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In den Kisseln ist ein landeseigener Friedhof im Berliner Bezirk Spandau Er liegt im Ortsteil Falkenhagener Feld auf einem annahernd rechteckigen Areal zwischen der Pionierstrasse der Radelandstrasse der Kisselnallee und der Botzowbahn Mit einer Gesamtflache von knapp 62 Hektar ist diese Begrabnisstatte die grosste auf dem Stadtgebiet Berlins Feierhalle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Graber bekannter Personen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Friedhof wurde am 17 November 1886 eroffnet Die damals eigenstandige Stadt Spandau benotigte einen neuen Platz fur Begrabnisse Diese waren zuvor ausschliesslich auf mehreren kleinen Kirchhofen der Stadt vorgenommen worden Hinzu kam dass die Leichenzuge durch die Hauptstrassen von Spandau ziehen mussten Im Jahr 1886 hatte die Ortspolizei bestimmt dass der kurzeste Weg durch die Stadt zu nehmen sei Deshalb war ein Friedhof weit vor den Stadttoren gewunscht Ausserhalb der Stadtgrenzen Spandaus gab es einen kirchlichen einen kommunalen und einen judischen Friedhof Der etwa 20 Jahre zuvor von der Stadt angelegte Kommunalfriedhof war zunehmend uberfullt So erwarb die Stadt ein anfanglich 5 2 Hektar grosses Gelande im Bereich nordlich des Falkenhagener Weges seit 1896 Pionierstrasse fur einen stadtischen Grossfriedhof Das neue Friedhofsgelande war eine uberwiegend mit Kiefern im Spandauer Messtischblatt jener Zeit als Kisseln Kusseln bezeichnet bewaldete hugelige Dunenlandschaft deren sandige grundwasserfreie Boden eigneten sich sehr gut fur die Nutzung als Begrabnisstatte Die mit Kiefern bewachsene Hugellandschaft pragt diesen Friedhof bis heute und macht ihn zu einer der landschaftlich schonsten Begrabnisstatten der deutschen Hauptstadt Trotz des reichhaltigen Waldbestandes war die Anlage jedoch seinerzeit nicht explizit als Waldfriedhof konzipiert worden die damals finanzschwache Stadtverwaltung Spandaus beschrankte sich bei der Planung der Anlage auf die Erfullung ihres primaren Zwecks als Entlastungsfriedhof landschaftliche Gestaltung wurde dagegen weitgehend ausser Acht gelassen Einige der Kiefern mussten abgeholzt werden um Flachen fur Anlage der Graberfelder zu erschliessen nbsp ErbbegrabnisseDie Eroffnung der neuen in den Kisseln angelegten Nekropole erfolgte am 17 November 1886 die erste Bestattung fand am gleichen Tag statt In den nachfolgenden Jahren wurden die alten Spandauer Kirchhofe allesamt fur Bestattungen geschlossen Sie sind danach jedoch meist als Grunanlagen erhalten geblieben so der ehemalige Nikolaikirchhof seit einigen Jahren Koeltzepark an den der Name der angrenzenden Kirchhofstrasse erinnert Da es sich bei dem neuen Friedhof um einen kommunalen Friedhof handelte durfte dort jeder unabhangig von der Konfession beigesetzt werden Die neue Begrabnisstatte nahm im Laufe der ersten 25 Jahre ihres Betriebs bereits rund 29 000 Verstorbene auf Auch das Spandauer Grossburgertum liess sich dort bestatten wovon noch immer zahlreiche prunkvolle Erbbegrabnisse im alten Teil des Friedhofs so auf dem Erbstellenweg zeugen Doch trotz des regen Betriebs ergaben sich anfangs Schwierigkeiten in der Erschliessung des Friedhofs Die Zufahrtswege waren lange Zeit nicht einmal befestigt und erst seit 1928 bestand regelmassige Busverbindung zwischen dem Spandauer Ortskern und dem Friedhof Als zu Beginn des 20 Jahrhunderts die Zentralfriedhofe angelegt wurden im Osten Friedrichsfelde im Suden Stahnsdorf war im Norden ein Grossfriedhof im Raum Karow Buch geplant und der hiesige Friedhof sollte zum westlichen Zentralfriedhof umgestaltet werden Diese Planungen konnten wegen des Ersten Weltkriegs der Bildung von Gross Berlin und der Inflation nicht ausgefuhrt werden nbsp Denkmal fur Opfer des Ersten WeltkriegsIm 20 Jahrhundert wurde der Friedhof In den Kisseln mehrfach erweitert Die erste Vergrosserung erfolgte in den Jahren 1913 1915 das bestehende Gelande wurde nach Westen hin annahernd verdoppelt 1920 wuchs der Friedhof auf die Flache von fast 45 Hektar die Gestaltung ubernahm der Architekt Karl Elkart zugleich Stadtbaurat der ein umfassendes Programm fur die Erweiterung und Umgestaltung der Begrabnisstatte aufgestellt hatte Erstmals war nun von einem Waldfriedhof die Rede wie er vom Hamburger Friedhof Ohlsdorf bekannt war Bei der Umgestaltung