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Der internationale Soldatenfriedhof Mauthausen auch Italienerfriedhof genannt ist der grosste Soldatenfriedhof in Oberosterreich befindet sich in der Ortschaft Reiferdorf in der Katastralgemeinde Haid der Marktgemeinde Mauthausen im Bezirk Perg und enthalt zwei Kapellen mehrere Denkmaler und tausende Graber auslandischer insbesondere serbischer und italienischer kriegsgefangener Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie ein Massengrab von KZ Haftlingen Das Areal war und ist Veranstaltungsort fur italienisch osterreichische Friedenstreffen zum Gedenken an die Kriegsopfer Soldatenfriedhof Mauthausen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erster Weltkrieg 1 2 Zweiter Weltkrieg 1 3 Nach 1945 2 Beschreibung 3 Gedenkstatten 3 1 Denkmal der italienischen Regierung 3 2 Italienerkapelle 3 3 Serbisch orthodoxe Kapelle 3 4 Gedenkkreuz fur KZ Opfer 4 Besucher 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErster Weltkrieg Bearbeiten Der Soldatenfriedhof wurde ab 1915 fur Soldaten errichtet die im k u k Kriegsgefangenenlager Mauthausen starben Bei den Offensiven in Serbien und Galizien zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatte die k u k Armee hunderttausende Kriegsgefangene gemacht fur die eine Reihe von Kriegsgefangenenlagern gebaut wurde Die oberosterreichischen Standorte dieser Lager waren Aschach Braunau Freistadt Kleinmunchen Marchtrenk und Mauthausen daneben existierte noch das Internierungslager Linz Katzenau 1 Am Standort Mauthausen wurde das ursprungliche als Serbenlager bezeichnete Kriegsgefangenenlager zwischen September 1914 und Januar 1915 auf einem 64 Hektar grossen Gelande in den Ortschaften Reiferdorf und Oberzirking zu beiden Seiten der Donauuferbahn errichtet 2 Das Lager war in acht Teillager zu je 60 Baracken gegliedert Im Dezember 1914 befanden sich 15 000 serbische Kriegsgefangene im Lager Bald darauf brach eine Fleckfieber Epidemie im Lager aus an der in den ersten Monaten des Jahres 1915 taglich bis zu 100 Personen starben Der Militarlagerarzt Fritz Koch war einer der ersten der der Seuche erlag Bei einem Besuch des Lagers am 10 Februar 1915 infizierte sich der Bischof der Diozese Linz Rudolph Hittmair und starb am 5 Marz 1915 ebenfalls an dieser Krankheit Im April klang die Seuche ab und die Serben wurden in das Lager Aschach an der Donau gebracht Weitere grosse Kriegsgefangenenlager in Oberosterreich waren damals in Marchtrenk Kleinmunchen und Freistadt Bald nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 gelangten die ersten italienischen Kriegsgefangenen nach Mauthausen Im November 1916 befanden sich fast 40 000 Gefangene im nunmehr sogenannten Italienerlager in dem sich die Versorgungslage zusehends verschlechterte Mit der Kapitulation Osterreich Ungarns wurde das Kriegsgefangenenlager im November 1918 aufgelost und 28 000 Italiener verliessen unter Aufsicht ihrer Offiziere innerhalb von acht Tagen das Lager Mauthausen 3 1922 liess die italienische Regierung im Bereich des Lagerfriedhofs ein machtiges Denkmal aus Carraramarmor errichten siehe unten Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Im Jahr 1944 wurde das Konzentrationslager Mauthausen zum Ziel von Evakuierungstransporten aus anderen Konzentrationslagern wobei vor allem Deportierte aus den Lagern Auschwitz Plaszow und Gross Rosen in Mauthausen ankamen Diese Gefangenen sollten einerseits nicht die vorruckenden Alliierten unterstutzen konnen andererseits als Arbeitskrafte fur die deutsche Kriegswirtschaft dienen Noch vor Kriegsende wurden etwa 2 000 KZ Haftlinge welche wahrend der Evakuierungstransporte bereits tot am Bahnhof Mauthausen ankamen in einem 20 Meter langen und 6 Meter breiten Massengrab