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Horst Dieter Hille 31 Juli 1933 in Zullichau 28 November 2002 in Munchen war ein deutscher Leichtathletiktrainer 1 Er wurde bekannt als Trainer im Kurzstreckenlauf der Frauen in der DDR in den 1970er und 1980er Jahren so trainierte er Weltrekordlerinnen Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen wie Renate Stecher Marlies Gohr und Barbel Wockel Diese Erfolge waren jedoch durch Doping unterstutzt In Aussagen vor der Staatsanwaltschaft Erfurt 1999 raumte Hille seine aktive Beteiligung am Dopingprogramm der DDR ein Hille mit Marlies Gohr beim Training 1979 Foto Peter Liebers fur ADN im Bundesarchiv Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und erste Erfolge 1 2 Erfolgs und Dopingjahre 1 3 In der Bundesrepublik 2 Training und Doping 2 1 Training 2 2 Doping 2 3 Ressourcen 3 Personliches 4 Wissensstand 5 Schriften 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und erste Erfolge Bearbeiten Hille machte eine Lehre als Maschinenschlosser im Landmaschinenbau Torgau Wahrend dieser Zeit war er Turner bei der Betriebssportgemeinschaft BSG Chemie Torgau Am Barren wurde er 1951 Jugendmeister von Sachsen Anhalt In diesem Jahr delegierte die BSG Torgau ihn zum Studium nach Leipzig Er absolvierte zunachst zwei Jahre Arbeiter und Bauern Fakultat studierte dann sechs Semester Sportwissenschaft an der Deutschen Hochschule fur Korperkultur und erreichte dort den Abschluss als Diplom Sportlehrer Nach seinem Studium wurde er 1956 als Leichtathletiktrainer nach Rudolstadt zur dortigen SG Dynamo geschickt Als Nachwuchstrainer war er an der Kinder und Jugendsportschule KJS Bad Blankenburg tatig fur die Dynamo Rudolstadt damals die Patenschaft innehatte 1959 wurde er Mitglied der SED Ab 1961 war er Trainer beim SC Motor Jena zustandig fur den Nachwuchsbereich im Sprint 2 Der SC Motor Jena erhielt ab Anfang der 1960er Jahre nach und nach die Patenschaft fur die Kinder und Jugendsportschule Bad Blankenburg 3 Hille konzentrierte sich nun zunehmend auf den Frauennachwuchs in den Sprintdisziplinen und besonders in der 4 mal 100 Meter Staffel Nach eigenen Angaben profitierte er dabei besonders von den Erfahrungen von Max Schommler dem Trainer von Christa Stubnick und Heinz Birkemeyer dem Trainer von Gisela Kohler spatere Gisela Birkemeyer beide Medaillengewinnerinnen bei den Olympischen Sommerspielen 1956 in Melbourne 4 Ein Foto zeigt Hille 1963 an der KJS Bad Blankenburg mit der Weiblichen Jugend A die in diesem Jahr den Pokal bei den Deutschen Jugendmeisterschaften der DDR gewann 5 Hille trainierte dort unter anderem Barbel Schrickel spatere Barbel Struppert Renate Meissner spatere Renate Stecher Brigitte Geyer spatere Brigitte Steinhardt und Ingrid Schmidt spatere Ingrid Brendel die 1965 den DDR Jugendtitel in der 4 mal 100 Meter Staffel errangen 6 bei den Europaischen Juniorenspielen 1966 auch international erfolgreich waren 7 und von 1967 bis 1973 mehrfach bei DDR Meisterschaften der Frauen in dieser Disziplin siegten 8 Erfolgs und Dopingjahre Bearbeiten Um 1969 oder 1970 so Hilles Aussage vor der Staatsanwaltschaft Erfurt 1999 sei er erstmals von Manfred Hoppner mit dem Anliegen konfrontiert worden leistungsfordernde Mittel an Lauferinnen auszugeben Es handelte sich um das anabole Steroid Oral Turinabol Er habe als Trainer nicht von der Verbandskonzeption abweichen konnen und die Tabletten die er von den Arzten erhalten habe an diejenigen Athletinnen weitergereicht die ihm die Arzte bezeichnet hatten 9 1969 begann der internationale Aufstieg von Renate Stecher der nicht nur sie sondern auch Hille als ihren Trainer weltbekannt machte Noch als Renate Meissner gewann sie bei den Leichtathletik Europameisterschaften 1969 in Athen eine Silbermedaille im 200 Meter Lauf und Gold mit der 4 mal 100 Meter Staffel