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Das Kabelwerk Oberspree KWO war zwischen den 1890er und den 1990er Jahren ein Grossbetrieb im Berliner Ortsteil Oberschoneweide am rechten Spreeufer der vornehmlich auf die Herstellung elektrischer Kabel und Leitungen spezialisiert war Ansicht vom Kaisersteg aus 2017Luftaufnahme 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Entwicklung des Sortiments 1 1 Von 1897 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1 2 1945 1952 1 3 Selbststandiger Volkseigener Betrieb KWO bis 1967 1 4 Kombinat VEB KWO bis zum Ende der DDR 1 5 Der Betrieb und das Werksgelande ab 1990 2 Bekannte Kabelwerker 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Entwicklung des Sortiments BearbeitenVon 1897 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Emil Rathenau der Grunder der AEG hatte nach 1890 zur Erweiterung seiner Fabrikation ein Gelande in Oberspree erworben und mehrere Architekten wie Paul Tropp Johannes Kraaz Ernst Ziesel Gottfried Klemm Jean Kramer und Peter Behrens mit Entwurfen und Ausfuhrung geeigneter Produktions und Verwaltungsgebaude beauftragt Die Gebaude wurden hauptsachlich aus den charakteristischen gelben Klinkersteinen erbaut sogenannter Oberschoneweider Klinker Zur Energieversorgung wurde 1897 mit dem zunachst als Central Station bezeichneten Kraftwerk Oberspree das erste Drehstromkraftwerk Deutschlands in errichtet Am 3 Oktober 1897 wurde das KWO in Betrieb genommen und beschaftigte bereits in kurzer Zeit 1800 Menschen Die Leitung des Werkes ubernahm Erich Rathenau der jungere Sohn von Emil Rathenau Neben anderem wurden isolierte Leitungen Starkstromkabel bis 10 kV und Mikaniterzeugnisse hergestellt Nach dem fruhen Tod seines Sohnes 1903 kummerte sich Emil Rathenau in den folgenden Jahren personlich um alle Einzelheiten im KWO Anton Weber war bis 1926 Nachfolger von Erich Rathenau nbsp Lageplan mit Centr Stat Kraftwerk und Kabelwerk A E G 1900Im Jahr 1898 wurden ein Kupferwalzwerk und eine Drahtzieherei in Betrieb genommen 1899 begann die Fernsprechkabelerzeugung 1903 wurden erste biegsame Starkstromkabel mit Papierisolierung hergestellt Mit der Anfertigung und Verlegung von 12 kV Massekabeln fur die Londoner Underground Railroad 1904 konnte ein erster grosser Auftrag im Ausland ausgefuhrt werden 1908 wurden 30 kV Kabel in Berliner Vororten verlegt In die Jahre 1910 1911 fiel die Aufnahme der Entwicklung und Fertigung von Fernkabeln und Pupinspulen sowie der Einsatz von Flechtmaschinen Von 1911 bis 1914 wurden 300 Kilometer 16 kV Kabel fur die Deutsche Uberseeische Elektricitatsgesellschaft in Buenos Aires geliefert Erste Fernverbindungen mit KWO Technik wurden eingerichtet beispielsweise kam 1913 eine telefonische Verstandigung zwischen Berlin und London bei Verwendung der im KWO gebauten Relais zustande Aufgrund der guten Auftragslage wurde 1913 das Fabrikgelande um 62 000 m erweitert und neue Produktionshallen errichtet Die Zahl der Beschaftigten war auf 8000 gestiegen Ab 1911 arbeitete der Wiener Elektroakustiker Eugen Reisz an der nach Robert von Lieben benannten Lieben Rohre der ersten Elektronenrohre Im Kabelwerk Oberspree wurde 1912 ein Laboratorium zur industriellen Fertigung der Lieben Rohre eingerichtet Die Rohre wurde am 15 Oktober 1912 unter dem Titel Entladungsrohre mit gluhender Kathode und eingeschlossenem dampfliefernden Korper patentiert Reisz arbeitete mit seinem Mitarbeiter Georg Neumann an der Entwicklung eines Kohlemikrofons das ab 1923 eingesetzt wurde Am 20 Juni 1915 starb Emil Rathenau und er wurde in einer Halle des KWO aufgebahrt Die Leichenrede