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Karl Engisch 15 Marz 1899 in Giessen 11 September 1990 in Nieder Wiesen war ein deutscher Rechtswissenschaftler Karl Engisch um 1968 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 2 1 Selbstandige Schriften 2 2 Aufsatze Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenEngisch den Hans Joachim Hirsch als einen der herausragenden Strafrechtstheoretiker des vergangenen Jahrhunderts 1 bezeichnet hat wurde am 15 Marz 1899 in Giessen als Sohn eines hessischen Rechtsanwalts geboren Nach seinem Abitur nahm Engisch noch mit 18 Jahren am Ersten Weltkrieg teil und wurde zweimal verwundet 2 Von 1918 bis 1921 studierte Engisch Rechtswissenschaft an der Ludwigs Universitat Giessen und der Ludwig Maximilians Universitat Munchen u a bei Max Weber In Giessen wurde er mit seinem jungeren Bruder Ludwig Engisch 1900 1957 Mitglied des Corps Hassia 3 1924 wurde er bei Otto Eger mit einer rechtsphilosophischen Arbeit uber die Imperativentheorie promoviert 4 Nach dem Rechtsreferendariat 1924 1927 betatigte sich Engisch eine Zeitlang als Rechtsanwalt in der Kanzlei seines Vaters in der er die strafrechtlichen Falle ubernahm 1929 habilitierte er sich in Giessen bei dem Kriminalisten Wolfgang Mittermaier 1867 1956 mit seiner noch heute haufig zitierten Monographie Untersuchungen uber Vorsatz und Fahrlassigkeit im Strafrecht In dieser finden sich erste Uberlegungen zu einem als Weichenstellerfall bezeichnetem Gedankenexperiment Zu seinen geistigen Vatern in der damaligen Zeit gehorte neben Mittermaier insbesondere der beruhmte Strafrechtler Ernst Beling dem Engisch auch seine Logische n Studien zur Gesetzesanwendung gewidmet hat und der Philosoph Ernst von Aster 1880 1948 Nach Lehrstuhlvertretungen 1929 1934 in Freiburg im Breisgau Giessen und Munchen nahm Engisch zum Sommersemester 1934 einen Ruf auf den Lehrstuhl Gustav Radbruchs fur Strafrecht Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg an Auch wenn Engisch die Machtergreifung Adolf Hitlers nicht ablehnte bewahrte er sich stets seine kritisch skeptische Grundhaltung So weigerte er sich judische Autoren in seinen Werken unzitiert zu lassen selbst wenn viele seiner Kollegen diese als nicht mehr zitierfahig erachteten und bewies Ruckgrat als im Marz 1935 die Fachschaft des Studentenbundes zum Boykott der Vorlesungen nichtarischer Professoren aufrief Er protestierte wenn auch vergeblich als Dekan seiner Fakultat gegen Behinderung durch SA Posten bei der Hochschulleitung Er gehorte zu den Juristen die das Eindringen der nationalsozialistischen Ideologie in die Rechtswissenschaft ablehnten und vermied auch die Aufnahme solcher Gedankengange in seine Bucher Gleichwohl trat er zum 1 Mai 1937 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 4 033 248 5 und bezog in einer Rezension im namhaften Archiv fur die civilistische Praxis ausdrucklich Stellung fur das Regime Die Gesetze des nationalsozialistischen Staates sind Fuhrerbefehle und als solche Recht Richterliche und behordliche Zwangsreaktionen die diesen Gesetzen widersprechen sind kein Recht und konnen es auch nicht durch gleichsinnige Haufung werden Ebensowenig konnten typische Zwangsreaktionen Recht heissen die eklatant den Grundsatzen der nationalsozialistischen Rechtsanschauung zuwiderlaufen Das sind schliesslich Selbstverstandnisse die man sich fast auszusprechen geniert 6 Nach dem Krieg 1953 folgte Engisch einem Ruf der Universitat Munchen auf