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Joseph Johann Baptist Andreas von Zerboni di Sposetti 23 Mai 1766 in Breslau 27 Mai 1831 in Rombschin Provinz Posen war ein preussischer Beamter Publizist Dichter und aktiver Freimaurer in der zweiten Halfte des 18 und der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werke 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenZerboni wurde als altester Sohn eines vermogenden Breslauer Kaufmanns italienischer Abstammung geboren 1 Zu den Breslauer Familien italienischer Herkunft gehorten bekannte Geschlechter wie die Molinari die von Gustav Freytag in seinem Roman Soll und Haben verewigt wurden Er besuchte das Breslauer Jesuitengymnasium und ging 1778 an die Universitat Halle um Jura zu studieren Nach Ende seines Studiums erhielt er eine Stelle als Assessor bei der Kriegs und Domanenkammer in Glogau genauso wie E T A Hoffmann 20 Jahre spater Hier veroffentlichte er im Jahre 1792 einen Gedichtband der seine Begabung mit Gefuhl und Phantasie und zugleich seine Empfanglichkeit fur die Ideen der Franzosischen Revolution zeigte In Glogau schloss sich Zerboni der Freimaurerei an Zusammen mit zwei Freunden dem Assessor von Reibnitz und dem Leutnant August Wilhelm von Leipziger versuchte er einen neuen Geheimbund innerhalb der Freimaurerei zu schaffen der die Ideen des 1785 aufgehobenen Illuminatenordens weiterfuhren sollte Der Chef des neuen Bundes sollte Professor Ignaz Aurelius Fessler sein Dieser war ein ehemaliger Kapuziner der von seiner Professur in Lemberg wegen antiklerikaler Gesinnung verjagt und beim Fursten Schonaich Carolath auf dessen Besitzung Carolath an der Oder unweit von Glogau Aufnahme gefunden hatte Nach einigem Zogern nahm Fessler die Stellung an war aber bestrebt den neuen auf dem Schloss Carolath gegrundeten Bund und den Namen der Gutesthuer Bund der Evergeten von der Politik fernzuhalten Zerboni und sein neuer Freund der romantische Schriftsteller Christian Jakob Salice Contessa wie Zerboni ein Schlesier italienischer Herkunft hatten ganz andere Ziele namlich die Vorbereitung einer Revolution in Preussen Im Jahre 1793 nach der zweiten Teilung Polens und der Entstehung der neuen preussischen Provinz Sudpreussen erhielt Zerboni eine neue Stellung bei der Kriegs und Domanenkammer zu Petrikau Piotrkow Trybunalski unweit von Tschenstochau 1794 wurde Zerboni zum Justitiar in Petrikau befordert Im nachsten Jahr grundete er mit Leipziger Salice Contessa und seinem revolutionar gesinnten Bruder Carl einen besonderen Geheimbund unter dem Namen des Moralischen Feme Gerichts der als Zweck den Schutz des Volkes gegen Bedruckungen durch pflichtvergessene Beamte und die Bekampfung der Korruption hatte Zerboni witterte Korruption uberall Es gelang indessen nicht die Tatigkeit des Bundes zu erweitern denn es hatten sich keine neuen Mitglieder angemeldet So machte sich Zerboni selbst zum moralischen Femerichter und begann seine unerschrockene publizistische Kampagne gegen den Minister Graf von Hoym den Oberprasidenten von Schlesien und Sudpreussen Den Anlass dazu lieferte eine Lieferung von Kriegsmaterial an die sudpreussische Regierung bei der Zerboni eine betrugerische Schadigung des Staatsinteresses annahm und ein Einschreiten des Ministers Hoym verlangte Dieser besass nach eigener Auffassung in dieser Sache keine Kompetenzen Dadurch gereizt verfasste Zerboni am 12 Oktober 1796 einen in den Zeitungen veroffentlichten Brief an Hoym in dem er den Minister auf das Grobste beleidigte Dies brachte Zerboni bald den Ruf eines grossen Kampfers gegen die Beamtenkorruption zu sein Hoym beabsichtigte anfangs das Ganze durch eine Disziplinarstrafe zu losen Als jedoch der Brief noch grossere Verbreitung fand sah sich der Minister genotigt ihn an Konig Friedrich Wilhelm II weiterzuleiten Der Konig liess Zerboni auf der Festung Glatz inhaftieren und befahl weitere Untersuchungen und die Beschlagnahmung aller Papiere die den geheimen Femebund ans Licht brachten Samtliche Mitglieder des Bundes wurden verhaftet Hausuntersuchungen bei ihnen erbrachten weitere belastende Papiere darunter die Korrespondenz des jungeren Zerboni mit franzosischen Jakobinern Hierauf wurden samtliche Femebruder des Hoch und Landesverrats beschuldigt und verhaftet Die Verhafteten wurden im April 1797 vor eine Untersuchungskommission auf der