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Ein Kalkplattendach auch Legschieferdach ist eine Naturstein Dacheindeckungsart fur sogenannte Jurahauser in der Region um das Altmuhltal in Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Plattengewinnung und bearbeitung 2 Verwendung 3 Asthetik des Kalkplattendaches 4 Literatur 5 WeblinksPlattengewinnung und bearbeitung BearbeitenDie Platten die in der obersten Schicht des Weissjura zumeist unmittelbar nach Abnehmen der Humusschicht in einer Machtigkeit von bis zu 50 Metern anzutreffen sind lassen sich durch handisches Herausbrechen mittels Hebelwirkung der Haue und dem Spalten mittels Klippzeug Hammer und Meissel verhaltnismassig leicht gewinnen Die Starke der gelblich weissen bis blaulich grauen Kalkplatten betragt 5 bis 15 Millimeter Es werden nur die sogenannten Kernplatten als brauchbar angesehen sie sind an hellem Klang und fest geschlossener Bruchflache erkennbar Mindestens 60 Prozent betragt der Schutt bzw Abraum im Steinbruch der zu Schutthalden aufgeturmt wird Haldensturz und teilweise der Wiederbefullung ausgebeuteter Steinbruche dient Die Kernplatten sind wetterbestandig wasserundurchlassig und frostsicher Sie wurden ohne weitere Bearbeitung in der unregelmassigen Form verwendet wie sie aus dem Bruch kamen oder sie wurden mit der Zwickzange zu Schablonenschiefer auch Zwicktaschen genannt zugerichtet Diese gab es in der Form von Flachziegeln in funf verschiedenen Grossen ausserdem waren fur Zwicktaschendacher flachigere Unterlagsplatten die sogenannten Balleisen erforderlich die in vier Grossen hergestellt d h gezwickt wurden Verwendung Bearbeiten nbsp Altes Kalkplattendach an der Hefelemuhle in Solnhofen im Altmuhltal nbsp Neu gelegtes Kalkplattendach mit Dachgauben in EichstattDas geologische Vorkommen des Plattenkalks in der Region des Altmuhltales wurde seit Jahrhunderten nachweisbar seit der Gotik dazu genutzt Dacher einzudecken Wegen des hohen Gewichts der Platten beschrankte sich die Verwendung des Legschiefers auf die Region des Vorkommens in etwa das Gebiet zwischen Kelheim im Sudosten und Treuchtlingen im Nordwesten Da das Abgleiten ubereinandergelegter Platten bei einem Neigungswinkel von 36 bis 39 Grad eintritt mussten die Dachstuhle einen geringeren Neigungswinkel aufweisen in der Regel 28 bis 30 Grad Es gibt jedoch auch Beispiele fur legschiefergedeckte Steildacher Die Auflagerung erfolgte in vier bis sechs Schichten bis zu einer Gesamtstarke von 8 bis 10 Zentimeter Wegen des nicht unerheblichen Dachgewichtes ca 250 bis 275 Kilogramm je Quadratmeter waren stabil konstruierte Dachstuhle d h gut verbundene aber nicht unbedingt dickere wegen der geringeren Dachneigung im Vergleich zu Ziegeldachern sogar kurzere und daher billigere Balken erforderlich Als Dachform verwendete man fast ausschliesslich das Satteldach und nur vereinzelt das Walmdach Dachgauben mit Flach oder Satteldach zur Belichtung des Dachbodens waren moglich und wurden ebenfalls mit Kalkplatten gedeckt Fachwerk Kniestocke konnten bis 80 Zentimeter hoch sein um noch genugend Statik fur das Kalkplattendach zu bieten Eingedeckt wurde von der Traufe aus auf Holzrosten der sogenannten Harnickel Schalung aus gespaltenen Holzstangen die auf die Dachsparren aufgenagelt waren Die sparsam angelegten Kamindurchdringungen wurden mit Abweisblechen abgedichtet Auf weitere Durchbrechungen der Dachhaut wurde wegen der Schwierigkeit des Abdichtens verzichtet Zur Firstabdeckung kamen Hohlziegel oder in spaterer Zeit der Lange nach halbierte glasierte Steingutrohre zur Verwendung oder man dichtete die Firstschichten mit Uberstanden auf den windabgewandten Seiten mit Mortel ab Die Dacher dienten vor allem auf der wasserarmen Albhochflache auch der Brauchwassergewinnung indem das Regenwasser in einem Netz von zunachst holzernen in jungerer Zeit Blech Dachrinnen und Rohren Zisternen zugeleitet wurde An der Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert kam als Alternative fur steilere Dacher das Zwicktaschendach auf Die Eindeckung mittels der unregelmassigen Bruchplatten ist also die ursprunglichere