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Die Judische Gemeinde Telgte bestand seit dem 16 17 Jahrhundert bis 1941 Die Synagoge von Telgte Bauzeichnung 1874 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Judischer Friedhof Telgte 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDie erste Nennung eines Juden in Telgte stammt aus dem Jahr 1539 1555 erhielt Salomon von Wasungen der aus Munster ausgewiesen worden war einen Geleitbrief von Furstbischof Wilhelm Ketteler und hielt sich fortan in Telgte auf 1615 wurde der erste judische Begrabnisplatz in Telgte durch einen anderen Salomon erworben Aus dem Jahr 1740 stammt die erste Erwahnung einer Synagoge zu der auch eine judische Schule gehorte Die alte Telgter Synagoge die bis ins ausgehende 19 Jahrhundert als solche genutzt wurde ist erhalten Das Gebaude befindet sich in Privateigentum und steht zwischen der Stein und der Emsstrasse 1779 waren insgesamt sieben judische Familien in Telgte ansassig 1817 gehorten 73 Personen der Gemeinde an 1 Seit 1848 war Telgte der Sitz der Synagogengemeinde fur den Landkreis Munster Wegen Baufalligkeit und des Wachstums der Mitgliederzahlen beschloss die Gemeinde 1866 eine neue Synagoge zu errichten Dieser Plan konnte allerdings erst neun Jahre spater verwirklicht werden Am 5 September 1875 fand die Einweihungsfeier der neuen Synagoge in der Konigstrasse 43 statt Am 5 September wurde in diesem Stadtchen dessen Bewohner als sehr papsttreu gelten eine Synagoge eingeweiht und manche Unbill welche hier und im Umkreis in jungster Zeit gegen Juden verubt worden war hat durch die Haltung der Bevolkerung eine Suhne gefunden Der Landrat sowie der hiesige Burgermeister mit dem Magistrat und den Stadtverordneten beteiligten sich an der Einweihungsfeier An diesen Feierlichkeiten beteiligten sich auch obgleich von der Geistlichkeit die Parole ausgegeben war eine Beteiligung an diesem Feste komme einem Abfall vom Christentum gleich eine Anzahl Herren und Damen aus gebildeten Kreisen der nichtjudischen Burgerschaft 2 Beitrag des Westfalischen Merkurs 1875 Die Fassade der Synagoge war durch drei hohe Rundbogenfenster gegliedert Uber dem mittleren befand sich ein zusatzliches Rundfenster Auf der Giebelspitze war ein kleines Turmchen mit Davidstern angebracht Der Eingang lag an der links der Front verlaufenden Judengangsken das inzwischen offiziell so benannt wurde Die einzige bildliche Darstellung der Telgter Synagoge ist die Bauzeichnung von 1874 Vom Innenraum sind keine Abbildungen erhalten Schilderungen von Zeitzeugen zufolge wurde die Torarolle in einem durch einen roten Samtteppich geschmuckten Toraschrein an der Stirnseite des Gotteshauses aufbewahrt vor dem die Bima stand Insgesamt standen auf jeder Seite rund funf einfache Eichenbanke Die Innenwande waren weiss gekalkt sodass sich die Buntverglasung der Fenster deutlich abhob In der Mitte des Raumes hing ein Kristallleuchter Im Synagogengebaude befand sich neben einem Schulraum auch die Wohnung des judischen Lehrers 3 nbsp Gedenktafel an der Stelle der Telgter Synagoge Konigstrasse Bei der Machtergreifung 1933 lebten nur noch vier judische Familien in Telgte Die Familien Max Hermann und Jakob Auerbach sowie Siegfried Mildenberg Die meisten Gemeindemitglieder waren bereits vorher abgewandert etwa nach Munster oder verstorben Uberalterung und Abzug bedrohten bereits vor der Machtergreifung zahlreiche Landgemeinden in ihrer Existenz Wahrend der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge von SA Mannern und Schulern geschandet Sie warfen die Fenster ein zertrummerten die Inneneinrichtung warfen Kultgegenstande auf die Strasse und demontierten den Davidstern von der Giebelspitze Anschliessend wurde Feuer gelegt Anders als in der grossen Mehrheit der Orte griff in Telgte die Feuerwehr am Abend des 9 Novembers ein und loschte den Brand Am nachsten Tag lehnte es der in Telgte stationierte Reichsarbeitsdienst Leiter Weber ab die Synagoge kalt abzubrechen weshalb in der Nacht vom 10 auf den 11 November eine zweite Brandstiftung stattfand Diesmal griff die Feuerwehr nicht ein und sah zu wie das Gebaude bis auf die Grundmauern niederbrannte Die Ruine wurde unter Wert verkauft und abgerissen In der Folgezeit zogen einige verbliebene Juden aus Telgte in andere Stadte die meisten wurden jedoch deportiert Insgesamt finden sich im Gedenkbuch des Bundesarchivs uber die Opfer des Holocausts auch 33 geburtige Telgter Sie sind in Riga