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Hydrotalkit Internationaler Freiname Hydrotalcit fruher auch Volknerit 3 ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate mit der chemischen Zusammensetzung Mg6Al2 OH 16 CO3 4H2O 4 und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Magnesium Aluminium Carbonat mit zusatzlichen Hydroxidionen HydrotalkitHydrotalkit aus Snarum Modum Buskerud Norwegen Grosse 8 4 5 2 4 1 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2016 s p 1 IMA Symbol Htc 2 Andere Namen Volknerit 3 Chemische Formel Mg6Al2 OH 16 CO3 4H2O 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Carbonate und Nitrate 8 Auflage Carbonate Nitrate und Borate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana V E 03 V E 03 010 5 DA 50 16b 06 02 01Kristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol ditrigonal skalenoedrisch 3 2 mRaumgruppe R3 m Nr 166 Vorlage Raumgruppe 166 4 Gitterparameter a 3 05 A c 22 81 A 4 Formeleinheiten Z 3 8 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2Dichte g cm3 2 03 bis 2 09Spaltbarkeit vollkommen nach 0001 Bruch Tenazitat biegsam aber nicht elastischFarbe farblos weiss braunlichStrichfarbe weissTransparenz durchsichtigGlanz Seidenglanz bis Wachsglanz PerlmuttglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 511 bis 1 531ne 1 495 bis 1 529 5 Doppelbrechung d 0 016 5 Optischer Charakter einachsig negativHydrotalkit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt meist durchsichtige hypidiomorphe bis idiomorphe tafelige Kristalle bis etwa 4 mm Grosse mit seiden bis wachsglanzenden Kristallflachen Auch blattrige bis faserige Mineral Aggregate werden gefunden Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals gefunden wurde Hydrotalkit 1842 in der Solvverkets Pyrit Mine bei Snarum in der norwegischen Kommune Modum und beschrieben durch Carl Christian Hochstetter 6 der das Mineral nach seinem talkartigen Aussehen und seinem Wassergehalt altgriechisch ὕdwr hydor Wasser benannte Die Stoffgruppe der Hydrotalkite beinhaltet neben den naturlichen auch die synthetischen Varietaten des basischen Doppelsalzes Hydrotalkit Die ersten umfassenden Arbeiten zu dieser Mineralgruppe leisteten Frondel 1941 mit seiner Klassifizierung der Pyroaurit und der Sjogrenit Gruppe sowie Feitknecht und Gerber 1942 mit ihrer Arbeit uber Magnesium Aluminium Doppelhydroxid Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber immer noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Hydrotalkit noch zur gemeinsamen Mineralklasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Carbonate mit fremden Anionen wo er als namensgebendes Mineral die Hydrotalkitgruppe mit den weiteren Mitgliedern Comblainit Desautelsit Pyroaurit Reevesit Sergeevit Stichtit und Takovit bildete Seit der vollstandigen Uberarbeitung der Strunz schen Mineralsystematik in der 9 Auflage 2001 ist die Mineralklasse der Carbonate und Verwandte neu aufgeteilt und die Borate bilden eine eigene Klasse Der Hydrotalkit ist daher jetzt in der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate und dort in der Abteilung der Carbonate mit zusatzlichen Anionen mit H2O zu finden Diese ist allerdings inzwischen praziser unterteilt nach der Grosse der beteiligten Kationen und das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen einsortiert Die dort nach wie vor existente Hydrotalkitgruppe wurde um den Sergeevit reduziert und erhielt die System Nr 5 DA 50 In der im englischen Sprachraum gebrauchlichen Systematik der Minerale nach Dana bilden die Carbonate Nitrate und Borate wie in der veralteten Strunz schen Systematik eine gemeinsame Mineralklasse Der Hydrotalkit ist dort allerdings in der Abteilung der Carbonate mit Hydroxyl oder Halogen zu finden wo er zusammen mit dem Sjogrenit insgesamt drei Gruppen bildet Hydrotalkit findet sich seinem Kristallsystem entsprechend zusammen mit Stichtit Pyroaurit und Desautelsit in der rhomboedrisch rhombohedral orientierten Hydrotalcit Untergruppe mit der System Nr 16b 06 02 Die Vertreter der Gruppe unterscheiden sich teilweise nur durch unterschiedliche Stapelfolgen der Oktaederschichten voneinander Daraus ergibt sich entweder ein hexagonales 2H oder ein rhomboedrisches 3R Kristallgitter Kristallstruktur BearbeitenHydrotalkit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 m Raumgruppen Nr 166 Vorlage Raumgruppe 166 mit den Gitterparametern a 3 05 A und c 22 81 A sowie 3 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Neben den naturlichen Vertretern der Hydrotalkit Familie die als Zwischenschichtanionen ausschliesslich CO32 Anionen und OH Gruppen enthalten lassen sich synthetisch auch Hydrotalkite mit anderen Zwischenschichtanionen darstellen So beschreibt Allmann 1968 einen leicht verzerrten Ca2Al OH 6 SO4 3H2O Hydrotalkit Ein Mg Zn Misch Hydrotalkit mit Sulfat Anionen wurde von Kooli Kosuge Hibino und Tsunashima 1993 synthetisiert Ebenfalls von Kooli Kosuge und Tsunashima 1995a wurden auch Hydrotalkite mit gemischter Me3 Position synthetisiert und untersucht Ni Al Cr CO3 und Ni Al Fe CO3 Gerade die Ni Hydrotalkite sind Gegenstand der Forschung z B Faure Borthomieu Delmas 1991 Clause M Gazzano Trifiro Vaccari ZatorskiI 1991 Ehlsissen Delahaye Vidal Genin