Zwei Jahre spater bei der Europameisterschaft in Helsinki siegte sie uber 100 Meter und 200 Meter und holte Silber mit der Staffel Bei den Olympischen Spielen in Munchen 1972 erkampfte sie auf beiden Sprintstrecken Gold jeweils in neuer Weltrekordzeit die Staffel an der mit Barbel Struppert noch eine zweite Sprinterin aus Hilles Jenaer Gruppe beteiligt war erreichte hinter der Auswahl der Bundesrepublik Silber Stecher lief uber 100 Meter sechsmal Weltrekord darunter die erste handgestoppte Zeit unter 11 Sekunden 1973 und uber 200 Meter zwei Weltrekorde 10 nbsp Hille mit Marlies Gohr 1979 Foto Peter Liebers fur ADN im Bundesarchiv Hille wurde Lehrwart fur Frauensprint im Deutschen Verband fur Leichtathletik 1971 und verantwortlicher Trainer fur die DDR Auswahlstaffel 11 1974 und 1975 kamen in seine Jenaer Trainingsgruppe weitere starke Sprinterinnen Barbel Eckert spatere Barbel Wockel Marlies Oelsner spatere Marlies Gohr und Ingrid Brestrich spatere Ingrid Auerswald Bei den Leichtathletik Europameisterschaften 1974 in Rom siegte die 4 mal 100 Meter Staffel der DDR mit zwei Lauferinnen aus Hilles Sprinterinnengruppe Barbel Eckert und Renate Stecher in neuer Weltrekordzeit in den Einzelwettbewerben uber 100 und 200 Meter gewann Stecher jeweils Silber Die Olympischen Spiele in Montreal 1976 verliefen fur Hilles Sprinterinnen noch erfolgreicher Barbel Eckert holte Gold Renate Stecher Bronze uber 200 Meter uber 100 Meter erkampfte Stecher Silber In der 4 mal 100 Meter Staffel erreichte das DDR Team Gold nunmehr mit drei Jenaer Lauferinnen Oelsner Stecher und Eckert Hille erhielt nach den Spielen in Montreal als Teil eines Kollektivs um den Leiter des Forschungsinstituts fur Korperkultur und Sport Hans Schuster den Nationalpreis der DDR I Klasse fur Wissenschaft und Technik fur hervorragende wissenschaftliche und wissenschaftsorganisatorische Leistungen auf dem Gebiet des Leistungssports 12 Nach dem Ruckzug Stechers vom Leistungssport blieben die Sprinterinnen aus Hilles Jenaer Trainingsgruppe unvermindert erfolgreich Marlies Gohr siegte bei den Leichtathletik Europameisterschaften 1978 in Prag uber 100 Meter und wurde Zweite uber 200 Meter die Staffel mit Gohr erreichte Bronze Die Olympischen Spiele 1980 in Moskau brachten erneut reichlich Medaillen Barbel Wockel holte Gold uber 200 Meter Marlies Gohr verpasste nur um eine Hundertstelsekunde die Goldmedaille uber 100 Meter und musste sich mit Silber begnugen wahrend Ingrid Auerswald Bronze gewann Die 4 mal 100 Meter Staffel erneut mit drei Jenaerinnen Wockel Auerswald und Gohr erkampfte Gold in neuer Weltrekordzeit Bei den Leichtathletik Europameisterschaften 1982 in Athen gelang sogar ein Doppelsieg uber 100 Meter Gohr erreichte Gold Wockel Silber Uber 200 Meter gewann Wockel Gold die neu in Hilles Gruppe gekommene Sabine Rieger spatere Sabine Gunther Bronze Auch die Staffel gewann das DDR Team mit drei Lauferinnen aus Jena Wockel Rieger und Gohr 1983 in Helsinki wurde Marlies Gohr Weltmeisterin uber 100 Meter und auch die Staffel errang den Weltmeistertitel mit Auerswald und Gohr Gohr stellte drei Weltrekorde uber 100 Meter auf 1977 war sie die erste Frau die nach elektronischer Zeitnahme unter 11 Sekunden blieb Diesen Weltrekordlauf nutzte Hille auch als Aufhanger fur einen trainingswissenschaftlichen Beitrag in der Zeitschrift Theorie und Praxis des Leistungssports Die 4 mal 100 Meter Staffeln der DDR liefen zwischen 1973 und 1985 sogar elf Weltrekorde jeweils mit ein bis drei Jenaerinnen Fur die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles versprach sich die DDR daher viel von der Jenaer Trainingsgruppe Gohr Wockel Auerswald und die Nachwuchslauferin Ines Schmidt Ines Geipel die uber die nach Jena verlegte Kinder und Jugendsportschule 13 1980 in Hilles Trainingsgruppe gekommen war 14 wurden