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Johannes Milicius tschechisch Jan Milic z Kromerize deutsch Johann Militsch von Kremsier um 1320 1325 in Kremsier Mahren 29 Juni 1374 in Avignon war ein bohmischer Reformprediger im Spatmittelalter Johann Militsch von Kremsier Bild von 1916 aus dem Slawischen Epos von Alfons Mucha Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bussprediger 1 2 Neues Jerusalem und Ketzerprozess 2 Literatur 3 WeblinksLeben BearbeitenDer aus dem Nordmahrischen stammende Milicius studierte vermutlich in Olmutz Ein Studium in Prag kann ausgeschlossen werden da er sein Studium zum Grundungszeitpunkt der dortigen Universitat bereits abgeschlossen hatte und deshalb auch nicht den Titel eines Magisters fuhrte Er arbeitete fortan als Schreiber bei Adeligen und erhielt wohl um 1350 eine Anstellung in der Reichskanzlei von Prag die unter der Leitung Johannes von Neumarkt stand der 1353 zum Bischof von Leitomischl geweiht und zum Kanzler Karls IV berufen wurde In der uber zehnjahrigen gemeinsamen Wirkungszeit der beiden Manner beschaftigten sie sich vermutlich besonders mit antiker Rhetorik wie sie etwa von Cola di Rienzo der sich von 1350 bis 1352 in Bohmen aufhielt wiederbelebt wurde Von diesem ubernahm Milicius vermutlich die Vorstellung von einer besseren Welt die nach der Uberwindung des Antichristen kommen und in welcher sich die Kirche zu den Grundsatzen ihrer Urzeit besinnen wurde Ahnliche Einflusse hatte auch Vojtech Bluduv auf Johannes Milicius gewann in der Kanzlei rasch eine angesehene Stellung und wurde vom Skriptor zum Notar befordert Ende der 1350er Jahre betraute ihn Karl IV mit diversen diplomatischen Auftragen Von diesem erhielt er auch die Provision auf ein Kanonikat im Domkapitel zu St Veit Am 21 Januar 1361 setzte sich Johannes von Neumarkt bei Papst Innozenz VI fur eine hohere Pfrunde fur Johannes ein der im Oktober des Folgejahres dann Erzdiakon im Prager Domkapitel wurde Der Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz hoffte in Milicius einen Mitstreiter fur eine gemassigte Kirchenreform gefunden zu haben und betraute ihn deshalb mit der Wahrnehmung von ein oder sogar zwei Archidiakonaten womit Milicius unmittelbare Aufsicht uber die Kleriker seines Sprengels zu fuhren hatte Im Februar 1363 wurde ihm die Stellung des Sakristans im Domkapitel verliehen In dieser Zeit erkannte Milicius vermutlich diverse Missstande im Prager Klerus etwa beim Propst des Kapitels der sich in seinem Palais eine Hurenpforte anlegen liess Bussprediger Bearbeiten Etwa in dieser Zeit traf Milicius in Prag auf Konrad von Waldhausen woraufhin er nahezu zeitgleich mit Nikolaus von Kremsier der bis dato ebenfalls in der bohmischen Hofkanzlei als Pronotar wirkte aus dem Amt ausschied Er zog sich fur ein halbes Jahr nach Bischofteinitz im Bohmerwald zuruck um sich auf sein Wirken vorzubereiten Im Herbst 1364 trat er dann gemeinsam mit Konrad von Waldhausen in St Nikolaus und St Agidius in der Prager Altstadt als Buss und Reformprediger auf Wahrend Konrad seine Predigten auf Latein und Deutsch hielt predigte Milicius auf Tschechisch Er verzichtete von nun an auf jegliche materielle Lebensgrundlage selbst die von seiner Anhangerschaft gespendeten Mittel teilte er mit Armen Da auch Professoren und Studenten der Prager Universitat zu seinen Zuhorern gehorten predigte er bald zusatzlich lateinisch womit sein Gedankengut auch uber Bohmen hinaus bekannt wurde So durfte auch Geert Groote Milicius gehort haben dessen Gedanken er Jahre spater dann in den Niederlanden zu verwirklichen suchte Seine Predigten die er auch in der Teinkirche hielt waren vielbesucht unter den Zuhorern waren hochste Reprasentanten Kaiser Karl IV liess Milicius in den Kerker werfen nachdem der Prediger den inkognito anwesenden Landesherren mit seinem Namen ansprach und mit dem Antichristen in Verbindung brachte 1366 veroffentlichte er unter dem Namen Abortivus seine erste Predigtsammlung Kern dieser Predigten war die Ankundigung des Erscheinens des Antichristen 1367 reiste er nach Rom um dort dem aus Avignon erwarteten Papst seine Gedanken vorzutragen wo er noch gravierendere Missstande erlebte Er kundigte deshalb an in Rom den Kampf gegen den Antichristen aufzunehmen weshalb er nach einem Gebet von der Inquisition festgenommen und im Kloster Santa Maria in Aracoeli inhaftiert wurde Als der Papst im Herbst in Rom eintraf nahm sich dessen Bruder Kardinal Anglic Grimoard 1320 1388 des Falls an und entliess Milicius nach Verhoren aus der Haft Im Oktober 1367 konnte Milicius beim Papst vorsprechen wobei Urban V ihn in seinem Eifer zu bremsen suchte und ihm Unterstutzung zusicherte Daraufhin begab sich Johannes zuruck nach Prag um seine Predigertatigkeit dort wieder aufzunehmen Nachdem er jedoch feststellen musste dass der Papst keine Veranderungen veranlasste richtete er 1368 ein Schreiben an das Kirchenoberhaupt und reiste 1369 erneut nach Rom um dort Konrad von Waldhausen in seinem Prozess zu unterstutzen Dieser hatte