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Hus Aren auch Burg Arnheim fruher Arnhem genannt ist der Burgstall einer mittelalterlichen Niederungsburg sudostlich des Buckeburger Ortsteils Nordholz Archaologische Befunde deuten auf eine Entstehung der Befestigungsanlage im 12 Jahrhundert Geschichtlichen Quellen zufolge sassen auf der Burg die Herren von Arnheim als regionales Adelsgeschlecht Nach ihrer Verdrangung durch die Grafen von Schaumburg kam es 1302 zur Schleifung der Burg Luftbild der Burgstelle mit Bodenverfarbungen vom Burggraben Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 3 Ausgrabungen 3 1 Nygenburg 4 Funde 5 Neuere Untersuchungen 6 Touristische Erschliessung 7 Sage 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage und Beschreibung BearbeitenDie Burgstelle liegt etwa 3 5 km nordwestlich von Schloss Buckeburg im vernassten Niederungsgebiet der Buckeburger Aue das uberwiegend als Weideflache genutzt wird Sie findet sich etwa 400 Meter ostlich des Buckeburger Ortsteils Nordholz auf einer Wiese unmittelbar an einem Feldweg Der Burghugel der als flache Erhebung von etwa 0 5 Meter Hohe auszumachen ist hat eine ovale Form von etwa 60 auf 80 Meter Grosse Darauf steht eine kleine Geholzgruppe mit einem markanten Einzelbaum Der umgebende Burggraben ist in einem Teilbereich als Kontur deutlich erkennbar etwa im Fruhjahr bei Hochwasser Ein weiterer ausserer Ringgraben im Gelande ist nur noch zu erahnen Es wird vermutet dass die Lage der Burg strategisch gewahlt worden war um eine Handelsstrasse von Minden in Richtung Osten zu kontrollieren Sie soll als Hellweg durch den heutigen Buckeburger Ortsteil Petzen gefuhrt haben Geschichte BearbeitenMitte des 12 Jahrhunderts wurde ein Edelherrengeschlecht bekannt das auf der Alten Buckeburg bei Obernkirchen sass Als Angehoriger des Geschlechts hatte der Ritter Hermann von Arnheim um 1150 1213 1216 die Burg vom Askanier Dietrich von Werben einem Sohn Albrecht I zum Lehen erhalten 1180 ging die Burg an das Stift Obernkirchen uber und Hermann von Arnheim musste sie verlassen Er zog in die Buckeburger Niederung wo sich spater um 1600 die Siedlung Nordholz bildete Ob die Burg Arnheim heute unter dem Namen Hus Aren bekannt bei der Ankunft von Hermann von Arnheim um 1180 bereits bestand ist nicht bekannt Der Burgname steht fur das Haus derer von Arnheim Die erstmalige urkundliche Erwahnung der Burg erfolgte 1273 Darin bescheinigte Herzog Johann von Braunschweig Luneburg dem Bischof von Minden dass er keine Rechte an der Burg habe Weitere auf Hus Aren bzw der Burg Arnheim entstandene Urkunden datieren auf die Jahre 1255 und 1257 Etwa zu dieser Zeit erwarben die Grafen von Schaumburg Besitzrechte an der Burg Bereits 1244 kamen sie laut einer Urkunde mit dem Bischof von Minden uberein gemeinsam eine Burg zu erbauen wobei es sich um die benachbarte Nygenburg gehandelt haben konnte Als es Ende des 13 Jahrhunderts zwischen dem Bischof von Minden und den Grafen von Schaumburg zum Streit uber die Burg Arnheim kam beschlossen beide Parteien ihre Schleifung die 1302 erfolgte Als die Grafen von Schaumburg Mitte des 13 Jahrhunderts Anteil an Hus Aren erhielten verdrangten sie das dort ansassige Geschlecht derer von Arnheim Nach 1300 findet es sich nicht mehr in der schriftlichen Uberlieferung und es wird vermutet dass es in der stadtischen Oberschicht