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Das Invalidenhaus Berlin ehemals Stiftung Invalidenhaus Berlin ist eine der wohl altesten Einrichtungen einer Art Kriegsopferfursorge oder Kriegsopferversorgung im deutschsprachigen Raum Das Konigliche Invalidenhaus im 18 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Invalidenhaus 1748 1938 1 2 Neue Nutzungen im ehemaligen Invalidenhaus und Errichtung der Invalidensiedlung seit 1938 2 Heutige Situation 3 Aufhebung der Stiftung 4 Eigentumerwechsel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenInstruktion Friedrichs II fur den Kommandantendes Invalidenhauses 1748 nbsp Erste Seite nbsp Letzte SeiteInvalidenhaus 1748 1938 Bearbeiten Die erste Anregung zur Grundung des Invalidenhauses Berlin als Vorlaufer der heutigen Invalidensiedlung in Berlin Frohnau geht auf Konig Friedrich I in Preussen zuruck der im Jahr 1705 nach franzosischem Vorbild den Plan zum Bau besonderer Unterkunfte fur ausgediente und kriegsinvalide Soldaten fasste Zur Ausfuhrung des Vorhabens kam es jedoch erst einige Jahrzehnte spater unter der Regierung Friedrichs II des Grossen der nach dem Ende des Zweiten Schlesischen Kriegs die Anweisung zur Errichtung der Invalidenhauser in Berlin und Stolp erteilte und die notwendigen Mittel zur Verfugung stellte Als Architekt wurde Ingenieur Kapitan Isaak Jacob von Petri mit dem Bau beauftragt 1748 war das Invalidenhaus Berlin das vor den Toren der Stadt in Richtung Westen lag fertiggestellt und wurde am 15 November 1748 bezogen Dieses Datum gilt als der eigentliche Stiftungstag Bei der Wahl des Standorts der barocken dreiflugeligen schlossahnlichen Gebaudeanlage deren Hauptfront zum spater angelegten Berlin Spandauer Schifffahrtskanal zeigte hatte der Konig auf die Nahe zur Charite Wert gelegt Das Gebaude befindet sich in der Scharnhorststrasse Das Berliner Invalidenhaus hatte nach Willen des Konigs gleich den anderen Invalidenhausern ein ausgesprochen militarisches Geprage Fur die innere Ausgestaltung und Organisation hatte der Konig die uberlieferte Instruction vor den Commendanten des Invalidenhauses vom 31 8 1748 erlassen Aufgabe der Institution war kriegsbeschadigten Offizieren Unteroffizieren und Mannschaften ein Unterkommen Verpflegung Kleidung und arztliche Betreuung kostenlos zur Verfugung zu stellen Zur Finanzierung war das Invalidenhaus von Friedrich II dem Grossen mit umfangreichem Landbesitz 528 Morgen und Dotationen in Bargeld ausgestattet worden die fur die Invaliden tatigen Handwerker und Handler genossen auch Freiheit von Steuern und Abgaben damit sie ihre Erzeugnisse besonders wohlfeil an Insassen abgeben konnten Der Konig wollte auf diese Weise erreichen dass sich das Invalidenhaus aus dem vorhandenen Grund und Sachvermogen selbst erhalten konnte und dem Staatshaushalt nicht zur Last fiel Im Haus waren insgesamt Platze fur 631 Personen davon fur 13 Offiziere und fur 126 Frauen vorgesehen Jeweils vier ledige Soldaten und ein verheirateter Soldat nebst Frau bewohnten ein Zimmer mit Kammer Fur je 30 Bewohner war eine Kuche zur Selbstversorgung vorgesehen 1 Die Organisation war auf dem Verhaltnis von Uber und Unterordnung aufgebaut und einer militarischen Einheit nachgestaltet Die Invaliden waren in drei Kompanien eingeteilt die aus je 190 Mann