www.wikidata.de-de.nina.az
Jenschwitz obersorbisch Jensecy ist eine mittelalterliche Ortswustung in Hoyerswerda an der Schwarzen Elster Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ortsname 3 Ortssagen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Inventur uber verausserte Grundstucke der Vorwerke der Herrschaft Hoyerswerda mittig mit der Erwahnung von Jenschwitz 1681 Bereits in der Eisenzeit existierte im Bereich der heutigen Wustung eine Ansiedlung 1 die allerdings auf der gegenuberliegenden Seite der Schwarzen Elster lag Diese Ansiedlung fallt damit in die Zeit der Lausitzer Kultur und wurde von einem nicht sicher identifizierbaren Volksstamm bewohnt Nach dem Ende der Lausitzer Kultur bis zur zweiten Phase des mittelalterlichen Landesausbaus war das Land unbewohnt Im Zuge der Besiedlung des Umlandes von Hoyerswerda im 12 13 Jahrhundert durch uberwiegend sorbische Siedler wurde unweit der Schwarzen Elster eine kleine Siedlung gegrundet 1 Vermutlich erfolgte die Grundung durch einen Lokator Ebenfalls in dieser Zeit durfte ein erster Ubergang uber den Fluss in Ortsnahe geschaffen worden sein der bis heute an dieser Stelle besteht Vermutlich durch die Grundung der Stadt Hoyerswerda in unmittelbarer Nahe und durch Umwelteinflusse wie die regelmassig wiederkehrenden Uberschwemmungen der Schwarzen Elster an der Ortsstelle wurde Jenschwitz bereits vor oder wahrend des Spatmittelalters aufgegeben Laut einer Hoyerswerdaer Ortschronik aus dem Jahr 1850 verliessen die Einwohner ihr Dorf weil der Untergrund zu sumpfig war und die Hauser nicht dauerhaft gegrundet werden konnten 2 Im Urbarium der Herrschaft Hoyerswerda 3 von 1568 einem Wirtschaftsbericht uber samtliche Dorfer der Herrschaft wird Jenschwitz bereits nicht mehr erwahnt jedoch die bei Jenschwitz liegende Hummelmuhle sowie ein Paul Jenkez aus dem nahe gelegenen Dorf Zeissig dessen Nachname durchaus als Hofname auf Jenschwitz noch hindeuten konnte 4 Im 17 Jahrhundert wird Jenschwitz schliesslich als Teil des Vorwerkes Hoyerswerda erwahnt Seinerzeit war die Ortsflur Ackerland Dabei wurden Teile von Jenschwitz jedoch bereits vor der Auflosung der Herrschaft verkauft Johann Georg II Kurfurst von Sachsen dem die Herrschaft seit 1660 gehorte verpfandete diese ab 1662 bis 1669 an Leopold Wilhelm Markgraf von Baden fur eine Tonne Gold 5 Den Verwaltern Leopold Wilhelms war es offensichtlich daran gelegen so viel wie moglich Gewinn aus der absehbar kurzen Zeit des Besitzes zu ziehen und so verausserten sie auch Grundbesitz der Herrschaft so auch Teile von Jenschwitz wie die weiter unten beschriebene Inventur von 1681 feststellt Das restliche Vorwerk wurde schliesslich 1786 in Erbpacht an Bauern der Umgebung abgegeben infolgedessen auch Jenschwitz 6 Heute ist die Wustung ein Bodendenkmal 7 auf dessen Terrain teilweise nach 1945 eine wilde Mullhalde entstand die bis circa 1980 bestand Die heute dort befindliche Gartensparte Jenschwitz e V befindet sich jedoch nur zum Teil im historischen Areal Die restlichen Teile werden als Grunland genutzt und befinden sich uberwiegend in Privatbesitz Ein Weg der von der Gorlitzer Brucke uber die Elster zur Bahnstrecke fuhrt tragt den Namen An der Jenschwitz Pola Jensec Ortsname BearbeitenErnst Eichler fuhrt den Ortsnamen auf einen Personennamen Jan s Jensch zuruck der deutsche Ortsname entspricht dabei dem sorbischen Namen Jensecy Er verweist dabei auf eine ahnliche Entwicklung bei Jannowitz sorbisch Janecy Jenkwitz Jenkecy Johnsdorf bei Konigswartha ebenfalls Jensecy Janschwalde Jansojce und die beim schlesischen Slupice ehemals Schlaupitz liegende Kolonie Jentschwitz 8 9 Aller Wahrscheinlichkeit ist der Personenname der Name des