hielt sein altester Sohn Walther Rathenau der spatere deutsche Aussenminister Die AEG beteiligte sich 1920 an der Grundung der Deutschen Fernkabel Gesellschaft Im gleichen Jahr wurde die Sternviererverseilung und die Kordelpapierader eingefuhrt 1923 die Produktion von Gummischlauchleitungen aufgenommen sowie ein 42 km langes Seekabel hergestellt 1928 wurden erstmals Koaxialkabel als Antennenzufuhrungskabel fur Rundfunksender produziert 1929 wurde ein 100 kV Massekabel fur das Kraftwerk Zschornewitz geliefert 1931 erhielt die AEG von der Firma Pirelli die Lizenz zur Fertigung von Olkabeln das erste deutsche Olkabel ging 1932 im KWO in die Produktion Die Weltwirtschaftskrise veranlasste die Fabrikanten 1930 1931 zur Einfuhrung der Funf Tage Woche und zur Verringerung der Zahl der Beschaftigten auf 2700 Personen In der Zeit des Nationalsozialismus gingen wieder mehr Auftrage ein 1936 wurde ein KWO Koaxialkabel fur die Fernsehubertragung Berlin Leipzig eingesetzt 1938 erfolgte die Verlegung einer 150 kV Trasse von Rotterdam nach Den Haag Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Zahl der Beschaftigten wieder auf 9123 1939 gestiegen die Produktionsflache betrug 184 000 m Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Werkes wie die Spreehalle am Spreeufer ein markantes Bauwerk total zerstort oder brannten aus nbsp VEB Kabelwerk Oberspree 19641945 1952 Bearbeiten Am 15 Januar 1946 wurde das KWO aus AEG Besitz in Treuhanderschaft des Magistrats von Gross Berlin ubergeben Am 1 November 1946 wurde das Werk in eine sowjetische Aktiengesellschaft SAG uberfuhrt womit die deutsche Werkleitung einem sowjetischen Generaldirektor unterstand Um uberhaupt etwas zu produzieren und eine Versorgung mit allgemeinen Gebrauchsgutern in Gang zu bringen wurden zunachst Wachskerzen Bratpfannen Kochtopfe eiserne Ofen Feuerzeuge und andere Haushaltsgegenstande hergestellt 1946 arbeiteten bereits wieder 3200 Personen im KWO Anfang der 1950er Jahre kamen Anschluss und Verlangerungsschnure Schukoleitungen Gummihammer Plattschnurhalter und Stromfixe Kabeltrommeln in das Sortiment Fur die Sowjetunion wurden 32 paarige papierisolierte Tragerfrequenz TF Fernmeldekabel hergestellt Zwischen 1949 und 1952 wurden rund zwei Millionen Mark investiert 1950 erfolgte die Lieferung achtpaariger TF Fernmeldekabel an die Deutsche Post Selbststandiger Volkseigener Betrieb KWO bis 1967 Bearbeiten Das KWO wurde 1952 Volkseigener Betrieb VEB und hiess nun VEB Kabelwerk Oberspree KWO Es erfolgte wieder eine starkere Ausrichtung auf die Kabelproduktion 1954 wurden Polystyrol isolierte TF Kabel Tubenkabel geliefert 1955 kam Polyethylen PE als Aussenmantelwerkstoff fur Leitungen zum Einsatz 1956 wurde der Betriebsteil Starkstromkabelfabrik fur die 1 kV Kunststoffkabelproduktion im DDR Sprachgebrauch Plastkabel auf PVC Basis ausgerustet und deren Fertigung aufgenommen Im Jahr 1957 hielt auch im KWO die 45 Stunden Woche Einzug In dieser Zeit gab das KWO technische Hilfe bei der Rekonstruktion des Kabelwerks Tsientsin in China Fur die Entwicklung von Feldkabeln kam 1959 erstmals Polyethylen als Isolierwerkstoff in der DDR zum Einsatz Zwischen 1959 und 1964 wurde die Spreehalle erbaut und als Fernmeldekabelfabrik eingerichtet 1963 erfolgte die Grundung der Wickeldrahtfabrik Durch standige Weiterentwicklungen der verschiedenen Spezialkabel kamen immer mehr internationale Handelsbeziehungen zustande 1965 bestanden beispielsweise Exportbeziehungen mit 40 Landern Entsprechend den internationalen Festlegungen wurden zwischen 1966 und 1968 in alle Kabelprodukte des KWO die grun gelbe Isolation fur