den Lehrstuhl Edmund Mezgers nachdem er Rufe nach Leipzig 1936 Wien 1939 und Hamburg 1950 abgelehnt hatte Beim Kongress des Kosener Senioren Convents Verbandes hielt er am 27 Mai 1955 die Festansprache in der Wurzburger Residenz In Munchen wirkte er bis zu seiner Emeritierung im April 1967 1971 kehrte Engisch nach Heidelberg zuruck wo er noch viele Jahre bis zu seinem Tod am 11 September 1990 als Honorarprofessor Vorlesungen zum Strafrecht und der Rechtsphilosophie hielt Engisch verstand es in seinen Vorlesungen aus dem engen Rahmen fachwissenschaftlicher Erorterungen herauszutreten und Denkanstosse aus Philosophie und Literatur einzubringen Aus dem Stegreif zitierte er Goethe Immanuel Kant Thomas Mann und Arthur Schopenhauer Er erhielt die Ehrendoktorwurde der Universitaten Heidelberg Mannheim und Saragossa war Trager des Bayerischen Verdienstordens Verleihung 1961 und Mitglied der Heidelberger und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1938 bzw 1956 sowie korrespondierendes Mitglied der Academie royale de Belgique 1971 Engisch gehorte ebenfalls zu den Mitherausgebern der Zeitschrift fur die gesamte Strafrechtswissenschaft ZStW und der Zeitschrift Rechtstheorie und besass eine der grossten Privatbibliotheken der damaligen Zeit von der ein Teil in ein Nebengebaude auf dem Lande ausgelagert war Sein unter Studenten wohl bekanntestes Werk Einfuhrung in das juristische Denken erschien im Jahr 2005 in der 10 Auflage hg von Thomas Wurtenberger Engisch war seit 1924 mit der 1973 verstorbenen Thekla geb Schudt verheiratet Der Ehe entstammen die Tochter Irmgard Engisch 1925 und Renate Behler geb Engisch 1926 Schriften BearbeitenSelbstandige Schriften und Aufsatze sind uberwiegend der Monographie Maschkes Gerechtigkeit durch Methode Zu Karl Engischs Theorie des juristische Denkens S 281 ff entnommen Ein weiteres Verzeichnis der Schriften Engischs befindet sich am Ende der Engisch Festschrift hrsg von Paul Bockelmann u a aus dem Jahr 1969 Selbstandige Schriften Bearbeiten Die Imperativentheorie Diss jur Giessen 1924 unveroffentlicht im Auszug abgedruckt In Auszuge aus den der juristischen Fakultat der Universitat Giessen vorgelegten Dissertationen Giessen 1925 S 42 47 Fakultatsakten Untersuchungen uber Vorsatz und Fahrlassigkeit Berlin 1930 Neudruck Aalen 1964 Die Kausalitat als Merkmal der strafrechtlichen Tatbestande Tubingen 1931 Umbruchidentischer Nachdruck mit einem Geleitwort von Ingeborg Puppe Mohr Siebeck Tubingen 2021 ISBN 978 3 16 160070 8 Die Einheit der Rechtsordnung Heidelberg 1935 unverand Nachdruck mit einem Geleitwort von Arthur Kaufmann Darmstadt 1987 Logische Studien zur Gesetzesanwendung Heidelberg 1943 2 Auflage ebd 1960 3 erganzte Auflage ebd 1963 Logik der Rechtswissenschaften unveroffentlichte Mitschrift der gleichnamigen Vorlesung gehalten an der Universitat Heidelberg im Sommersemester 1947 Euthanasie und Vernichtung lebensunwerten Lebens in strafrechtlicher Beleuchtung Stuttgart 1948 Vom Weltbild des Juristen Heidelberg 1950 2 durch ein Nachwort erweiterte Auflage ebd 1965 Die Idee der Konkretisierung in Recht und Rechtswissenschaft unserer Zeit Heidelberg 1953 2 erganzte Auflage ebd 1968 Einfuhrung in das juristische Denken Stuttgart 1956 8 Auflage ebd 1983 9 Auflage hrsg von Thomas Wurtenberger und Dirk Otto ebd 1997 portugiesische Ubersetzung Lissabon 1965 spanische Ubersetzung Madrid 1967 griechische Ubersetzung Athen 1981 Die Lehre von der Willensfreiheit in der