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Ihr sichergebaueten Alpen ist ein Hymnenentwurf Friedrich Holderlins Er steht auf Seite 43 44 des Homburger Foliohefts und ist in der Zeit von dessen Niederschrift entstanden zwischen 1802 und 1807 Gedruckt wurde er zuerst 1916 in Band 4 der von Norbert von Hellingrath und Friedrich Seebass 1887 1963 begonnenen historisch kritischen Ausgabe von Holderlins Werken Homburger Folioheft Seite 43 Homburger Folioheft Seite 44 Der Charakter des Homburger Foliohefts mit vollendeten Gedichten Entwurfen und kleinen Bruchstucken oft ubereinandergeschrieben machte die Erarbeitung eines von Holderlin intendierten Textes schwer und im Ergebnis unsicher In diesem Artikel sind der Text der von Friedrich Beissner Adolf Beck und Ute Oelmann 1949 herausgegebenen historisch kritischen Stuttgarter Ausgabe 1 links und der Text der von Michael Knaupp herausgegebenen Werkausgabe 2 rechts gegenubergestellt Hellingrath und Seebass bieten noch einmal einen anderen Text Seinen Titel hat dem im Homburger Folioheft unbetitelten Entwurf Friedrich Beissner gegeben Interpretationen haben Martin Anderle Fritz Martini und am fruhesten und eindringlichsten Wolfgang Binder versucht Binder schreibt er wolle wenn nicht ein Gedicht so doch die Idee eines Gedichtes wiedergewinnen das in den Kreis der Vaterlandischen Gesange gehore 3 Inhaltsverzeichnis 1 Text 2 Interpretation 3 Kunstlerische Folgen 4 Literatur 5 Einzelnachweise und AnmerkungenText Bearbeiten0000 Ihr sichergebaueten Alpen 0000 Die0000 Und ihr sanftblikenden Berge 0000 Wo uber buschigem Abhang00 50 Der Schwarzwald sausst 0000 Und Wohlgeruche die Loke0000 Der Tannen herabgiesst 0000 Und der Nekar000000000 und die Donau 0 100 Im Sommer liebend Fieber0000 Umherwehet der Garten0000 Und Linden des Dorfs und wo0000 Die Pappelweide bluhet0000 Und der Seidenbaum0 150 Auf heiliger Waide 0000 Und0000 Ihr guten Stadte 0000 Nicht ungestalt mit dem Feinde0000 Gemischet unmachtig0 200 Was0000 Auf einmal gehet es weg0000 Und siehet den Tod nicht 0000 Wann aber0000 Und Stutgard wo ich0 250 Ein Augenbliklicher begraben0000 Liegen durfte dort0000 Wo sich die Strasse0000 Bieget und000000000 um die Weinstaig 0 300 Und der Stadt Klang wieder0000 Sich findet drunten auf ebenem Grun0000 Stilltonend unter den Apfelbaumen0000 Des Tubingens 0000 wo0000 Und Blize fallen0 350 Am hellen Tage0000 Und Romisches tonend ausbeuget der Spizberg0000 Und Wohlgeruch0000 Und Tills Thal das 0000 Ihr sichergebaueten Alpen 0000 Die Tempel und der Dreifuss und Altar0000 Denn immer sind0000 Die Himmlischen miteinander0 0 5000000 der guten Geister einer 0000 Dort wohllautend von ihnen0000 Das Wirtemberg0000 Und ihr sanftblikenden Berge 0000 Wo uber buschigem Abhang0 100 Der Schwarzwald seufzt 0000 Und Wohlgeruche die Loke0000 Der Tannen herabgiesst 0000 Und der Nekar000000000 und die Donau 0 150 Im Sommer liebend Fieber0000 Umherwehet der Garten0000 Und Linden des Dorfs und vor den Augen0000 Die Pappelweide bluhet0000 Und der Seidenbaum0 200 Auf heiliger Waide 0000 Und0000 Ihr guten Stadte 0000 Nicht ungestalt mit dem Feinde0000 Gemischet unmachtig0 250 Was0000 Auf einmal gehet es weg0000 Und siehet den Tod nicht 0000 Wann aber0000 Und Stutgard wo ich0 300 Ein Augenbliklicher begraben0000 Liegen durfte dort0000 Wo sich die Strasse0000 Bieget und000000000 um die Weinstaig 0 350 Und der Stadt Klang wieder0000 Sich findet drunten auf ebenem Grun0000 Stilltonend unter den Apfelbaumen0000 Des Tubingens 0000 wo0000 Und Blize fallen0 400 Am hellen Tage0000 Und Romisches tonend ausbeuget der Spizberg0000 Und Wohlgeruch0000 Und Tills Thal dasInterpretation BearbeitenDas Gedicht ist wie manche andere eine imaginare Wanderung Aber es schweift nicht wie Der Wanderer in Fernen die Holderlin nie gesehen hat Einsam stand ich und sah in die Afrikanischen durren Ebnen hinaus und Fern zum nordlichen Pol kam ich in Schiffen herauf 4 Es beschrankt sich vielmehr auf das was Holderlin unmittelbar kannte Es wird dadurch auch ein Preis von Holderlins geliebter schwabischer Heimat so