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Die Impulsantwort auch Gewichtsfunktion oder Stossantwort genannt ist das Ausgangssignal eines Systems dem am Eingang ein Dirac Impuls zugefuhrt wird Sie wird in der Systemtheorie zur Charakterisierung linearer zeitinvarianter Systeme LTI Systeme benutzt Der Dirac Impuls wird gern fur theoretische Betrachtungen verwendet da er ein unendlich weites kontinuierliches Frequenzspektrum besitzt und das invariante Element der Faltung darstellt Bei der experimentellen Analyse dagegen werden LTI Systeme haufig mit der Sprungfunktion angeregt und die Sprungantwort gemessen die das Ubertragungsverhalten eines solchen Systems ebenfalls vollstandig beschreibt Dadurch vermeidet man es einen Dirac Impuls in guter Naherung zu erzeugen wofur das Eingangssignal kurzzeitig einen sehr hohen Wert annehmen muss Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften der Impulsantwort 2 Die Impulsantwort als Systemcharakteristik 3 Impulsantwort und Ubertragungsfunktion 4 Ermittlung der Impulsantwort 4 1 Berechnung aus der Differentialgleichung 4 2 Berechnung aus der Ubertragungsfunktion 4 3 Messung mittels Dirac Impuls 4 4 Ermittlung mittels Sprungantwort 4 5 Ermittlung mit einem breitbandigen Signal 5 Verallgemeinerungen 5 1 Die Gewichtsmatrix 5 2 Die Impulsantwort von zeitvarianten Systemen 6 Die Impulsantwort von zeitdiskreten Systemen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEigenschaften der Impulsantwort Bearbeiten nbsp Impulsantworten von PTn GliedernIm Folgenden bezeichnet g t displaystyle g t nbsp die Impulsantwort als Reaktion des Systems auf einen Einheitsimpuls d t displaystyle delta t nbsp der bei zeitkontinuierlichen Systemen durch den Dirac Impuls reprasentiert wird Bei kausalen Systemen erscheint die Wirkung nicht vor der Ursache und deshalb gilt fur deren Impulsantwort g t 0 displaystyle g t 0 nbsp fur t lt 0 displaystyle t lt 0 nbsp Fur das Beispiel eines PT1 Gliedes mit dem Verstarkungsfaktor K displaystyle K nbsp und der positiven Zeitkonstante T displaystyle T nbsp im Bild mit K 1 displaystyle K 1 nbsp und T 1 displaystyle T 1 nbsp als rote Kurve dargestellt lautet die Impulsantwort in Form einer Fallunterscheidung g t 0 wenn t lt 0 K T e t T wenn t 0 displaystyle g t begin cases 0 amp text wenn t lt 0 frac K T cdot e frac t T amp text wenn t geq 0 end cases nbsp Geschlossener wirkt die alternative Schreibweise mit der Sprungfunktion s t displaystyle sigma t nbsp als Faktor in der Impulsantwort g t s t K T e t T displaystyle g t sigma t cdot frac K T cdot e frac t T nbsp Die Impulsantwort ist bei LTI Systemen die Ableitung der Sprungantwort h t displaystyle h t nbsp nach der Zeit g t d h t d t displaystyle g t frac mathrm d h t mathrm d t nbsp Generell ist zu beachten dass der Dirac Impuls und die Impulsantwort sowie die Differentiation und Integration im erweiterten Sinne der Analysis der Distributionen zu betrachten sind Besonders zu behandeln ist eine oft bei t 0 displaystyle t 0 nbsp vorhandene Unstetigkeit der Sprungantwort Beispielsweise liefert ein einfacher RC Hochpass die Sprungantwort h t s t e t R C displaystyle h t sigma t cdot e frac t RC nbsp Zum Differenzieren muss die Produktregel verwendet werden g t d s t d t e t R C s t d d t e t R C d t s t e t R C R C displaystyle g t frac d sigma t dt cdot e frac t RC sigma t cdot frac d dt e frac t RC delta t sigma t cdot frac e frac t RC RC nbsp In diesem Fall wird also der Dirac Impuls in die Impulsantwort durchgereicht Bei stabilen linearen Systemen ist die Impulsantwort absolut integrierbar g t d t lt K lt displaystyle int limits infty infty g t dt lt K lt infty nbsp Die Impulsantwort als Systemcharakteristik BearbeitenBesitzt ein zeitkontinuierliches LTI System die Impulsantwort g t displaystyle g t nbsp dann kann man seine Reaktion am Ausgang y t displaystyle y t nbsp auf ein beliebiges Eingangssignal x t displaystyle x t nbsp aufgrund des