerbach aus Er entwickelte ein theoretisches Programm einer Wissenschaft der Gesellschaft als Wissenschaft der Vergesellschaftung Die bisherige Philosophie sollte dabei durch eine Philosophie der Tat ersetzt werden Erste Exiljahre Bearbeiten Als auch das Verbot der Zeitung in Trier bevorzustehen schien ging Grun ins Exil In Brussel kam er in Kontakt mit Ferdinand Freiligrath In Paris wurde er Teil der radikalen Emigrantengemeinde Da ein Verbot der Trierischen Zeitung ausblieb schrieb Grun aus Paris weiter fur das Blatt Dieses war nach dem Verbot der Rheinischen Zeitung eine der wichtigsten radikalen Tageszeitungen im Bereich des Deutschen Bundes In Paris lernte er auch Pierre Joseph Proudhon kennen Er schatzte dessen Arbeiten und ubersetzte sie ins Deutsche Aus dem Kontakt entstand Gruns wohl bedeutendstes Buch Die socialen Bewegungen in Frankreich und Belgien 1845 Dieses wurde von Karl Marx scharf kritisiert weil es seinen Ideen in vielen Punkten recht nahekam Im Jahr 1845 war Grun in Paris einer der Herausgeber der Blatter der Vernunft Wegen seiner Kontakte mit kommunistischen Kreisen wurde er aus Paris ausgewiesen Er musste nach Brussel ausweichen wo ihn finanzielle Schwierigkeiten zwangen auch als Buchdrucker zu arbeiten Revolution 1848 1849 Bearbeiten Zu Beginn der Revolution von 1848 kehrte Grun nach Deutschland zuruck Er lebte in Trier Zwischen 1848 und 1849 war er Herausgeber der Zeitschrift Amphitheater fur Unterhaltung Kunst und Kritik Seine Hoffnung auf einen Lehrstuhl an einer geplanten freien Universitat in Frankfurt am Main scheiterten als das Projekt aufgegeben wurde In Trier hielt Grun politische Vortrage und war im Demokratischen Club aktiv Grun wurde in einer Ersatzwahl fur den Kreis Wittlich in die preussische Nationalversammlung gewahlt Dort gehorte er zur aussersten Linken Im Jahr 1849 war er auch Mitglied der zweiten Kammer des preussischen Landtages Dort gehorte er zu den fuhrenden Kopfen der Linken Als die Kammer aufgelost wurde sprach Grun auf einer grossen Volksversammlung auf der Marienburg im Mai 1849 und rief zu Gegenmassnahmen auf Die Versammlung beschloss daraufhin das Zeughaus in Prum zu sturmen Grun wurde nach dem Scheitern des Prumer Zeughaussturms und dem Ende der Revolution verhaftet Ihm wurde die intellektuelle Beteiligung an den Prumer Ereignissen vorgeworfen Fur acht Monate war er inhaftiert ehe er freigesprochen wurde Zweites Exil und Ruckkehr Bearbeiten Danach lebte Grun zwischen 1850 und 1861 in Brussel Dort war er als Hauslehrer tatig und plante die Eroffnung eines Pensionats Ausserdem hielt er 1859 Vorlesungen an der Universitat In seinen Schriften wandte er sich nunmehr vor allem gegen das Regime Napoleons III Mit dem Beginn der Neuen Ara konnte er 1861 nach Preussen zuruckkehren Er reiste spater uber Belgien und Paris nach Turin Dort nahm er an der Eroffnung der ersten Nationalvertretung Jungitaliens teil und besuchte auch zahlreiche andere italienische Stadte Uber verschiedene Stationen kehrte er nach Brussel zuruck Im November 1861 unternahm er eine ausgedehnte politische Vortragsreise durch Westfalen und das Rheinland Ab 1862 lebte Grun in Frankfurt am Main wo er fur die Neue Frankfurter Zeitung schrieb An der Hochschule fur Handel und Gewerbe wurde er Professor insbesondere fur Literaturgeschichte Daneben hielt er weiterhin uberall in Deutschland Vortrage Im Jahr 1865 zog er nach Heidelberg Im Vorfeld des Krieges von 1866 engagierte sich Grun in der antipreussischen demokratischen Volkspartei Er nahm 1867 in Genf am internationalen Kongress der Friedens und Freiheitsliga teil Ab 1868 war er Mitherausgeber der Demokratischen Correspondenz Wien Bearbeiten Im Jahr 1868 siedelte Grun nach Wien uber Dort wurde er Herausgeber der Briefe und des Nachlasses von Ludwig Feuerbach Daraus entstand ein philosophisch biographisches Werk in zwei Banden Ludwig Feuerbach Im Jahr 1876 veroffentlichte er die Schrift Die Philosophie in der Gegenwart In dieser setzte er sich mit der Geschichte des Materialismus von Friedrich Albert Lange auseinander Auf Basis seiner literatur und kunstgeschichtlichen Studien entstanden als Produkte der materialistisch positivistischen Geschichtsauffassung die Kulturgeschichte des 16 Jahrhunderts und die Kulturgeschichte des 17 Jahrhunderts Schriften Auswahl BearbeitenSendschreiben an Herrn Dr Karl Gutzkow in Betreff seiner Zeitgenossen Als Vorrede zu dessen Buch der Wanderungen Theodor Fischer Cassel 1839 Gutenberg Lieder