zehn Unteroffizieren einem Fahnrich zwei Leutnants bestanden Das gesamte Invalidenhaus unterstand einem Kommandanten ab 1847 einem Gouverneur Samtliche Insassen wurden etatmassig nach ihren Dienstgraden besoldet Sie trugen auch ausserhalb des Dienstes Uniform hatten im Bezirk des Invalidenhauses Wachdienst zu verrichten und an der sonntaglichen Kirchenparade teilzunehmen Das Haus hatte besondere Geistliche beider Konfessionen und war mit eigenem Parochialrecht ausgestattet Die Invaliden bildeten ausserdem eine selbststandige Gemeinde mit eigener Zivil und Strafgerichtsbarkeit Diese Ausgestaltung behielt das Invalidenhaus im Wesentlichen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wenn auch im Laufe der Zeit gewisse Anderungen eintraten So war im 19 Jahrhundert die eigene Gerichtsbarkeit aufgehoben worden und die Invaliden hiessen spater Pfleglinge und die Zahl der untergebrachten Soldaten sank zugunsten einer grosseren Aufnahme von ganzen Familien sodass der Wohncharakter mehr in den Vordergrund trat Die Bedingungen fur die Aufnahme waren in einem Erlass des preussischen Kriegsministeriums vom Jahr 1907 zusammengefasst Kommandanten Gouverneure des Invalidenhauses 1748 1768 Karl Adam Heinrich von Feilitzsch 1701 1768 1768 1775 Georg Christoph von Daembke 1719 1775 1775 1779 Michael Ludwig von Diezelsky 1708 1779 1779 1788 Gottlieb Julius von Pelchrzim 1717 1788 1788 1791 Otto Ernst von Reineck 1729 1791 1791 1800 Curth Paulino Gottlieb Heinrich von Arnim 1735 1800 1800 1807 Georg Heinrich von Valentini 1738 1807 1807 1809 Bogislav von Eichmann 1731 1815 provisorisch 1809 1809 Friedrich Wilhelm Alexander von Tschammer und Osten 1737 1809 1809 1819 Johann Friedrich Freiherr Schenck zu Schweinsberg 1750 1819 1819 1827 Gustav Friedrich von Kessel 1760 1827 1828 1846 Jacob Bogislaw von Puttkamer 1753 1846 1846 1847 Ernst Gustav von Held 1766 1851 1847 1848 Hermann von Boyen 1771 1848 1848 1877 Ferdinand von Maliszewski 1790 1877 1877 1884 Karl Rudolf von Ollech 1811 1884 1884 1889 Georg Otto von Wulffen 1813 1889 1889 1904 Ernst Wilhelm Karl von Grolman 1832 1904 1904 00000 Friedrich von Schele 1847 1904 1904 1919 Ludwig von Hammerstein Loxten 1839 1927 Neue Nutzungen im ehemaligen Invalidenhaus und Errichtung der Invalidensiedlung seit 1938 Bearbeiten Um 1900 wurde unmittelbar sudlich des Invalidenhauses an der Invalidenstrasse der Gebaudekomplex der Kaiser Wilhelm Akademie Militararztliche Akademie errichtet der auf die Entwicklung des Invalidenhauses in spateren Jahrzehnten noch erheblichen Einfluss haben sollte Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Invalidenhaus sein militarisches Geprage Mit der Ubernahme der Versorgung der Kriegsbeschadigten durch das Reichsarbeitsministerium aufgrund der Verordnung vom 5 Oktober 1919 ging auch die Dienstaufsicht uber die Invalidenhauser die bis dahin dem Preussischen Kriegsministerium unterstanden auf die Arbeitsverwaltung uber Trotz der Umgestaltung der Verhaltnisse des Invalidenhauses blieb der ursprungliche Zweck in vollem Umfang gewahrt Angenommen werden durften nur Schwerkriegsbeschadigte die unmittelbar vor dem Feind gestanden hatten Mit dem Beginn der Wiederaufrustung und Wiedererrichtung der Wehrmacht im Dritten Reich trat der militarische Charakter des Invalidenhauses