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Karasura bulgarisch Karasura griech Karas8yra war eine spatromische Wegestation statio milliaria in NordThrakien einige Kilometer sudlich des Dorfes Rupkite in Richtung des Dorfes Swoboda bulg Svoboda Luftaufnahme Grundmauern der Festung KarasuraKarasura rotes Viereck Bulgarien Nachbarorte Tschirpan Plowdiw Stara Sagora Dimitrowgrad Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 3 1 Steinzeit 3 2 Antike 3 3 Mittelalter 4 Archaologische Grabungen 4 1 Nekropolen 4 2 Getreidelager 4 3 Rotlackkeramik 4 4 Kirchen 4 5 Deutsche Grabungsgruppe 5 Offene Fragen 6 Verein Carassura 7 Keramikgravuren 8 Literatur 9 WeblinksLage BearbeitenKarasura lag zentral im heutigen Sudbulgarien an den Sudhangen des Balkangebirges in der Oblast Stara Sagora 6 km nordostlich der Stadt Tschirpan 500 m neben der Autobahn Burgas Plowdiw Autobahn Thrakien bulg avtomagistrala Trakiya Die Ausgrabungsstatte umfasst ausser dem Hugel Kaleto noch den weiter sudlich gelegenen Hugel Kajrjaka Kajryaka Name BearbeitenDie Wegestation entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Festung von der heute nur noch die Fundamente stehen Der wichtigste nordliche Teil der Festung Zitadelle wurde auf einem prahistorischen Siedlungshugel erbaut Die Festungsanlage wird durch einen kleinen Fluss Stara reka Stara Reka zu deutsch Alter Fluss in zwei Abschnitte geteilt Da die Festung Karasura nur einen kleinen zeitlichen Ausschnitt aus der Geschichte dieses Ortes darstellt und es nicht einmal zu der Festung schriftliche Quellen gibt wird die Stelle in archaologischen Schriften auch oft als archaologisches Objekt Karasura oder Grabungsstatte beim Dorf Rupkite oder Grabungsstatte bei Tschirpan auch Grabungsstatte CSirpan beschrieben Im Internet wird oft auch falschlicherweise von der romischen Militarstrasse Karasura gesprochen Auch die Schreibweise Carassure griech Karas8yra ist anzutreffen Seit 2014 ist die Station Namensgeber fur den Karasura Gletscher im Ellsworthland in der Antarktis Geschichte BearbeitenKarasura lag an der romischen Strasse Via Militaris Konstantinopel heute Istanbul Adrianapolis heute Edirne Karasura Philippolis heute Plowdiw Serdica heute Sofia Naissos heute Nis Singidunum heute Belgrad Diese diagonal uber den Balkan verlaufende Strasse war in der Antike die kurzeste Verbindung zwischen Europa und dem Nahen Osten Als romische Militarstrasse verband sie die wichtigsten und grossten romischen Stadte dieser Region mit der Hauptstadt des ostromischen Reiches Konstantinopel Entlang dieser Stadte an der alten Romerstrasse verlauft heute die E75 und E80 mit einer ahnlich grossen Bedeutung fur den europaischen Transitverkehr Steinzeit Bearbeiten Bereits am Ende der Jungsteinzeit ca 5000 v Chr jedoch nicht vor der spatneolithischen Phase Karanovo IVb begann die Besiedlung dieses Ortes Die gunstigen naturlichen Gegebenheiten wie fruchtbare Boden grosser Wasserreichtum und das Mittelmeerklima boten gunstige Lebensbedingungen Ihren Hohepunkt fand die prahistorische Siedlungstatigkeit in der Zeit vom Aneolithikum bis zur fruhen und mittleren Bronzezeit Zuerst gab es nur eine unbefestigte Siedlung Zum Schutz wurden Erdwalle aufgeschuttet Das wurde insgesamt sechsmal wiederholt Wegen der Erdaufschuttungen und der langen Besiedlung bildete sich bis zur Zeitenwende allmahlich ein Siedlungshugel Er war 19 m hoch aus und mass an seiner Basis 150 170 m Dieser Hugel tragt heute den Namen Kaleto bulg Kaleto Bei Tiefengrabungen in diesem Siedlungshugel wurden prahistorische Befestigungen gefunden viele Alltagsgegenstande und auch Kultgegenstande Antike Bearbeiten In der Nahe der prahistorischen Siedlung wurden zahlreiche romische Heiligtumer Tempel entdeckt die zum Beispiel Asklepios Pluton und besonders dem Hauptgott Apollon gewidmet waren Von ihnen sind zahlreiche Fragmente gefunden worden In diesen Tampeln konnten die Reisenden ihre Opfergaben darbringen und ihre Gotter anbeten Es wurden auch eine Vielzahl von Reliefdarstellungen des Thrakischen Reiters gefunden eine Kultfigur der Thraker Im romischen Itinerarium