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Josef Brisch auch Joseph Brisch 4 April 1889 in Huttendorf 14 Februar 1952 in Dormagen war ein deutscher Beamter Gewerkschafter und Politiker Leben BearbeitenJosef Brisch machte nach der Volksschule eine Lehre als Maurer Den Ersten Weltkrieg verbrachte er als Soldat bei der Marine Nach Kriegsende wurde er im Dezember 1918 Parteisekretar der SPD ein Jahr spater Redakteur in Kattowitz Im Rahmen der Volksabstimmung in Oberschlesien war er Beauftragter der deutschen Kommission und Mitglied im Ausschuss fur die Abstimmung Ab August 1922 war er Hilfsarbeiter bei der Regierung Oppeln ab April 1925 beim Landratsamt Delitzsch Im April 1926 wurde er zum Regierungsprasidium Dusseldorf versetzt mit zwischenzeitlicher Beurlaubung zum Reichsarbeitsministerium Am 15 Oktober 1927 wurde er zum Schlichter im Schlichterbezirk Westfalen ernannt und zum 1 September 1929 zum Direktor des Oberversicherungsamtes Dortmund Am 21 Januar 1930 wurde in Solingen von der Linksmehrheit des Stadtrats der KPD Funktionar Hermann Weber mit den Stimmen von SPD KPD und KPO zum Oberburgermeister der Stadt gewahlt und damit zum ersten gewahlten Stadtoberhaupt des seit 1929 bestehenden Gross Solingen Die Wahl Webers erhielt aber vom SPD gefuhrten Preussischen Staatsministerium nicht die gesetzlich vorgeschriebene Bestatigung da dieser sich weigerte eine Loyalitatserklarung fur die Staatsordnung zu unterschreiben 1 91 Deshalb wurde das Wahlergebnis aufgehoben und stattdessen Brisch als kommissarischer Verwaltungschef eingesetzt darauf hatte die SPD Fraktion im Stadtrat spekuliert die nicht genugend Sitze hatte um einen eigenen Kandidaten durchzubringen 2 6 Zwei Monate spater versuchte das Staatsministerium Brisch offiziell wahlen zu lassen aber Weber erhielt erneut die Mehrheit Auch diese zweite Wahl wurde annulliert und Brisch als Oberburgermeister eingesetzt 3 Diese Ernennung wurde im Januar 1931 von der Preussischen Staatsregierung definitiv bestatigt und Brischs Amtszeit auf zwolf Jahre festgelegt Als einziger Oberburgermeister der Rheinprovinz in den Jahren 1900 bis 1945 war Brisch nicht akademisch vorgebildet besass aber die Befahigung zum hoheren Verwaltungsamt 4 Bei seiner Amtseinfuhrung warfen die Kommunisten aus Protest mit faulen Eiern 5 Brisch war der einzige sozialdemokratische Oberburgermeister der Rheinprovinz verdankte das Amt allerdings keiner Wahl sondern der Ernennung durch das Staatsministerium 6 Der neue Oberburgermeister konnte die Stadt wegen einer desolaten Haushaltslage steigender Arbeitslosenzahlen und fehlendem Ruckhalt durch die Stadtverordnetensammlung nur mit Hilfe von Notverordnungen und rigorosen Sparmassnahmen verwalten wodurch die kommunale Selbstverwaltung weitgehend ausgehohlt wurde So sah er sich 1932 gezwungen das Schulgebaude der August Dicke Schule an den preussischen Staat zu verkaufen Dadurch kam es zum Bruch zwischen Brisch und seiner Partei weil der OB diese Entscheidung uber die Kopfe der Stadtverordneten hinweg getroffen hatte und das Gebaude statt einer Volksschule darunter eine weltliche fortan ein Madchengymnasium beherbergen sollte 7 Wegen dieser und weiterer autoritaren Massnahmen strengte die SPD ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn an das aber bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nicht abgeschlossen wurde 2 8Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Brisch kurzzeitig verhaftet und am 10 Marz 1933 als Oberburgermeister beurlaubt Seine Entlassung folgte am 20 August 1933 aufgrund 4 des Berufsbeamtengesetzes Der diskriminierende Paragraph sprach den Entlassenen die Eignung als Beamter ab da ihre Treue zum Staat auf Grund ihrer politischen