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Der Kalpetranquarzit auch Walliser Quarzit Gruner Walliser Quarzit und mitunter St Niklaus Quarzit 1 genannt ist ein hellgruner Naturstein aus dem Schweizer Kanton Wallis Quarzitplatten aus der Region St Niklaus Embd mit Blick auf die SpaltflachenDachplatten oberhalb Lerchji das auf 1 798 m u M oberhalb St Niklaus Dorf liegt Tageabbaustelle der Dachplatten oberhalb Lerchji im Hintergrund Grachen Im gesamten Mattertal bis nach Zermatt war die plattig spaltende Varietat des Quarzits bedeutend als Material fur die Dacheindeckung 2 3 Heute gehort der Abbau von Naturstein fur die Bedachung im gesamten Wallis grosstenteils der Vergangenheit an Der kommerzielle Abbau des Quarzites zu diesem Zweck der auf dem Gebiet der Gemeinden St Niklaus und Embd erfolgte konnte sich bis zur Einstellung des Betriebs im Jahr 2005 relativ lange halten Namensgebend fur den Kalpetranquarzit ist der Bahnhof von Kalpetran im Mattertal auf dem der Quarzit verladen bzw wo die Waggons mit anderswo verladenem Quarzit abgefertigt wurden 4 5 6 Inhaltsverzeichnis 1 Aussehen Eigenschaften und geologischer Kontext 2 Geschichte 3 Lage der Quarzitbruche 4 Abbau und Verwendung 4 1 Konkurrierende Natursteine 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksAussehen Eigenschaften und geologischer Kontext BearbeitenIm unteren Teil der Westflanke des Mattertals streichen von St Niklaus bis Embd Quarzite mit einer Machtigkeit von 4 bis 10 Metern mehr oder weniger hangparallel aus Sie sind Teil einer Abfolge von Metasedimenten deren Protolithe karbonischen bis triassischen Alters sind Der Protolith des Quarzites wurde im spaten Perm oder in der fruhen Trias abgelagert die Metamorphose erfolgte im Zuge der Alpenentstehung Tektonisch befindet sich die Abfolge in der Bernhard Decke die dem Mittelpenninikum zugeordnet wird 7 Wie fur Quarzite allgemein typisch besteht das Gestein hauptsachlich aus Quarz In geringeren Anteilen enthalt es Feldspat und die Hellglimmervarietat Phengit Des Weiteren finden sich schwarze nadelformige Turmalinkristalle 2 Das augenfalligste Merkmal des Quarzits ist seine hellgrune Farbe als Folge der Beimischung des Glimmers was ihm eine gewisse Ahnlichkeit mit Gletschereis verleiht Nur in einem ganz bestimmten Intervall der Quarzitschicht ist der Glimmeranteil gerade so hoch dass sich einerseits das Gestein in relativ dunne Platten spalten lasst und dass es andererseits eine noch ausreichend hohe Festigkeit besitzt um als Werkstein dienen zu konnen Geschichte Bearbeiten nbsp Einer der mehreren Eingange zu den Stollen der Quarzitplattenbruche Lochmatter zum Untertageabbau Sichtbar sind auch die Schmalspurschienen nbsp Spalten der Quarzitblocke in Platten vor den Stolleneingangen der Quarzitplattenbruche Lochmatter Sichtbar sind wiederum die Schmalspurschienen Schon von alters her wurden im Wallis Steinplatten fur die Bedachung der Gebaude verwendet Johannes Stumpf vermerkte in seinem 1544 erschienenen Reisebericht dass die tacher der gebeuwen gemeinlich mit gespaltnen steinen und platten bedeckt sind 8 Der kommerzielle Abbau des Quarzites im Mattertal begann jedoch erst im Jahre 1929 durch die St Niklauser Bergfuhrer Adolf Pollinger 1898 1980 und Franz Josef Biner 1893 1967 Sie begrundeten damit gleichzeitig den kommerziellen Abbau auf dem Gebiet der Gemeinde St Niklaus Am 2 Dezember 1934 wurde erstmals eine Abbaukonzession von der Gemeinde vergeben Erworben wurde sie seinerzeit vom Genfer Bauunternehmen Dumarest Eckert woraufhin eine Kooperation zwischen diesem Unternehmen und dem Abbaubetrieb Pollingers zustande kam Am 23 April 1944 erwarben die St Niklauser Bergfuhrer und Bauunternehmer Erwin Lochmatter 1911 1987 9 und Ulrich Imboden 1911 1988 die neue Konzession von der Gemeinde St Niklaus Lochmatter ubernahm die St Niklauser Steinbruche