zum vorbereitenden Hohentraining nach Mexiko entsandt 15 Doch der Olympiaboykott der Sowjetunion dem sich die DDR anschloss zerstorte diese Hoffnungen Bei der Europameisterschaft 1986 in Stuttgart erreichten die Jenaer Sprinterinnen noch einmal zwei Titel Marlies Gohr uber 100 Meter die Staffel mit Auerswald und Gohr 1987 bei der Weltmeisterschaft kam von den Jenaerinnen nur noch Gohr zu einer Medaille namlich einer Silbermedaille als Schlusslauferin der Staffel 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul erreichte die Staffel mit Auerswald und Gohr noch einmal Silber Insgesamt werden Hilles Schutzlingen sechs Olympiasiege drei Weltmeisterschafts und zehn Europameisterschaftstitel zugerechnet 16 In seiner Zeit war die DDR die fuhrende Nation im Frauensprint geworden Auf dem Hohepunkt seiner Erfolge in den Jahren 1983 und 1984 wurden zwei Filme mit ihm gedreht die speziell hervorhoben dass unter seiner Leitung Jena zur dominierenden Stadt im Frauensprint der DDR geworden war In dem 19 minutigen DEFA Film Sprintermacher stand Hille im Zentrum der mit seinen Fahigkeiten und Leistungen die Sprintschule in Jena aufgebaut habe 17 Der 34 minutige DEFA Film Wir aus Jena Unser Sportclub stellte Barbel Wockel in den Mittelpunkt zeigte aber ebenfalls immer wieder Hille bei der Besprechung von Trainingsplanen bei der Einzelanalyse mit den Sportlerinnen am Monitor usw 18 Wie aus den Filmen hervorgeht umfasste die Trainingsgruppe Hilles damals sechs Frauen Auerswald Gohr Rieger Schmidt Wockel und das Nachwuchstalent Ina Puschel Zudem trainierte er zeitweise auch Manner etwa die Sprinter Michael Droese und Siegfried Schenke 19 die mit der 4 mal 100 Meter Staffel der Manner bei den Leichtathletik Europameisterschaften 1974 Bronze gewannen Die Erfolgsjahre Hilles waren jedoch wahrend der ganzen Zeit durch Doping begunstigt an dem er aktiv beteiligt war Uber die Dopingvergaben an einige der Sportlerinnen machte er 1999 Aussagen So erinnerte er sich daran dass er an Gohr Auerswald und Geipel uber Jahre hinweg regelmassig die blauen Pillen mit Oral Turinabol ausgegeben habe 20 Diese Dopingvergaben ebenso wie diejenigen an Wockel sind zudem in Ergebnisberichten der Deutschen Hochschule fur Korperkultur dokumentiert die Brigitte Berendonk und Werner Franke 1990 auffanden und teilweise nachdruckten 21 Droese berichtete spater im Spiegel selbst von Hille die Tabletten in Silberpapier eingewickelt erhalten zu haben seinem Bericht zufolge bekam auch Stecher die Anabolikatabletten 22 Seit 1973 war Hille zudem als Inoffizieller Mitarbeiter fur das Ministerium fur Staatssicherheit tatig Er berichtete unter anderem uber Eheprobleme seiner Lauferinnen oder Alkoholprobleme von Trainerkollegen wurde allerdings auch selbst beobachtet da er ebenfalls als trinkfreudig galt 23 Als die hochgesteckten Hoffnungen der DDR Sportfuhrung bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul enttauscht wurden wurde Hille im Verband nur mehr im Bereich Methodik und Wissenschaft eingesetzt Nach seinen eigenen Angaben war ein von ihm unter Alkoholeinfluss verursachter Autounfall genutzt worden um ihn kaltzustellen 24 In der Bundesrepublik Bearbeiten Nach dem Fall der Mauer ging Hille zunachst nach Darmstadt wo der mit ihm befreundete fruhere Sprinttrainer des Deutschen Leichtathletik Verbandes Wolfgang Thiele ansassig war der selbst seit langerem unter dem Verdacht des langjahrigen Dopens von westdeutschen Sprinterinnen stand 25 Hille erhielt ein Angebot der Leichtathletikgemeinschaft Bunde Lohne in Westfalen dort als Trainer tatig zu sein und nahm dieses Angebot an Zusatzlich wurde er vom Fussball und Leichtathletik Verband Westfalen als Stutzpunkttrainer fur das in Bunde befindliche Leichtathletikzentrum engagiert Dort gab es jedoch bald Konflikte Athletinnen beschwerten sich uber