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Johanna Eleonora Petersen geborene von Merlau auch Johanna Eleonor e a von und zu Merlau 25 April 1644 in Frankfurt am Main 19 Marz 1724 auf dem Gut Thymern Thumern bei Lubars Mockern war eine theologische Schriftstellerin und eine der Fuhrungsgestalten des radikalen Pietismus Seit 1680 war sie mit Johann Wilhelm Petersen verheiratet Johanna Eleonora Petersen zeitgenossischer Kupferstich Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Neue Editionen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohanna Eleonora von Merlau war die zweite von vier Tochtern des Hofmeisters Georg Adolph von Merlau 1681 und dessen Frau Sabina geb Ganss von Utzberg 1653 Sie wurde in Frankfurt geboren wo ihre Familie bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Schutz gesucht hatte Danach wuchs sie teils auf dem vaterlichen Gut in Merlau heute Teil der Gemeinde Mucke im Vogelsbergkreis in Hessen teils auf dem Gut Philippseck in Heddernheim bei Frankfurt auf Die Familie hatte unter anderem durch die Nachwirkungen des Krieges wirtschaftliche Schwierigkeiten Der Vater war beruflich bedingt haufig abwesend die Erziehung der Kinder durch die Mutter war religios gepragt Als Johanna Eleonora von Merlau neun Jahre alt war starb ihre Mutter und bald darauf mussten zuerst ihre altere Schwester und dann sie selbst den Haushalt fuhren Sie erhielt keinen Unterricht ausserhalb des Hauses abgesehen von der Vorbereitung auf den Abendmahlsempfang durch einen lutherischen Geistlichen 1 Mit zwolf Jahren trat Johanna Eleonora von Merlau wie viele aus verarmten Adelsfamilien stammende Madchen ihres Alters eine Stellung bei Hof an Sie war zunachst Hofjungfer der Grafin Eleonora von Solms Rodelheim 1629 1680 wurde von ihr jedoch laut eigenen Angaben schlecht behandelt 1659 erhielt sie eine Stelle bei ihrer Taufpatin Anna Margarete von Hessen Homburg seit 1650 Herzogin von Schleswig Holstein Sonderburg Wiesenburg die mit ihrem Mann Philipp Ludwig auf Burg Lissberg und spater auf Burg Wiesenburg bei Zwickau residierte Johanna Eleonora von Merlau arbeitete dort insgesamt 14 Jahre als Hofjungfer und nach einer Beforderung als Kammerfraulein Zu ihren Aufgaben gehorten neben dem Bedienen der Herzogsfamilie und Gaste die Begleitung auf Reisen und Teilnahme an Festlichkeiten In der autobiografischen Ruckschau beurteilte sie diesen Lebensabschnitt zwar insgesamt positiv bedauerte jedoch ihre dabei notwendige Teilnahme an weltlichen Vergnugungen Ihre Frommigkeit war bereits zu dieser Zeit sehr ausgepragt Dies verband sie mit der Grafin Benigna von Solms Laubach 1648 1702 die im benachbarten Wildenfels lebte und zu der sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte Wahrend sie in Wiesenburg lebte war Johanna Eleonora von Merlau mehrere Jahre mit dem Sohn des Oberstleutnants Brettwitz verlobt dieser loste jedoch die Verbindung schliesslich Ein spaterer Heiratsantrag des Geistlichen Johann Winckler wurde von ihrem Vater abgelehnt 2 1672 lernte sie auf einer Reise die beiden Fuhrer des Frankfurter Pietismus Philipp Jacob Spener und Johann Jakob Schutz kennen mit denen sie von nun an korrespondierte Ihre Dienstzeit als Kammerfraulein endete als ihr Vater sie in seinen Haushalt zuruckrief Er hatte inzwischen erneut geheiratet und seine Ehefrau war im Kindbett gestorben Nachdem auch das Kind verstorben war brauchte er die Dienste seiner Tochter jedoch nicht mehr So war sie im Alter von 31 Jahren erstmals frei von Verpflichtungen und konnte auf eigenen Wunsch nach Frankfurt ziehen Im Fruhjahr 1675 ubersiedelte sie zu der jungen Witwe Maria Juliane Baur von Eyseneck 1641 1684 auf den Saalhof in Frankfurt Nach dem Vorbild der Collegia pietatis Speners aber auch unter dem Einfluss der Labadistin Anna Maria von Schurmann und der Mystikerin