von Stadthagen aufging Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Der flache Burghugel von Hus Aren mit Baumgruppe davor Eintiefung des fruheren Burggrabens im Winter als Eisflache 2013 nbsp Der flache Burghugel mit BaumgruppeErste Nachforschungen zur Burg unternahm der Verein fur Geschichte Landeskunde und Altertumer von Schaumburg Lippe im Jahre 1880 Zu archaologischen Untersuchungen an der Burgstelle kam es 1892 durch den Buckeburger Sanitatsrat Reinhard Weiss 1848 1909 der eine funftagige Ausgrabung auf dem Burghugel und im Vorgelande unternahm 1905 setzte der Heimatforscher Friedrich Mosebach aus Buckeburg die Ausgrabungen fort und fertigte Plane der Anlage an auf denen er mogliche Aussenwerke in Form von Wirtschaftshofen einzeichnete Weitere Grabungen nahm zwischen 1950 und 1955 der damalige Leiter des Staatsarchivs Buckeburg der Archivrat Franz Engel vor Alle Ausgrabungen sind nur unzureichend dokumentiert worden Die zahlreichen Fundstucke kamen ins Museum Buckeburg und in das Niedersachsische Landesmuseum in Hannover Nygenburg Bearbeiten Bei den 1905 vorgenommenen Ausgrabungen an der Burgstelle Hus Aren will der Heimatforscher Friedrich Mosebach anhand von Bodenunebenheiten in der Niederung unmittelbar am Ort Nordholz eine weitere Burgstelle entdeckt haben Er sah darin die uberlieferte Nygenburg Jungere Untersuchungen ab dem Jahre 2011 konnten die Fundstelle nicht bestatigen Funde Bearbeiten nbsp Hufeisen und Flugellanzenspitze Fundstucke von Hus Aren im Museum Buckeburg nbsp Vergoldete ZaumzeugteileDie Grabungen von 1892 und die Untersuchungen in den 1950er Jahren legten Teile der Ringmauer und Mauerfundamente frei wobei vorgefundenes Sandsteinmauerwerk auf einer Pfahlkonstruktion ruhte Einzelne Mauerreste wurden als ein fruherer sechseckiger Turm gedeutet Entdeckt wurden ausserdem die Fundamente eines kleinen Gebaudes mit Feuerstelle sowie die eines weiteren Gebaudes mit einer Flache von 5 8 Metern Reste von Schieferplatten wurden als Dacheindeckung gedeutet Im Bereich der Burgstelle und im Umfeld wurden bisher insgesamt rund 720 mittelalterliche Keramikfragmente gefunden darunter ein kompletter Krug Dazu gehoren auch Lesefunde von 1995 die auf einer Wiese in etwa 150 Meter sudwestlicher Entfernung lagen Die altesten Keramikfunde der Burgstelle datieren Hus Aren in die Mitte des 12 Jahrhunderts Bei weiteren Keramikfunden von Kugeltopfen Krugen und Kannen handelt es sich um Siegburger Steinzeug Funde aus dem Hauswirtschaftsbereich waren mehrere tonerne Spinnwirtel Bei den gefundenen Eisenteilen handelte es sich um Reitzubehor wie Sporen Hufeisen und Zaumzeugteile eine Axt Schlussel und Beschlage Zu aufgefundenen Waffenteilen gehoren Geschossspitzen aus Metall wobei nicht unterschieden werden kann ob es sich um Pfeilspitzen oder Armbrustgeschosse handelte Eine aufgefundene Flugellanzenspitze hatte eine Lange von insgesamt 36 cm Einige bis zu 25 cm lange Schwertklingen waren fast vollstandig korrodiert Das Fundspektrum ist typisch fur eine Burganlage des 13 Jahrhunderts und unterscheidet sich deutlich von dem eines landlichen Siedlungsplatzes Neuere Untersuchungen BearbeitenSeit etwa 2006 gibt es neuere Untersuchungen zur Erkundung der Burgstelle von Hus Aren Seit 2009 finden sie unter Fuhrung der Kommunalarchaologie der Schaumburger Landschaft statt Unterstutzung leistet