seinen autoritaren Umgangston zudem soll er unter anderem zwei Sprinterinnen Anabolika angeboten haben 26 Es kam zu einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen Hille der bis zum Ende des Verfahrens vorlaufig von seiner Trainerfunktion suspendiert wurde Das Ermittlungsverfahren wurde schliesslich wegen Mangels an Beweisen eingestellt Hille habe nicht nachgewiesen werden konnen dass er Sportlern Dopingmittel vorgeschlagen habe und aus Zeugenaussagen sei hervorgegangen dass er jedenfalls keine weitergegeben habe 27 Hille konnte offenbar weiter beim BTW Bunde tatig sein einige lokale Sportler und Trainer erinnerten sich sehr positiv an sein Training 28 Wahrend andere ebenfalls dopingbelastete DDR Trainer den Einstieg in den bundesdeutschen Leistungssport fanden wie etwa Eberhard Konig der Erfurter Trainer von Sabine Busch Dagmar Rubsam spatere Dagmar Neubauer und Gesine Walther spatere Gesine Tettenborn der zeitweise Bundestrainer Frauensprint war 29 gelang dies Horst Dieter Hille mithin nicht 30 1999 wurde gegen Hille erneut ermittelt diesmal wegen Dopingvergehen in der DDR Er legte vor der Staatsanwaltschaft Erfurt ein Gestandnis ab Hille gab an die Tabletten seien ihm zunachst vom Sportarzt des SC Motor Jena Johannes Roth spater auch von Hartmut Riedel ubergeben worden Er habe sie zur Verabreichung an diejenigen Sportler erhalten die die Arzte untersucht und mit denen diese ein Gesprach gefuhrt hatten darunter Gohr Auerswald und Geipel Man habe ihm versichert negative Folgen seien auszuschliessen Das Strafverfahren gegen Hille endete mit Zahlung einer Geldbusse an eine gemeinnutzige Einrichtung 31 Teile seiner Aussage wurden im Berliner Dopingprozess gegen Manfred Ewald und Manfred Hoppner als Teil der Anklageschrift offentlich verlesen 32 Hille starb nach schwerer Krankheit 2002 in Munchen Training und Doping BearbeitenTraining Bearbeiten Hille war ausgebildeter Diplom Sportlehrer und Spezialist fur Trainingsmethodik Es gibt einige verstreute Bemerkungen in der Literatur uber seine Methoden So wird er in einem englischen Fachbuch als Pionier der reversen Periodisierung erwahnt einer Periodisierung des sportlichen Trainings die bereits zu Beginn intensive wettkampfnahere aber kurzere Trainingseinheiten einsetzt und erst dann das Volumen steigert im Unterschied zur traditionellen linearen Periodisierung die mit langen Ausdauer und Kraft steigernden Einheiten beginnt und die Intensitat und Wettkampfnahe spater erhoht Dies soll psychische und physische Ermudung reduzieren helfen 33 Ahnlich schilderte Charlie Francis der Trainer von Ben Johnson diese Methode Hilles Die Jenaer Sprinterinnen begannen ihr Training mit Hochstgeschwindigkeiten und Kurzstrecken und dehnten es dann im Lauf der Saison aus Hille sah dass Kraftsportler besser auf dieses Muster reagierten weil es ihren Starken entgegenkam Besonders beeindruckte Francis dass Hille unmittelbar vor einem grosseren Wettkampf das Trainingsvolumen extrem stark reduzierte was Hille ihm bei einem Treffen 1981 bei einem Trainersymposium der IAAF in Venedig verraten hatte 34 Besonderen Wert soll Hille daruber hinaus auf die Schrittfrequenz gelegt haben der relativ kurze aber schnelle Trommelschritt war Markenzeichen von zwei seiner erfolgreichsten Athletinnen Renate Stecher und Marlies Gohr 35 In seiner Tatigkeit im Breitensport in der Bundesrepublik konnte er wie ein Trainer des BTW Bunde noch 2014 hervorhob Grundlagen der Leichtathletik vermitteln 36 Eine mannliche Jugendstaffel aus Bunde startete im Jahr nach Hilles Tod bei einem regionalen Sportfest im Gedenken an ihren Trainer Horst Dieter Hille mit einer Laufzeit von 46 02 Sekunden uber 4 mal 100 Meter die weit entfernt von den anabolikaunterstutzten Weltrekordzeiten der Frauen aus Hilles Erfolgszeiten war 37 Doping Bearbeiten nbsp Packung