geltenden Uberlagerungssatzes durch die kommutative Faltung von Impulsantwort und Eingangssignal berechnen y t g t x t x t g t g t t x t d t g t x t t d t displaystyle y t g t ast x t x t ast g t int limits infty infty g t tau cdot x tau d tau int limits infty infty g tau cdot x t tau d tau nbsp Wenn aufgrund der Kausalitat sowohl die Impulsantwort als auch das Eingangssignal fur negative Zeiten verschwinden dann braucht nur von 0 displaystyle 0 nbsp bis t displaystyle t nbsp integriert zu werden Unter der Bedingung dass sich das System zur Zeit t lt 0 displaystyle t lt 0 nbsp im sogenannten 0 Zustand befand also energiefrei bzw entladen war charakterisiert die Impulsantwort ein LTI System im Zeitbereich vollstandig Praktisch angewendet wird dieses Prinzip in jungster Zeit in einigen DirectX und VST Plug ins siehe Faltungshall die akustische LTI Systeme Raume Mikrofone virtuell nachbilden Impulsantwort und Ubertragungsfunktion BearbeitenBesondere Bedeutung hat die Reaktion eines stabilen Systems auf die harmonische Exponentielle e j w t displaystyle e j omega t nbsp mit der imaginaren Kreisfrequenz j w displaystyle j omega nbsp die durch die Ubertragungsfunktion G j w displaystyle G j omega nbsp in ihrer Form als Frequenzgang beschrieben wird Diese ist definiert durch g t e j w t g t e j w t t d t e j w t g t e j w t d t G j w e j w t displaystyle g t ast e j omega t int limits infty infty g tau cdot e j omega t tau d tau e j omega t cdot int limits infty infty g tau cdot e j omega tau d tau G j omega cdot e j omega t nbsp Die Ubertragungsfunktion ist also die Fourier Transformierte der Impulsantwort und charakterisiert ein LTI System im Frequenzbereich G j w g t e j w t d t F g t displaystyle G j omega int limits infty infty g t cdot e j omega t dt mathcal F g t nbsp Damit lasst sich beispielsweise die Ubertragungsfunktion eines PT1 Gliedes aus dessen Impulsantwort berechnen G j w 0 K T e t T e j w t d t K T 0 e 1 T 1 j w T t d t K 1 j w T displaystyle G j omega int limits 0 infty frac K T cdot e frac t T cdot e j omega t dt frac K T cdot int limits 0 infty e frac 1 T left 1 j omega T right cdot t dt frac K 1 j omega T nbsp Geht man zur komplexen Frequenz s s j w displaystyle s sigma j omega nbsp uber dann ist die Ubertragungsfunktion G s displaystyle G s nbsp die Laplace Transformierte der Impulsantwort G s L g t displaystyle G s mathcal L g t nbsp Fur das obige PT1 Glied erhalt man damit die per Definition bekannte Ubertragungsfunktion G s K 1 s T displaystyle G s frac K 1 sT nbsp Ermittlung der Impulsantwort BearbeitenBerechnung aus der Differentialgleichung Bearbeiten Ist die Struktur des Systems bekannt kann daraus seine Differentialgleichung oder sein Differentialgleichungssystem ermittelt werden Durch den Dirac Impuls am Systemeingang tritt dieser jedoch als Storfunktion auf der rechten Seite der Differentialgleichung auf Deshalb versagen die klassischen Losungsmethoden der linearen Differentialgleichung im Zeitbereich Aus diesem Grund errechnet man ublicherweise die Sprungantwort und differenziert diese zur Impulsantwort Wird das System in Zustandsraumdarstellung beschrieben dann gibt es Losungsformeln zur Ermittlung der Impulsantwort siehe Gewichtsmatrix Berechnung aus der Ubertragungsfunktion Bearbeiten Ist die Ubertragungsfunktion G j w displaystyle G j omega nbsp oder G s displaystyle G s nbsp des Systems durch Messung Berechnung beispielsweise durch Transformation der Differentialgleichung in den Frequenzbereich oder direktes Ablesen aus der Struktur Symbolische Methode schon ermittelt dann kann daraus durch Fourier bzw Laplace Rucktransformation die Impulsantwort in manchen Fallen nur auf der Basis von Distributionen errechnet oder wie im obigen Beispiel des PT1 Gliedes direkt aus der Korrespondenztabelle abgelesen werden g t F 1 G j w L 1 G s displaystyle g t mathcal F 1 G j omega mathcal L 1 G s nbsp Messung mittels Dirac Impuls Bearbeiten