Der Stadt Strasburg gewidmet von Karl Grun Schmidt amp Grucker Strassburg 1840 Meine Ausweisung aus Baden und meine Rechtfertigung vor dem deutschen Volke Verlag des Literarischen Comptoirs Zurich und Winterthur 1843 Digitalisat Die Judenfrage Gegen Bruno Bauer Carl Wilhelm Leske Darmstadt 1843 Digitalisat Friedrich Schiller als Mensch Geschichtschreiber Denker und Dichter F A Brockhaus Leipzig 1844 Neue Ausgabe F A Brockhaus Leipzig 1849 Digitalisat Die sociale Bewegung in Frankreich und Belgien Briefe und Studien Carl Wilhelm Leske Darmstadt 1845 Uber Goethe vom menschlichen Standpunkte Carl Wilhelm Leske Darmstadt 1846 Digitalisat Pierre Joseph Proudhon Philosophie der Staatsokonomie oder Nothwendigkeit des Elends Deutsch bearbeitet von Karl Grun Carl Wilhelm Leske Darmstadt 1847 Westeuropaische Granzen Von einem Beamten der Civilisation Lintz Trier 1853 Die osteuropaische Gefahr Vom Verfasser der Westeuropaischen Granzen Lintz Trier 1854 Louis Napoleon Bonaparte die Sphinx auf dem franzosischen Kaiserthron Otto Meissner Hamburg 1859 Digitalisat Frankreich vor dem Richterstuhle Europa s oder die Frage der Granzen 1860 Flugschrift Italien im Fruhjahr 1861 E A Fleischmann s Buchhandlung Munchen 1861 Digitalisat Fragmente aus Italien Natur und Kunst E A Fleischmann s Buchhandlung Munchen 1862 Digitalisat Festrede gesprochen bn der Freiligrath Feier am 1 Juli 1867 zu Heidelberg Mannheim 1867 Kulturgeschichte des 16 Jahrhunderts C F Winter Leipzig Heidelberg 1872 Ludwig Feuerbach in seinem Briefwechsel und Nachlass 2 Bde C F Winter Leipzig Heidelberg 1874 Die Philosophie in der Gegenwart Realismus und Idealismus Kritisch und gemeinfasslich dargestellt Otto Wigand Leipzig 1876 Kulturgeschichte des 17 Jahrhunderts 2 Bde J A Barth Leipzig 1880 Manuela Koppe Hrsg Karl Grun Ausgewahlte Schriften in zwei Banden Akademie Verlag 2005 ISBN 3 0500 4146 3Literatur BearbeitenCriminal Procedur gegen Dr C Grun und 22 Genossen Wegen Hochverrath resp Plunderung des Zeughauses zu Prum Verhandelt vor den Assisen zu Trier im Januar 1850 Lintz Trier 1850 Digitalisat Carl Stegmann C Hugo Handbuch des Socialismus Zurich 1894 S 310 f Ludwig Julius Frankel Grun Karl In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 49 Duncker amp Humblot Leipzig 1904 S 583 589 Meyers Grosses Konversations Lexikon 1905 Bd 8 S 442 Friedrich Wilhelm Reinhardt Karl Theodor Ferdinand Grun Eine geisteswissenschaftliche Studie Giessen Phil Diss v 14 Jan 1924 Wilhelm Sauerlander Karl Theodor Ferdinand Grun und der Wahre Sozialismus Nach einem Vortrag in der Volkshochschule Ludenscheid gehalten am 9 Febr 1955 In Ludenscheider Beitrage 5 Ludenscheid 1958 Wolfgang Schieder Grun Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 186 f Digitalisat James Strassmaier Karl Grun und die Kommunistische Partei 1845 1848 Trier 1973 Schriften aus dem Karl Marx Haus Nr 10 Eckhard Trox Karl Grun 1817 1887 Eine Biographie Begleitband zur Ausstellung Ludenscheid 1993 Band 1 Forschungen zur Geschichte der Stadt Ludenscheid Objekte und Dokumente Dieter Deichsel Die Kritik Karl Gruns Zur Entstehung und Uberlieferung von Teil IV des zweiten Bandes der Deutschen Ideologie In MEGA Studien 1997 2 Amsterdam 1998 ISBN 90 804191 2 5 S 103 153 Hans Ulrich Seifert Grun Karl Theodor Ferdinand In Trier Biographisches Lexikon Koblenz 2000 ISBN 3 931014 49 5 S 145 f mit Bibliografie Manuela Koppe Dieter Deichsel Zur Rekonstruktion des Briefwechsels von Karl Grun 1817 1887 In Marx et autres exiles Etudes en l honneur de Jacques Grandjonc reunies par Karl Heinz Gotze Univ de Provence Aix en Provence 2002 S 113 134Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Karl Grun Quellen und Volltexte Literatur von und uber Karl Grun im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Karl Marx Karl Grun Die Geschichtsschreibung des wahren Sozialismus Karl Grun im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Grun Karl Theodor Ferdinand Hessische Biografie Stand 18 Februar 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 118698389 lobid OGND AKS LCCN n88256728 VIAF 7459432 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grun KarlALTERNATIVNAMEN Grun Karl Theodor Ferdinand vollstandiger Name Haide Ernst von der Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und SchriftstellerGEBURTSDATUM 30 September 1817GEBURTSORT LudenscheidSTERBEDATUM 18 Februar 1887STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Grun Journalist amp oldid 237632016