wurde 1919 im Erweiterungsteil auch ein Ehrenfriedhof mit einer Gedenkstatte fur im Ersten Weltkrieg gefallene Spandauer errichtet Nach der 1920 erfolgten Eingemeindung Spandaus nach Gross Berlin gab es Plane den Friedhof auf rund 90 Hektar zu vergrossern und als einen der grossen Sammelfriedhofe Berlins zu nutzen was allerdings nicht realisiert werden konnte da grosse Teile der potenziellen Erweiterungsflachen zu dieser Zeit anderweitig genutzt wurden Die nachste Friedhofserweiterung erfolgte erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als sich auf bestehenden Flachen schon wieder ein Platzmangel abzeichnete nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl von Toten aus den letzten Tagen dieses Krieges sowie der ersten Nachkriegsmonate die dort teilweise in anonymen Massengrabern bestattet wurden So erfolgte eine Vergrosserung des Gelandes in den Jahren 1957 1961 sowie letztmals von 1964 1972 als an die Kisselnallee angrenzende Flachen in den Friedhof eingegliedert wurden Der Friedhof besitzt stadtgeschichtliche Bedeutung so gibt es mehrere Gitterstellen die Friedhofsmauer mit Erbbegrabnisstellen und zwei Mausoleen Die Gitterstellen waren dereinst Pflicht fur die Wahlgrabstellen Nach dieser Vorschrift aus dem Jahre 1920 wurde das damit gebundene Eisen dann 1938 zur Wehrhaftmachung benotigt und die Gitterstellen verloren ihre Ansicht Verblieben sind die Steinfundamente In den 1950er und 1960er Jahren wurde dann noch weiter demontiert sodass nur wenige Gitterstellen erhalten geblieben sind Graber bekannter Personen Bearbeiten nbsp Ehrengrab Friedrich Koeltze nbsp Grab Hanna Renate Laurien nbsp Grabmal Thomas Dorflein mit Knut DenkmalAuf dem Friedhof In den Kisseln haben zahlreiche bekannte Berliner ihre letzte Ruhestatte gefunden darunter Friedrich Koeltze 1852 1939 Spandauer Burgermeister und Stadtaltester von Berlin Eugen Rex 1884 1943 Schauspieler Paul Fechner 1894 1973 Spandauer Bezirksverordnetenvorsteher und Stadtaltester von Berlin Joseph Massolle 1889 1957 Pionier des Tonfilms Paul Dyllick 1908 1991 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und Stadtaltester von Berlin Lieselotte Berger 1920 1989 Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarische Staatssekretarin Werner Salomon 1926 2014 Bezirksburgermeister des Bezirks Spandau und Stadtaltester von Berlin Hanna Renate Laurien 1928 2010 Kultusministerin Senatorin Prasidentin des Abgeordnetenhauses und Stadtalteste von Berlin Rainer G Rummler 1929 2004 Architekt Rainer Oefelein 1935 2011 Architekt unter anderem der Rollbergsiedlung und High Deck Siedlung Peter Rebsch 1938 2007 Prasident des Abgeordnetenhauses von Berlin Konrad Birkholz 1948 2015 Bezirksburgermeister des Bezirks Spandau und Stadtaltester von Berlin Thomas Dorflein 1963 2008 Tierpfleger des Eisbaren Knut im Berliner ZooInsgesamt befinden sich auf dem Friedhof 18 Ehrengrabstatten des Landes Berlin 1 Die Graber fur Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft belegen 15 Abteilungen Der Ehrenhain ist mit 5901 Opfern die grosste Kriegsgraberstatte in Berlin Fur die Graber hat das Land Berlin die Pflege ubernommen und den Grabstellen Dauerruherecht gewahrt Bereits 1919 wurden auf dem westlichen Friedhof zwei Abteilungen fur 600 Kriegstote des Ersten Weltkriegs angelegt Das als Stahlhelmfeld bezeichnete Areal gestalteten Stadtbaumeister Karl Elkart und der Architekt Wolff Hier wurden auch Opfer der Novemberrevolution 1918 und des Kapp Putsches 1920 zur letzten Ruhe gebettet 1952 wurden die Anlagen umgestaltet und mit fur das Land Berlin einheitlichen Namenskissensteinen gekennzeichnet Neben den deutschen Soldaten ruhen im Feld 103 sowjetische Soldaten die in Gefangenenlagern und Lazaretten in Deutschland den Tod fanden Unweit davon befindet sich das Siemensgrabfeld in ihm ruhen 46 Kriegstote aus einem Arbeitslager des Ersten Weltkriegs Ihre sterblichen Uberreste wurden 1961 vom Friedhof Haselhorst hierher umgebettet Im nordlichen Teil des Friedhofs befinden sich im Burgermeister Ehrenhain Burgermeisterfeld mehrere Ehrengraber fur einige der Berliner Stadtaltesten darunter fur den oben erwahnten Friedrich Koeltze nach dem der Koeltzepark an der Stelle des ehemaligen Spandauer Nikolaikirchhofs benannt wurde nbsp BurgermeisterfeldZu erwahnen ist in diesem Zusammenhang auch das Loebelfeld auf dem im