strafrechtsphilosophischen Doktrin der Gegenwart Berlin 1963 Wahrheit und Richtigkeit im juristischen Denken Munchener Universitatsreden NF H 35 Munchen 1963 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 286 310 ebenfalls In Rechtsphilosophie oder Rechtstheorie hrsg von Gerd Roellecke Darmstadt 1988 S 262 288 Auf der Suche nach der Gerechtigkeit Hauptthemen der Rechtsphilosophie Munchen 1971 Der Arzt an den Grenzen des Lebens strafrechtliche Probleme des Lebensschutzes Bonn 1973 Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 Mitverfasser Schuld und Suhne 13 Vortrage uber den Deutschen Strafprozess 1960 Die arztliche Aufklarungspflicht aus rechtlicher und arztlicher Sicht Koln 1970 Aufsatze Auswahl Bearbeiten Notstand und Putativnotstand In MschKrim 23 1932 S 420 429 Interessenjurisprudenz und Strafrecht In MSchKrim 25 1934 S 65 86 Zur phanomenologischen Methode im Strafrecht In ARSP 30 1936 1937 S 130 149 Wesensschau und konkretes Ordnungsdenken im Strafrecht In MSchKrim 29 1938 S 133 148 Logik der Rechtswissenschaft In Geistige Arbeit Zeitschrift aus der wissenschaftlichen Welt 8 Jhg 1941 Nr 7 S 1 3 Der finale Handlungsbegriff In Probleme der Strafrechtserneuerung Festschrift fur Eduard Kohlrausch Berlin 1944 S 141 179 Der Begriff der Rechtslucke Eine analytische Studie zu Wilhelm Sauers Methodenlehre In Festschrift fur Wilhelm Sauer Berlin 1949 S 85 102 Der rechtsfreie Raum In ZStaatW 108 1952 S 385 430 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 9 64 spanische Ubersetzung Cordoba 1964 Die normativen Tatbestandselemente im Strafrecht In Festschrift fur Edmund Mezger Munchen und Berlin 1954 S 127 163 Sinn und Tragweite juristischer Systematik In Studium Generale 10 Jhg 1957 S 173 190 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 88 125 Tatbestandsirrtum und Verbotsirrtum bei Rechtfertigungsgrunden In ZStW 1984 S 88 125 Die Relativitat der Rechtsbegriffe In Deutsche Landesreferate zum V internationalen Kongress fur Rechtsvergleichung in Brussel 1958 Berlin 1958 Aufgaben einer Logik und Methodik des juristischen Denkens In Studium Generale 12 Jhg 1959 S 76 87 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 65 87 Der Unrechtstatbestand im Strafrecht Eine kritische Betrachtung zum heutigen Stand der Lehre von der Rechtswidrigkeit im Strafrecht In Hundert Jahre deutsches Rechtsleben Festschrift zum hundertjahrigen Bestehen des deutschen Juristentages 1860 1960 Bd 1 Karlsruhe 1960 S 401 437 Zur Natur der Sache im Strafrecht In Festschrift fur Eberhard Schmidt Gottingen 1961 S 90 121 ebenfalls In Die ontologische Begrundung des Rechts ed Arthur Kaufmann Darmstadt 1965 S 204 243 Vom Sinn des hypothetischen juristischen Urteils In Existenz und Ordnung Festschrift fur Erik Wolf Frankfurt a M 1962 S 398 420 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 169 219 Form und Stoff in der Jurisprudenz In Festschrift fur Fritz von Hippel Tubingen 1967 S 63 94 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 251 158 Recht und Sittlichkeit in der Diskussion der Gegenwart In Wahrheit und Verkundigung Michael Schmaus zum 70 Geburtstag Munchen Paderborn Wien 1967 S 1743 1760 Tun und Unterlassen In Festschrift fur Wilhelm Gallas Berlin New York 1973 S 163 196 Begriffseinteilung und Klassifikation in der Jurisprudenz In Festschrift fur Karl Larenz zum 70 Geburtstag Munchen 1973 S 125 153 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 126 155 Logische Uberlegungen zur