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Die k u k Militar Seilbahnen waren Transportseilbahnen mit denen die Gemeinsame Armee wahrend des Ersten Weltkriegs in abgelegenen Regionen die Front mit Material versorgte und teilweise auch Truppen verschob Nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 wurden sie zwingend notwendig um das Heer an der nunmehr plotzlich entstandenen Hochgebirgsfront auch Alpenfront genannt zu versorgen Die wenigen bereits vorhandenen zivilen Seilbahnen waren nur bedingt geeignet da viele von ihnen vom Gegner gesehen und beschossen werden konnten Gleiches galt fur die Saumpfade und Steige zu den hochgelegenen Alpen und Schutzhutten Seilbahnen kamen nicht nur an der Alpenfront zum Einsatz sondern auch auf dem Balkan wo es an Transportwegen fehlte und der Bau von Feldbahnen zu aufwandig gewesen ware An der Salonikifront brachten sie Waren ubers Gebirge im Suden des heutigen Nordmazedonien 1 2 in Montenegro uberwanden Seilbahnen die Steilwand ostlich von Kotor 3 im Norden Albaniens uber mehr als 40 Kilometer durch sumpfiges Gebiet in der Kustenebene 2 Auch die gegnerischen italienischen Streitkrafte nutzen in den Dolomiten und in den Bergen Sudalbaniens Seilbahnen zur Versorgung der Front 4 Talkabelbau im Krngebiet 4 Juli 1916 Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Organisation und Technik 3 Einsatz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAufgaben BearbeitenMan baute zunachst Heeresfeldbahnen in die Seitentaler die zur Front fuhrten Es war schwierig die enormen Mengen an Munition Verpflegung Bau und Brennmaterial von den Endbahnhofen aus weiterzutransportieren insbesondere bei widrigen Witterungsverhaltnissen es gab zu wenige Transportmittel Tragtiere und Lastentrager Insbesondere als sich abzeichnete dass die Kampfe den Winter uber weitergehen wurden war der Bau von Seilbahnen vielerorts alternativlos zum Beispiel weil Gebirgsstrassen und Gebirgspasse lawinengefardet waren oder weil Gerate fehlten um sie vom Schnee zu raumen Es wurden eilig Fachkrafte einschlagiger Unternehmen und abkommandierte Soldaten zu Seilbahnformationen zusammengestellt Unter letzteren waren viele Standschutzen die ihre Heimat und deren Berge gut kannten nbsp Talstation der Seilbahnstation auf dem Lavaroneplateau zur Cima di VezzenaDer Bau der Seilbahnen war keine einfache Angelegenheit wahlte man in Friedenszeiten noch das Gelande nach den besten Moglichkeiten und mit den geringsten Schwierigkeiten aus so konnte darauf jetzt keine Rucksicht genommen werden Die Seilbahnen mussten da gebaut werden wo sie am dringendsten benotigt wurden ohne Rucksicht auf die Gelandebeschaffenheit Sie sollten moglichst nicht im Schussfeld des Gegners liegen Deshalb mussten sie oft in steilem steinschlag und lawinengefahrdetem Gelande gebaut werden Die Querung grosser Gletscher wie am Ortler und im Adamello Gebiet erforderte Feldlangen die man bis dato nicht realisiert hatte 5 Bereits um den Jahreswechsel 1915 16 nahmen die ersten leistungsfahigen Materialseilbahnen ihren Betrieb auf Eine davon fuhrte vom Durrensee auf den schwer umkampften Monte Piano Weitere Kriegsseilbahnen wurden in den Julischen Alpen an der Isonzofront 6 und an der Karpatenfront gebaut Organisation und Technik BearbeitenDie Seilbahnformationen bald in Seilbahnkompanien umbenannt waren organisatorisch dem k u k Eisenbahnregiment angegliedert Ihnen oblag der Bau und der Betrieb der Seilbahnen Zustandiger Ersatztruppenteil fur die Seilbahnkompanien war das k u k Eisenbahn Ersatzbataillon in Korneuburg nbsp