Oral Turinabol DDR Museum Berlin Fur die Fabelzeiten der von Hille trainierten DDR Sprinterinnen der 1970er und 1980er Jahre war aber bei aller fachlichen Kompetenz wesentlich das Anabolikadoping verantwortlich Dabei spielte der Trainer eine entscheidende Rolle Er verteilte gewohnlich die Drogen bestimmte die Dosis und beobachtete die Wirkung er bestimmte die tagliche Dopingpraxis 38 Vor allem musste er ebenso wie die Athleten selbst an der sogenannten Uberbruckungstherapie mitwirken Um Entdeckung bei Wettkampf Dopingkontrollen zu vermeiden musste die Anabolikagabe rechtzeitig abgesetzt werden Da die Zufuhr von Steroiden die korpereigene Testosteronproduktion schwacht wurden uberbruckend haufig Testosteron Ester gespritzt aus denen Testosteron freigesetzt wird chemisch identisch mit dem korpereigenen Hormon 39 Bei der 17 jahrigen Marlies Oelsner scheint die Abstimmung von Training und Doping einmal nicht funktioniert zu haben Nach ihrer Silbermedaille im 100 Meter Lauf bei den Leichtathletik Junioreneuropameisterschaften 1975 war ihr Doping Test positiv Es gelang der DDR Sportfuhrung die Sache mit Verweis auf eine nicht mehr vorhandene bzw schon geoffnete Reserveprobe zu vertuschen das Testergebnis wurde nicht veroffentlicht Eine interne Untersuchung der Staatssicherheit ergab dass die minderjahrige Athletin und ihr Trainer Hille eigenmachtig drei statt zwei Einnahmezyklen vorgenommen hatten Nach eigenen Angaben hatten sie das Anabolikum dennoch rechtzeitig abgesetzt was ihnen die Staatssicherheit jedoch nicht recht glaubte Nach diesem Warnschuss wurde verstarkt auf Uberwachung und Kontrolle gesetzt mit dem Erfolg dass dies einer von nur zwei Fallen blieb bei denen Wettkampfkontrollen von DDR Sportlern zu positiven Dopingtests fuhrten 40 Dass auch spater das Wirken der Trainer und speziell Hilles keineswegs luckenlos vorgegeben war erhellt aus einer Bemerkung in einer als Verschlusssache eingeordneten sportmedizinischen DDR Arbeit die von Brigitte Berendonk zitiert wird Die ungewohnlich hohen Dosierungen des Super Dope Coachs Hille Berendonk fur Barbel Wockel zum Teil verbunden mit zusatzlichen Gaben von Testosteron Estern stachen auch den Autoren dem Dozenten am Forschungsinstitut fur Korperkultur und Sport Nicklas und dem Verbandsarzt des DVfL Reumuth als befremdlich ins Auge 41 Michael Droese wiederum berichtete seine Freundin eine Anasthesie Assistentin habe ihm deutlich gemacht mit seinem Anabolikakonsum mache er sich kaputt Er habe sich daraufhin unter anderem mit Renate Stecher unterhalten und sie hatten mit Hille und anderen Trainern beratschlagt Man habe dann gemeinsam den Vereinsarzt Johannes Roth aufgesucht der abgewiegelt habe danach habe Droese die Pillen nicht mehr von Hille sondern von Roth und spater von Hartmut Riedel personlich erhalten 42 Es waren freilich nicht nur die DDR Sprinterinnen gedopt auch bei einigen ihrer Konkurrentinnen bei internationalen Wettbewerben muss von Doping ausgegangen werden So gestand Annegret Kroniger die 1976 in Montreal mit der 4 mal 100 Meter Staffel der Bundesrepublik knapp hinter der DDR Staffel den zweiten Platz belegt hatte spater ebenfalls Anabolikakonsum ein und ging davon aus dass dies auch fur die anderen Staffelmitglieder gegolten habe Gerhard Treutlein und Andreas Singler meinen es sei hier erstmals so etwas wie eine systematische Komponente des westdeutschen Frauendopings unter Anleitung eines DLV Trainers Wolfgang Thiele zu beobachten 43 Zeitzeugen vermuteten dass Thiele bereits damals auf die Doping Erfahrungen Hilles zuruckgreifen konnte Treutlein und Singler sprechen davon dass es hier anscheinend Dopingsolidaritat sogar uber gesellschaftliche Systemgrenzen hinweg gegeben habe 44 Die virilisierenden Wirkungen der Anabolika auf Frauen und insbesondere minderjahrige Madchen sowie die erheblichen