Festung Spandau gestellt Das Urteil in Fallen des Hochverrats war ein Prarogativ des Landesherrn und nach Beratung mit seiner vertrauten Ratgeberin Grafin Wilhelmine von Lichtenau verurteilte Friedrich Wilhelm II den Hauptmann Leipziger zu einer lebenslangen Festungsstrafe Die ubrigen Beteiligten unter ihnen Joseph Zerboni erhielten Festungshaft auf Gnade des Konigs gleichbedeutend mit so lange es dem Konig angemessen schien Zerboni wurde zur Strafverbussung auf die Festung Magdeburg gebracht und war dort aufgrund der harten Bedingungen der Haft in einer schlechten Lage Die offentliche Meinung war jedoch auf seiner Seite denn er wurde nie vor einen Richter gestellt und konigliche Machtspruche waren in der von der franzosischen Revolution beeinflussten Gesellschaft wenig popular 1797 starb der Konig und der Nachfolger Friedrich Wilhelm III befahl im Rahmen der bei einem Thronwechsel ublichen Amnestie die Freilassung von Contessa und Karl Zerboni versprach Leipziger eine spatere Pardonnierung und liess Joseph Zerboni vor einen Gerichtshof stellen Im Juli 1798 entschieden jedoch die Magdeburger Richter dass Zerboni der Stiftung eines staatsgefahrlichen Geheimbundes schuldig sei er seine Festungsstrafe verdient habe und seine Dienstentlassung rechtskraftig bleiben musse Er wurde im selben Jahre aus der Haft entlassen und appellierte beim Berliner Kammergericht das 1799 das Magdeburger Urteil bestatigte In den Augen der Gesellschaft wurde er zum politischen Martyrer Zahlreiche Anhanger darunter viele hochgestellte Personlichkeiten fanden sich als Fursprecher Unter ihnen war der beruhmte Rechtsgelehrte Athanasius Ludwig Mencken mutterlicherseits Grossvater des Otto von Bismarck der auf Zerboni durch dessen in der Haft entstandene Schrift Uber das Bildungsgeschaft in Sudpreussen aufmerksam geworden war Sein Aufruf zur Massigung half wenig denn der durch die Aufmerksamkeit des Publikums geschmeichelte Zerboni veroffentlichte im Jahre 1800 das Buch Actenstucke zur Verurtheilung des Staatsverbrechens des Kriegs und Domanenraths Zerboni und seiner Freunde Dort druckte er seinen Brief von 1796 an Hoym ab und uberhaufte den Minister mit neuen wilden Schmahungen wie einen unwurdigen Satrapen in dessen Handen der in einzelnen Tropfen gesammelte Schweiss des armen arbeitsamen Volkes zerrinnt Dies forderte die Behorden heraus Zerboni wurde wieder vor einen Gerichtshof gestellt und 1801 zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt Dies ware ein empfindlicher Verlust fur Zerboni geworden der inzwischen eine neue Existenz durch den Kauf eines Landgutes im Regierungsbezirk Posen begrundet hatte und seine Besitzung durch schwere Arbeit aufbluhen liess Sechs Monate im Gefangnis hatten ihn aus dem Arbeitsrhythmus herausgerissen Von Zerbonis politischen Freunden um Milde gebeten sprach Friedrich Wilhelm III 1802 eine bedingte Begnadigung aus Zerboni erfullte die Bedingung sich jeder politischer Tatigkeit zu enthalten In der Zeit von 1802 bis 1806 beschaftigte sich Zerboni mit der Landwirtschaft und es gelang ihm einen grosseren Guterkomplex zu erwerben Nach der Niederlage Preussens bei Jena im Jahre 1806 entfesselten die polnischen Adligen in der Provinz Posen einen Aufstand gegen Preussen Zerbonis Gutsnachbarn versuchten ihn zur Teilnahme zu uberreden was er jedoch entschieden ablehnte da er sich durch den an den Konig von Preussen geleisteten Eid gebunden sah Diese Haltung wurde ihm in Preussen nicht vergessen denn 1810 wurde er in den Staatsdienst als Wirklicher Geheimrat wieder aufgenommen jedoch ohne den Titel Exzellenz welches Zerboni schwer traf Als Einwohner im neu gebildeten Herzogtum Warschau durfte er durch den Schutz des einflussreichen Fursten Anton Radziwill ein Indigenat bekommen und seine Guter behalten Sogar sein Adel wurde anerkannt die Familie Zerboni soll vor dem Umzug nach Schlesien das Adelspradikat di Sposetti gefuhrt haben welches er stillschweigend wieder annahm Im Jahre 1815 wurde das Herzogtum Warschau abgeschafft und sein Territorium in das russische Kongresspolen und die preussische Provinz Posen damals genannt Grossherzogtum Posen geteilt Im selben Jahre wurde Zerboni zum Oberprasidenten der Provinz ernannt 1816 sein Adel in Preussen anerkannt 1817 wurde er Ritter II Klasse des Roten Adlerordens Seine Situation als Oberprasident war schwierig