am Soldatenfriedhof Mauthausen begraben Etwa 10 000 Tote liess die SS in Massengrabern bei der Marbacher Linde 200 Meter sudlich von Schloss Marbach verscharren 4 Nach 1945 Bearbeiten Ende der 1950er Jahre wurden auf Grund eines Beschlusses des Generalkommissariats fur Kriegsgraberfursorge des italienischen Verteidigungsministeriums in einem ausgedehnten Block des Soldatenfriedhofs Einzelgraber angelegt wohin gemass einem zweisprachigen Faltblatt des italienischen Kommissariats 1254 italienische Kriegstote des Zweiten Weltkrieges von Friedhofen und Grabstatten in ganz Osterreich umgebettet wurden Auf Wunsch von Angehorigen konnen einzelne Umbettungen bzw Repatriierungen nach Italien durchgefuhrt werden Beschreibung BearbeitenDer Soldatenfriedhof ist etwa 100 Meter breit und 120 bis 160 Meter lang Der Grossteil des Gelandes gehort der Bundesimmobiliengesellschaft Der zweite Grundeigentumer ist die Italienische Republik die seit 27 Mai 1957 den 20 Meter breiten zugekauften westlichen Teil des Soldatenfriedhofes besitzt Dort wurden die osterreichweit verstorbenen italienischen Militarinternierten des Zweiten Weltkrieges in den 1950er Jahren in Einzelgrabern bestattet Insgesamt sind auf dem Soldatenfriedhof rund 10 000 Soldaten aus dem Ersten und etwa 5 000 Kriegstote aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet 5 Auffallend ist dabei die unterschiedliche hierarchische Reprasentation der Toten Einzelkreuze aus Stein erinnern an die 4 971 italienischen Toten aus beiden Weltkriegen was der Individualisierung der Erinnerung an die Kriegstoten entspricht Gedenksteine auf denen eine bestimmte Anzahl von Verstorbenen steht erinnern an die etwa 8000 serbischen Toten wahrend des Ersten Weltkriegs Diese Toten werden somit im Kollektiv reprasentiert Ein Holzkreuz mit einer eher unscheinbaren Inschrift erinnert an die zirka 2000 nicht identifizierten KZ Haftlinge die im Januar und Februar 1945 im Massengrab beigesetzt wurden Gedenkstatten BearbeitenDenkmal der italienischen Regierung Bearbeiten nbsp DenkmalDer italienische Bildhauer Paolo Boldrini der selbst als Oberleutnant in diesem Lager interniert war schuf Anfang der 1920er Jahre im Auftrag der italienischen Regierung eine 4 5 Meter hohe Plastik aus Carrara Marmor auf einem rund einen Meter hohen flachen Pyramidenstumpf die am 14 Juni 1922 eingeweiht wurde Der Sockel zeigt zwischen gepflasterten Granitbandern ein Schriftband aus Carraramarmor mit Inschriften in deutscher und italienischer Sprache Die Inschrift auf der Ostseite lautet Erbaut von der konigl ital Regierung i J 1920 uber Antrag u unter Leitung des damaligen Krgref bei der Hwst Linz Mjr J Dollansky Das Denkmal steht unter der Obhut des o o Schwarzen Kreuzes Die Inschrift auf der Sudseite lautet Hier ruhen in Frieden Italiener 1759 Serben 8000 Englander 3 Franzosen 2 Rumanen 2 Polen 7 Russen 7 Czechoslovaken 5 Ungarn 30 Osterreicher 3 Unbekannte 7 Die Inschrift auf der Westseite lautet Spinti dalle sorti di guerra su questi campi stranieri accomunati dalla sorte in nouve fratellanze profonde figli d Italia e Serbia qui nell esilio han pace Possano i nudi spiriti da un alta libera dimora rivedere ogni giorno le dolci patrie lontane Von den Zufallen des Krieges auf diese fremden Felder geschoben Vereint durch das Schicksal in neuer tiefer Bruderschaft haben Sohne Italiens und Serbiens Frieden hier im Exil Mogen ihre korperlosen Geister von einem freiem Ort hoch droben jeden Tag die ferne geliebte Heimat wiedersehen Die Inschrift auf der Nordseite lautet Aus ihrer fernen Heimat empfehlen Mutter dieses Denkmal der Pietat der edlen oberosterreichischen Bevolkerung Italienerkapelle Bearbeiten nbsp Italienische KapelleDie nach dem Ersten Weltkrieg in den 1920er Jahren errichtete