kurz und langfristigen Krankheits und Verletzungsrisiken waren nicht nur bekannt auch und gerade in der DDR 45 sondern auch augenfallig und konnten dem beobachtenden Trainer nicht entgehen Schon ausserlich fiel auch Charlie Francis die gewaltige Muskelmasse der Jenaer Sprinterinnen auf besonders bei Landerkampfen ohne Dopingtests und er setzte alles daran neben den Trainings auch die Doping Geheimnisse der Athletinnen zu ergrunden 46 Ressourcen Bearbeiten Freilich sah Francis noch einen dritten Grund fur die Uberlegenheit der DDR Sportlerinnen neben Training und Doping Hille habe uber nahezu unbegrenzte Ressourcen verfugen konnen weit mehr als amerikanische kanadische oder westeuropaische Trainer Er zitierte Hille Ich schreibs in meinen Plan und was auch immer ich verlange ich bekomme es es gibt keine Diskussion Fur eine Gruppe von 30 Sportlern habe Jena 21 Arzte Sportwissenschaftler Techniker Physiotherapeuten und Masseure beschaftigt wahrend er selbst in Kanada fur eine sogar noch etwas grossere Gruppe mit einer Person habe vorliebnehmen mussen 47 Personliches BearbeitenHille war mit einer Lehrerin verheiratet und hatte einen Sohn 48 Wissensstand BearbeitenVeroffentlichungen die die Lebensgeschichte Hilles zum Gegenstand haben gibt es kaum Neben einem kurzen Eintrag in Klaus Amrheins Biographischem Handbuch zur Geschichte der deutschen Leichtathletik 1898 2005 existiert eine gut zehnseitige eher hagiografische Biografie aus dem Sportverlag Berlin von 1981 verfasst von dem Sportjournalisten Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR die zusammen mit dem Film Sprintermacher von 1983 immerhin ein paar Daten zu Hilles Leben seit 1949 bietet Auf seine Dopingpraxis gehen einige Veroffentlichungen ein die das DDR Doping bzw das Doping im Sport generell behandeln insbesondere Brigitte Berendonk Doping Dokumente 1990 und zwei Artikel von Thomas Purschke in Gerbergasse 18 Informationen zu Trainingsmethoden und Ressourcen sind in Charlie Francis Buch Speed Trap Inside the Biggest Scandal in Olympic History zu finden der Kanadier Francis selbst Sprinttrainer und Doper von Ben Johnson kannte Hille von diversen Sportveranstaltungen Trainersymposien usw und ausserte sich recht ausfuhrlich uber dessen Qualitaten Verstreute Zeitungs und Zeitschriftenartikel erlauben es ein paar Lucken zu fullen Schriften BearbeitenZum Jahresaufbau des Trainings im Kurzsprint der Frauen unter den Aspekten allgemeine Laufausdauer und Sprintfahigkeiten In Theorie und Praxis des Leistungssports Jg 19 1981 H 11 S 20 24 DigitalisatEinzelnachweise Bearbeiten Lebensdaten nach Eintrag Hille Horst Dieter in Klaus Amrhein Biographisches Handbuch zur Geschichte der deutschen Leichtathletik 1898 2005 Leichtathletik Fordergesellschaft Darmstadt 2005 zuganglich uber das World Biographical Information System Online Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR In Erlebt erzahlt Von Marita Koch bis David Rigert Sportverlag Berlin 1981 S 132 143 hier S 132 135 141 siehe auch den DEFA Film Sprintermacher Rene Wiese Erfolge nach Plan Sportclubs und Kinder und Jugendsportschulen In Jutta Braun Michael Barsuhn Hrsg Zwischen Erfolgs und Diktaturgeschichte Perspektiven der Aufarbeitung des DDR Sports in Thuringen Die Werkstatt Gottingen 2015 S 146 195 hier S 171f Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR In Erlebt erzahlt Von Marita Koch bis David Rigert Sportverlag Berlin 1981 S 132 143 hier S 134 Foto auf der Seite Deutsche Rekorde und Bestleistungen der Ehemaligen Kinder amp Jugendsportschulen KJS Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR In Erlebt erzahlt Von Marita Koch bis David Rigert Sportverlag Berlin 1981 S 132 143 hier S 135 Brigitte Geyer gewann den Titel uber 100 Meter Schrickel Meissner und Geyer mit Christina Heinich auch die Staffel Siehe European