Lokators Da das Archiv der Herrschaft Hoyerswerda mehrfach stark dezimiert wurde 10 ist eine Ersterwahnung erst fur das Jahr 1650 erhalten als der Ort langst wust lag In einem Dokument ist von den Jenzischen Brucken die Rede In einer Inventur des Amtes Hoyerswerda vom 29 August 1681 ist die Bezeichnung auffn Jenzschwiz im Gebrauch 11 Seit 1744 taucht der Flurname in heutiger Schreibweise auf 8 12 Paul Kuhnel erwahnt ausserdem fur Hoyerswerda 1891 folgende Flurnamen Jenschwitz bereits auch in der sorbischen Form Jensecy dazu die Jenschwitzbrucke und die Jenschwitzer Flur 13 Ortssagen BearbeitenDer sorbische Bauer Johann Hantscho Hano aus Schleife berichtete um 1880 von einer Hoyerswerdaer Sage nach welcher in der Schwarzen Elster ein Flussgeist sorb ducha leben wurde der jedes Jahr ein Menschenopfer sich hole 14 Diese Erzahlung deutet auf die Schwierigkeiten hin welche der Fluss den Menschen an seinem Lauf bereitet hat und die vermutlich auch zur Aufgabe von Jenschwitz gefuhrt haben Ausserdem wurde die in einer Ortschronik von 1850 erwahnte vermutlich historische Erzahlung der Ortsaufgabe durch eine noch um 1900 allgemein bekannte Sage erganzt die dem Vinetamotiv stark ahnelt Demnach soll Jenschwitz im Untergrund versunken sein und noch in spateren Zeiten jedoch hatte man an der Stelle gelegentlich die Glocken eines Kirchturmes horen konnen 2 Dagegen schreibt Michal Hornik Jensecy mestnosc pri pucu do Wojerec hdzez je hac do 30 letn wojny wjes stala ubersetzt Jenschwitz eine Ortlichkeit am Wege nach Hoyerswerda wo bis zum Dreissigjahrigen Krieg ein Dorf stand 15 Literatur BearbeitenKarlheinz Blaschke Susanne Baudisch Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen 2006 ISBN 3 937209 15 8 Seite 347 Einzelnachweise Bearbeiten a b Amtsblatt der Stadt Hoyerswerda Nr 375 a b Siehe hierzu Hoyerswerda Geschichte und Geschichten aus Dorfern und Stadten Geiger Verlag Horb am Neckar 1992 Seite 177ff Urbarium der Herrschaft Hoyerswerda Tschechisches Nationalarchiv Prag unter CDKM IV H II 7 Uber die Praxis der sorbischen Hofnamen schreibt ausfuhrlich Peter Milan Jahn Vom Roboter zum Schulpropheten Hanso Nepila Schriften des Sorbischen Instituts im Domowina Verlag ISBN 978 3 7420 2175 5 Siehe hierzu Hoyerswerdaer Geschichtsheft Nr 32 Schlossgeschichte 1989 Elke Roschmann Seite 17 Siehe hierzu Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte Nr 1 1998 herausgegeben durch die Stadtverwaltung Hoyerswerda Siehe Flachennutzungsplan der Stadt Hoyerswerda a b Ernst Eichler Hans Walther Ortsnamenbuch der Oberlausitz Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen Bischofswerda Gorlitz Hoyerswerda Kamenz Lobau Niesky Senftenberg Weisswasser und Zittau I Namenbuch In Deutsch slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Band 28 Akademie Verlag Berlin 1975 S 112 Ernst Eichler Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neisse siehe Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte Nr 1 1998 Seite 33 dort abgedruckt eine Notiz Theophilus Lessing d J von 1786 uber das Verbrennen der Archive im 17 Jahrhundert Sachsisches Staatsarchiv Staatsfilialarchiv Bautzen Nr 50584 Standesherrschaft Hoyerswerda Blatt 13 Jenschwitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Paul Kuhnel Die slavischen Orts und Flurnamen der Oberlausitz Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik Leipzig 1982 Nachdruck mit Vorwort von Prof Ernst Eichler Siehe hierzu Sagen des Johann Hantscho Hano Lausitzer Druck und Verl Haus 2009 Casopis Macicy Serbskeje Jahrgang 1865 1883 1887 8 darin M Hornik Lezownostne mjena w Serbach 1865 Band 18 S 336 344 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jenschwitz amp oldid 213687919