SeilbahnantriebsanlageNach dem geheimen Orientierungsbehelf Neuorganisation wahrend des Krieges 7 von 1917 war fur die Seilbahnformationen die folgende Untergliederung vorgesehen Feldseilbahnen Lange von Station zu Station bis 2 5 kmSeilaufzuge Lange von Station zu Station bis 1 5 kmFur die Feldseilbahnen als Einseilbahn im Umlauftrieb 8 kamen die Modelle der deutschen Firmen Adolf Bleichert amp Co und Gesellschaft fur Forderanlagen Ernst Heckel zum Einsatz Die Forderleistung lag bei 200 bis 300 Tonnen Material in 24 Stunden Der Antrieb wurde durch Benzin Rohol Elektro oder Dampfmotoren deren Leistung bei 25 PS lag sichergestellt Die grosste Feldlange in freier Spannung lag bei 500 Metern Fur Feldseilbahnen als Zweiseilbahnen die also mit Trag und Zugseil im Pendelbetrieb ausgestattet waren und sowohl einspurig als auch zweispurig mit Voll und Leertragseil betrieben werden konnten wurden osterreichische Modelle der Firmen Hinterschweiger Aktien Gesellschaft R Ph Waagner L und J Biro amp A Kurz Zuegg Kollensperger und Rusch Ganahl verwendet Der Antrieb erfolgte mit Benzin Rohol oder Elektromotoren die Leistungen von 8 bis 14 PS erbrachten Fur Abschnitte mit erhohtem Materialbedarf wurden Schwer Seilbahnen als Zweiseilbahnen mit einer Tageskapazitat bis 500 Tonnen errichtet wahrend Einseilbahnen im Umlaufbetrieb eine effektive Tageskapazitat von bis zu 100 Tonnen erreichten Selbst auf einspurigen Seilaufzugen konnten in Hochgebirgsstellungen noch bis zu 40 Tonnen taglich befordert werden 9 Beim Bau dieser Seilbahnen konnte man auf die Erfahrungen zuruckgreifen die in Friedenszeiten beim Bau der Personenseilbahnen Lana Vigiljochbahn und Kohlernbahn gemacht wurden Diese hatten bereits Spannweiten bis 200 Meter Dazu kamen an einigen Abschnitten sogenannte Bremsseilbahnen ohne eigenen Antrieb zum Einsatz Diese waren nur zum talwartigen Transport benutzbar die Behalter wurden durch die Schwerkraft nach unten bewegt diese Bewegung durch Seilbremse kontrolliert Von den Kampftruppen selbst wurden kleine Handaufzuge betrieben Deren Streckenlange lag zwischen einem und 1 5 Kilometern Das Transportvolumen lag hier bei etwa 100 Kilogramm pro Transportbehalter 10 Einsatz BearbeitenIm Jahr 1918 unterschied man zwischen Nachschub Verteilungs und Stellungsbahnen Die Talstationen der stark frequentierten und dementsprechend ausgelegten Nachschubseilbahnen befanden sich an den Endpunkten von Strassen oder Feldbahnlinien Es waren meist zweispurige kuppelbare Einseilbahnen Bei Teilstreckenbetrieb mussten die Raume in den Zwischenstationen per Guterlore uberbruckt werden Nach der Ankunft auf der Relaisstation wurde die Last auf der Lore aufgesetzt der automatische Greifer kuppelte aus dem Seil aus und die Lore wurde von Hand zum Abgangspunkt der nachsten Sektion geschoben Hier kuppelte der Greifer wieder ein und die Seilfahrt wurde fortgesetzt Die Personenbeforderung war verboten 11 nbsp Seilbahn vom Val di Genova auf die Lobbia di bassa im Hintergrund Presenaspitze Steinhardspitze Maroccaro im Adamello GebietDie von den Nachschubseilbahnen weiterfuhrenden Verteilungsseilbahnen waren meist ein oder zweispurige Seilaufzuge im Pendelbetrieb und festgeklemmten Fahrbetriebsmitteln Transportbehalter et cetera Diese Anlagen waren auch zum Abtransport von Verwundeten zugelassen Von den Stationen der Verteilseilbahnen fuhrten die Stellungsbahnen direkt in den Frontabschnitt Hierbei wurden haufig Schluchten Steilwande und lawinengefahrdete Gebiete uberspannt Hier wurden meistens Handaufzuge eingesetzt Bei einspurigen Anlagen erfolgte