Antoinette Bourignon versammelten die beiden seit Advent 1676 im Saalhof ein Collegium am Sonntagabend um gemeinsam unter Abkehr vom sundigen Wesen der Welt ein christliches Leben einzuuben Hier traten bald Tendenzen zur Separation von der Amtskirche auf die 1678 zur spater zuruckgenommenen Ausweisung Johanna Eleonora von Merlaus fuhrten 1676 hatte sie im Saalhof den Theologiestudenten Johann Wilhelm Petersen kennengelernt der 1677 Hofprediger und Superintendent des Furstbistums Lubeck in Eutin wurde Trotz des Standesunterschieds hielt er um ihre Hand an Nach der Zustimmung ihres Vaters der einige Jahre zuvor den Antrag eines Burgerlichen abgelehnt hatte wurden beide im September 1680 von Spener getraut Bis zu ihrem Tod folgte sie nun den Lebensstationen ihres Mannes der 1688 Superintendent in Luneburg wurde 1692 aber wegen seiner Verbindungen zu der Visionarin Rosamunde Juliane von der Asseburg entlassen und ausgewiesen wurde Mit Hilfe von adligen Freunden wie den Kammerprasidenten Dodo II zu Innhausen und Knyphausen und Eberhard von Danckelman konnte das Ehepaar das Gut Niederndodeleben bei Magdeburg erwerben Dort beschaftigten sich beide mit dem Verfassen theologischer Bucher 1724 ubersiedelten sie in das heute nicht mehr existierende Thymern Thumern in der Nahe von Gross Lubars wo Johanna Eleonora Petersen 1724 starb Werke BearbeitenSchon vor ihrer Heirat schrieb Johanna Eleonora von Merlau ohne jedoch ihre Werke zu veroffentlichen Das erste der 15 unter ihrem Namen veroffentlichten Bucher von Johanna Eleonora Petersen das Erbauungsbuch Gesprache des Hertzens mit Gott erschien 1689 in Plon 3 2 Aufl Frankfurt 1694 Es enthielt Meditationen uber einzelne Bibelverse und als Anhang die erste Fassung ihrer Lebensbeschreibung die 1718 und 1719 in erweiterter Bearbeitung nochmals veroffentlicht wurde und stilbildend fur die pietistische Autobiographie wurde Ihre bedeutendste Arbeit war der Kommentar zur Offenbarung des Johannes Anleitung zu grundlicher Verstandniss der Heiligen Offenbarung Jesu Christi von 1696 4 in dem sie die Lehre vom bevorstehenden Tausendjahrigen Reich detailliert entwickelte In dem Traktat Das ewige Evangelium der allgemeinen Wiederbringung aller Creaturen 1698 trat sie fur die Lehre von der Apokatastasis ein Das Geheimniss des Erst Gebornen der von Anfang ist sammt einer summarischen Erklarung uber die Epistel an die Romer wie auch uber das 17 Cap Johanniss 1711 enthalt eine mystische Deutung der Christologie die Grundlage einer Versohnung der Konfessionen werden sollte Ab 1715 wandte sich Johanna Eleonora Petersen wieder der meditativen Bibelauslegung zu Vermutlich ist sie die Ubersetzerin der 1694 erschienenen ersten deutschen Ausgabe von Komodien Molieres in drei Banden 5 Neue Editionen Bearbeiten Johanna Eleonora Petersen geb von und zu Merlau Leben von ihr selbst mit eigener Hand aufgesetzt Autobiographie Hg von Prisca Guglielmetti Leipzig EVA 2003 The Life of Lady Johanna Eleonora Petersen Written by Herself Pietism and Autobiography Translation with Notes and Introduction by Barbara Becker Cantarino Chicago and London The University of Chicago Press 2005 Literatur BearbeitenMarkus Matthias Johann Wilhelm und Johanna Eleonora Petersen Eine Biographie bis zur Amtsenthebung Petersens im Jahre 1692 1993 ISBN 978 3 525 55814 0 Klaus Gunther Wesseling Johanna Eleonora Petersen In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 273 275 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Stefan Luft Leben und Schreiben fur den Pietismus Der Kampf des pietistischen Ehepaares Johanna Eleonora und Johann Wilhelm Petersen gegen die lutherische Orthodoxie Herzberg Bautz 1994 ISBN 3 88309 055 7 Markus Matthias Johann Wilhelm Petersen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 256 f Digitalisat Martin H Jung Johanna