Junior Championships Women auf der Seite gbrathletics com Siehe Leichtathletik DDR Meisterschaften 4x100 m Damen auf sport komplett de sowie DDR Meisterschaften in der Leichtathletik auf sport record info Beim Meistertitel 1967 lief noch Brigitte Zetzsche statt Ingrid Schmidt 1969 1971 und 1973 liefen die vier in der angegebenen Besetzung Thomas Purschke Die alte Gift Liste gilt unverandert In Gerbergasse 18 Heft 41 2006 S 23 26 hier S 24 Ebenso Hanns Leske Der Einfluss der SED und des Ministeriums fur Staatssicherheit auf den Sport in der Leichtathletik und im Fussball in der Sportstadt Jena online Auch Jutta Heess Markus Volker Die falschen Rekorde In taz vom 23 Dezember 2005 online Jorg Hahn Biografie Hall of Fame des deutschen Sports ADN Reportagedienst 31 Oktober 1979 Ein Zentrum schneller Frauen Horst Dieter Hille Grosster Feind des Trainers ist die Selbstzufriedenheit Nachlesbar in der Beschreibung zum Bild 183 U1031 0300 Deutsches Bundesarchiv Zum Nationalpreis und Schusters Rolle siehe Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 S 95 Jutta Braun Ines Geipel Vergifteter Rekord In Jutta Braun Michael Barsuhn Hrsg Zwischen Erfolgs und Diktaturgeschichte Perspektiven der Aufarbeitung des DDR Sports in Thuringen Werkstatt Gottingen 2015 S 83 92 hier S 84 Siehe etwa Jutta Heess und Markus Volker Die falschen Rekorde In taz vom 23 Dezember 2005 Online Gerhard Pfeil Gegen die Nebelwand In Der Spiegel vom 23 April 2006 Online Eintrag Hille Horst Dieter in Klaus Amrhein Biographisches Handbuch zur Geschichte der deutschen Leichtathletik 1898 2005 Leichtathletik Fordergesellschaft Darmstadt 2005 zuganglich uber das World Biographical Information System Online Siehe auch Betreute Stecher Wockel und Gohr Ex Jenaer Erfolgstrainer Hille gestorben In Ostthuringer Zeitung vom 29 November 2002 Sprintermacher in der Filmdatenbank der DEFA Wir aus Jena Unser Sportclub in der Filmdatenbank der DEFA Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR In Erlebt erzahlt Von Marita Koch bis David Rigert Sportverlag Berlin 1981 S 132 143 hier S 138 Thomas Purschke Die alte Gift Liste gilt unverandert In Gerbergasse 18 Heft 41 2006 S 23 26 hier S 24 Ebenso Hanns Leske Der Einfluss der SED und des Ministeriums fur Staatssicherheit auf den Sport in der Leichtathletik und im Fussball in der Sportstadt Jena online Auch Jutta Heess Markus Volker Die falschen Rekorde In taz vom 23 Dezember 2005 online Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 Alles Lugen In Der Spiegel vom 12 April 1998 online Thomas Purschke Intrigen Betrug und Stasi Spitzel Das Wirken der Stasi bei Jenaer Leichtathleten In Gerbergasse 18 Nr 21 2001 S 2 7 hier S 3 Betreute Stecher Wockel und Gohr Ex Jenaer Erfolgstrainer Hille gestorben In Ostthuringer Zeitung vom 29 November 2002 Andreas Singler Gerhard Treutlein Doping im Spitzensport Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung Teil 1 Meyer amp Meyer 5 Auflage Aachen 2010 online S 262 Harte Waden In Der Spiegel 5 Januar 1992 online Entartung des olympischen Sports In Stuttgarter Zeitung 3 Marz 1992 Vgl etwa Staffel Gut drauf In Neue Westfalische Lokalteil Enger Spenge 14 Juni 2003 Trainer der Leichtathletikabteilung In Zeitung der Leichtathletikabteilung des BTW Bunde 1 14 Juli 2014 S 8 Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 S 135 Jurgen Ahauser Beben im Olympiateam In Frankfurter Rundschau vom 31 Juli 2008 Online Betreute Stecher Wockel und Gohr Ex Jenaer Erfolgstrainer Hille gestorben In Ostthuringer Zeitung vom 29 November 2002 Thomas Purschke Die alte Gift Liste gilt unverandert In Gerbergasse 18 Heft 41 2006 S 23 26 hier S 24 Auszuge aus der Aussage werden dort wortlich zitiert Jutta Heess Markus Volker Die falschen Rekorde In taz vom 23 Dezember 2005 online Nick Grantham The Strength and Conditioning