Burdigalense einem der altesten bekannten Reisehandbucher Itinerar aus dem 4 Jahrhundert wird diese Station an der Militarstrasse unter dem Namen Karasura angegeben Griechische Quellen erwahnen zu ungefahr der gleichen Zeit die Festung Karasura an der Militarstrasse und im 4 Jahrhundert eine gewisse Festung Karstira Vieles deutet darauf hin dass Karasura im 4 bis 6 Jahrhundert n Chr auch Bischofssitz war Von der Lage her ist Karasura zu romischen Zeiten der romischen Provinz Thrakien zuzuordnen Mittelalter Bearbeiten Die Einfalle und Plunderungen der Goten Awaren und Slawen fuhrten Ende des 6 Jahrhunderts zu einem gewaltsamen Ende der Festung Danach siedelten in Karasura Armenier und danach Slawo Bulgaren Bis zum Jahr 971 gehorte die Region zum Reich der Bulgaren Im 9 Jahrhundert plunderten nomadisierende Stamme der Petschenegen und Kyptschaken die Ansiedlung aus Im 11 Jahrhundert wurde die Siedlung uber die Grenzen der antiken Festungsmauern hinaus erweitert und umfasste danach eine Flache von etwa 100 Hektar Die standigen Uberfalle durch feindliche Eroberer zwangen die Bewohner immer wieder dazu ihre Schatze zu verstecken Da nach blutigen Uberfallen nicht jeder Besitzer seine Schatze wieder bergen konnte fanden die Archaologen in Karasura einen Schatz aus 49 byzantinischen anonymen Munzen aus dem fruhen 11 Jahrhundert der in einem Gefass vergraben war Die Siedlung bestand ohne Unterbrechung fast 6000 Jahr lang bis zum 13 Jahrhundert Ihre wechselvolle Geschichte wurde durch die Lage am Transitweg bestimmt uber den romische Legionen zogen Eroberer Kreuzfahrer Handler Rauber und immer wieder neue Siedler die gute Siedlungsplatze suchten Deshalb wurde die Siedlung durch regelmassige Zerstorung und Wiederaufbau gepragt Archaologische Grabungen BearbeitenBereits Ende des 19 Jahrhunderts wurden die antiken Ruinen bei Tschirpan auf dem Hugel Kaleto Kaleto identisch mit dem Siedlungshugel als Karasura identifiziert Obwohl die Archaologen sich schon lange fur den Platz interessierten begannen die Grabungen erst 1981 In insgesamt 18 archaologischen Grabungskampagnen wurden Festungsmauern 10 Turme Bastionen und drei Tore ausgegraben so dass der Grundriss der Stadt deutlich erkennbar ist Die bisher gefundenen Festungsmauern umschliessen eine Flache von etwa 4 Hektar mit offentlichen Gebauden Sakralbauten Wohnhausern und Wirtschaftsgebauden Nekropolen Bearbeiten In den Grabern in Karasura haben die Archaologen uber 1000 Skelette gefunden Die altesten dieser Nekropolen stammen aus dem 4 bis 6 Jahrhundert Einer der Verstorbenen war Teodoros aus Philippolis dem heutigen Plowdiw wie auf seiner Grabplatte zu lesen war Einige Graber zeugen von blutigen Uberfallen da dort die Toten zahlreiche Verletzungsspuren hatten und nicht sehr tief begraben waren Im fruhen Mittelalter 8 9 Jahrhundert wurden verstorbene junge Madchen wie fur eine Hochzeit geschmuckt und in dieser Kleidung begraben Fur den Reichtum der hiesigen Bevolkerung sprechen viele vergoldete Schmuckstucke aus Silber Getreidelager Bearbeiten In der Ausgrabungsschicht aus dem 12 Jahrhundert wurden grosse zugemauerte Getreidelager gefunden Sie konnten genau auf die Zeit des Dritten Kreuzzuges 1189 1192 unter Kaiser Barbarossa datiert werden Wahrscheinlich wurden sie auf Anordnung des byzantinischen Kaisers angelegt um die Truppen bei ihrem Weg durch Karasura zu versorgen Rotlackkeramik Bearbeiten Aber auch viele Handler lagerten ihre Waren in Karasura So fanden die Archaologen chinesisches Porzellan eine ganze Sammlung von luxuriosem Essgeschirr 30 Stucke aus Keramik aus dem Persien des 11 12 Jahrhunderts Rotlackkeramik der einzige Fund dieser Art auf dem ganzen Balken und in Kleinasien Es wurden Saulen mit Inschriften gefunden Skulpturen Kultdenkmaler aus der vorchristlichen Epoche Gebrauchsgegenstande Munzen und Keramiken aus verschiedenen Epochen Von den Keramikgefassen konnten 250 Gefasse restauriert werden Kirchen Bearbeiten Aus dem Mittelalter wurden drei Kirchen gefunden Ausserhalb der Festungsmauern wurde eine fruhchristliche Basilika entdeckt sie ist eine der grossten