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Jakob Steffan 31 Dezember 1888 in Oppenheim 9 Februar 1957 in Mainz war ein deutscher sozialdemokratischer Politiker der ab 1933 unter anderem im KZ Dachau inhaftiert war Seit 1940 organisierte er fur Wilhelm Leuschner den zivilen antinazistischen Widerstand in Sud und Rheinhessen Von 1946 bis 1950 war er in Rheinland Pfalz Innen bzw Sozialminister Jakob Steffan auf der Rittersturz Konferenz 1948 links Louise Schroeder Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenSteffan wurde als Sohn des Arbeiters Jakob Steffan und dessen Ehefrau Caroline geb Ziemer geboren Nach Volksschule und kaufmannischer Lehre in Oppenheim arbeitete er als Rechtsanwaltsgehilfe sowie in den Chemiewerken Brockhues in Niederwalluf 1914 bis 1918 nahm Steffan als Angehoriger des 1 Nassauischen Feldartillerie Regiments Nr 27 Oranien am Ersten Weltkrieg teil und wurde wegen Tapferkeit mehrfach dekoriert Danach wurde er erst kaufmannischer Angestellter dann Prokurist und 1928 schliesslich Teilhaber der Weinbrennerei Nodling in Oppenheim 1923 oblag ihm die Abwehr der rheinischen Separatisten Am 28 April 1928 heiratete er in Darmstadt Eleonore Leist Sie war die Nichte des mit ihm seit 1919 befreundeten Ludwig Schwamb der ebenfalls 1928 zum personlichen Referenten des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner berufen wurde Steffan trat 1912 der SPD bei und wirkte von 1919 bis 1933 in Oppenheim als Stadtverordneter und als Mitglied des Kreistages Dem Provinzialausschuss Rheinhessen diente er zwischen 1923 und 1929 Von 1923 bis 1933 gehorte er zudem dem Provinziallandtag der Provinz Rheinhessen an Von 1927 bis 1933 war er zugleich Abgeordneter des Volksstaates Hessen und von Juli bis November 1932 auch Reichstagsabgeordneter fur den Wahlkreis 33 Hessen Darmstadt Seit dem 31 Marz 1933 war er aus politischen Grunden zunachst in Frankfurt am Main Darmstadt und Mainz inhaftiert Sein Wohnhaus in Oppenheim wurde zwangsgeraumt seine Mobel und Wertgegenstande wurden ausgelagert und dann versteigert Auf Weisung der SA mussten Steffans Ehefrau und der Sohn Lothar Oppenheim verlassen Sie fanden Zuflucht bei ihrer Mutter Emilie Leist die sich fortan zusammen mit ihrem Bruder Ludwig Schwamb um die Erziehung des Enkels kummerte Auch die Zulassung als selbstandiger Spirituosenhandler in Mainz wurde Steffan entzogen sein Warenvorrat beschlagnahmt Am 15 Dezember 1933 wurde er in einem Prozess mit eindeutig politischem Hintergrund zu einer Gefangnisstrafe von zweieinhalb Jahren wegen angeblicher Untreue und Schadigung der Allgemeinen Ortskrankenkasse Oppenheim verurteilt deren Vorsitzender er vordem war Die Strafe verbusste er in der Haftanstalt Butzbach Seit dem 25 Januar 1936 war Steffan im KZ Dachau unter standigen Demutigungen und Misshandlungen inhaftiert Wegen der Wiederaufnahme des Verfahrens wurde er 1937 und 1938 mehrmals ins Gerichtsgefangnis Mainz uberstellt Das erste Urteil wurde aufgehoben am 28 Juli 1939 erfolgte jedoch eine erneute Verurteilung zu einer Haftstrafe in gleicher Hohe nun wegen Betrugs und Untreue Kurz nach dem Krieg stellte die Strafkammer des Landgerichts Mainz Geschaftsnummer 3 K Ms 7a b 45 in einem Wiederaufnahmeverfahren seine Unschuld zweifelsfrei fest und hob das vorausgegangene Urteil auf Am 20 April 1940 erfolgte seine probeweise Entlassung aus dem KZ Dachau Seine Frau hatte sich 1938 scheiden lassen Zu seiner Mutter konnte er nicht zuruck da die Oppenheimer Stadtverwaltung ihn wegen seiner politischen Vergangenheit zum Verlassen der Stadt binnen zwei Stunden aufforderte Daraufhin nahm er sich ein mobliertes Zimmer in Mainz Die Zulassung fur eine erneute Branntweinproduktion wurde ihm verwehrt ausserdem war er unter Polizeiaufsicht gestellt Kurz nach seiner Haftentlassung wurde er zur fuhrenden Mitwirkung im Rahmen eines reichsweiten antinazistischen Netzes primar sozialdemokratisch gewerkschaftlicher Vertrauensleute angeworben Besonders eng konnte diese konspirative Struktur von Leuschner Schwamb Carlo Mierendorff und anderen im Bereich zwischen Frankfurt am Main Wiesbaden Mainz und Heidelberg geknupft werden Aus Tarnungsgrunden wurde Steffan Teilhaber einer kleinen pharmazeutischen Firma Sie gehorte Prof Franz Como in Bensheim der gleichfalls in jene Widerstandsaktivitaten eingebunden war Nachdem er sich drei Beamte der Mainzer Gestapo geneigt gemacht hatte konnte Steffan mehrere aus rassistischen politischen