Bible How to Train Like an Athlete Bloomsbury London und New York 2015 S 78 Charlie Francis Jeff Coplon Speed Trap Inside the Biggest Scandal in Olympic History St Martin s Press New York 1990 S 105 108 Vgl etwa Henk Kraaijenhof New and improved auf der Website Helping the best to get better 11 Oktober 2014 Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR In Erlebt erzahlt Von Marita Koch bis David Rigert Sportverlag Berlin 1981 S 132 143 hier S 140f Trainer der Leichtathletikabteilung In Zeitung der Leichtathletikabteilung des BTW Bunde 1 14 Juli 2014 S 8 Staffel Gut drauf In Neue Westfalische Lokalteil Enger Spenge 14 Juni 2003 Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 S 89 Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 S 211 Werner Franke Brigitte Berendonk Hormonal doping and androgenization of athletes a secret program of the German Democratic Republic government In Clinical Chemistry Jg 43 H 7 1 Juli 1997 S 1262 1279 hier S 1267 Fussnote 5 online dort Fussnote 3 doi 10 1093 clinchem 43 7 1262 Rolle des Sports in der DDR Protokoll der 35 Sitzung des Sportausschusses in gemeinsamer Sitzung mit der Enquete Kommission Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED Diktaktur in Deutschland S 668f Hansjorg Geiger und 682 Werner Franke Thomas Purschke Intrigen Betrug und Stasi Spitzel Das Wirken der Stasi bei Jenaer Leichtathleten In Gerbergasse 18 Nr 21 2001 S 2 7 hier S 2f Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 S 138f 411 415 Berendonk zitiert eine Arbeit aus dem Jahr 1986 die sie in Auszugen im Dokumententeil des Buchs S 409 415 wiedergibt D Nicklas V Reumuth Zu einigen Fragen der Anwendung u M in den Sprint Hurdendisziplinen des DVfL der DDR im Olympiazyklus 1980 84 Ergebnisbericht FKS Leipzig 1986 Das Kurzel u M bedeutete unterstutzende Mittel worunter Anabolika verstanden wurden Robert Hartmann Von den Ikonen blattert der Lack In Suddeutsche Zeitung 14 April 1998 Alles Lugen In Der Spiegel vom 12 April 1998 online Andreas Singler Gehard Treutlein Doping im Spitzensport Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung Meyer amp Meyer Aachen 2010 6 Auflage S 201 Extrem viel reingepumpt In Der Spiegel vom 2 Dezember 1990 Online Andreas Singler Gerhard Treutlein Doping im Spitzensport Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung Meyer amp Meyer Aachen 2010 6 Auflage S 262 Siehe etwa D Nicklas V Reumuth Zu einigen Fragen der Anwendung u M in den Sprint Hurdendisziplinen des DVfL der DDR im Olympiazyklus 1980 84 Ergebnisbericht FKS Leipzig 1986 in Auszugen nachgedruckt bei Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Berlin Heidelberg 1991 S 409 415 Dort wird etwa berichtet dass bereits bei relativ geringen Dosen massive Auslenkungen im weiblichen Hormonsystem beobachtet werden konnen S 411 und es werden Bedenken bezuglich einer Reihe von Nebenwirkungen vorgetragen die negative Einflusse auf die Leistungsentwicklung haben konnten S 414 Charlie Francis Jeff Coplon Speed Trap Inside the Biggest Scandal in Olympic History St Martin s Press New York 1990 S 94 132 Charlie Francis Jeff Coplon Speed Trap Inside the Biggest Scandal in Olympic History St Martin s Press New York 1990 S 105 Horst Schiefelbein Maschinenschlosser Tempotrainer Nationalpreistrager Horst Dieter Hille DDR In Erlebt erzahlt Von Marita Koch bis David Rigert Sportverlag Berlin 1981 S 132 143 hier S 139 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 2 September 2021 nbsp Dieser Artikel wurde am 25 November 2021 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen PersonendatenNAME Hille Horst DieterKURZBESCHREIBUNG deutscher LeichtathletiktrainerGEBURTSDATUM 31 Juli 1933GEBURTSORT ZullichauSTERBEDATUM 28 November 2002STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Horst Dieter Hille amp oldid 229648276