der Arbeitskreis Hus Aren als Zusammenschluss regionaler Heimatforscher 1 Seit 2011 werden Prospektionen durchgefuhrt um den Burghugel von Hus Aren und das weitere Umfeld zu erkunden Dies erfolgte bisher ausschliesslich zerstorungsfrei wie durch eine Reliefkartierung aus der sich ein dreidimensionales Gelandemodell generieren liess Sie ergab dass der Burghugel rund einen Meter uber der Sohle des umlaufenden Grabens liegt Der Burghugel ist in zwei hohere Stellen unterteilt Der umlaufende aber nur noch einen halben Meter tiefe Burggraben hat eine Breite von 5 bis 10 Metern Eine im Jahre 2011 vorgenommene geomagnetische Vermessung erfasste einen rechteckigen Bereich von etwa 250 400 Metern um den Burghugel 2 Diese liess die Grundrisse einer Burg mit Vorburg sowie eine polygonale Struktur bei der es sich um ehemalige Gartenanlagen handeln konnte erkennen 3 Auf dem Burghugel wurden zwei parallel verlaufende lineare Strukturen erkannt die als Reste von Befestigungsanlagen gedeutet werden Im Umfeld fanden sich verschiedene Bodenanomalien die unter anderem fruhere Gewasserverlaufe Stein Ofen und Schlackenreste vermuten lassen Im Februar 2013 wurden mittels oberflachennaher Bohrungen weitere Erkundungsarbeiten durchgefuhrt Im Juni 2013 war beabsichtigt dabei angetroffene Auffalligkeiten detaillierter zu erkunden Touristische Erschliessung Bearbeiten nbsp Neu eingerichteter Rastplatz mit Informationstafel an der BurgstelleAm Tag des Denkmals im Jahre 2008 wurde die fruhere Burgstelle von Hus Aren durch den Rintelner Arbeitskreis Archaologie erstmals der Offentlichkeit vorgestellt und seit 2011 werden die Fundstucke fruherer Ausgrabungen im Museum Buckeburg neu prasentiert Seit 2009 unterstutzt die Stadt Buckeburg mit rund 50 000 Euro weitere Erkundungen um die Anlage touristisch zu erschliessen 4 Dies wird im Rahmen des EU Programms LEADER gefordert 5 Zum Forderprogramm gehoren auch die 2011 begonnenen weitergehenden Gelandeuntersuchungen um ein Bild von der Burg und der Lebensweise ihrer Bewohner zu erhalten Ausserdem wurden Feldwege hergerichtet die das Objekt an zwei Radrundwege zu historischen Themen anbinden Dabei entstand fur Besucher ein Rastplatz mit einer Informationstafel Die Burgstelle selbst ist bisher nicht zuganglich da sie als Wiese genutzt wird Sage BearbeitenDer Prediger Holzapfel der St Cosmas und St Damian Kirche in Petzen schrieb um 1750 die Sage vom Hus Aren nach Erzahlungen alter Bewohner der Gegend auf 6 Erstmals ist sie 1751 in einem Buch zur Buckeburger Geschichte veroffentlicht worden Vergleichbar mit ahnlichen Erzahlungen zum Forttragen von Mannern durch Frauen lautet sie in Kurzform nbsp Kirche St Cosmas und St Damians in PetzenDie Burg Hus Aren lag in der Niederung zwischen Buckeburg und Minden Uber Jahrhunderte lebten auf ihr keine regierenden Herren sondern Raubritter und Seerauber Der letzte Graf nannte sich Arnum oder Annois Er und seine Frau liessen sich nicht christlich bekehren sondern beteten Sonne und Mond an wahrend sie in ihrer Burg ein Schwein auf einem Altar opferten Als der Graf wahrend eines Raubzuges abwesend war uberredeten Geistliche die Grafin die christliche Religion anzunehmen und sich taufen zu lassen Daraufhin stiftete sie sieben Kirchen darunter die Kirche in Petzen wo sie zwei Steinbilder am Turm anbringen liess Eines zeigt ihren Ehemann mit einer