dieser Epoche in Thrakien In ihr wurde in der Nahe der Altarnische ein zugemauertes Grab eines hohen Geistlichen entdeckt wahrscheinlich ein Bischof In den meisten Grabern unter dem Boden der Kirche wurden Leichname gefunden die in Kleidung aus Goldbrokat bestattet wurden An anderen Skeletten wurden rheumatische Veranderungen gefunden Eine zweite Basilika die ebenfalls aus dieser Epoche stammt liegt auf dem hochsten Punkt des Hugels Kaleto Eine dritte Kirche befindet sich in der nordlichen Vorstadt der Siedlung Deutsche Grabungsgruppe Bearbeiten Auf dem Gelande der ehemaligen Festung wurden von 1981 bis 1991 archaologische Grabungen von einer deutsch bulgarischen Gruppe Bulgarische Akademie der Wissenschaften und Zentralinstitut fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR u a mit dem deutschen Archaologen Lutz Martin durchgefuhrt Der ortliche Grabungsleiter war Michael Wendel jetzt Universitat Halle und die bulgarische Grabungsgruppe wurde von Christo Bujukliew Hristo Buyukliev Museum Stara Zagora geleitet Forschungsschwerpunkt auf deutscher Seite war die spatantike und mittelalterliche Siedlungsgeschichte Die Fundstucke dieser Grabungen befinden sich im historischen Museum in Tschirpan Die Ergebnisse der Grabungen werden in mehreren Monografien aufgearbeitet Offene Fragen BearbeitenSeit Beginn der Grabungen 1981 haben sich die geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisse gewandelt was auch zu einer teilweisen Neubewertung der Funde im Rahmen der sich verbessernden Kenntnisse uber das Gesamtbild der Geschichte im Balkanraum fuhrte zum Beispiel bei einer wissenschaftlichen Tagung zum Thema Karasura 1996 aus Anlass des 15 Jubilaums des Grabungsbeginns Weiterhin ungeklart ist ob Karasura mit Diokletianopolis identisch ist Diokletianopolis ist nach historischen Quellen der Sitz einer Kirchenunterprovinz Suffragandiozese bei Philippopolis heute Plowdiw in Thrakien Uberhaupt ist die Frage nach den Kirchenprovinzen Thrakiens ungeklart Verein Carassura BearbeitenDie Ausgrabung wurde durch den Verein zur Forderung der deutsch bulgarischen archaologischen Grabungen Carassura e V Halle beim Institut fur Prahistorische Archaologie der Universitat Halle gefordert Keramikgravuren BearbeitenUnabhangig von den archaologischen Grabungen sind zwei Hobbyarchaologen der ehemalige Burgermeister der Stadt Tschirpan und seine erwachsene Tochter mit ihrer Erkenntnis an die Offentlichkeit getreten dass auf vielen kleinen Keramikfundstucken ganz filigrane Gravuren zu sehen sind die sich nur bei der Betrachtung gegen das Licht sehen lassen und von einer bisher unbekannten Handwerkskunst zeugen mussen Literatur BearbeitenAusgrabungsergebnisse 1981 1990 ausfuhrlich publiziert durch das Grabungsteam in Zeitschrift fur Archaologie ZfA Bd 26 Berlin 1992 Heft 2 Deutsche und Bulgaren graben Karasura aus Forschungen zur Geschichte des Alten Thrakien Scientia halensis 2 97 20 21 Michael Wendel Hrsg Karasura Untersuchungen zur Geschichte und Kultur des Alten Thrakien Band 1 Michael Wendel Hrsg 15 Jahre Ausgrabungen in Karasura Internationales Symposium Cirpan Bulgarien 1996 Beier amp Beran 2001 ISBN 3 930036 59 2 Band 2 Jan Krzysztof Bertram M Minkova Die prahistorischen Funde und die Munzen Ausgrabungen 1981 1997 Ubers aus dem Bulg ins Dt Elena Dacevska Beier amp Beran 2002 ISBN 3 930036 74 6 Band 3 Michael Wendel Die Verkehrsanbindung in fruhbyzantinischer Zeit 4 8 Jh n Chr Beier amp Beran 2005 ISBN 3 937517 17 0 Band 4 Michael Wendel Die Rettungsgrabungen auf der Autobahntrasse Thrakija bei Karasura 1987 1990 Beier amp Beran 2020 Band 5 Kristina N Rauh Spatantike und mittelalterliche Kleinfunde aus Karasura Bulgarien Beier amp Beran 2020 Michael Wendel Mittelalterliche Rotlackkeramik aus Karasura Bulgarien Alteuropaische Forschungen NF 1 Beier amp Beran 1997 105 132 Weblinks BearbeitenDeutsche Homepage des Projektes Universitat Halle alle Wegestationen an der Romerstrasse Liste und Karte42 240108333333 25 383555555556 Koordinaten 42 14 24 4 N 25 23 0 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karasura amp oldid 219218354