erneut starker hervor Am 1 April 1937 wurde das Invalidenhaus der Aufsicht des Reichsarbeitsministeriums entzogen und dem Reichskriegsministerium spater dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellt Als 1938 die Militararztliche Akademie erweitert und dazu die Gebaude des Invalidenhauses benutzt wurden errichtete die Wehrmacht als Ausgleich fur die Insassen die Invalidensiedlung in Berlin Frohnau Sie wurde vom Reichsfiskus Heer der Stiftung Invalidenhaus Berlin ubereignet Den erforderlichen Baugrund von 18 Hektar erhielt der Reichsfiskus vom Kuratorium der Furst Donnersmarck Stiftung als Schenkung 2 Noch im Jahr 1938 erfolgte der Umzug der Insassen die sich damals nur ungern von dem im Stadtkern liegenden Invalidenhaus trennten Heute befindet sich in den noch erhaltenen Teilen des Invalidenhauses der ehemaligen Kaiser Wilhelm Akademie ein Teilbereich des Bundesministeriums fur Wirtschaft und Energie nbsp Lageplan Invalidensiedlung Koordinaten 52 39 28 N 13 17 3 O 52 657777777778 13 284166666667 Letzter Kommandant des Invalidenhauses war seit 1937 Oberst Wilhelm Staehle Staehle war Kontaktmann der Widerstandskampfer des 20 Juli 1944 zur niederlandischen Widerstandsbewegung Er wurde verhaftet und am 23 April 1945 von der SS im Zellengefangnis Lehrter Strasse wie u a Albrecht Haushofer ermordet Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte die Invalidensiedlung die zweite Entmilitarisierung Die Aufsicht uber die Siedlung ubernahm nunmehr das Verwaltungsamt fur ehemaligen Reichsgrundbesitz 1952 gab dann ein Schreiben des Bundesministers fur Arbeit vom 18 April Anlass die Rechtsverhaltnisse der Siedlung zu uberprufen Schliesslich wurde nach langeren Verhandlungen die Siedlung der seinerzeitigen Senatsverwaltung fur Arbeit und Sozialwesen durch Senatsbeschluss vom 29 Juni 1953 ubertragen die ihrerseits die Verwaltung entsprechend dem Rechtszustand von 1920 bis 1937 dem Landesversorgungsamt Berlin spater Landesamt fur Zentrale Soziale Aufgaben jetzt Landesamt fur Gesundheit und Soziales ubertrug Am 16 Mai 1953 erfolgte die formelle Ubernahme Vorstand der Stiftung ist der jeweilige Leiter der genannten Behorden Nach der Grenzziehung von 1945 war die Siedlung auf drei Seiten von Stacheldraht umzogen und von ihrer naturlichen Verbindung zum unmittelbar angrenzenden Nachbarort Hohen Neuendorf abgeschnitten Die damit verbundene Belastung der Bewohner verstarkte sich durch die Errichtung der Berliner Mauer noch erheblich Vordringlich war den nachteiligen Folgen dieser Isolierung entgegenzuwirken und uber die wirtschaftliche Versorgung hinaus mit allen verfugbaren Mitteln die Rehabilitation zu fordern Es war deshalb eine der ersten Massnahmen den stark in Mitleidenschaft gezogenen Festsaal im Gemeindehaus wieder herzurichten und damit einen kulturellen Mittelpunkt fur die rund 600 Bewohner der Siedlung zu schaffen Im Festsaal wurden regelmassig Gottesdienste abgehalten Heutige Situation Bearbeiten nbsp Das Haus Nummer 51Die Wohnsiedlung Adresse 13465 Berlin Invalidensiedlung 1 53 besteht aus 51 Hausern mit 180 Wohnungen in 49 Mehrfamilienhausern einem Gemeinschaftshaus einer Versehrtensporthalle und Nebengebauden Die Gesamtflache der Siedlung betragt fast 14 Hektar Die Stiftung Invalidenhaus Berlin war eine gemeinnutzige