der Betrieb normalerweise durch Kurbelwinden mit vier bis acht Mann Bedienpersonal Bei zweispurigen Anlagen konnte die Bedienung erleichtert werden indem man Geroll oder sonstiges Material in den talwarts fahrenden Transportbehalter lud Die grosse Bedeutung des Seilbahnwesens erscheint in einem Bericht des k u k Armeeoberkommandos vom 30 Juni 1918 in dem es heisst Das wichtigste Nachschubmittel das allein den dauernden Aufenthalt und die Kampffuhrung in diesen Hohenlagen ermoglicht ist die Seilbahn Sie ist das Um und Auf der Existenz Es ware aber ein Fehler zu glauben dass auch die reichlichste Ausgestaltung eines Abschnitts mit Seilbahnen seine Versorgung fur alle Falle sichert Weiterhin heisst es im Generalstabswerk Osterreich Ungarns letzter Krieg Seilbahnen sind im Hochgebirgs Stellungskrieg von ausserordentlicher Bedeutung denn besonders im Winter ware die regelmassige Versorgung der Hohenstellungen ohne sie fast ausgeschlossen Seilbahnen entlasten die Truppe von muhseligen Tragerdiensten und verhuten die ubermassige Beanspruchung der Pferde 12 Die Personalstarke der Seilbahnbetriebstruppe betrug am 25 August 1918 6665 Mann die fur 1735 Kilometer Seilbahnen verantwortlich waren Literatur BearbeitenJohann Christoph Allmayer Beck Die osterreichischen Seilbahnen an der Tiroler Front wahrend des Ersten Weltkrieges In Sergio Benvenuti Hrsg La Prima Guerra Mondiale e il Trentino Comprensorio della Vallagarina Rovereto 1980 Hermann Hinterstoisser Die Seilbahnen im Krieg In Hinterstoisser Ortner Schmidl Die k k Landwehr Gebirgstruppe Verlag Militaria Wien 2006 S 294 297 ISBN 3 902526 02 5 Luigi Longhi Antonio Zandonati Teleferiche dell 11ª Armata Austro Ungarica dall Adige al Brenta 1915 1918 Museo storico italiano della guerra Rovereto 2013 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kriegspressequartier Alben 1914 1918 Seilbahnen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Bilder vom mazedonischen Kriegsschauplatz Memento vom 21 Marz 2020 im Webarchiv archive today a b Lars HAefner Mit der Seilbahn durch den Krieg In albanien ch 16 Dezember 2015 abgerufen am 21 Juni 2021 Norbert Zsupanek Die Seilbahn Cattaro Cetinje Sonderdruck Archiv fur standige Befestigungen und Vorschriften der ehemaligen Deutschen Wehrmacht Berlin 2007 slideshare net abgerufen am 21 Juni 2021 Dorian Koci Hrsg Shqiperia ne Reportazhet e Robert Vaucher L Albanie Dans Les Reportages De Robert Vaucher Papirus Tirana 2020 ISBN 978 9928 32507 5 Vergleiche auch das Foto von Robert Vaucher in einer italienischen Seilbahn in Sudalbanien Walter Schaumann Das Seilbahnwesen 1915 1918 an der alpinen Sudwestfront in Seilbahnen 5 Jg Nr 2 86 Eugendorf 1986 S 10 bis 16 Tomaz Budkovic Wochein Bohinj 1914 1918 Das Aufmarschgebiet der Insonzofront Klagenfurt 2001 S 53 ff KM Kriegsministerium Abt 5 Nr 11000 res von 1917 S 202 ff Das Tragseil war hier gleichzeitig das Zugseil es wurden bereits geklemmte oder kuppelbare Fahrbetriebsmittel verwendet Johann Christoph Allmayer Beck Die osterreichischen Seilbahnen an der Tiroler Front wahrend des Ersten Weltkrieges S 401 Der Gebirgskrieg 1 Teil 9 Heft Wege und Strassen Wegversicherungen Roll und Seilbahnen Hrsg k u k Oberkommando Wien 1918 Seilbahnen 28 ff sie wurde aber oft praktiziert Generalintendant d R Franz Glingenbrunner Intendanzdienst im Gebirgskriege Erganzungsheft Nr 8 zum Werk Osterreich Ungarns letzter Krieg Verlag der Militarwissenschaftlichen Mitteilungen Wien 1933 S 19 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title K u k Militar Seilbahnen amp oldid 234071853