Schutzleiter eingefuhrt Kombinat VEB KWO bis zum Ende der DDR Bearbeiten nbsp Herstellung von Aluminiumdraht im VEB KWO 1970 nbsp Ehemaliges Kabelwerk Kopenick Friedrichshagener Strasse 2021 Im Jahr 1967 erfolgte die Grundung des Kombinats VEB Kabelwerk Oberspree KKWO Grundungsbetriebe neben dem KWO waren die Betriebe Kabelwerk Meissen Kabelwerk Vacha das Kabelwerk Plauen Kabelwerk Adlershof Kabelwerk Schonow und das Kabelwerk Kopenick KWK ehemals C J Vogel Draht und Kabelwerk AG ab 1939 von Siemens ubernommen und als Fa Elektrische Licht und Kraftanlagen weitergefuhrt 1 KWO wurde Stammbetrieb und damit zugleich Namensgeber des neuen Kombinates Als Werkdirektor des Stammbetriebes wurde Georg Pohler 1913 1997 zugleich Generaldirektor des Kombinates mit Weisungsberechtigung gegenuber den anderen Betrieben Die Fachdirektoren des Stammwerks waren in Personalunion auch die Fachdirektoren des Kombinates Das Grossunternehmen KKWO grundete 1968 als neuen Kombinatsbetrieb das Kabelwerk Nord in Schwerin Sacktannen Im gleichen Jahr wurde auch das Kabelwerk Kranichfeld Mitglied des Kombinates In den Jahren 1970 bis 1972 kamen noch das Kabelwerk Lausitz Schnellflechter Berlin und das Kabelwerk Schlettau als Kombinatsbetriebe hinzu Nach dem Beitritt des Kabelwerkes Beelitz war faktisch die gesamte Kabelproduktion in der DDR monopolisiert 1989 gehorten dem Kombinat 13 Betriebe mit rund 16 000 Beschaftigten an Das Kombinat deckte bis auf wenige Ausnahmen das gesamte Kabelsortiment ab und hatte 1989 eine Warenproduktion von rund drei Milliarden DDR Mark Erwahnenswert aus dieser Zeit sind besonders die Inbetriebnahme der zentralen Plastaufbereitung PVC Aufbereitung 1974 die erste 10 5 Kilometer lange Lichtwellenleiterstrecke der DDR gemeinsam mit der Deutschen Post in Berlin die Nil und Suezkanalkreuzung mit Nondraining bzw Olkabeln 1981 1982 Bau und Inbetriebnahme der Elastaufbereitung Gummifertigung und die Einfuhrung von Aluminium Kupfer Verbundleitern Al Cu wegen des damaligen Kupfermangels Gemeinsam mit dem Werk fur Fernsehelektronik WF und dem Transformatorenwerk Oberspree TRO war das KWO Tragerbetrieb des erfolgreichen Fussballvereins 1 FC Union Berlin Der Betrieb und das Werksgelande ab 1990 Bearbeiten nbsp Ehemalige Produktionshallen des KWO Lagerhalle links und Hallenblock V rechts 2016Im ersten Halbjahr 1990 zerfiel das Kombinat durch Ausscheiden der Werke Schwerin Vacha Meissen Schlettau Beelitz und Schnellflechter Berlin Die verbliebenen sieben Werke schlossen sich zu einer Holding KWO Kabel AG zusammen Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 ubernahm die Treuhandanstalt das Werk die Kabelproduktion am Standort Oberschoneweide wurde schrittweise verringert gleichzeitig wurden aber zwei neue CV Anlagen CV kontinuierliche Vernetzung zur Herstellung von VPE Mittel und Hochspannungskabeln errichtet und in Betrieb genommen da die Fertigung dieser Erzeugnisse in den ausgegliederten Werken Meissen und Schwerin verblieben war Der restliche Betrieb wurde vergesellschaftet und als GmbH unter dem Namen KWO Kabelwerke Oberspree GmbH fortgefuhrt Die nun hergestellten Erzeugnisse umfassten weiterhin elektrische Kabel und Zubehor so dass der Betrieb steuerrechtlich der Kategorie Hersteller von Drahtwaren Ketten und Federn zugeordnet wurde 2 Am 1 Marz 1992 ubernahm die British Insulated Callender s Cables BICC Cables Ltd die Managementverwaltung der Kabelwerke Oberspree Kopenick Schonow und Adlershof Das grosse Interesse der Briten am Standort Oberschoneweide wurde durch den Besuch von Konigin Elisabeth II am 22 Oktober 1992 deutlich Bereits im folgenden