Verbrechensdefinition In Festschrift fur Hans Welzel Berlin New York 1974 S 343 378 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 156 195 Uber Negationen in Recht und Rechtswissenschaft In Festschrift fur Heinrich Henkel Berlin New York 1974 S 47 74 ebenfalls In Beitrage zur Rechtstheorie hrsg von Paul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Frankfurt a M 1984 S 220 250 Formale Logik Begriff und Konstruktion in ihrer Bedeutung und Tragweite fur die Rechtswissenschaft In Festschrift fur Ulrich Klug Band 1 Koln 1983 S 33 54 Subsumtion und Rechtsfortbildung In Richterliche Rechtsfortbildung Erscheinungsformen Auftrag Grenzen Festschrift fur die juristischen Fakultat zur 600 Jahr Feier der Ruprechts Karl Universitat Heidelberg Heidelberg 1986 S 3 9 Engisch veroffentlichte des Weiteren zahlreiche Rezensionen und Literaturberichte Literatur BearbeitenPaul Bockelmann Arthur Kaufmann Ulrich Klug Hrsg Festschrift fur Karl Engisch zum 70 Geburtstag Frankfurt am Main 1969 Andreas Maschke Gerechtigkeit durch Methode Zu Karl Engischs Theorie des juristischen Denkens Heidelberg 1993 Hans Joachim Hirsch Karl Engisch In Zeitschrift fur die gesamte Strafrechtswissenschaft Bd 103 1991 H 3 S 623 635 doi 10 1515 zstw 1991 103 3 623 Nachruf Alexander Hollerbach In Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften fur 1991 S 104 108 Nachruf Arthur Kaufmann In JuristenZeitung 1991 S 30 f Nachruf Arthur Kaufmann In Archiv fur Rechts und Sozialphilosophie Bd 77 1991 S 267 269 Nachruf Hans Heinrich Jescheck Karl Engisch zum 80 Geburtstag In Zeitschrift fur die gesamte Strafrechtswissenschaft Bd 91 1979 H 2 S 247 250 doi 10 1515 zstw 1979 91 2 247 Ulrich Klug In Rechtstheorie Bd 22 1991 S 383 392 Nachruf Werner Krawietz Gluckwunschadresse zum 90 Geburtstag von Karl Engisch In Rechtstheorie Bd 20 1989 S 1 Karl Lackner Karl Engisch zum Abschied In Rhein Neckar Zeitung 28 September 1990 Nachruf Heribert Prantl Suche nach Gerechtigkeit Zum Tod von Karl Engisch In Suddeutsche Zeitung 17 September 1990 Nachruf Detlev Wulfes Die Grenzen der Logik und die Aufgabe des Erkennens im Recht Versuch einer konsequenten Fortfuhrung der juristische Logik hin zu dem von Karl Engisch mit seiner Idee einer materialen Logik geforderten sachgerechten juristischen Erkennens mit Hilfe der Erkenntnismethode Rudolf Steiners Dissertation Universitat Hannover 1994 Reinhold Zippelius Karl Engisch zum 90 Geburtstag In Archiv fur Rechts und Sozialphilosophie 1989 S 112 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Engisch im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Hans Joachim Hirsch In Festschrift fur Nikolaos K Androulakis S 225 Athen 2003 Zum Folgenden siehe die Einleitung bei Andreas Maschke Gerechtigkeit durch Methode Zu Karl Engischs Theorie des juristischen Denkens Heidelberg 1993 S 1 ff Kosener Corpslisten 1996 66 1104 Die Imperativentheorie Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 8261342 Rezension zu Theodor Jaehner Der Mythos vom Recht und seine empirischen Grundlagen 1933 AcP 1936 116 120 Normdaten Person GND 118530410 lobid OGND AKS LCCN n87899872 NDL 00466142 VIAF 108794549 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Engisch KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher RechtswissenschaftlerGEBURTSDATUM 15 Marz 1899GEBURTSORT GiessenSTERBEDATUM 11 September 1990STERBEORT Nieder Wiesen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Engisch amp oldid 236050414