Betatigung nachhaltig in Zweifel gezogen wurde 8 In den folgenden Jahren schloss er sich als glaubiger Katholik der katholischen Organisation Missions Verkehrs Arbeitsgemeinschaft MIVA an bei der zahlreiche arbeitslose ehemalige Zentrumspolitiker Unterschlupf gefunden hatten und hatte dadurch Kontakte zum Kolner Kreis Brisch gehorte derselben Pfarrgemeinde wie Bernhard Letterhaus und Nikolaus Gross an und vermittelte Kontakte zu Sozialdemokraten wie Wilhelm Leuschner und Carl Severing 9 10 1945 wurde Josef Brisch von den Alliierten zunachst in Koln als Personaldezernent eingesetzt zog sich jedoch nach kurzer Zeit zuruck weil er als einer der wenigen Sozialdemokraten in der Verwaltung den Kampf gegen die Adenauer Clique aufgegeben hatte 11 Nochmals erfolgte seine Einsetzung als Oberburgermeister von Solingen bis zur Ernennung des Kommunisten Albert Muller 1946 Spater wurde Brisch Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds wo er sich als Befurworter der Ruckkehr zur uneingeschrankten Tarifautonomie profilierte 12 13 1952 kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben Literatur BearbeitenHorst Romeyk Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816 1945 Publikationen der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde LXIX Droste Verlag Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 7585 4 S 380f Einzelnachweise Bearbeiten Volker Wunderich Arbeiterbewegung und Selbstverwaltung KPD und Kommunalpolitik in der Weimarer Republik Mit dem Beispiel Solingen Wuppertal 1980 a b Ralf Rogge Armin Schulte Kerstin Warncke Solingen Grossstadtjahre 1929 2004 Hrsg vom Stadtarchiv Solingen und dem Solinger Tageblatt Wartberg Verlag 2004 ISBN 3 8313 1459 4 Hermann Weber auf home wtal de Romeyk S 53 254 1931 J Brisch zum OB ernannt auf solinger tageblatt de 5 Juni 2009 Horst Romeyk Verwaltungs und Behordengeschichte der Rheinprovinz 1914 1945 Publikationen der Gesellschaft fur rheinische Geschichtskunde LXIII Droste Verlag Dusseldorf 1985 ISBN 3 7700 7552 8 S 325 Ralf Rogge Armin Schulte Kerstin Warncke Solingen Grossstadtjahre 1929 2004 Hrsg vom Stadtarchiv Solingen und dem Solinger Tageblatt Wartberg Verlag 2004 ISBN 3 8313 1459 4 S 8 Romeyk S 275 Vera Bucker Der Kolner Kreis und sein Konzept fur ein Deutschland nach Hitler auf kas de S 54 PDF 3 7 MB Reinhold Zilch Barbel Holtz Bearb Die Protokolle des Preussischen Staatsministeriums 1817 1934 38 Bd 12 II In Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Hrsg Acta Borussica Neue Folge Olms Weidmann Hildesheim 2003 S 536 Online PDF 2 2 MB Georg Bonisch 1945 Absturz ins Bodenlose auf spiegel de 22 April 1985 Jurgen Nautz Die Wiederherstellung der Tarifautonomie in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg In Archiv fur Sozialgeschichte 31 1991 S 188 PDF 5 2 MB Das Gesetz der Gesetze auf handelsblatt com 17 April 2006 Burgermeister und Oberburgermeister der Stadt Solingen Friedrich Haumann 1894 1896 August Dicke 1896 1928 Hermann Schmidhaussler 1928 1930 Josef Brisch 1930 1933 Helmut Otto 1933 1937 Rudolf Bruckmann 1937 1945 Oskar Riess 1945 Josef Brisch 1945 1946 Albert Muller 1946 Gerhard Hebborn 1946 1948 Eugen Maurer 1948 1955 Karl Haberland 1955 1961 Otto Voos 1961 1964 Heinz Dunkel 1964 1972 Elisabeth Roock 1973 1975 Otto Voos 1975 1976 Georg Schlosser 1976 1984 Gerd Kaimer 1984 1997 Ulrich Uibel 1997 1999 Franz Haug 1999 2009 Norbert Feith 2009 2015 Tim Kurzbach seit 2015 PersonendatenNAME Brisch JosefALTERNATIVNAMEN Brisch JosephKURZBESCHREIBUNG deutscher Beamter Gewerkschafter und PolitikerGEBURTSDATUM 4 April 1889GEBURTSORT HuttendorfSTERBEDATUM 14 Februar 1952STERBEORT Dormagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Brisch amp oldid 230406118