Jahr am 1 Februar 1993 erwarb die BICC Cables Ltd die KWO Kabel GmbH und liess in Oberschoneweide ab 1997 unter dem Namen BICC KWO Kabel GmbH weiter Kabel und Drahte produzieren 3 Neu angeboten wurden Ingenieurdienstleistungen fur Elektro und Elektronikunternehmen sowie Management und Unternehmensberatung 4 In den spaten 1990er Jahren trennte sich die BICC von der Kabel Grossproduktion Die Fertigung am Standort Oberschoneweide wurde beendet Anlagen wurden verkauft und ein Teil wurde kurzzeitig mit Kaiserkabel an dessen Standort in Schoneberg fusioniert Die Produktion der LWL Kabel wurde auf ein Industriegelande am Gross Berliner Damm ausgelagert nbsp Neu angelegte Ernst Ziesel Strasse auf dem HTW Campus Wilhelminenhof 2014Die auf dem Gelande Wilhelminenhofstrasse bis zum Spreeufer noch erhaltenen Verwaltungs und Produktionsgebaude des fruheren KWO stehen unter Denkmalschutz 5 Sie wurden ab den spaten 1990er Jahren teilweise restauriert und dienen in grossen Teilen der Hochschule fur Technik und Wirtschaft Berlin als neuer Campus 6 7 Eine der grossen ehemaligen Fabrikhallen direkt am Spreeufer wird seit der Sanierung und einigen Umbauarbeiten im Inneren als Ort fur grossere Kulturveranstaltungen genutzt So fanden hier bereits 2007 und im September 2009 Konzerte der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Simon Rattle statt 8 Bekannte Kabelwerker BearbeitenPaul von Essen Grete Walter Judith Auer Arthur Illgen Fritz Plon Georg PohlerLiteratur BearbeitenInstitut fur Denkmalpflege Hrsg Die Bau und Kunstdenkmale der DDR Hauptstadt Berlin II Stadtbezirk Kopenick Henschelverlag Berlin 1984 S 314 ff BICC KWO Kabel Datenbroschure anlasslich des 100 Jahrestags der Grundung 1997 Anja Schlender Krane Kunst und Kinder Oberschoneweide entwickelt sich vom ehemaligen Industriestandort zu einer Wohn und Arbeitsgegend In Berliner Zeitung 20 Dezember 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kabelwerk Oberspree Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationsblatt zu Kabelwerk Oberspree KWO und Hochschule fur Technik und Wirtschaft Berlin vom Landesdenkmalamt Berlin Industriesalon Schoneweide Suchwort KWO Allgemeine Elektricitats Gesellschaft Berlin Lageplan des Kabelwerks Oberspree 1912 In technikmuseum findbuch net Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin abgerufen am 2 Februar 2021 AEG Kabelwerk Berlin Oberschoneweide 1923 In technikmuseum findbuch net Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin abgerufen am 2 Februar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Das ehemalige Kabelwerk Kopenick liegt seit Jahrzehnten im Dornroschenschlaf In Berliner Woche 12 Oktober 2021 abgerufen am 22 Januar 2022 Kurzprofil des KWO neu Memento vom 20 Dezember 2012 im Internet Archive abgerufen am 19 Oktober 2009 Matthias Loke Berliner KWO noch in der Verlustzone Namenswechsel Geschaftsfuhrung ausgetauscht In Berliner Zeitung 10 Dezember 1996 Kurzprofil von BICC KWO Memento vom 2 August 2009 im Internet Archive abgerufen am 19 Oktober 2009 Eintrag zu Kabelwerk Oberspree Obj Dok Nr 09020314 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Ubersichtsplan Campus Wilhelminenhofstrasse der HTW Abgerufen am 2 November 2016 Gisela Huttinger Erst AEG dann KWO jetzt HTW Berlin aus einem Industrieareal wird ein Wissenschaftsstandort Presseinformation des Informationsdienst Wissenschaft vom 1 Oktober 2009 abgerufen am 20 Oktober 2009 Berliner Abendblatt 19 September 2009 S 452 4606 13 516933333333 Koordinaten 52 27 38 2 N 13 31 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kabelwerk Oberspree amp oldid 234991776