achteckige Kapelle ist etwa zehn Meter hoch und verfugt uber einen Grundriss von 5 6 5 7 Metern In der Friedhofskapelle ist ein offentlich einsehbares Buch aufgelegt ein Albo d Onore mit Stand Namen und Grabnummern Soldaten unter Angabe der hoheren Dienstgrade Partisanen und Zivilisten darunter auch italienische Frauen Die Soldaten galten als italienische Militarinternierte IMI die im Herbst 1943 in das Deutsche Reich uberstellt worden waren Auf einer Metalltafel in der Kapelle ist auch ersichtlich in welchen Orten in ganz Osterreich weitere italienische Kriegstote mehr als 700 in den Grabstatten verblieben sind oder nicht zugeordnet bzw teilweise nicht mehr aufgefunden werden konnten Serbisch orthodoxe Kapelle Bearbeiten Im Jahr 2016 wurde die serbisch orthodoxe Kapelle zum Gedenken an die rund 8 000 serbischen Toten des Ersten Weltkrieges errichtet Gedenkkreuz fur KZ Opfer Bearbeiten nbsp GedenkkreuzDen KZ Haftlingen die Anfang 1945 wahrend des Transports aus anderen Konzentrationslagern nach Mauthausen starben und im Massengrab bestattet wurden ist ein Gedenkkreuz gewidmet das mit folgender Inschrift versehen ist Hier ruhen etwa 2 000 KZ Haftlinge die in den Monaten Janner und Februar 1945 aus anderen Konzentrationslagern nach Mauthausen uberstellt werden sollten Auf Grund ihres schlechten korperlichen Zustandes und der unmenschlichen Behandlung die ihnen zuteil wurde haben sie den Bahnhof Mauthausen nicht lebend erreicht Besucher BearbeitenBesuche des Soldatenfriedhofs und der Gedenkstatten erfolgen einerseits in Verbindung mit dem Besuch der ebenfalls in Mauthausen bzw Langenstein situierten Gedenkstatten KZ Mauthausen sowie Memorial Gusen und andererseits in Verbindung mit der Nutzung von Donauradweg Donausteig und Jakobsweg Osterreich Siehe auch BearbeitenListe von Soldatenfriedhofen in OsterreichLiteratur BearbeitenErnst Gusenbauer Auf den Spuren einer vergessenen Zeit Das Kriegsgefangenenlager in Mauthausen 1914 bis 1918 In Oberosterreichische Heimatblatter Jahrgang 51 Linz 1997 S 13 23 ooegeschichte at PDF Ernst Gusenbauer Streiflichter aus einer aus allen Fugen geratenen Zeit Das K u K Kriegsgefangenenlager Mauthausen In Unsere Heimat Der Bezirk Perg Linz 1995 S 80 84 Italienischer Soldatenfriedhof in Denkmale Klein und Flurdenkmale im Donaumarkt Mauthausen Arbeitskreis fur Klein und Flurdenkmale Mauthausen Linz 2000 2 Auflage auf Initiative des Tourismusverbandes Mauthausen Linz 2005 ISBN 3 902488 27 1 S 84f Julia Mayr Der internationale Soldatenfriedhof Mauthausen Ungleiche Erinnerung an die Toten zweier Weltkriege und KZ Haftlinge Diplomarbeit Universitat Wien 2016 186 Seiten Luftaufnahmen S 98 113f 138 utheses univie ac at Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Soldatenfriedhof Mauthausen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Liste der k u k Kriegsgefangenenlager in Oberosterreich Lageplan des Kriegsgefangenenlagers Mauthausen bei Gusenbauer 1997 S 14 ooegeschichte at PDF Die Karte zum Norden bitte um 90 Grad nach links drehen Die eingezeichnete zweite Bahnlinie ist die damals noch existierende erst 1956 stillgelegte Verbindung zwischen Donauuferbahn und Summerauerbahn Gusenbauer 1997 S 22 Mayr 2016 S 70 71 und 114 116 Einladung zum 13 osterreich italienischen Friedenstreffen 2004 Mayr 2016 S 100 Ausgewahlte Denkmalschutzobjekte in Mauthausen Heinrichskirche Mauthausen KZ Mauthausen Kindergarten Mauthausen Pfarrkirche Mauthausen Schloss Pragstein Soldatenfriedhof in MauthausenAusfuhrliche Information zu allen Denkmalern Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Mauthausen 48 247175 14 546348 Koordinaten 48 14 49 8 N 14 32 46 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soldatenfriedhof in Mauthausen amp oldid 237336089 Geschichte