Lanze in der Hand das andere zeigt beide Eheleute an einem Altar auf dem ein Opferferkel liegt mit Sonne und Mond daruber Der Graf liess anschliessend das Rauben nicht Daraufhin belagerten die Hansestadte seine Burg um sie zu zerstoren und ihn zu toten Vor Hunger ergaben sich die Burginsassen nachdem ihnen freies Geleit Mitnehmen was sie tragen konnen und Anpflanzen eines Eichelgartens zugesichert wurde Die Grafin entschied sich dafur in einer Kiepe ihren Mann mitzunehmen was ihm das Leben rettete Die Burg wurde zerstort und ein Eichelgarten angepflanzt der spater Teil des Schaumburger Waldes wurde dd Steinreliefs am Kirchturm der Kirche Petzen nbsp Person mit Stab und Tier zwischen den Schallluken nbsp Tympanon mit der Darstellung von Hermann und Demut von Arnheim an einem AltarVon der Zeitstellung her fallt die 1181 erstmals urkundlich erwahnte Kirche in Petzen in die Zeit des Bestehens der Burg Hus Aren Die Sage interpretiert ein hoch am Kirchturm der Kirche angebrachtes Tympanon das Hermann und Demut von Arnheim kniend am Bett eines Kranken darstellen soll Laut der Sage handelt es sich um das Ehepaar das ein Schwein auf dem Altar opfert Beides ist unrichtig Es handelt sich um eine Darstellung der antiken Arzte Cosmas und Damian denen die Kirche geweiht ist Das andere Steinrelief zwischen den Schallluken des Kirchturms stellt einen Mann mit einer Flugellanze und einem Hund oder Hasen in der Hand dar Die Sage sieht darin den Grafen mit einer Lanze und einem Opfertier Literatur BearbeitenTobias Gartner Ergebnisse der Altgrabungen auf Burg Arnheim bei Buckeburg Ldkr Schaumburg in Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd 70 2001 Hans Wilhelm Heine Schaumburger Land Burgenland in der Reihe Wegweiser zur Vor und Fruhgeschichte Niedersachsens 29 Oldenburg 2010 herausgegeben vom Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege und der Archaologischen Kommission fur Niedersachsen ISBN 978 3 89995 673 3 Sabine Seifert Die Sage vom Hus Aren Buckeburg 2011 Jens Berthold Hans Wilhelm Heine Abschlussbericht zu den Vermessungen der Burganlagen Hus Aren und Nygenburg in der Buckeburger Aue Buckeburg 2011 Jens Berthold Fundchronik Niedersachsen 2011 Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Beiheft 16 2013 S 208 209Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hus Aren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Stefan Eismann zu Hus Aren in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Hus Aren im Denkmalatlas Niedersachsen St Cosmas und St Damian Kirche im Denkmalatlas Niedersachsen Annaherung an die Ratsel um Hus Aren in Schaumburger Nachrichten vom 23 Februar 2012 Mit wachen Augen durch die Landschaft in Schaumburger Nachrichten vom 10 Juni 2012Einzelnachweise Bearbeiten Grune informieren uber Hus Aren in Schaumburger Wochenblatt vom 2 Juni 2012 Blick unter die Oberflache ohne Grabung in Schaumburger Nachrichten vom 2 Februar 2011 Neue Teile im spannenden Puzzle um Hus Aren in Schaumburger Nachrichten vom 26 Februar 2012 Alter Burganlage auf der Spur in Schaumburger Nachrichten vom 16 April 2009 Leader Projektskizze Burg Arnheim von 2009 pdf 76 kB Der alten Burganlage auf der Spur in Schaumburger Wochenblatt vom 14 Januar 201252 284713 9 013016 Koordinaten 52 17 5 N 9 0 46 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hus Aren amp oldid 232935328