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Jan z Lublina auch Joannis de Lublin Johannes de Lublin Johannes von Lublin um 1490 in Lublin um 1550 in Krasnik war ein polnischer Komponist Organist und Chorleiter 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke in der Tabulatur summarisch 4 Ausgaben 5 Literatur Auswahl 6 Weblinks 7 QuellenLeben und Wirken BearbeitenGeburts und Sterbedatum von Jan z Lublina konnten von der musikhistorischen Forschung bisher nur mit geringer Genauigkeit ermittelt werden Gesichert ist dass er in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts in Polen aktiv war Er war als Kanoniker Mitglied des Ordens der Augustiner Chorherren in Krasnik Sein Name ist auf dem Einband einer handschriftlichen Orgel Tabulatur vermerkt die heute in Krakau aufbewahrt wird da heisst es Tabulatura de Joannis de Ljublyn Canonic Regularium de Crasnyk 1540 Er hat diese Tabulatur wohl selbst zusammengestellt und auch als Organist daraus gespielt Aus dem Titel geht auch hervor dass er zur Kongregation der Regularen Domherren zu Krasnik im Kreis Lublin war Zu seinem Lebenslauf fehlen aber verlassliche Informationen Die musikhistorische Forschung nimmt an dass Jan z Lublina zunachst in Krakau tatig war und an der dortigen Universitat vielleicht den Grad eines Bachelors erreichte in der Universitat Krakau gibt es ein Dokument Liber Promotionum in dem von einem Joannes de Lublin baccalarius in artibus 1508 die Rede ist die sich wahrscheinlich auf ihn bezieht In Krasnik wirkte er wohl im dortigen Kloster als Organist Chorleiter und Musiklehrer Daruber hinaus kommt der Name Joannes de Lublin als Altarist in der Marienkirche Krakau und im Archiv Acta Episcopalia der Metropolitan Kurie Krakau vor und zwar mit dem Datum 13 x 1527 Die erwahnte Tabulatur umfasst 520 Seiten wobei 16 Blatt verloren gegangen sind sie gilt als die umfangreichste aller heute bekannten Tabulaturen fur Tasteninstrumente aus dem 16 Jahrhundert Der Name von Jan z Lublina steht nur auf dem Einband innen werden drei weitere Namen genannt Gasparinus Kossetzki Valentinus und Frater Petrus Parczewitha Canonicus Regularis 1581 diese Sammlung ist nach den Regeln der alten deutschen Orgeltabulatur ohne Taktstriche notiert und besteht aus zwei Teilen Der altere Teil konnte 1537 1539 in Krakau geschrieben worden sein der jungere in den Jahren 1540 1548 nach dem Einbinden des Manuskripts mit Sicherheit in Krasnik Am Anfang steht das Traktat Ad faciendum cantum coralem mit Kompositionsregeln Beschreibung von Konsonanz und Dissonanz Regeln der rhythmischen Ordnung ahnlich dem Fundamentum von Hans Buchner und es ist die Folge von Zusammenklangen in zwei und dreistimmigen Satzen Bicinien und Tricinien eingehend dargestellt Erganzt wird dieser Teil mit etwa 60 anschaulichen Musikbeispielen der einzige zitierte Autor ist Francino Gaffori Nach dem Lehrteil der Schrift folgen noch zahlreiche ascensus und descensus concordantiae clausule conclusiones toni usw und schliesslich ein Abschnitt Ad faciendam corecturam mit Beschreibung der Durchfuhrung einer Orgelstimmung Bedeutung BearbeitenJan z Lublinas Bedeutung ergibt sich ausschliesslich aus seiner von ihm hinterlassenen umfangreichen Tabulatur und den weiteren darin enthaltenen Textabschnitten und Anweisungen Hier befinden sich rein instrumentale Formen intavolierte Vokalstucke insbesondere Motetten Messen und Teile von Messen geistliche und weltliche Lieder in polnischer italienischer deutscher und franzosischer Sprache Unter den Komponisten von Motetten konnten Ludwig Senfl Heinrich Isaac Georg Brack Antoine Brumel Heinrich Finck Josquin Desprez Claudin de Sermisy Lupus Hellinck Philippe de Verdelot und Johann Walter ermittelt werden Als Komponisten der italienischen Lieder wurden Domenico Bianchini Girolamo Cavazzoni Costanzo und Sebastiano Festa Antonio Rotta und Philippe de Verdelot identifiziert als Autoren der deutschen Lieder wurden Georg Brack Christian Egenolff Ludwig Senfl Thomas Stoltzer und Martin Wolff herausgefunden Als Schopfer der enthaltenen franzosischen Lieder konnen Claudin de Sermisy Jacotin Le Bel Josquin Desprez und Pierre Sandrin gelten Als polnische Komponisten sind in der Tabulatur vertreten Mikolaj z Krakowa Nicolaus de Krakowia Mikolaj z Chrzanowa und Severinus Konij Daruber hinaus sind in der Sammlung auch viele anonyme Werke enthalten Auffallend ist an dieser Tabulatur das ausserordentlich hohe Niveau der Werke In den Praludien Preambula sind die stilistischen Stromungen von Hans Kotter und Leonhard Kleber weiterentwickelt und vervollkommnet worden Die Werke sind von differenzierter Machart hier bilden funf und sechsstimmige Akkorde einen Kontrast zu polyphonen Teilen und zu