Theoretisch kann die Impulsantwort eines Systems durch das Zufuhren eines Dirac Impulses bestimmt werden Allerdings ist es praktisch unmoglich einen solchen Impuls zu erzeugen unendlicher Augenblickswert in verschwindend geringer Zeit er kann nur in begrenztem Umfang angenahert werden Dazu musste ein moglichst kurzer starker Knall oder Stromstoss auf das System gegeben und seine Antwort uber ein Mikrofon o a gemessen werden Bei auf diese Weise ermitteltem Frequenzgang kann es zu Verzerrungen kommen vor allem wegen Nichtlinearitaten der Bauteile Klirrfaktor Rauschen Messungenauigkeiten und begrenzter Belastbarkeit Die Impulsantwort liefert bei Lautsprecherboxen eine Aussage uber die Impulstreue bei Raumen uber das Zeit und Frequenzverhalten des Nachhalles Ermittlung mittels Sprungantwort Bearbeiten Aus der Sprungantwort eines Systems erhalt man durch Differenzieren die Impulsantwort Aufgrund des plotzlichen Anstiegs der Sprungfunktion gibt es bei deren Messung jedoch ahnliche Probleme wie bei der direkten Messung der Impulsantwort Ermittlung mit einem breitbandigen Signal Bearbeiten Die Impulsantwort kann auch mit einem breitbandigen Rauschsignal wie weissem Rauschen bestimmt werden Dafur sendet man das Rauschsignal in das System z B uber einen Lautsprecher in einen Raum und misst gleichzeitig die Antwort des Systems fur eine Weile zeichnet bspw mit einem Mikrofon eine Zeitlang auf Anschliessend berechnet man die Kreuzkorrelation des gesendeten und des empfangenen Signals sie ist in diesem Fall direkt die Impulsantwort des Systems 1 Ein grosser Vorteil dieser Methode ist dass neben dem Testsignal noch weitere Signale am System anliegen durfen Bspw muss es in einem Raum zur Messung nicht ruhig sein solange die Storgerausche z B Gesprache unkorreliert zum Testsignal sind denn sie fallen im Anschluss durch die Kreuzkorrelation heraus Verallgemeinerungen BearbeitenDie Gewichtsmatrix Bearbeiten Bei LTI Systemen mit mehreren Ein und Ausgangssignalen sogenannten multivariablen Systemen mit dem Eingangssignalvektor x t x 1 x 2 displaystyle mathbf x t begin pmatrix x 1 x 2 vdots end pmatrix nbsp und dem Ausgangssignalvektor y t y 1 y 2 displaystyle mathbf y t begin pmatrix y 1 y 2 vdots end pmatrix nbsp existiert fur jedes Eingangs Ausgangs Paar x i y j displaystyle x i y j nbsp eine eigene Impulsantwort y j g j i x i displaystyle y j g ji ast x i nbsp Diese Impulsantworten fasst man in der Gewichtsmatrix G t g 11 g 12 g 21 g 22 displaystyle mathbf G t begin pmatrix g 11 amp g 12 amp dots g 21 amp g 22 amp dots dots amp dots amp ddots end pmatrix nbsp zusammen so dass das Ein Ausgangsverhalten des multivariablen Systems in der ublichen Matrizenschreibweise dargestellt werden kann y t G t t x t d t G t x t displaystyle mathbf y t int limits infty infty mathbf G t tau cdot mathbf x tau d tau mathbf G t ast mathbf x t nbsp Wird ein zeitkontinuierliches lineares zeitinvariantes System in Zustandsraumdarstellung beschrieben d z d t A z B x displaystyle frac d mathbf z dt mathbf A cdot mathbf z mathbf B cdot mathbf x nbsp y C z D x displaystyle mathbf y mathbf C cdot mathbf z mathbf D cdot mathbf x nbsp dann kann die Gewichtsmatrix wie folgt errechnet werden G t s t C e A t B d t D displaystyle mathbf G t sigma t cdot mathbf C cdot e mathbf A cdot t cdot mathbf B delta t cdot mathbf D nbsp Dabei besteht die wesentliche Schwierigkeit nur noch darin die sogenannte Ubergangsmatrix F t e A t displaystyle mathbf Phi t e mathbf A cdot t nbsp aus dem Matrixexponential nach einer etablierten Methode zu ermitteln Die Impulsantwort von zeitvarianten Systemen Bearbeiten Wahrend bei einem zeitinvarianten System die Impulsantwort nicht vom Zeitpunkt des Einheitsimpulses abhangt ist das bei zeitvarianten Systemen der Fall Dann definiert man die verallgemeinerte Impulsantwort g t t displaystyle g t tau nbsp als Reaktion auf den Einheitsimpuls d t t displaystyle delta t tau nbsp zum Zeitpunkt t