Eleonora Petersen geb von und zu Merlau Weibliche Laientheologie im radikalen Pietismus In Martin H Jung und Peter Walter Hrsg Theologen des 17 und 18 Jahrhunderts Konfessionelles Zeitalter Pietismus Aufklarung Eine Einfuhrung Darmstadt 2002 Lucinda Martin Female Reformers as the Gatekeepers of Pietism The Example of Johanna Eleonora Merlau and William Penn In Monatshefte fur deutschsprachige Literatur und Kultur Vol 95 No 1 2003 S 33 58 Ruth Albrecht Pietistische Schriftstellerin und Theologin Johanna Eleonora von Merlau Petersen 1644 1724 In Elisabeth Gossmann Hrsg Weisheit eine schone Rose auf dem Dornen Strauche Munchen 2004 Archiv fur philosophie und theologiegeschichtliche Frauenforschung 8 S 123 196 dies Johanna Eleonora Petersen Theologische Schriftstellerin des fruhen Pietismus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2005 ISBN 3 525 55830 9 dies Johanna Eleonora Petersen 1644 1724 Eine engagierte und streitbare Schriftstellerin In Peter Zimmerling Hrsg Evangelische Seelsorgerinnen Biografische Skizzen Texte und Programme Gottingen 2005 S 82 102 dies Die Apokatastasis Konzeption bei Johanna Eleonora Petersen In Ruth Hess Martin Leiner Hrsg Alles in allem Eschatologische Anstosse Festschrift Christine Janowski Neukirchen Vluyn 2005 S 199 214 Dieter Breuer Der bekrafftigte Origenes das Ehepaar Petersen und die Leugnung der Ewigkeit der Hollenstrafen In Heterodoxie in der Fruhen Neuzeit Hg v Hartmut Laufhutte und Michael Titzmann Tubingen Niemeyer 2006 S 413 424 Gerlind Schwobel Sehnsucht nach dem Vollkommenen Johanna Eleonora von Merlau zu Merlau Frankfurt Lembeck 2007 ISBN 3 87476 524 5 Ruth Albrecht Vom Verschwinden der Theologie zugunsten der Biographie Zur Rezeption Johanna Eleonora Petersens In Ulrike Gleixner Erika Hebeisen Hg Gendering Tradition Erinnerungskultur und Geschlecht im Pietismus Korb 2007 S 123 148 Barbara Becker Cantarino Die mutterliche Krafft unsrer neuen Gebuhrt theologische Ideen und religiose Wirksamkeit von Jane Lead 1623 24 1704 und Johanna Eleonora Petersen 1644 1724 In Glaube und Geschlecht Fromme Frauen Spirituelle Erfahrungen Religiose Traditionen Hg v Ruth Albrecht u a Koln u a Bohlau 2008 S 235 252 Ruth Albrecht Zum Briefwechsel Johann Georg Gichtels mit Johanna Eleonora Petersen In Wolfgang Breul u a Hrsg Der radikale Pietismus Zwischenbilanz und Perspektiven der Forschung Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2010 ISBN 978 3 525 55839 3 S 361 368 Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Johanna Eleonora Petersen im VD 17 Literatur von und uber Johanna Eleonora Petersen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek eleonora Digitalisierte Drucke von Johanna Eleonora Petersen im Katalog der Herzog August BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Ruth Albrecht Johanna Eleonora Petersen Theologische Schriftstellerin des fruhen Pietismus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2005 S 41 Ruth Albrecht Johanna Eleonora Petersen Theologische Schriftstellerin des fruhen Pietismus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2005 S 55 Digitalisat Digitalisat Hilary Brown Johanna Eleonora Petersen and the Reception of Moliere in Germany In Forum for Modern Language Studies Band 43 2007 S 69 80 Normdaten Person GND 119129787 lobid OGND AKS LCCN nr93030577 VIAF 73728609 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Petersen Johanna EleonoraALTERNATIVNAMEN Merlau Johanna Eleonorea von und zu Petersen EleonoraKURZBESCHREIBUNG theologische Schriftstellerin und eine der Fuhrungsgestalten des radikalen PietismusGEBURTSDATUM 25 April 1644GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 19 Marz 1724STERBEORT Gut Thymern Thumern bei Lubars Mockern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanna Eleonora Petersen amp oldid 231979598