wie die im Homburger Folioheft an erster und dritter Stelle stehenden vollendeten Elegien Heimkunft und Stutgard und wie der etwas fruhere Vaterlandische Gesang Die Wanderung Glukseelig Suevien meine Mutter 5 Die Wanderung beginnt mit den Alpen wie in Die Wanderung Vers 7 8 Und Alpengebirg der Schweiz auch uberschattet Benachbartes dich 5 in Heimkunft Vers 1 Drinn in den Alpen ists noch helle Nacht 6 und in Der Rhein Vers 2 4 eben da der goldene Mittag Den Quell besuchend herunterkam Von Treppen des Alpengebirgs 7 Die Alpen hatte Holderlin als Hauslehrer in Hauptwil noch kurzlich im Januar 1801 erlebt Von den Alpen geht die Vorstellung nach Nordwesten Auf ihre Anrufung Ihr sichergebaueten Alpen folgt die Anrufung ihr sanftblikenden Berge des Schwarzwalds Von Nurtingen uber Strassburg nach Bordeaux wo er eine weitere Hauslehrerstelle antreten wurde war Holderlin im Dezember 1801 zum ersten Mal durch den Hochschwarzwald gekommen 8 In den vier ganz dichten konzisen Versen 4 7 Zahlung gemass der Stuttgarter Ausgabe sieht man wie das Gebirge uber buschigem Abhang aufsteigt hort das Sausen oben und nimmt die sich in Gegenrichtung herabgiessenden Wohlgeruche der Tannen wahr 9 Im Schwarzwald entspringen Neckar und Donau besungen in Der Nekar In deinen Thalern wachte mein Herz mir auf 10 und Der Ister Man nennet aber diesen den Ister Schon wohnt er 11 12 Neckar und Donau fliessen ostwarts in Richtung auf die Dorfer der Heimat Holderlin charakterisiert sie botanisch Linden Pappelweiden Seidenbaume heilige Weiden Assonanzen binden die Verse zusammen Die Pappelweide bluhet Und der Seidenbaum Auf heiliger Waide Die Pappelweiden sind Silber oder Schwarzpappeln die Seidenbaume Maulbeerbaume deren Blatter zur Ernahrung der Seidenraupen dienen Mit dem dritten Ihr ruft Holderlin die guten Stadte an Vers 17 Dass sie nicht ungestalt mit dem Feinde Gemischet unmachtig heissen wobei die Verneinung wohl auch fur mit dem Feinde gemischet unmachtig gilt mag nach Binder mit wohlgeordnet gleichzusetzen sein wohlgeordnete Stadte Die folgenden Verse 20 23 sind nicht zu deuten bilden aber mit dem Tod eine Brucke zu dem Todesmotiv das sich nun unerwartet mit der ersten benannten Stadt Stutgard verknupft 13 Jetzt Vers 24 tritt das Ich des Gedichtes hervor man darf sagen das Ich des Dichters 13 Als Augenbliklicher weiss er um seine Verganglichkeit und er wunscht sich als Ort seines Grabes die Weinstaig die Alten Weinsteige die er oft von Tubingen oder Nurtingen kommend gewandert ist und von wo sich der Blick hinab in den Stuttgarter Talgrund offnet Drunten auf ebenem Grun Vers 31 vereinigen sich der stilltonende Klang der Stadt und die Apfelbaume zu einem Bild des Friedens In der zweiten benannten Stadt Tubingen hatte Holderlin funf Jahre von 1788 bis 1793 das Evangelische Stift besucht Drei Erinnerungen klingen an 1789 hatte er geschrieben 14 Und siehe da am heitern Mittag Schlagt sie mir der Begeist rung Stunde Wie an Blize lt gt am hellen Tage Vers 34 35 mag er sich beim Skizzieren des Entwurfs an solche Augenblicke der Begeisterung erinnert haben Von Tubingen war er zuweilen auf dem Spizberg in Richtung Wurmlinger Kapelle gegangen Sudlich am Fuss des Berges vorbei zieht eine alte Romerstrasse 15 und so wendet sich der Blick der zunachst von den Alpen nach Nordwesten ging nach Suden zuruck Auch Tills Thal Vers 38 in der Nahe man weiss nicht genau wo war ein Ziel Holderlins und seiner Freunde 16 Dort hatte Johann Jakob Thill 1747 1772 gedichtet ebenfalls Zogling des Tubinger Stifts Holderlin hatte des fruh Verstorbenen 1789 in dem Gedicht An Thills Grab gedacht Binder glaubt der Entwurf stecke den geographischen Rahmen des intendierten Gedichts ab Es bilde eine in ihren Anfang wiederkehrende Figur von den Alpen nach Nordwesten zum Schwarzwald von da mit Neckar und Donau nach Osten dann nach Norden von Stuttgart zuruck zum sudlicheren Tubingen von dem sich die Imagination weiter nach Suden wende zum Ausgangspunkt Wiederkehrende Elemente bildeten Leitmotive akustische sausen Vers 5 Klang Vers 30 stilltonend Vers 32 tonend