Stiftung des offentlichen Rechts Sie hatte die Aufgabe rentenberechtigten Kriegsbeschadigten oder subsidiar Schwerbehinderten im Sinne des Schwerbehindertengesetzes in der Invalidensiedlung Wohnraum zur Verfugung zu stellen der durch seine Lage Geraumigkeit oder sonstige Ausstattung dem Bedurfnis der Bewohner besonders gerecht wird Im Festsaal und in den anliegenden sogenannten Bauernstuben finden von Zeit zu Zeit kulturelle und gesellige Veranstaltungen statt Aufhebung der Stiftung BearbeitenAm 18 August 2021 liess der Vorstand der Stiftung Invalidenhaus Berlin ein undatiertes Schreiben an die Mieterinnen und Mieter verteilen Die Hauptaussage des Schreibens lautet Der Vorstand der Stiftung hat daher beschlossen die Stiftung zum 31 12 2021 aufzuheben da der Stiftungszweck erfullt ist insbesondere aber um der Siedlung eine langfristige und wirtschaftlich gesicherte Perspektive zu ermoglichen Ferner heisst es Das Vermogen der Stiftung d h das Grundstuck der Siedlung sowie alle dazugehorigen Gebaude wird zum Jahresende dem Vermogen des Landes Berlin zugefuhrt Die Ubernahme der Siedlung durch eine Berliner Beteiligungsgesellschaft wird derzeit gepruft Eigentumerwechsel BearbeitenEnde April 2022 wurde den Mieterinnen und Mietern der Invalidensiedlung ein Schreiben der Hausverwaltung WOBEGE zugestellt Darin heisst es dass das Land Berlin uber seine Beteiligung bei der Berlinovo Immobilien GmbH eine Losung gefunden habe das Immobilienvermogen der Stiftung der Invalidensiedlung auf eine landeseigene Gesellschaft zu ubertragen Seit 1 Januar 2022 ist demnach die Berlinovo Grundstucksentwicklungs GmbH die wirtschaftliche Eigentumerin der Wohnanlage und der bisherige Verwalter ist weiterhin die Wohnbauten und Beteiligungs gesellschaft mbH WOBEGE Sie ist Ansprechpartnerin in allen Angelegenheiten fur das Objekt Zum Eigentumerwechsel stellte Niklas Schenker Linke am 7 April 2022 im Berliner Abgeordnetenhaus die schriftliche Anfrage nach den Folgen der Auflosung der Stiftung Invalidenhaus 3 Literatur BearbeitenLaurenz Demps Das Konigliche Invalidenhaus zu Berlin Geschichte und Entwicklung seines Gelandes Sandstein Dresden 2010 ISBN 978 3 940319 43 2 Wolfgang Hanne Laeso et invieto militi das altpreussische Invalidenwesen In Zeitschrift fur Heereskunde 373 Juli September 1994 ISSN 0044 2852 S 86 91 Wolfram Sternbeck Die Invalidensiedlung in Berlin Frohnau Ein vergessenes Erbe Preussens 2007 ISBN 978 3 86680 209 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Invalidenhaus Berlin Sammlung von Bildern nbsp Commons Invalidensiedlung Berlin Frohnau Sammlung von Bildern Ansichten der Invalidensiedlung Wolfram Sternbeck Das Berliner Invalidenhaus Memento vom 17 Februar 2013 im Webarchiv archive today Militarmuseum Brandenburg Preussen Private Website uber die InvalidensiedlungEinzelnachweise Bearbeiten Walter Fandrey Kruppel Idioten Irre Silberburg Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 925344 71 3 Weinert Sebastian 100 Jahre Furst Donnersmarck Stiftung 1916 2016 Berlin 2016 S 43 44 Folgen der Auflosung der Stiftung Invalidenhaus PDF Abgerufen am 2 Marz 2023 52 53 13 373055555556 Koordinaten 52 31 48 N 13 22 23 O Normdaten Korperschaft GND 7713332 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Invalidenhaus Berlin amp oldid 236853713