Lodz Minsk Izbica Theresienstadt und Auschwitz ermordet worden Von den judischen Einwohnern Telgtes haben nur vier uberlebt die 1938 und 1939 in die Vereinigten Staaten bzw nach Palastina emigrieren konnten 1941 meldete der nationalsozialistische Telgter Burgermeister seine Stadt sei nun judenfrei Auf dem Grundstuck der Synagoge wurde 1955 ein Wohnhaus errichtet seit 1981 erinnert eine Gedenktafel an das Gotteshaus 1988 kehrte Alfred Auerbach als Ehrengast in seine Heimatstadt zuruck die er seitdem jahrlich besucht 1989 und 1998 waren die Familien Grunewald und Mildenberg in Telgte zu Gast Seit 1998 besteht der Verein Erinnerung und Mahnung Verein zur Forderung des Andenkens an die Juden in Telgte e V Judischer Friedhof Telgte Bearbeiten nbsp Aussenmauer des judischen Friedhofs nbsp Gedenkstele in Erinnerung an die auf dem judischen Friedhof Bestatteten nbsp Judischer FriedhofDer erste judische Friedhof Telgte hat seinen Ursprung im 1615 bewilligten judischen Begrabnisplatz 1769 genehmigte der Rat einen Friedhof am Wall am Steintor Doch bereits 1775 musste Furstbischof Maximilian Friedrich von Konigsegg Rothenfels einschreiten weil die Telgter Sand am judischen Friedhof abgruben um ihn fur die Aufschuttung des Emsdammes zu nutzen Als 1767 Telgte begann seine Stadtmauern zu schleifen forderte der Rat von der judischen Gemeinde den Friedhof zu verlegen was diese aus religiosen Grunden ablehnte Die Folge war ein Streit der bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts andauerte Ab 1820 begruben die Telgter Juden ihre Verstorbenen auf dem neuen judischen Friedhof am Wallock Dort fanden 1936 die letzten Begrabnisse statt Am 3 Juli 1942 erwarb die Stadt Telgte das Areal Im selben Jahr wurden die Grabsteine abgeraumt und zur Befestigung des Emswehres verwendet Auf dem Friedhof legten Telgter eine Obstwiese an Heute gehort er dem Landesverband der Judischen Gemeinden von Westfalen Lippe Drei von insgesamt 32 Grabsteinen uberdauerten die Zerstorungen zwei davon stehen heute wieder auf dem judischen Friedhof Seit 2005 erinnert eine Glasstele an die Namen der Bestatteten Fur die Broschure zur Neugestaltung des Friedhofs verfasste Paul Spiegel das Vorwort Judische Friedhofe im Kreis Warendorf Ahlen Beckum Beelen Drensteinfurt Enniger Oelde Stromberg Sendenhorst Telgte Wadersloh Warendorf Alter Friedhof Warendorf Neuer FriedhofLiteratur BearbeitenGedenkbuch fur die Telgter Opfer des Holocaust hg v ERINNERUNG UND MAHNUNG Verein zur Forderung des Andenkens an die Juden in Telgte e V Telgte 2008 2 uberarbeitete und erganzte Auflage 2009 ISBN 978 3 00 027958 4 Andreas Determann u Susanne Freund Judisches Leben in preussischer Zeit in Werner Frese Hrsg Geschichte der Stadt Telgte Munster 1999 S 503 519 Matthias Ester Warendorf in Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Munster Elfi Pracht Jorns Judisches Kulturerbe in Nordrhein Westfalen Band IV Regierungsbezirk Munster J P Bachem Verlag Koln 2002 Fred Kaspar Aus den Augen aus dem Sinn Synagogen auf dem Hinterhof in Denkmalpflege in Westfalen Lippe 2021 2 ISSN 0947 8299 S 4 12 lwl org Gregor Ruter u Rainer Westhoff Geschichte und Schicksal der Telgter Juden 1933 1945 Hrsg durch die Stadt Telgte Telgte 1985 Meier Schwarz Hrsg Feuer an Dein Heiligtum gelegt Zerstorte Synagogen 1938 Nordrhein Westfalen S 519 20 Susanne Freund Ortsartikel Telgte in Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Munster hg von Susanne Freund Franz Josef Jakobi und Peter Johanek Munster 2008 S 690 701 Online Fassung der Historischen Kommission fur Westfalen Einzelnachweise Bearbeiten Feuer an Dein Heiligtum gelegt S 520 Zitiert nach Die Auerbachs Beitrag zum 26 Schulerwettbewerb zur Politischen Bildung 1996 Vervielf Telgte 1996 S 3 Auch veroffentlicht in Feuer an Dein Heiligtum gelegt S 520 Ruter u Westhoff S 66 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judische Geschichte in Telgte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz des Vereins Erinnerung und Mahnung Verein zur Forderung des Andenkens an die Juden in Telgte e V Telgte Stadtwall und Telgte Wallock In Ubersicht uber alle Projekte zur Dokumentation judischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Nordrhein Westfalen Judische Friedhofe in Westfalen R ZEhemalige judische Gemeinden im Kreis Warendorf Judische Gemeinde Ahlen Judische Gemeinde Beckum Judische Gemeinde Drensteinfurt Judische 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