Neben oder uber ihm wirkte der Statthalter Anton Radziwill der nationalpolnische Interessen in der Provinz begunstigte die nicht notwendigerweise mit den Interessen des preussischen Staates ubereinstimmten Zerboni musste zwischen diesen verschiedenen Interessen lavieren ausserdem entsprach die konservative politische Entwicklung nach dem Wiener Kongress nicht seinen innersten Uberzeugungen 1817 verfasste er eine Denkschrift in der preussischen Verfassungsfrage in der er einen vom Geist des Liberalismus gepragten Entwurf der Verfassung darbot Er sah Preussens Stellung als fuhrender deutscher Staat bedroht wenn andere Bundesstaaten ihm bei der Schaffung von freiheitlichen Institutionen zuvorkommen wurden Seine Amtsfuhrung und erneute publizistische Tatigkeit weckten viele Bedenken in Berlin und fuhrten naturlich zu neuen Intrigen gegen ihn Im Jahre 1824 versetzte der Innenminister Zerboni ohne seinen Antrag auf Pensionierung abzuwarten in den Ruhestand Familie BearbeitenJoseph von Zerboni di Sposetti heiratete 1785 Dorothea Constantine Auguste von Reibnitz 1773 1842 die Schwester seines Freundes und spaterem Regierungsprasidenten Ernst Karl Wilhelm von Reibnitz 1765 1829 aus der Glogauer Zeit Das Ehepaar blieb kinderlos und nahm ein Madchen an Kindes statt an Diese Pflegetochter Auguste Emilie Zerboni di Sposetti von heiratete 1830 den Freiherrn York Wilhelm von Seydlitz Kurzbach den Spross einer der altesten schlesischen Adelsfamilien 2 Zerboni starb 1831 auf seiner Besitzung Rombschin und wurde dort begraben Josephs jungerer Bruder Karl 1772 1836 wanderte 1816 nach Osterreich aus und begrundete dort die osterreichische Linie des Geschlechts die viele hervorragende Offiziere und einen Schriftsteller Julius von Zerboni 1805 1884 hervorbrachte 3 Werke Bearbeiten1800 Aktenstucke zur Beurtheilung der Staatsverbrechen des Sudpreussischen Kriegs und Domainenrathes Zerboni und seiner Freunde Digitalisat 1800 Einige Gedanken uber das Bildungsgeschafte von Sudpreussen Jena Friedrich FrommannLiteratur BearbeitenAnna Joisten Joseph Zerboni di Sposetti 1766 1831 In Joachim Bahlcke Hrsg Schlesische Lebensbilder Band XIII Stiftung Kulturwerk Schlesien Wurzburg 2021 ISBN 978 3 929817 11 9 S 77 91 Colmar Grunhagen Zerboni di Sposetti Joseph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 45 Duncker amp Humblot Leipzig 1900 S 89 94 Verein deutscher Freimaurer Hrsg Allgemeines Handbuch der Freimaurerei I II Leipzig 1900 Constantin von Wurzbach Zerboni di Sposetti Familie Genealogie In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 59 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1890 S 333 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Familiengeschichte Zerboni di Sposetti teilweise eingearbeitet bei Geneanet offentlich nach Anmeldung zuganglich unter oholzapfel und den entspr Personen Amtsblatt der Koniglichen Preussischen Regierung zu Bromberg 1830 S 310 Unverstandlicherweise verneint von Wurzbach siehe unten die italienische Herkunft der Familie Zerboni und verbindet sie mit dem Dorfe Zerbo bei Sternberg in der Kurmark Brandenburg gemeint ist wohl Zerbow heute Serbow im Kreis Weststernberg Oberprasidenten in der Provinz Posen Joseph von Zerboni di Sposetti 1815 1824 Theodor von Baumann 1825 1830 Eduard von Flottwell 1830 1840 Adolf Heinrich Graf von Arnim Boitzenburg 1840 1842 Carl Moritz von Beurmann 1843 1850 Gustav von Bonin 1850 1851 Eugen von Puttkamer 1851 1860 Gustav von Bonin 1860 1862 Karl von Horn 1862 1869 Otto Graf von Konigsmarck 1869 1873 William Barstow von Guenther 1873 1886 Robert Graf von Zedlitz Trutzschler 1886 1890 Hugo Freiherr von Wilamowitz Moellendorff 1890 1899 Rudolf von Bitter der Jungere 1899 1903 Wilhelm von Waldow 1903 1911 Philipp Schwartzkopff 1911 1914 Hans von Eisenhart Rothe 1914 1918 Normdaten Person GND 116982942 lobid OGND AKS VIAF 27836552 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zerboni di Sposetti Joseph vonALTERNATIVNAMEN Zerboni di Sposetti Joseph Johann Baptist Andreas von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG preussischer Beamter Publizist Dichter und FreimaurerGEBURTSDATUM 23 Mai 1766GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 27 Mai 1831STERBEORT Rombschin Provinz Posen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph von Zerboni di Sposetti amp oldid 229098719