und leitete deren Betrieb wahrend Imboden sich auf die Leitung des Bauunternehmens konzentrierte Am 24 Oktober 1954 verlangerte die Gemeinde St Niklaus die Abbaukonzession von Lochmatter und Imboden wobei Imboden noch am 11 November des gleichen Jahres sein Konzessionsrecht an Lochmatter abtrat und Abbaubetrieb und Bauunternehmen nunmehr vollstandig voneinander getrennt waren 10 Am 16 Marz 2005 ereignete sich ein schwerer Unfall in den Quarzitplattenbruchen der Firma Lochmatter auf dem Gebiet der Gemeinde St Niklaus bei dem der damalige Steinbruchsbesitzer Walter Lochmatter 1940 2005 ein Sohn des Firmengrunders Erwin und sein Vorarbeiter todlich verungluckten 11 12 13 Seither ruht der Quarzitabbau sowohl in St Niklaus als auch im gesamten Mattertal da es sich um die einzigen noch aktiven Bruche im Tal handelte Im Jahre 1945 beginnt mit dem Erwerb der Abbaukonzession durch Erwin Lochmatter die Geschichte des kommerziellen Quarzitabbaus auf dem Gebiet der Gemeinde Embd die talabwarts an die Gemeinde St Niklaus grenzt 1955 gingen Konzession und Steinbruche im Raum Nigguflue Milacher Embdbach an die Familie Biner uber Der St Niklauser Bergfuhrer Anton Biner 1926 1996 ein Sohn von Franz Josef Biner der sich noch vor Ubergang der Konzession fur die St Niklauser Bruche an Lochmatter und Imboden von seinem Compagnon Pollinger getrennt hatte war der letzte Betreiber der Embder Bruche Seit dem Jahre 1993 ruht dort der Quarzitabbau 14 In der ersten Generation waren uber 60 Mitarbeiter in den Quarzitplattenbruchen der Firma Lochmatter beschaftigt In der zweiten Generation sank die Zahl im Zuge einer zunehmenden Technisierung des Abbaubetriebes auf rund 20 Mitarbeiter Zwar wird aktuell kein Quarzit mehr im Mattertal abgebaut jedoch werden Quarzitplatten aus der Region fur die Erhaltung des Ortsbildes in vielen historischen Dorfkernen des Wallis potenziell weiterhin benotigt Lage der Quarzitbruche Bearbeiten nbsp Steinbruch bei EmbdDie Quarzit Steinbruche von St Niklaus Quarzitplattenbruche Lochmatter befinden sich im Norden der gleichnamigen Gemeinde am unteren linken Talhang auf etwa 1300 m u M oberhalb von Kipfen Chipfe zwischen der Bergegga Bargegga einer Gelandekerbe die rund 2 5 km nordlich des Dorfes St Niklaus die untere linke Talflanke hinaufzieht und dem Tal des Embdbaches der die Grenze zwischen den Gemeinden St Niklaus und Embd markiert 46 12 23 N 7 49 12 E 46 206388888889 7 82 Es handelt sich nicht um typische Steinbruche denn der Abbau des Quarzites erfolgte untertagig Die Gesteinsschichten fallen dort mit rund 40 Grad nach Westen ein Das etwa zwei bis drei Meter machtige Intervall mit plattig spaltbarem Quarzit wurde vom Ausbiss am Hang in den Berg hineinverfolgt sodass bis zu 600 Meter lange nach Westen abfallende Stollen entstanden 10 Aufgrund ihrer steilen Hanglage besitzen die St Niklauser Quarzitbruche keinen direkten Strassenanschluss was unter europaischen Steinbruchen sehr selten ist Die Steinbrucharbeiter wurden deshalb von Kipfen aus mit einer Personenseilbahn vom untersten Teil des Hanges der rechten Talseite wo auf rund 1000 m u M die Talstrasse verlauft zu den Steinbruchen am linken Talhang auf 1300 m u M gebracht Die Quarzitplatten wurden uber mehrere Seilbahnen zu einer eigenen Verladestation Kipfen Ladegleis I7II an der Brig Visp Zermatt Bahn transportiert die sich unterhalb der Strasse auf rund 920 m u M am rechten Ufer der Vispa sudwestlich des Bahnhofs Kalpetran befand 10 Das zweite Areal in dem der Quarzit des Mattertals kommerziell abgebaut wurde befindet sich talabwarts von St Niklaus auf dem Gebiet der Gemeinde Embd nordostlich des Embdbaches Die Bruche befinden sich am Wang rund 700 m sudostlich des Dorfes Embd am sudwestlichen Rand der Gemeinde unmittelbar an der Ostflanke des Tals des Emdbaches auf etwa 1200 m u M 46 12 37 N 7 49 19 E 46 