Figlarz Willmann 1993 vor allem wegen ihrer Bedeutung als Elektrodenmaterial in modernen Energiespeicherzellen Eigenschaften BearbeitenHydrotalkit besitzt die Fahigkeit durch graduelle Abgabe von Aluminiumhydroxid Sauren zu binden und findet deshalb vielfaltigen Einsatz in der Industrie und als Arzneimittel Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung Mg6Al2 OH 16 CO3 4H2O ist dimorph und kann in der Natur neben dem trigonalen Hydrotalkit auch als hexagonal kristallisierender Manasseit auftreten Bildung und Fundorte BearbeitenHydrotalkit bildet sich vorwiegend hydrothermal durch sekundare Zersetzung von Serpentinit Begleitminerale sind neben Serpentinit unter anderem noch Manasseit Dolomit und Hamatit Weltweit konnte Hydrotalkit bisher Stand 2010 an rund 60 Fundorten nachgewiesen werden so unter anderem in Australien Deutschland Frankreich Griechenland Israel Italien Kanada Norwegen Osterreich Polen Rumanien Russland Schweden Sudafrika Tadschikistan Tschechien Turkei Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und in den Vereinigten Staaten von Amerika USA 5 Verwendung BearbeitenHydrotalkit wird hauptsachlich in der Medizin als Antazidum bei Ubersauerung des Magens Hyperaziditat zur Neutralisierung der Magensaure verwendet Bekannte Handelsnamen sind unter anderem Talcid Bayer AG Wiechert 1976 oder Altacit Roussel Lab Playle 1974 In der angewandten Chemie dient Hydrotalkit als Katalysator um diverse organische Verbindungen herzustellen oder auch um organische Losungen oder schwermetallhaltige Abfalle zu binden Synthetisch hergestellte Hydrotalkite werden auch als Stabilisatoren in der PVC Produktion eingesetzt Dabei reagieren sie mit dem bei der Alterung von PVC entstehenden HCl 7 Siehe auch BearbeitenMagaldrat Liste der MineraleLiteratur BearbeitenF Kooli K Kosuge T Hibinos A Tsunashima Synthesis and Properties of Mg Zn Al SO4 Hydrotalcite like Compounds In Journal of Materials Science Band 28 1993 S 2769 2773 doi 10 1007 BF00356216 englisch F Kooli K Kosuge A Tsunishima New Ni Al Cr and Ni Al Fe Carbonate Hydrotalcite like Compounds Synthesis and Characterization In Journal of Solid State Chemistry Band 118 1995 S 285 291 doi 10 1006 jssc 1995 1346 englisch O Clause M Gazzano F Trifiro A Vaccar L Zatorski Preparation and thermal reactivity of nickel chromium and nickel aluminium hydrotalcite like precursors In Applied Catalysis Band 73 1991 S 217 236 doi 10 1016 0166 9834 91 85138 L englisch Hydrotalcite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 55 kB abgerufen am 30 November 2022 F Rennemann Untersuchung zur Protonenmobilitat in synthetischen Hydrotalkiten Memento vom 8 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 11 4 MB Dissertation Universitat Mainz 1997 DNB 953522385Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 583 Erstausgabe 1891 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 127 C Frondel Constitution and polymorphism of the pyroaurite and sjogrenite groups American Mineralogist 26 5 1941 295 315 W Feitknecht M Gerber Zur Kenntnis der Doppelhydroxide und basischen Doppelsalze III uber Magnesium Aluminiumdoppelhydroxyd Helvetica Chimica Acta 25 1942 131 137 C Hochstetter Untersuchung uber die Zusammensetzung einiger Mineralien Journal fur praktische Chemie 27 1842 375 378 R Allmann Die Doppelschichtstruktur der plattchenformigen Calcium Aluminium Hydroxisalze am Beispiel des 3CaO Al2O3 CaSO4 12H2O Neues Jahrbuch fur Mineralogie Monatshefte 1968 140 144 C Faure Y Borthomieua C Delmas Infrared characterization of turbostratic a and well crystallized a cobalted nickel hydroxides In Journal of Power Sources 36 1991 113 125 doi 10 1016 0378 7753 91 80008 L T K Ehlissen A Delahaye Vidal P Genin M Figlarz P Willmann Preparation and Characterization of Turbostratic Ni Al Layered Double Hydroxides for Nickel Hydroxide Electrode Applications Journal of Materials Chemistry 3 8 1993 883 888A C Playle The in vitro antacid and anti pepsin activity of hydrotalcite Pharmaceutica Acta Helvetica 49 1974 298 302 E Wiecher Talcid a new antacid Report on an open Clinical Test Med Welt 27 1976 2489 2491 W Hofmeister H von Platen Crystal Chemistry and Atomic Order in Brucite Related Double Layer Structures Crystallography Reviews 3 1992 3 29Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hydrotalcite Sammlung von Bildern Hydrotalkit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 30 November 2022 David Barthelmy Hydrotalcite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 30 November 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b C Rammelsberg Ueber den Volknerit Hydrotalkit von Snarum In Annalen der Physik und Chemie 173 1856 S 296 doi 10 1002 andp 18561730209 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 314 englisch a b c Hydrotalcite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 November 2022 englisch Aus der Praxis Antazida Vielfalt bei Hydrotalcid von Gode Meyer Chlond PDF 282 kB Memento vom 2 Dezember 2012 im Internet Archive Johannes Karl Fink A Concise Introduction to Additives for Thermoplastic Polymers John Wiley amp Sons Salem Massachusetts 2010 ISBN 0 470 60955 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hydrotalkit amp oldid 237842165