Vers 36 und olfaktorische Wohlgeruche Vers 6 Wohlgeruch Vers 37 Die vorhandenen Verse sind lt gt ein poetisches Gebilde 17 Die Wanderung beschrankt sich auf Holderlins reale Erlebnisse von Tubingen bis Bordeaux und fasst das Ende ins Auge Es ist gesattigt mit Erinnerungen an diese vierzehn Jahre so wie das etwa gleichzeitige Andenken gesattigt ist mit der Erinnerungen an die vier Monate in Bordeaux Kunstlerische Folgen Bearbeiten1924 komponierte Ernst Krenek Ihr sanftblickenden Berge fur Alt und Mannerchor a cappella 18 Peter Hartling veroffentlichte 1976 einen Roman Holderlin In Nurtingen im Jahr 1804 denkt Holderlin darin schone sanftstimmende Bilder aus der Vergangenheit Und Thills Tal das 19 Uta Maria Heim zitierte Verse aus dem Entwurf unter anderem als Motto in ihrem 1991 erschienenen Kriminalroman Das Rattenprinzip 20 1992 komponierte Karl Ottomar Treibmann Holderlin Briefe und Dichtungen fur Bariton Flote und Klavier darin Ihr sichergebaueten Alpen Literatur BearbeitenMartin Anderle Die Landschaft in den Gedichten Holderlins Bouvier Verlag Herbert Grundmann Bonn 1986 ISBN 3 416 01913 X Adolf Beck und Paul Raabe Holderlin Eine Chronik in Text und Bild Insel Verlag Frankfurt am Main 1970 Wolfgang Binder Holderlins Laudes Sueviae Deutung des hymnischen Entwurfs Ihr sichergebaueten Alpen In Holderlin Aufsatze Insel Verlag Frankfurt am Main 1970 Friedrich Holderlin Homburger Folioheft Homburg F Digitalisat der Wurttembergischen Landesbibliothek Stuttgart Abgerufen am 4 Januar 2014 Friedrich Holderlin Homburger Folioheft Diachrone Darstellung Rekonstruktion der Entstehung des Entwurfs Website der A und A Kulturstiftung Koln und der Wurttembergischen Landesbibliothek Stuttgart Abgerufen am 17 Marz 2021 Friedrich Holderlin Samtliche Werke Grosse Stuttgarter Ausgabe Herausgegeben von Friedrich Beissner Adolf Beck und Ute Oelmann Kohlhammer Verlag Stuttgart 1946 bis 1985 Friedrich Holderlin Samtliche Werke und Briefe Herausgegeben von Michael Knaupp Carl Hanser Verlag Munchen 1992 bis 1993 Fritz Martini Holderlin in Stuttgart In Christoph Jamme und Otto Poggeler O Furstin der Heimath Glukliches Stutgard Politik Kultur und Gesellschaft im deutschen Sudwesten um 1800 Klett Cotta Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 608 91451 X Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 231 232 Knaupp 1992 bis 1993 Band 1 S 396 397 Binder 1970 Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 80 a b Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 138 Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 96 Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 142 Beck und Raabe 1970 S 62 Binder 1970 Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 17 Stuttgarter Ausgabe Band 2 1 S 190 Ister ist der altgriechische Name der Donau und zwar nach Beissner des ganzen Flusses nicht nur des Unterlaufs Stuttgarter Ausgabe Band 2 2 S 813 a b Martini 1988 An die Ruhe Stuttgarter Ausgabe Band 1 1 S 92 Stuttgarter Ausgabe Band 2 2 S 866 Stuttgarter Ausgabe Band 7 1 S 393 Anderle 1986 Ihr sanftblickenden Berge auf der Internetseite Universal Edition Abgerufen am 12 Januar 2014 Peter Hartling Holderlin Luchterhand Darmstadt 1976 ISBN 3 472 86407 9 Uta Maria Heim Das Rattenprinzip Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 1991 ISBN 3 499 43013 4 Werke von Friedrich Holderlin RomanHyperion oder Der Eremit in GriechenlandDramaDer Tod des EmpedoklesLyrikAbbitte Abendphantasie Andenken An die Madonna An die Parzen An Zimmern Brod und Wein Der Abschied Der Archipelagus Der Gang aufs Land An Landauer Der Nekar Der Rhein Der Tod furs Vaterland Der Wanderer Der Winkel von Hahrdt Des Morgens Die Eichbaume Die Heimath Die Kurze Halfte des Lebens Heidelberg Heimath Hyperions Schicksalslied Ihr sichergebaueten Alpen Lebensalter Lebenslauf Meiner verehrungswurdigen Grosmutter zu ihrem 72sten Geburtstag Menons Klagen um Diotima Patmos Rukkehr in die Heimath Sokrates und Alcibiades Wie Meereskusten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ihr sichergebaueten Alpen amp oldid 209903448