oder religiosen Grunden verfolgte Personen vor der drohenden Verhaftung warnen Wahrend der reichsweiten Rasterfahndung nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20 Juli 1944 wurde er am 22 August 1944 kurzzeitig inhaftiert Sein Wissen um die zivilen Widerstandsstrukturen im Wehrkreis XII Wiesbaden hat er nicht preisgegeben Bis zum Ende der NS Diktatur konnte er sich im rheinhessischen Spiesheim verborgen halten Im Marz 1945 wurde Steffan zum kommissarischen Polizeiprasidenten fur Rheinhessen in Mainz bestimmt und im Mai zum Regierungsprasidenten fur Rheinhessen ernannt 1946 wurde er Mitglied der Beratenden Landesversammlung Rheinland Pfalz 1947 wurde Steffan in den Rheinland Pfalzischen Landtag gewahlt dem er bis 1951 angehorte 1946 und 1947 diente er der provisorischen Landesregierung als Innenminister Von 1947 bis 1949 wirkte er in gleicher Funktion im Kabinett von Ministerprasident Peter Altmeier und schliesslich dies von 1949 bis 1950 als Sozialminister Er war 1946 bis 1956 Mitglied der zentralen Kontrollkommission der SPD sowie ihres Landesausschusses Rheinland Pfalz und Bezirksvorstandes Rheinhessen Ehrungen BearbeitenJakob Steffan war Ehrensenator der Johannes Gutenberg Universitat Mainz und Ehrenburger der Stadt Oppenheim Seit 2010 wird der Jakob Steffan Preis gegen Rechtsextremismus und fur eine starke Demokratie durch den Verein Rheinhessen gegen Rechts e V vergeben Siehe auch BearbeitenKabinett Boden I Kabinett Altmeier ILiteratur BearbeitenLudger Fittkau Marie Christine Werner Die Konspirateure Der zivile Widerstand hinter dem 20 Juli 1944 wbg Theiss Darmstadt 2019 ISBN 978 3 8062 3893 8 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 367 Martin Steffan In Franz Osterroth Biographisches Lexikon des Sozialismus Band 1 Verstorbene Personlichkeiten Verlag J H W Dietz Nachf GmbH Hannover 1960 S 300 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 858 Sina Schiffel Jakob Steffan Ein streitbarer Demokrat Abgeordneter KZ Haftling Innenminister Hrsg Landeszentrale fur politische Bildung Rheinland Pfalz Mainz Osthofen 2012 ISBN 978 3 89289 019 5 Wilhelm Heinz Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1867 1933 Biographien Chronik Wahldokumentation Ein Handbuch Handbucher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 7 Droste Dusseldorf 1995 ISBN 3 7700 5192 0 Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 Auflage Dusseldorf 1994 Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Hrsg Der Freiheit verpflichtet Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20 Jahrhundert Schuren Verlag Marburg 2000 ISBN 3 89472 173 1 Axel Ulrich Politischer Widerstand gegen das Dritte Reich im Rhein Main Gebiet 3 Auflage Thrun Verlag Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 9809513 2 6 Axel Ulrich Ludwig Schwamb Jakob Steffan und andere sudwestdeutsche Mitstreiter Wilhelm Leuschners im antinazistischen Widerstand In Niersteiner Geschichtsblatter Band 12 2006 S 21 50 Axel Ulrich Wilhelm Leuschner ein deutscher Widerstandskampfer Fur Freiheit und Recht Einheit der Demokraten und eine soziale Republik Thrun Verlag Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 9809513 9 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jakob Steffan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jakob Steffan Preis gegen Rechtsextremismus und fur eine starke Demokratie Jakob Steffan in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Steffan Jakob Hessische Biografie Stand 28 Juni 2018 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Jakob Steffan in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Jakob Steffan Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 11 Juni 2023 Stand 9 Februar 2023 Innenminister des Landes Rheinland Pfalz Jakob Steffan 1946 1947 Wilhelm Boden 1947 Jakob Steffan 1947 1949 Peter Altmeier 1949 1951 Alois Zimmer 1951 1957 Otto van Volxem 1957 1959 August Wolters 1959 1971 Heinz Schwarz 1971 1976 Kurt Bockmann 1976 1987 Rudi Geil 1987 1991 Walter Zuber 1991 2005 Karl Peter Bruch 2005 2011 Roger Lewentz 2011 2022 Michael Ebling seit 2022 Normdaten Person GND 130406554 lobid OGND AKS VIAF 33104217 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steffan JakobKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdR MdLGEBURTSDATUM 31 Dezember 1888GEBURTSORT OppenheimSTERBEDATUM 9 Februar 1957STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakob Steffan amp oldid 234520474