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Johann Wilhelm Petersen 1 Juli 1649 in Osnabruck 31 Januar 1727 auf dem Gut Thymern Thumern bei Lubars Mockern war ein deutscher Theologe Mystiker und Chiliast Er wird dem radikalen Pietismus zugerechnet Johann Wilhelm Petersen Kupferstich von 1717 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Karikatur auf Petersen und Johann Friedrich MayerJohann Wilhelm Petersens Vater Georg Petersen 1691 stammte aus Tonning Als Notar gehorte er von 1643 bis 1649 zur Gesandtschaft des Lubecker Syndicus David Gloxin bei den Verhandlungen um die Westfalischen Frieden in Osnabruck Dort heiratete er Magdalene Praetorius die Tochter des dortigen Pastors 1 Johann Wilhelm Petersen wuchs in Lubeck auf und besuchte das Katharineum zu Lubeck Schon als Schuler schrieb Petersen 1668 ein Hochzeitsgedicht fur Dietrich Buxtehude Dieser vertonte spater Petersens O wie selig sind die zu dem Abendmahl des Lammes berufen sind in einer Kantate BuxWV 90 Es wird neuerdings angenommen dass Petersen auch das Libretto der Abendmusik Buxtehudes von 1678 Die Hochzeit des Lammes verfasste Er studierte Theologie in Giessen Rostock Leipzig Wittenberg und Jena Im November 1671 kam er an die Universitat Rostock 2 wo er nach seiner Promotion zum Magister in Giessen im Fruhjahr 1672 in absentia und seiner Aufnahme in die Philosophische Fakultat in Rostock 3 auch den Vorsitz bei Disputationen fuhrte In Giessen wohin er zum Jahreswechsel 1672 73 zuruckkehrte hielt er auch rhetorische und naturrechtliche Vorlesungen Seit 1675 war er mit Philipp Jakob Spener in Frankfurt am Main befreundet Durch ihn gewann er Zugang zum Pietismus 1677 erhielt Petersen zunachst eine Poetikprofessur in Rostock und wurde dann Pastor an der Aegidienkirche zu Hannover jedoch schon im folgenden Jahr zum Hofprediger und Superintendent des Furstbistums Lubeck in Eutin berufen 1686 promovierte er in Rostock 4 Von 1688 bis 1692 war er Superintendent in Luneburg 1680 heiratete er damit Standesschranken uberschreitend die adelige Johanna Eleonora von Merlau Die beiden wurden von Philipp Jakob Spener getraut 5 Gemeinsam mit ihr entwickelte er eine eigenstandige radikale Spiritualitat in Affinitat zu extravaganten Formen pietistischer Mystik die zum ersten Mal im 1685 veroffentlichten Spruchkatechismus zu Tage trat Spater geriet er wegen seines Eintreten fur den Chiliasmus und wegen seiner Verbindungen zu der Visionarin Rosamunde Juliane von der Asseburg mit seinen Amtsbrudern in Konflikt Er wurde im Januar 1692 seines Amtes enthoben und musste Luneburg verlassen Den Rest seines Lebens verbrachte er als theologischer Schriftsteller in enger Arbeitsgemeinschaft mit seiner Ehefrau auf seinen Gutern in Niederndodeleben bei Magdeburg ab 1724 im heute nicht mehr existierenden Thymern Thumern in der Nahe von Gross Lubars und unternahm mehrere Reisen zu seinen Anhangern Lehre BearbeitenPetersens Lehre radikalisierte sich ausgehend vom Spenerschen Pietismus Uber den Chiliasmus kam er seit 1695 zu einer Apokatastasislehre Demnach wurde das Bose uber tausend Jahre hinweg nicht nur in einem sondern gleich in den drei Reiche der Busse der Gnade und Glorie gelautert und uberwunden Diesen Ansatz wertete Gottfried Wilhelm Leibniz als interessanten theologischen Entwurf zur Theodizeefrage Die Wiedererbringung aller Dinge war fur Petersen Anlass zu vielen Reisen Er wollte diese Erkenntnis die Gott in seiner Gnade ihm und seiner Frau gegeben habe so weit wie moglich verbreiten Allerdings gab es auch Pietisten die sich von dieser Lehre explizit distanzierten z B Johann Friedrich Corvinus Spener hat keine Stellung zur Wiedererbringung aller Dinge in Predigten oder Schriften genommen Spener versprach Petersen nichts dagegen zu schreiben weil er auch hoffe dass Gott am Ende die ganze Welt rette 6 Nichtsdestotrotz kann diese Lehre der Allversohnung als inhaltliche Trennung vom kirchlichen Pietismus Spener Francke gewertet werden auch wenn weiterhin personliche Kontakte bestanden Sein engagiertes Eintreten fur visionare Ekstatikerin Rosamunde Juliane von der Asseburg fuhrte zum Verlust seines kirchlichen Amts Insgesamt machte er sich fur das Recht der Frauen auf offentliche Bibelauslegung stark 5 Werke Auswahl BearbeitenUrania qua opera Dei magna Frankfurt Leipzig 1720 urn nbn de gbv 9 g 140006 Literatur BearbeitenDaniel Jaboby Johann Wilhelm Petersen In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 25 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 508 515 Markus Matthias Johann Wilhelm Petersen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 256 f Digitalisat Markus Matthias Johann Wilhelm und Johanna Eleonora Petersen Eine Biographie bis zur Amtsenthebung Petersens im Jahre 1692 Arbeiten zur Geschichte des Pietismus Band 30 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1993 ISBN 3 525 55814 7 online Klaus Gunther Wesseling Petersen Johann Wilhelm In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 267 273 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ruth Albrecht Pietistische Frommigkeit und Theologie mit radikalen Tendenzen Das Ehepaar Johanna Eleonora und Johann Wilhelm Petersen In Oliver Auge Anke Scharrenberg Hrsg Eutin im Barock Kunst und Kultur am furstbischoflichen Hof des 17 Jahrhunderts Wachholtz Kiel Hamburg 2021 ISBN 978 3 529 06540 8 S 257 284 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Wilhelm Petersen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Druckschriften von und uber Johann Wilhelm Petersen im VD 17 Eintrag zu Johann Wilhelm Petersen im Catalogus Professorum Rostochiensium Petersen Johann Wilhelm Hessische Biografie Stand 27 September 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Marcus Matthias Johann Wilhelm und Johanna Eleonora Petersen eine Biographie bis zur Amtsenthebung Petersens im Jahre 1692 Gottingen 1993 S 21 Eintrag der Immatrikulation im Rostocker Matrikelportal Eintrag der Rezeption im Rostocker Matrikelportal Eintrag des Examens im Rostocker Matrikelportal a b Johannes Wallmann Petersen Johann Wilhelm In Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Auflage Band 6 2003 Sp 1154 doi 10 1163 2405 8262 rgg4 SIM 024467 Douglas H Schantz Radical Pietist Migrations and Dealings with the Ruling Authorities as seen in the Autobiographies of Johann Wilhelm Petersen and Johann Friedrich Rock In Wolfgang Breul u a Hrsg Der radikale Pietismus 2010 S 211 227 Normdaten Person GND 119129779 lobid OGND AKS LCCN n94024547 VIAF 121622773 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Petersen Johann WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe Mystiker und ChiliastGEBURTSDATUM 1 Juli 1649GEBURTSORT OsnabruckSTERBEDATUM 31 Januar 1727STERBEORT Gut Thymern Thumern bei Lubars Mockern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Wilhelm Petersen Theologe amp oldid 237694151