und weiter verbreitete Art des Legschieferdaches Die Zwicktaschen mitsamt der erforderlichen Zwickzange eine Erfindung des Eichstatter Glasermeisters Joseph Weitenhiller 1786 in Klagenfurt Karnten 7 Januar 1862 in Eichstatt die er 1828 schutzen liess wurden in einer Randentfernung von etwa drei Zentimetern durchbohrt um sie mit Nageln an Dachlatten befestigen zu konnen Die Bohrungen wurden mit einfachen Handbohrmaschinen oder fussbetriebenen Schwungrad Bohrmaschinen vorgenommen Zwicktaschen wurden wie Dachziegel verwendet das Gewicht und die Herstellungskosten der Zwicktaschen Dacher entsprach ebenfalls in etwa dem der Dachziegel Dacher Weitere Erfindungen des Joseph Weitenhiller sind Drahtklammern und ein Verfahren Ziegel und Backsteine zu farben Hauptstaatsarchiv Stuttgart Erfindungen E 143 Bu 2684 Laufzeit bis 1858 und E 143 Bu 15576 Laufzeit bis 1847 Beide Dacheindeckungsarten nahmen wie auch die Halden mit der Zeit eine graue bis grauschwarze Farbe an Flechten und Moose verliehen den Dachern nach Jahren eine besondere Patina An einem Kalkplattendach musste man in der Regel mindestens 50 Jahre lang keine Reparatur vornehmen danach deckte man das Dach um oder legte an undichten Stellen zusatzliche Schichten auf so dass historische Dacher stellenweise 15 bis 20 Dachschichten aufweisen und in ihrem Grundbestand mehrere Jahrhunderte alt sein konnen Das langste Legschiefer Juradach des Altmuhltals soll sich auf Schloss Eggersberg befinden Ausser bei Gebaudedachern von Haus Stall Stadel von Sakristeien und anderen Anbauten von Kirchen von Kapellen und von Beinhausern fanden die Kalkplatten Verwendung zum Abdecken von Einfriedungsmauern Brandwanden Pfeilern und ahnlichem Asthetik des Kalkplattendaches Bearbeiten In dem guten Zusammenklingen des Kalkplattendaches mit dem Himmel und mit dem eigenartigen geologischen Aufbau der Juralandschaft liegt der besondere schonheitliche Wert der Dachbedeckung im Landschaftsbild die einzelnen Bauten erscheinen fast wie ein Teil der vielgestaltigen Juraformationen da das Dach in Farbe Form und sogar in der Schichtung mit seiner Umgebung formlich zusammen verwachsen ist und sich nirgends storend vordrangt Auch dort wo die Dacher in den Siedlungen sich zu Gruppen gesellen beleben sie das Bild ohne es zu storen wie die Feldstucke des Jura liegen die Hauschen zusammengeduckt unter ihrer schutzenden Dachhulle sicher geborgen eine stimmungsvolle Einheit von Natur und Menschenwerk Heinrich Ullmann Das Legschieferdach im Altmuhltal S 4 Trotz der durchaus allgemein empfundenen Schonheit eines Kalkplattendaches werden heute neue Dacher nur noch selten mit Kalkplatten gedeckt da zum einen die Dachstuhle entsprechend aufwendiger gestaltet sein mussen und zum anderen die zeit und damit kostenaufwendigere Art des Eindeckens mit Legschiefer nur noch von wenigen Dachdeckern beherrscht wird Ausserdem gibt es inzwischen Betondachsteine in Legschieferoptik Seitdem offentliche Forderprogramme fur Kalkplattendacher aufgelegt sind kommt es vor allem bei stilgerechten Restaurierungen von Jurahausern wieder vermehrt zu Legschiefer Eindeckungen Dafur setzt sich insbesondere der Jurahaus Verein e V in Eichstatt ein der auch eine Hausborse fur schutzenswerte Jurahauser mit Legschieferdachern betreibt Literatur BearbeitenHeinrich Ullmann Das Kalkplattendach im Altmuhlgebiete Bayerischer Heimatschutz 17 1919 Nr 11 12 25 Seiten Wiederabdruck in Das Altmuhl Jurahaus Eichstatt o J bzw in Passion Jurahaus Hofstetten 2003 Heinrich Ullmann Das Legschieferdach im Altmuhltal Beilage zu Ders Eichstatt Heimatbilder 1 1921 Heft 3 Textbeilage S 3f Heimgarten Beilage zur Eichstatter Volkszeitung Eichstatter Kurier 22 1951 Nr 24 Rainer K Tredt Das Austragshaus im Frankenjura Die Versorgung der alten Generationen und ihr baulicher Niederschlag im 19 Jahrhundert Frankisches Freilandmuseum 2001 240 S ISBN 3 926834 48 X Das Legschiefer Dach einfach nur ein Dach In Das Jurahaus Nr 12 2006 2007 S 35 74Weblinks BearbeitenJurahauser in Schwaben Jurahausverein e V Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalkplattendach amp oldid 230928810