210277777778 7 8219444444444 Sie sind uber einen Zufahrtsweg von Embd aus erreichbar Im Gegensatz zu den St Niklauser Bruchen wurde hier der Quarzit auch uber Tage abgebaut Allerdings war nur das untertagig abgebaute Gestein in Aussehen und Qualitat mit dem aus den St Niklauser Bruchen vergleichbar Verladen wurde der Quarzit aus den Embder Bruchen auf dem Bahnhof Kalpetran 896 7 m u M 10 Die beiden Ladegleise oberhalb Quarzitplattenbruche Lochmatter und unterhalb der Kipfen Brucke wurden 1961 bzw 1963 eingerichtet 15 Das obere Ladegleis war noch bis zum Ende des Abbaus im Jahre 2005 in Betrieb Abbau und Verwendung Bearbeiten nbsp Baustelle mit fur die traditionelle Dacheindeckung bereitgestellten Quarzitplatten aus der Region St Niklaus Embd nbsp Fassade des Kultur und Kongresszentrums La Poste des Bezirkshauptorts Visp verkleidet mit dem grunen Quarzit aus St Niklaus Embd nbsp Gruner Quarzit aus St Niklaus als Wandverkleidung nbsp Gruner Quarzit aus St Niklaus als Terrassen Gehweg und MauerabdeckplattenJahrlich wurden uber 1 500 Tonnen Quarzitstein auf dem Gebiet der Gemeinde St Niklaus ausgebeutet Der Absatz des Materials gliederte sich folgt Wallis 25 wovon regional hauptsachlich Dachplatten ubrige Schweiz 30 und Ausland 45 Die haufigsten Auslandslieferungen gingen nach Deutschland viele aber auch nach Belgien oder in die Niederlande 4 Dabei wurden von den bis zu 600 Meter langen Stollen Quarzitblocke aus dem Felsen gesprengt Diese schweren Steinblocke wurden auf besonderen Rollwaggons verladen und auf Schmalspurschienen ans Tageslicht gezogen wo sie mit Hammer und Meissel in Schichten aufgespalten wurden Je nach Grosse und Qualitat wurden die Platten sortiert Die Platten mit einer regelmassig grunlichen und ebenen Oberflache wurden zu Terrassenplatten Treppenstufen Fensterbanken usw weiterverarbeitet wobei bei diesem Arbeitsgang die Kanten in einem bestimmten Mass oder anhand einer Mustervorlage zugefrast wurden Die Oberflache der Platten blieb jeweils gespalten und wurde nicht weiterverarbeitet 4 In der Neuzeit galt dieser Stein auch in der Innenausstattung als gehobene Alternative zu anderen plattenartigen spaltrauhen Gesteinen des Alpengebiets Der hohe Anteil von Handarbeit bei seinem Abbau war fur die Arbeitsplatze am Abbauort ein starkender Faktor In der Schweiz stellte er ein gesuchtes Material dar das nur in begrenzten Mengen zur Verfugung stand Regionale Bekanntheit erlangte zunachst der Quarzit aus der Region St Niklaus Embd dadurch dass man ihn bereits seit langer Zeit fur Dachbedeckungen in den umliegenden Dorfern gewann Dazu dienten 1 4 cm starke Platten die durch den Dachdecker auf Dachstuhlen in schwerer Ausfertigung in besonderer Technik befestigt werden Seine auffallige grune Farbe gibt der dorflichen Dachlandschaft im Mattertal eine besondere Note wobei nach langerer Zeit eine orangerote Flechte diese Quarzitdeckungen besiedelt Die Dachdeckung mit Naturstein tritt nur in wenigen europaischen Regionen auf Zu ihrer Ausfuhrung gehoren handwerkliche Fahigkeiten und Kenntnisse die sehr selten geworden sind Weiterhin mussen die jeweiligen Dachstuhlkonstruktionen besondere statische Anforderungen erfullen Auf dem Dach eines Hauses mittlerer Grosse im Wallis konnen Natursteinplatten mit einer Masse von insgesamt 20 bis 30 Tonnen liegen Aus diesem Grund sind solche Dachdeckungen ein bemerkenswertes und eher untypisches Detail von Siedlungsarchitektur Zusatzlich gibt der helle Grunton des Quarzits aus dem Mattertal einer dorflichen Dachlandschaft ein ungewohnliches Aussehen Im Wallis wird die traditionelle Anwendung von Natursteinen als Bedachungsmaterial unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten als Bestandteil des architekturgeschichtlichen Erbes befunden 16 Viele Schweizer Gemeinden achten auf den Erhalt alter Dacher dieser Art Eine ahnliche