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Der Kanarenschmatzer Saxicola dacotiae ist eine Singvogelart aus der Familie der Fliegenschnapper Muscicapidae Er kommt lediglich auf der Kanareninsel Fuerteventura vor Der Gesamtbestand wird laut einer Schatzung von 2006 auf etwa 14 000 Individuen nach einer anderen von 2010 auf 550 950 Brutpaare geschatzt Die Art wird von der IUCN aufgrund der beschrankten Verbreitung auf der Vorwarnliste near threatened gefuhrt KanarenschmatzerKanarenschmatzer Saxicola dacotiae Mannchen im ersten WinterSystematikOrdnung Sperlingsvogel Passeriformes Unterordnung Singvogel Passeri Familie Fliegenschnapper Muscicapidae Unterfamilie Schmatzer Saxicolinae Gattung Wiesenschmatzer Saxicola Art KanarenschmatzerWissenschaftlicher NameSaxicola dacotiae Meade Waldo 1889 WeibchenInhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Stimme 3 Verbreitung und Bestand 4 Lebensraum 5 Ernahrung 6 Fortpflanzung 7 Systematik 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung BearbeitenDer Kanarenschmatzer ist mit 11 12 5 cm Korperlange geringfugig kleiner als ein Rotkehlchen Er ahnelt stark dem Schwarzkehlchen und wurde oft als Unterart desselben angesehen Der Kopf des adulten Mannchens ist uberwiegend schwarzlich gefarbt Dazu kontrastieren ein sehr feiner weisser Uberaugenstreif und ein breites weisses Halsband das im Nacken unterbrochen ist und uber die Halsseiten bis auf die weisse Kehle reicht Die orange Farbung der Brust ist weniger ausgedehnt als beim Schwarzkehlchen die Brustseiten sind breiter weiss Die Farbung lauft zum Bauch hin in das Weiss der ubrigen Unterseite aus Der Burzel ist graulich braun gefarbt zum Schwanz hin etwas heller und orange getont ansonsten ahnelt die ubrige Oberseite stark der des Schwarzkehlchens Die uberwiegend schwarzliche Farbung des Ruckens ist mit zimtbraunen Federsaumen durchsetzt die den Vogel im frischen Gefieder braunlich wirken lassen sich jedoch im Laufe der Zeit abnutzen Hand und Armschwingen sind braun mit schmalen zimtbraunen Saumen an den Aussenfahnen Die Oberflugeldecken sind schwarz mit hellen bis zimtbraunen Spitzensaumen Die inneren Grossen Armdecken sowie die mittleren und inneren Mittleren Armdecken sind teilweise weiss gefarbt und bilden ein weisses Querband am Flugelansatz das teilweise auch bei zusammengelegtem Flugel zu sehen ist Die Steuerfedern sind schwarz mit zimtbraunen Saumen Beine und Fusse sind schwarz Das Weibchen ist oberseits dunkelbraun schwarzlich gestrichelt Der Burzel ist graulich Der beigebraune Uberaugenstreif ist oft nur schwach ausgepragt Die Unterseite ist braunlich beige Im frischen Gefieder wirkt die Oberseite heller und graulicher die Unterseite warmer beigebraun und der Burzel gelblich braun Vogel im Jugendkleid ahneln Weibchen im frischen Gefieder mit gelblichbrauner Strichelung auf der Oberseite und schwarzlicher Sprenkelung auf der Brust Stimme BearbeitenDer Gesang ahnelt dem des Schwarzkehlchens Er kann als raues bik bisi bisiu beschrieben werden das aber oft stark variiert wird Bei Singflugen werden haufig ein weiches lerchenahnliches liu und ein hartes kratzendes skriez eingeflochten die auch oft beispielsweise als liu liu liu skriez gereiht werden Als Alarm und Kontaktruf wird ein zartes hohes sieht oder suiet beschrieben sowie als Ruf bei grosser Aufregung ein hartes tschapp Beide werden vor allem am Nest auch kombiniert Bei ausserster Aufregung ist zudem ein leise kratzender Ruf zu vernehmen 1 Verbreitung und Bestand BearbeitenDer Kanarenschmatzer ist auf Fuerteventura endemisch und ist dort Standvogel Bis 1913 soll es auf Alegranza und Montana Clara nordlich von Lanzarote einen Brutbestand gegeben haben Diese Annahme ist jedoch sehr unsicher Wahrscheinlicher ist dass es sich um eine zeitweilige Ansiedlung nach guten Bruterfolgen und daran anschliessenden Dismigrationen von