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Dieser Artikel befasst sich mit dem Reformator Johannes Agricola Zu dem Komponisten Johannes Agricola siehe Johannes Agricola Komponist zu anderen Personen siehe Johann Agricola Johannes Agricola lat Agricola Bauer 20 April 1494 in Eisleben 22 September 1566 in Berlin war deutscher Reformator und enger Vertrauter Martin Luthers Einige Quellen geben 1490 oder 1492 als Geburtsjahr an Johannes Agricola Holzschnitt von Balthasar Jenichen 1565Gelaufige Varianten seines Namens sind Johann Schneider oder Schnitter Sneider Schneyder 1 Johannes Eisleben oder Magister Islebius nach seiner Heimatstadt oder Hans Bauer Ruckubersetzung des latinisierenden Johannes Agricola Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung 1 2 Wirken in der Reformation 2 Genealogie 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung Bearbeiten Johann wurde als Sohn des Schneidermeisters Albrecht Schnitter in Eisleben 1494 geboren Zunachst besuchte er das Martineum Braunschweig und wechselte 1506 auf eine Schule in Leipzig Im Wintersemester 1509 immatrikulierte er sich an der Universitat Leipzig um ein Studium an der artistischen Fakultat zu beginnen Nach der Beendigung seines Studiums mit dem Erwerb des ersten akademischen Grades des Baccalaureats wurde er Lehrer in Braunschweig Im Fruhling 1516 immatrikulierte er sich abermals diesmal an der aufbluhenden Universitat Wittenberg wo er ein begeisterter Schuler Martin Luthers wurde Zunachst liess er sich an der artistischen Fakultat eintragen wo ihm Anfang 1518 der akademische Magistergrad verliehen wurde Dabei lernte er auch Philipp Melanchthon kennen mit dem er am 13 Oktober 1519 das Baccalaureat der Theologie erwarb Wirken in der Reformation Bearbeiten nbsp Portal der Superintendentur in EislebenMit dem Erwerb der akademischen Grade hielt er Vorlesungen an der theologischen Fakultat war Vorsteher am Padagogium der Universitat und betatigte sich als Prediger Bereits 1518 gab er Luthers Version des Vater Unsers heraus Agricola erlebte wahrend seiner Studienzeit die Veroffentlichung der 95 Thesen und die Leipziger Disputation als Luthers Sekretar Auch war er zugegen als Luther am 10 Dezember 1520 vor dem Elstertor die Bannandrohungsbulle Exsurge Domine des Papstes Leo X verbrannte Schliesslich half er mit den Dekretalenband zu beschaffen der ebenfalls ein Opfer der Flammen wurde Wahrend der Abwesenheit Luthers auf der Wartburg begann Agricola 1521 ein Studium der Medizin wandte sich aber nach zwei Jahren auf Einsatz seiner Frau und Justus Jonas des Alteren wieder der Theologie zu Er veroffentlichte 1525 einen Kommentar zum Lukasevangelium und legte die an der Artistenfakultat Melanchthons 1520 erschienene Dialektik aus Da Agricola kein ordentliches Lehramt in Wittenberg finden konnte wurde er 1525 Pfarrer an der St Nicolaikirche und Leiter der neu gegrundeten Lateinschule St Andreas im Haus der Alten Superintendentur in Eisleben In Eisleben entwickelte er die erste Schulordnung und schrieb 1526 einen lateinischen und 1527 einen deutschen Katechismus Des Weiteren trat er als Ubersetzer Ausleger der Heiligen Schrift und vor allem als Sammler deutscher Sprichworter hervor Agricola wurde als tuchtiger Prediger geschatzt So begleitete er den Kurfursten Johann den Bestandigen von Sachsen als kurfurstlich sachsischer Hofprediger auf die Reichstage in Speyer 1526 und 1529 und in Augsburg 1530 Weiterhin arbeitete er auch am Augsburger Glaubensbekenntnis der Confessio Augustana mit in dem die Grundlehren der lutherischen Kirche formuliert wurden Als 1527 die ersten Kirchenvisitationen der sachsischen Kurkreise begannen kam es zum ersten Konflikt mit Luther und Melanchthon Melanchthon hatte in einem internen Arbeitspapier notiert dass Unbussfertige unter Berufung auf die Drohung des gottlichen Gesetzes zur Busse zu treiben waren Dies gelangte in Agricolas Hande der dagegen intervenierte und erst durch Luther zu Ruhe gemahnt werden konnte der sich hinter Melanchthon stellte um die Arbeit an den Kirchenvisitationen die Luther selbst angeregt hatte nicht zu beeintrachtigen 1536 gab Agricola wegen der Spannungen mit dem Landesherrn dem Grafen Albrecht VII von Mansfeld sein Amt in Eisleben auf Er ubersiedelte mit seiner Familie nach Wittenberg und fand zunachst im Hause Luthers Aufnahme In Wittenberg vertrat nun Agricola Luther bei seinen Gottesdiensten und Vorlesungen Als Luther von einer Tagung des Schmalkaldischen Bundes 1537 zuruckkehrte begann ein eigener Weg Agricolas von dem sich zunachst Johannes Bugenhagen distanzierte In weiteren Disputationen wurde der Streit mit Luther zeitweise versohnlich dann wieder kontrovers gefuhrt Schliesslich griff der kurfurstliche Hof ein und beschrankte Agricolas Aufenthalt auf Wittenberg Da Agricola erkannte dass er bei Fortfuhrung des Streits nur verlieren konnte und die Existenz seiner Familie gefahrdete verliess er Mitte August heimlich Wittenberg und wurde vom Kurfursten