Entwicklung ist auch im benachbarten Italien erkennbar Konkurrierende Natursteine Bearbeiten Quarzit baute man in der Region auch an anderen Stellen ab So gewann man bei Saas Fee ihn als Haustein bei Bramois einen hellgrauen bis hellgrunen und grobbankigen zur Herstellung von Randsteinen Mauerquadern und Treppenstufen 2 Hellgrunen und dunnplattigen Quarzit brach man ebenso in Graubunden bei Avers 17 Im Fextal gab es auf der Silseralp Gewinnungsarbeiten in dunnplattigen grunlichgrauen bis blaugrauen Quarzphylliten fur die Dachbedeckung 18 Die Dachdeckung mit Natursteinplatten ist in den Walliser Alpen und angrenzenden Gebieten keine Seltenheit Bereits vor langer Zeit nutzte die Bevolkerung zu diesem Zweck die regional verfugbaren Gesteine beispielsweise Gneise im Tessin Zweiglimmergneise bei Eisten Kieselschiefer bei Sembrancher Kieselkalkschiefer bei Leytron Tonschiefer bei Salvan Ried Brig Grunschiefer Prasinite in den Regionen Wallis Veltlin Aostatal und Phyllite bei Nendaz Brig Orsieres Termen Morel bei entsprechender Eignung unter handwerklich technischen Gesichtspunkten Anwendungsbeispiele finden sich auch in den Schweizer Kantonen Graubunden und Uri 19 Siehe auch BearbeitenKalkplattendach SchieferdeckungLiteratur BearbeitenMarcel Burri Erkenne die Natur im Wallis Die Gesteine Editions Pillet Martigny 1992 Roland Fluckiger Seiler Die Bauernhauser des Kanton Wallis Band 2 Das Wohnhaus in Steinbauweise und die Vielzweckbauten Val d Illiez Die Bauernhauser der Schweiz Band 14 Schweizerische Gesellschaft fur Volkskunde Basel 2000 ISBN 3 907624 13 0 Alois Grichting Olivier Imboden 75 Jahre Ulrich Imboden 1935 2010 Eigenverlag Visp 2010 Kapitel Der Quarzitsteinbruch St Niklaus Christian Imboden Berge Beruf Berufung Schicksal Die St Niklauser Bergfuhrer als Wegbereiter des internationalen Alpinismus Rotten Verlag Visp 2013 ISBN 3 907624 48 3 Kapitel Die Bergfuhrer von St Niklaus und die Quarzitsteinbruche des Nikolaitals Francis de Quervain Die nutzbaren Gesteine der Schweiz 3 vollstandig umgearbeitete Auflage Kummerly amp Frey Bern 1969 Francis de Quervain Max Gschwind Die nutzbaren Gesteine der Schweiz Hans Huber Bern 1934 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Muller INSK kompakt Blatt 54 4 a b c Quervain 1969 S 97 f Bernard Truffer Mattertal In Historisches Lexikon der Schweiz a b c C Imboden 1992 S 55 f Burri 1992 S 141 Kalpetran im Grossen Zermattlexikon auf www zermattportal de gesehen am 26 September 2015 P Bearth Geologischer Atlas der Schweiz 1 25 000 Blatt N 71 St Niklaus LK 1308 Bundesamt fur Landestopografie Wabern 1978 zitiert in Fluckiger Seiler 2000 S 157 Erwin Lochmatter im Schweiz Wiki gesehen am 21 Oktober 2016 a b c d C Imboden 2013 S 96 Grichting amp O Imboden 2010 S 61 Olivier Imboden Redaktion Nach tragischem Unfall Mehrere Lochmatter Mitarbeiter bei der UIAG Schtipper Mitarbeiterzeitung der Ulrich Imboden AG Ausgabe 17 Mai Juni 2005 S 2 PDF Zwei Tote bei Stolleneinsturz in Steinbruch im Mattertal NZZ 17 Marz 2005 gesehen am 27 September 2015 750 Jahre Embd 1250 2000 Gemeinde Embd 2000 Seite 57 f Theo Stolz Dieter Schopfer Brig Visp Zermatt Geschichte und Rollmaterial Eigenverlag 1983 ISBN 3 907976 00 2 S 77 Fluckiger Seiler 2000 S 154 159 Quervain amp Gschwind 1934 S 130 Quervain 1969 S 94 Quervain 1969 S 98 S 111 f 115Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kalpetranquarzit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 8 PB Quarzitsteinbruche Datenblatt zur Personenseilbahn zwischen Kipfen und den Quarzitplattenbruchen Lochmatter bei St Niklaus Altes Embd Serie mit historischen Aufnahmen des Gemeindelebens mit unter anderem Aufnahmen von Arbeiten in den Quarzitbruchen im unteren Teil der Seite auf der Website der Gemeinde Embd Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalpetranquarzit amp oldid 238403998