komplexen Gebilden von improvisatorischem Charakter In den Stucken die auf einem gregorianischen Cantus firmus basieren werden die originalen Choralmelodien sehr frei behandelt und weichen gelegentlich deutlich von der Vorlage ab Oft werden hier die Melodien abschnittweise auf die verschiedenen Stimmen verteilt wandernder Cantus firmus Nicht selten werden langere Noten Semibreven durch Interpolationen kleinerer Notenwerte ausgeziert Das reiche Tanz Repertoire der Tabulatur zeigt metrisch rhythmische Kennzeichen von Pavanen Passamezzi Banlen Gagliarden und von polnischen Tanzen mit verschiedenen Charakteristiken Werke in der Tabulatur summarisch Bearbeiten21 praeambula 3 vollstandige Orgelmessen 13 einzelne Messenteile uber 20 ausgearbeitete Introiten Sequenzen Hymnen und Antiphonen 4 geistliche Lieder auf polnische Texte 11 weltliche Lieder auf polnische Texte davon einige auch mit polnischen Titeln 13 Lieder auf italienische Texte 8 deutsche Lieder 7 franzosische Lieder viele intavolierte Motetten 36 Tanzstucke mit polnischen italienischen deutschen franzosischen und spanischen Titeln Ausgaben BearbeitenVollstandige Ausgaben Tabulatura organowa Jana z Lublina 1 hrsg von K Wilkowska Cominska in Monumenta musicae in Polonia B 1 2 hrsg von J M Chominski Krakau 1964 Faksimile Johannes of Lublin Tabulature of Keyboard Music 1540 hrsg von J R White in Corpus of Early Keyboard Music Nr 6 S 1 6 1964 1967 vollstandige Werkedition Teilausgaben Auswahl 36 tancow z tabulatury organowej Jana z Lublina 36 Tanze aus der Orgeltabulatur des Johann von Lublin hrsg von A Chybinski in Wydawnictwo Dawnej Muzyki Polskiej Heft 20 Krakau 1948 Muzyka Polskiego Odrodzenia Musik der polnischen Renaissance hrsg von J M Chominski Z Lissa Krakau 1953 Muzyka w dawnym Krakowie Musik im alten Krakau hrsg von Z M Szweykowski Krakau 1964 Muzyka staropolska Altpolnische Musik hrsg von H Feicht Krakau 1966Literatur Auswahl BearbeitenA Chybinski Tabulatura organowa Jana z Lublina 1540 in Kwartalnik Muzyczny Nr 1 1911 Heft 1 S 9 35 Nr 1 1911 Heft 2 S 122 141 Heft 3 S 217 252 und Heft 4 S 297 340 A Chybinski Polnische Musik und Musikkultur des 16 Jahrhunderts in ihren Beziehungen zu Deutschland in Sammelbander der Internationalen Musikgesellschaft Nr 13 1912 S 463 505 A Chybinski Mikolaj z Chrzanowa Przyczynek do historii musyki krakowskiej w XVI w Nikolaus von Chrzanow Beitrag zur Krakauer Musikgeschichte im 16 Jahrhundert in Przeglad Muzyczny Nr 1 1925 Nr 20 S 1 6 J R White Original Compositions and Arrangements in the Lublin Keyboard Tabulature in Festschrift fur Willi Apel hrsg von H Tischler Bloomington Indiana 1963 S 83 92 J R White The Tabulature of Johannes of Lublin in Musica disciplina Nr 17 1963 S 137 162 Willi Apel Geschichte der Orgel und Klaviermusik bis 1700 Barenreiter Kassel und andere 1967 Willi Apel Orgelmusik in Ost Europa im 15 und 16 Jahrhundert in Musica Antiqua IV Acta Scientifica Bydgoszcz 1975 S 391 404 B Brzezinska Repertuar polskich tabulatur organowych z pierwszej polowy XVI wieku Das Repertoire polnischer Orgeltabulaturen aus der 1 Halfte des 16 Jahrhunderts Krakau 1987 P Pozniak Le vocal et l instrumental dans les tabulatures manuscrites polonaises du XVIe siecle in Le Concert des voix et des instruments a la renaissance Tours 1991 S 671 688 Katarzyna Morawska Renesans 1500 1600 Historia Muzyki Polskiej II Warschau 1994 P Gancarczyk Uwagi kodykologiczne o Tabulaturze Jana z Lublina 1537 1548 Handschriftenkundliche Untersuchungen zur Tabulatur des Johannes von Lublin 1537 1548 in Muzyka Nr 41 1996 Heft 3 S 45 57 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jan z Lublina im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Noten und Audiodateien von Jan im International Music Score Library Project Jan z Lublina Completorium Jan z Lublina Interia Encyklopedia polnisch Quellen Bearbeiten Elzbieta Witkowska Zaremba Johannes von Lublin In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 9 Himmel Kelz Barenreiter Metzler Kassel u a 2003 ISBN 3 7618 1119 5 Sp 1116 1118 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich The New Grove Dictionary of Music and Musicians herausgegeben von Stanley Sadie 2nd Edition Band 12 McMillan Publishers London 2001 ISBN 0 333 60800 3Normdaten Person GND 10390669X lobid OGND AKS LCCN n81146914 VIAF 102347411 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jan z LublinaALTERNATIVNAMEN Joannis de Lublin Johannes de Lublin Johannes von LublinKURZBESCHREIBUNG polnischer Organist Chorleiter und KomponistGEBURTSDATUM 15 JahrhundertGEBURTSORT unsicher LublinSTERBEDATUM 16 JahrhundertSTERBEORT unsicher Krasnik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jan z Lublina amp oldid 236482114