Fuerteventura aus handelte Dokumentiert ist namlich dass der Bestand dort zwischen 1902 und 1904 auf einem Tiefpunkt war 1914 aber wieder ein Maximum erreicht hatte 1 Die Bestandsschatzungen die in mehreren Jahren seit 1985 veroffentlicht wurden weichen teils stark voneinander ab was vermutlich weniger auf Bestandsveranderungen sondern auf unterschiedliche Erfassungsmethoden zuruckzufuhren ist 1985 wurde der Bestand auf 650 850 Brutpaare geschatzt 2005 2006 auf 14 436 Individuen 2008 wurden 1035 Vogel gezahlt was vermutlich aufgrund der verwendeten Methodik den tatsachlichen Bestand deutlich unterschatzt Andere Autoren gingen daher 2010 von 550 950 Brutpaaren aus 2 Vermutlich unterliegt die Population generell deutlichen wetterbedingten Schwankungen Besonders trockene Jahre wirken sich vermutlich stark negativ aus nach aufeinanderfolgenden Jahren mit ausgiebigen Regenfallen steigt der Bestand moglicherweise wieder deutlich an 1 Negative Einflusse hat die stark zunehmende touristische Nutzung der Insel wenn sich diese Entwicklung auch in jungster Zeit wieder etwas entschleunigt hat 2 Durch Erschliessung neuen Baulands fur Hotelanlagen Golfplatze oder Industriegebiete und die zunehmende Desertifikation aufgrund des steigenden Wasserverbrauchs werden vielerorts geeignete Lebensraume zerstort Weitere negative Faktoren sind die ausgedehnte Beweidung der Landschaft mit Ziegen oder anderen Nutztieren und das vermehrte Pradationsrisiko durch eingefuhrte Saugetiere In der Nahe von Ortschaften sind dies haufig Hauskatzen andernorts spielen Hausratten Atlashornchen und Nordafrikanischer Igel Atelerix algirus als Nestrauber eine Rolle Welche Auswirkungen diese Faktoren auf den Bruterfolg haben ist kaum erforscht 1 In Spanien wird die Art auf der nationalen Roten Liste als stark gefahrdet gefuhrt 1 Bis 2010 wurde sie von der IUCN ebenfalls als stark gefahrdet endangered angesehen 2011 jedoch trotz negativen Bestandstrends auf die Vorwarnliste near threatened zuruckgesetzt Lebensraum BearbeitenDer Kanarenschmatzer besiedelt felsige Hange mit strauchiger Vegetation die typischerweise aus Strauch Dornlattich Launaea arborescens Wurmformigem Salzkraut Salsola vermiculata und Sparrigem Bocksdorn Lycium intricatum manchmal auch Stumpfblattriger Wolfsmilch Euphorbia obtusifolia Blaugrunem Tabak Nicotiana glauca oder Oleanderblattriger Kleinie Kleinia neriifolia besteht Ausserdem ist die Art an den Randern bewachsener Lavafelder malpaises Bachbetten barrancos mit Tamariskenbewuchs im Kulturland auf Brachflachen und in verwilderten Garten zu finden Zur Nahrungssuche werden ausschliesslich Gerollhalden oder steinige Bachbetten aufgesucht Lavafelder oder Sanddunen jedoch gemieden 1 Bevorzugt werden dabei Habitate mit vereinzelten hohen Gebuschen und relativ grossen Felsblocken verhaltnismassig steilen Hangen viel Grasbewuchs und wenig Geroll 3 Ernahrung BearbeitenDie Nahrung besteht aus Wirbellosen wie Raupen Ameisen Schlupfwespen Fliegen Hundertfussern Kafern und Spinnen An die Nestlinge werden Heuschrecken Schmetterlingen und Fliegen verfuttert Bei der Nahrungssuche sitzt der Vogel meist auf einer niedrigen Warte und stosst in kurzen Fangflugen auf den Boden herab Manchmal werden auch fliegende Insekten erbeutet oder Beutetiere hupfend auf dem Boden verfolgt Fortpflanzung BearbeitenDer Beginn der Brutzeit korreliert mit Zeitpunkt und Umfang der winterlichen Regenfalle Er liegt manchmal im Januar meist aber zwischen Mitte Februar und Ende Marz Unselbstandige Junge wurden teils noch im Mai beobachtet Zwei Jahresbruten sind selten und treten vermutlich nur nach besonders feuchten Winterhalbjahren auf Einige Beobachtungen deuten auf eine Zusammenarbeit mancher Paare beim Brutgeschehen hin So wurden Junge von fremden Vogeln beiderlei Geschlechts versorgt oder nach dem Ausfliegen begleitet 1 Das Nest wird vom Weibchen