Rom jedoch inzwischen verlassen und war gestorben so dass Milicius Ende 1369 wiederum nach Prag zuruckkehrte Von nun an predigte Milicius zusatzlich auch auf Deutsch und hielt drei statt wie bisher zwei Predigten am Tag Diesen Eifer machte sich auch der Erzbischof zunutze und beauftragte ihn mit Synodalreden an den Klerus Milicius ubte offene Kritik an simonistischen Missstanden sowie der Ausbeutung von Armen und billigte den Laien deshalb eine gehobenere Stellung innerhalb der Kirche zu Er war deshalb besonders bestrebt eine haufige Kommunion der Laien zu erreichen womit diese dem Priestertum angeglichen werden sollten Zu diesem Zweck fasste er mehrere Gebete in der Volkssprache ab von denen jedoch nur noch deutsche und lateinische Texte erhalten sind Neues Jerusalem und Ketzerprozess Bearbeiten Wie Konrad von Waldhausen war auch Milicius bemuht eine grosse Schulerschaft um sich zu versammeln weshalb er ebenfalls eine eigene Predigerschule grundete Ausserdem konzipierte er eine vorbildliche Pfarrei als Gegenpol zur bestehenden Kirche die er programmatisch als Neues Jerusalem gegenuber dem Alten Babylon letzteres als Bezeichnung fur die bestehende Kirche bezeichnete Er bemuhte sich deshalb um Gebaude im Prager Rotlichtviertel wo er diese neue Pfarrei errichten wollte Durch diverse Schenkungen und Spenden unter anderem auch von Kaiser Karl IV erhielt er so nahezu ein komplettes Stadtviertel aus 29 Gebauden Beim Erzbischof setzte er dann die Grundung einer neuen Pfarrei durch deren Kirche der Maria von Magdala geweiht werden sollte und in der er selbst das Amt des Pfarrers und des Patrons ubernehmen wollte In dieser Pfarrei sollten Laien und Geistliche ohne eine von der Kirche bestatigte Regel und vollig gleichberechtigt nebeneinander leben Dazu gehorten rund 200 Prostituierte sowie seine Gehilfen im Predigeramt Vermutlich war Milicius Predigerschule auch fur Laien geoffnet da er diesen ebenfalls ausdrucklich das Recht zu predigen zugestand Der Grundstein der Pfarrkirche wurde am 19 September 1372 gelegt eingeweiht wurde sie am Aschermittwoch des Folgejahres Da zahlreiche Pfarrer und viele Bettelmonche diese Musterpfarrei als Infragestellung ihrer geistlichen Praxis erlebten erreichten sie dass Milicius bereits am 2 August 1373 durch den Generalvikar wieder das Patronat entzogen wurde welches dann an das erzbischofliches Konsistorium uberging Ausserdem wurde er beim Papst der Ketzerei angeklagt unter anderem wegen der Vereinigung von Prostituierten zu einer religiosen Gemeinschaft und seiner Einebnung der Unterschiede zwischen Laien und Klerus die die Grundlagen der hierarchischen Kirche des Mittelalters infrage stellte Der seit 1372 in Avignon als papstlicher Ponitentiar tatige Augustiner Eremit Johannes Klenkok wurde mit dem Fall betraut Als erste Auswirkung der Klage traf Anfang 1374 eine Papstliche Bulle in Prag ein die in Kopie auch den Bischofen von Gnesen Breslau Olmutz Leitomischl und Krakau zugesandt wurde und in der vor allem der Erzbischof fur die Duldung von Milicius Tatigkeiten getadelt wurde Im April 1374 musste sich Milicius wegen der Anklage nach Avignon begeben wo er im Sommer 1374 verstarb Der Prozess wurde daraufhin ergebnislos eingestellt wobei der Haresieverdacht aufrechterhalten wurde Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Milicz auch Milic und Milicius Johannes In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 18 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1868 S 313 f Digitalisat Vilem Herold Milan Mraz Johann Milicius von Kremsier und das hussitische revolutionare Denken In Mediaevalia philosophica Polonorum Bd 21 1975 S 27 52 ISSN 0076 5880 Jaroslav Kadlec Johannes Milicius In Burghart Wachinger Hrsg Verfasserlexikon 2 Ausgabe Bd 6 De Gruyter Berlin 1987 S 522 527 Johannes Madey Johannes Milic In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 486 488 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Eduard Winter Ketzerschicksale Christliche Denker aus neun Jahrhunderten Albatros Verlag Dusseldorf 2002 ISBN 3 491 96048 7 S 48 63 Nachdr d Ausg Einsiedeln 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jan Milic z Kromerize Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Iohannes Milicius de Kromeriz im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Literatur und andere Medien von und uber Johannes Milicius im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Sermones Gratiae Dei Publikationen zu Johannes Milicius im Bibliotheks und Bibliographieportal Herder Institut Marburg Normdaten Person GND 118557890 lobid OGND AKS LCCN n85090317 VIAF 22933389 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Milicius JohannesALTERNATIVNAMEN Jan Milic z Kromerize Johann Militsch von Kremsier Johannes Militius de KremsierKURZBESCHREIBUNG bohmischer ReformationspredigerGEBURTSDATUM zwischen 1320 und 1325GEBURTSORT Kremsier MahrenSTERBEDATUM 29 Juni 1374STERBEORT Avignon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Milicius amp oldid 237110939