displaystyle tau nbsp Auch diese Form kann bei linearen zeitvarianten Systemen als Systemcharakteristik dienen Dabei wird das Ausgangssignal aus dem Eingangssignal durch folgendes Integral ermittelt y t x t g t t d t displaystyle y t int limits infty infty x tau cdot g t tau d tau nbsp Die Berechnung der Impulsantwort fur zeitvariable Systeme ist im Allgemeinen wesentlich schwieriger Eine aus der Impulsantwort ermittelte Ubertragungsfunktion wird in diesem Fall zeitabhangig Fur multivariable Systeme wird analog eine verallgemeinerte Gewichtsmatrix G t t displaystyle mathbf G t tau nbsp definiert Die Impulsantwort von zeitdiskreten Systemen BearbeitenBei zeitdiskreten Systemen z B digitalen Filtern werden die Signale durch Folgen mit den naturlichen Zahlen als Indexmenge reprasentiert Der diskrete Einheitsimpuls wird durch eine Folge dargestellt bei der nur das 0 te Element gleich 1 und alle weiteren Elemente gleich 0 sind d t 1 0 0 0 displaystyle delta t 1 0 0 0 dots nbsp Er ist das neutrale Element der diskreten Faltung von Folgen Die zeitdiskrete Impulsantwort ist dann die Systemreaktion auf den diskreten Einheitsimpuls in Form einer Folge g t g 0 g 1 g 2 g 3 displaystyle g t left g 0 g 1 g 2 g 3 dots right nbsp Beispielsweise lautet die Impulsantwort fur den einfachen gleitenden Mittelwert dritter Ordnung g t 1 3 1 3 1 3 0 0 0 1 3 1 3 1 3 0 displaystyle g t left frac 1 3 frac 1 3 frac 1 3 0 0 0 dots right left frac 1 3 frac 1 3 frac 1 3 overline 0 right nbsp Im Gegensatz zur Impulsantwort bei zeitkontinuierlichen Systemen gibt es hierbei aufgrund der Endlichkeit des Einheitsimpulses keine Probleme bei der rechnerischen oder experimentellen Ermittlung Die zeitdiskrete Impulsantwort charakterisiert ein zeitdiskretes LTI System im Zeitbereich denn dessen Ausgangsfolge y t displaystyle y t nbsp berechnet sich bei kausalen Systemen und vom 0 Zustand ausgehend durch diskrete Faltung von Impulsantwort g t displaystyle g t nbsp und Eingangsfolge x t displaystyle x t nbsp y t g t x t t 0 t g t t x t t 0 t g t x t t displaystyle y t g t ast x t sum limits tau 0 t g t tau cdot x tau sum limits tau 0 t g tau cdot x t tau nbsp Dabei spielt es keine Rolle ob die Komponenten der Folgen einer endlichen z B bei linearen Automaten und Faltungscodierern oder einer unendlichen Symbolmenge z B bei Abtastsystemen FIR und IIR Filtern entstammen Wesentlich ist dass die Folgen einen linearen Raum bilden Praktisch werden derartige Folgen durch formale Potenzreihen beschrieben die man durch z Transformation Zeta Transformation 2 oder eine andere diskrete Operatorenrechnung erhalt Die zeitdiskret transformierte Impulsantwort kann als Ubertragungsfunktion interpretiert werden Fur das obige Beispiel wird diese auf Basis der z Transformation G z Z g t Z 1 3 1 3 1 3 0 z 0 3 z 1 3 z 2 3 z 2 z 1 3 z 2 displaystyle G z mathcal Z g t mathcal Z left left frac 1 3 frac 1 3 frac 1 3 overline 0 right right frac z 0 3 frac z 1 3 frac z 2 3 frac z 2 z 1 3 cdot z 2 nbsp Auch bei zeitdiskreten linearen Systemen lasst sich die Impulsantwort fur zeitvariante und oder multivariable Systeme verallgemeinern Literatur BearbeitenGerhard Wunsch Handbuch der Systemtheorie R Oldenbourg Verlag Munchen Wien 1986 ISBN 3 486 20017 8 Rolf Unbehauen Systemtheorie 1 Oldenbourg Verlag Munchen Wien 2002 ISBN 978 3 486 25999 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Impulsantwort Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anwendungsbeispiel Impulsantwort bei Lautsprechern inkl Grafik fairaudio deEinzelnachweise Bearbeiten B Girod R Rabenstein A Stenger Einfuhrung in die Systemtheorie 2 Auflage Teubner Stuttgart Leipzig Wiesbaden 2003 ISBN 3 519 16194 X S 434 Gerhard Wunsch Helmut Schreiber Digitale Systeme 4 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1993 ISBN 978 3 540 56298 6 Normdaten Sachbegriff GND 4383898 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Impulsantwort amp oldid 232076314