gebaut und ist ein fester Napf der am Boden zwischen Steinen oder Felsen in Kaktusdickichten unter Strauchern oder Grasbuscheln am Fuss von Mauern oder im Geroll von Bachbetten steht und nicht selten von daruberliegenden Strukturen wie Felsen oder Strauchern verdeckt wird Es besteht aus Gras Pflanzenstengeln oder Fasern Haufig wird Salzkraut verbaut Die Polsterung besteht aus Wolle oder Ziegenhaaren 1 4 Das Gelege besteht aus 2 5 meist aber 4 Eiern von etwa 18 14 mm Grosse deren Oberflache glatt und glanzend ist Sie sind matt grunlich blau gefarbt und fein rotlich braun gesprenkelt Die Sprenkelung verdichtet sich oft am stumpfen Pol Die Bebrutung obliegt allein dem Weibchen beginnt nach dem letzten Ei und dauert 13 15 Tage 4 Die Nestlingszeit dauert 16 18 Tage Wie lange die Jungvogel nach dem Ausfliegen noch versorgt werden ist unklar In einem Fall schlupften die Jungen einer Zweitbrut bereits 23 Tage nach dem Ausfliegen der ersten 1 Systematik BearbeitenDer Kanarenschmatzer wurde lange Zeit als Unterart des Schwarzkehlchen damals Saxicola torquatus angesehen Untersuchungen der mitochondrialen DNA ergaben jedoch dass dieser Komplex in mehrere Arten aufgegliedert werden kann Dabei bildet der Kanarenschmatzer ein Schwestertaxon zum Europaischen Schwarzkehlchen Saxicola rubicola wahrend die beiden als Gruppe wiederum nah mit dem Sibirischen Schwarzkehlchen Saxicola maura verwandt sind Das Afrikanische Schwarzkehlchen Saxicola torquatus die bisherige Nominatform ist hingegen naher mit dem Reunionschwarzkehlchen Saxicola tectes verwandt Der Kanarenschmatzer ist vermutlich aus einer Population Europaischer Schwarzkehlchen aus Europa oder Nordafrika hervorgegangen Die Abspaltung erfolgte vermutlich vor etwa 1 3 1 7 Millionen Jahren 5 Der Kanarenschmatzer wurde 1889 von Edmund Meade Waldo als Pratincola dacotiae erstbeschrieben Das Typusexemplar stammte von Fuerteventura 1913 wurden auf den Lanzarote vorgelagerten Inseln Montana Clara und Alegranza mehrere Exemplare gesammelt und von David Armitage Bannerman als Unterart murielae beschrieben Es ist aber zu vermuten dass es sich hier nicht um eine eigenstandige Brutpopulation handelte sondern um von Fuerteventura zeitweilig eingeflogene Vogel Die Art wird also als monotypisch angesehen 1 Literatur BearbeitenNigel Collar Arnau Bonan Fuerteventura Stonechat Saxicola dacotiae In Josep del Hoyo Andrew Elliott David Christie Handbook of the Birds of the World Band 10 Cuckoo shrikes to Thrushes Lynx Edicions 2005 Revision 2013 S 783 Juan Carlos Illera Habitat selection by the Canary Islands stonechat Saxicola dacotiae Meade Waldo 1889 in Fuerteventura Island a two tier habitat approach with implications for its conservation Biological Conservation 97 2001 S 339 345 PDF 181 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Collar 2005 siehe Literatur a b BirdLife species factsheet abgerufen am 10 Oktober 2013 Illera 2001 S 342 siehe Literatur a b C Harrison P Castell H Hoerschelmann Jungvogel Eier und Nester der Vogel Europas Nordafrikas und des Mittleren Ostens Aula Verlag Wiebelsheim 2004 ISBN 3 89104 685 5 S 206 345 Michael Wink Hedi Sauer Gurth Eberhardt Gwinner Evolutionary relationships of stonechats and related species inferred from mitochondrial DNA sequences and genomic fingerprinting British Birds 95 2002 S 349 355 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kanarenschmatzer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Saxicola dacotiae in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2012 Abgerufen am 4 Oktober 2013 Juan Carlos Illera Cobo Action Plan for the Conservation of Fuenteventura Chat Saxicola dacotiae PDF 2002 Abgerufen am 5 Oktober 2015 Videos Fotos und Tonaufnahmen zu Saxicola dacotiae in der Internet Bird Collection Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanarenschmatzer amp oldid 199228472