Joachim II von Brandenburg angeworben An dessen neu eingerichteter Dom und Schlosskirche wirkte er als Oberhofprediger Generalsuperintendent und Visitator mit an der Errichtung der evangelischen Kirche Brandenburgs Trotz eines gedruckten Widerrufs 1541 blieb die personliche Aussohnung mit Luther aus 1541 nahm Agricola am Reichstag in Regensburg teil 1548 arbeitete er in Augsburg neben Julius von Pflug Bischof von Naumburg Zeitz und Michael Helding Titularbischof von Sidon in einer von Kaiser Karl V berufenen Kommission mit die einen Kompromiss fur die vorlaufige Ordnung der Religionsverhaltnisse erarbeitete Dass in diesem Kompromiss auf fundamentale protestantische Forderungen verzichtet wurde wurde ihm von anderen Reformatoren zum Vorwurf gemacht und brachte ihm den lauten Hohn und Spott der Protestanten ein In die meisten der nun folgenden theologischen Streitigkeiten des Luthertums Antinomistischer Streit mit verwickelt konnte Agricola den Einfluss der Philippisten in der Mark zugunsten der Gnesiolutheraner wenige Jahre vor seinem Tode endgultig beseitigen Agricola fertigte auch eine Sammlung von 300 deutschen Sprichwortern an die 1529 erschien Dieser ersten Sammlung folgte ein zweiter Teil mit 450 Sprichwortern Beide Teile vereinigte Agricola 1534 zu einem Werk mit dem Titel Sybenhundert und Funfftzig Teutscher Sprichworter verneuwert und gebessert Er starb 1566 wahrend einer Pestepidemie in Berlin Genealogie BearbeitenAgricola heiratete 1520 in Wittenberg Else Moshauer 1536 waren neun Kinder geboren von denen die Namen der Sohne Hans Albrecht 1528 Philipp und Johann Agricola Eisleben junior bekannt sind Werke BearbeitenDrehundert gemener Sprickworde der wy Dudschen uns gebruken unde doch nicht weten worher se kamen Magdeburg 1528 Das ander teyl gemainer Tewtscher Sprichworter mit jhrer ausslegung hat funffthalb hundert newer Wortter Nurnberg 1530 Sybenhundert vnd Funfftzig Teutscher Sprichworter verneuwert vnd gebessert Hagenau 1534 Volltext Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ EG 343 Zuschreibung nicht sicher Band 1 1686 Band 2 1686 Band 3 1686Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Johannes Agricola In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 57 59 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Walter Friedensburg Geschichte der Universitat Wittenberg Niemeyer Halle a S 1917 Wilhelm Gass Agricola Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 1 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 146 148 Gustav Hammann Agricola Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 100 f Digitalisat Gustav Kawerau Agricola Johann In Realenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 1 1896 S 249 253 Textarchiv Internet Archive Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Erster Band A L Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 1 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7829 0444 3 S 19 Ernst Koch Deutschlands Prophet Seher und Vater In Luther und seine Freunde Drei Kastanien Verlag Wittenberg 1998 ISBN 3 933028 09 4 Joachim Rogge Johann Agricolas Lutherverstandnis unter besonderer Berucksichtigung des Antinomismus Theologische Arbeiten Band 14 Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1960 zugleich Habilitationsschrift Berlin 1959 Heinz Scheible Hrsg Melanchthons Briefwechsel Kritische und kommentierte Gesamtausgabe Band 11 Personen Teil A E Frommann Holzboog Stuttgart u a 2003 ISBN 3 7728 2257 6 Timothy J Wengert Gesetz und Busse Philipp Melanchthons erster Streit mit Johannes Agricola In Gunter Frank Hrsg Der Theologe Melanchthon Melanchthon Schriften der Stadt Bretten Band 5 Thorbecke Stuttgart 2000 ISBN 3 7995 4806 8 Seiten 375 392 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johannes Agricola Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johannes Agricola im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johannes Agricola in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Johannes Agricola im VD 17 Agricola Johann Hessische Biografie Stand 4 November 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS 1 2 Vorlage Toter Link www glaubensstimme de Johann Agricola Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Texte in der GlaubensstimmeEinzelnachweise Bearbeiten Christoph Windhorst Agricola Johann 1492 94 1566 In Helmut Burkhardt und Uwe Swarat Hrsg Evangelisches Lexikon fur Theologie und Gemeinde Band 1 R Brockhaus Verlag Wuppertal 1992 ISBN 3 417 24641 5 S 26 Normdaten Person GND 118501070 lobid OGND AKS LCCN n84001278 VIAF 46803216 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Agricola JohannesALTERNATIVNAMEN Schneider Johann Schnitter Johannes Eisleben Johannes Agricola Eisleben Johannes Bauer HansKURZBESCHREIBUNG deutscher ReformatorGEBURTSDATUM 20 April 1494GEBURTSORT EislebenSTERBEDATUM 22 September 1566STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Agricola 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