Februar 1947 82 Opfer eines Brandes in der Gaststatte Karlslust beigesetzt wurden Zwei Besonderheiten auf dem Friedhof sind das Franzosenkreuz und der Nikeengel Ersteres ist ein Marmorkreuz auf einem Sandsteinsockel umgeben von vier mit Ketten verbundenen Pfeilern Das Denkmal erinnert an 400 franzosische Kriegsgefangene aus dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 die an schwarzen Blattern verstarben Das andere Denkmal ist ein kniender Engel auf einem drei Meter hohen Sockel der dem Toten einen Lorbeerkranz reicht Es erinnert an die 28 Spandauer Kriegstoten aus dem Deutsch Danischen Krieg von 1864 und dem Preussisch Osterreichischen Krieg von 1866 Die meisten Abteilungen fur Kriegsopfer liegen ostlich des Haupteingangs und sind mit Opfern des Zweiten Weltkrieges belegt Die altesten 1940 angelegten Abteilungen sind die Abteilungen I V Hier liegen deutsche Soldaten zivile Bombenopfer und weitere Kriegstote Die Opfer wurden seit November 1943 auch aus Berlin Charlottenburg und seit Januar 1944 auch aus Berlin Tiergarten uberfuhrt Die Menschenverluste der alliierten Luftangriffe erreichten solche Ausmasse dass sie von den kleinen innerstadtischen Friedhofen nicht mehr gefasst werden konnten Der zentrale Gedenkplatz ist mit einem 6 70 Meter hohen Kreuz aus Wesersandstein gekennzeichnet Um diese Abteilungen wurden weitere Abteilungen mit belgischen rumanischen tschechischen slowakischen sowjetischen polnischen niederlandischen ungarischen italienischen spanischen bulgarischen sowie jugoslawischen Zwangsarbeitern angelegt Ebenfalls hier wurden deutsche Heimkehrer bestattet die innerhalb eines gesetzlich definierten Zeitraumes nach dem Krieg an Erschopfung oder anderen Kriegsfolgeerscheinungen verstarben Darunter befinden sich auch Graber von Volkssturmangehorigen Polizeibeamten und SS Mitgliedern Neben dem Verwaltungsgebaude ist ein Graberfeld fur 117 2 zwischen dem 21 August 1944 und dem 13 Februar 1945 in den Murellenbergen standrechtlich erschossene Soldaten angelegt denen Wehrkraftzersetzung vorgeworfen wurde Zur Erinnerung an sie und weitere dort durch die NS Militarjustiz Ermordete installierte die Kunstlerin Patricia Pisani 2002 die Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS Militarjustiz am Murellenberg Benachbart zu diesen Grabern liegen 28 Opfergraber von in den Konzentrationslagern Sachsenhausen Dachau Auschwitz Buchenwald und Ravensbruck ermordeten Haftlingen Daran anschliessend befindet sich eine Abteilung mit Grabern von deutschen Fluchtlingen sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern sowie Opfern des Faschismus Da der Friedhof selbst Ort von Kampfhandlungen war durften nach den Friedhofsunterlagen weitere Massengraber aus den letzten Kriegstagen 1945 existieren Viele der vorhandenen Graber wurden auch aus anderen Stadtteilen und Streulagen hierher umgebettet Die genaue Dokumentation der einzelnen Opfergruppen und Grablagen hat der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge im Jahr 2008 begonnen Ziel ist es die Einzelschicksale in einem Informationssystem auf dem Friedhof zur Verfugung zu stellen nbsp Gedenktafel fur die 82 Brandopfer in der Gaststatte Karlslust vom 8 Februar 1947 nbsp Gedenkstein fur den danischen Kriegsgefangenen Peter Petersen nbsp Gedenktafel Opfer des FaschismusSiehe auch BearbeitenBerliner Bestattungswesen Denkmaler in Spandau Liste der Friedhofe in BerlinLiteratur BearbeitenArne Hengsbach Hundert Jahre Friedhof In den Kisseln In Verein fur die Geschichte Berlins Hrsg Der Bar von Berlin Jahrbuch des Vereins fur die Geschichte Berlins Band 36 Westkreuz Verlag 1987 ISSN 0522 0033 S 261 271 Klaus Hammer Jurgen Nagel Fotos Historische Friedhofe und Grabmaler in Berlin Stattbuch Verlag Berlin 1994 ISBN 3 922778 32 1 S 315 316 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Grabstatten Haude und Spener Berlin 2006 ISBN 3 7759 0476 X Einzelnachweise Bearbeiten Ehrengrabstatten In www berlin de Abgerufen am 30 Mai 2021 Murellenschlucht auf der linken Seite den Cursor auf den 7 Kreis von oben stellen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons In den Kisseln Sammlung von Bildern Eintrag 09046208 in der Berliner Landesdenkmalliste52 556666666667 13 1795 Koordinaten 52 33 24 N 13 10 46 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title In den Kisseln amp oldid 234423958