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Das Forschungsinstitut fur Korperkultur und Sport FKS war eine wissenschaftliche Einrichtung der Leistungssportforschung der DDR im Bereich der Deutschen Hochschule fur Korperkultur in Leipzig Gebaude des ehemaligen FKS rechter Bereich 2007Das Institut war federfuhrend fur die sportwissenschaftliche Forschung im Bereich Biomechanik Sportmedizin Leistungsdiagnostik und prognose sportliche Betatigung in Hohenlagen Technikanalyse und innovation Untersuchungs und Messtechnik Entwicklung von Sportgeraten 1 und ebenso fur die Dopingforschung im Rahmen des staatlichen Zwangsdopingsystems die Mitte der 1970er Jahre begann 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufgaben Struktur und Arbeitsweise 3 Doping System 4 Auflosung 1990 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorlaufer war die am 1 September 1956 an der Deutschen Hochschule fur Korperkultur DHfK eingerichtete Forschungsstelle FST deren erster Direktor Gerhard Hochmuth war Die Grundlage fur den Aufbau der sportwissenschaftlichen Forschung am FST bildeten Erkenntnisse der sowjetischen Sportwissenschaft 4 Zur effektiveren Erfullung der leistungssportlichen Ziele der DDR wurde das FKS im April 1969 durch Vereinigung der Forschungsstelle und zwei Drittel des Personals des Instituts fur Sportmedizin der Deutschen Hochschule fur Korperkultur in Leipzig gegrundet wahrend ein Drittel des Sportmedizinpersonals zwecks Lehre und Forschung an der DHfK verblieb Das FKS war das einzige Institut fur die Leistungssportforschung in der DDR es wurde dem Staatlichen Komitee fur Korperkultur und Sport unterstellt 1989 arbeiteten am FKS 414 Sportwissenschaftler sowie 186 zusatzliche Beschaftigte 5 Nach Einschatzung von Horst Roder ehemaliger Professor an der DHfK leistete das FKS einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Sportwissenschaft des Leistungssports und des Sports in der DDR 1 Frank Reichelt urteilte in seiner Arbeit Das System des Leistungssports in der DDR Darstellung der Struktur und des Aufbaus anhand ausgewahlter Beispiele das FKS habe in der DDR die konzentrierteste Forschung fur den Spitzensport durchgefuhrt 5 Aufgaben Struktur und Arbeitsweise BearbeitenDie Aufgabenstellung basierte primar auf dem Leistungssportbeschluss des DTSB vom 22 April 1969 Die weitere Entwicklung des Leistungssports bis zu den Olympischen Spielen 1972 Danach war die Forschung auf die Sportarten Boxen Eisschnelllauf Gewichtheben Leichtathletik Ringen Rudern Schlittensport Schwimmen Skisprung Skilanglauf Turnen Volleyball zu konzentrieren Anfanglich gliederte sich das FKS gemass Frank Reichelt in die Forschungsbereiche Entwicklung der sozialistischen Erziehung Kinder und Jugendsport Ausdauersportarten Schnellkraftsportarten und Sportspiele Fur jede Sportart innerhalb des jeweiligen Forschungsbereiches wurde eine Forschungsgruppe eingerichtet wobei die Arbeit in einzelnen Disziplinen wie dem Schlittensport hauptsachlich von Vertretern der Sportverbande in Zusammenarbeit mit FKS Mitarbeitern betreut wurde 5 1973 wurde die Nachwuchsforschung vom FKS an die DHfK verlagert auch die Forschung im Bereich Spielsport ubernahm die Hochschule 4 Im Rahmen einer Gliederungsanderung wurden die Forschungsbereiche in Gesellschaftswissenschaften Entwicklung und Technik Neuro und Muskelphysiologie spater Leistungsphysiologie und Biochemie Biomechanik aufgeteilt sowie bei den Sportarten in technisch akrobatische Sportarten Turnen Wasserspringen Eiskunstlauf Ausdauersportarten Laufen Gehen in der Leichtathletik Radsport Schwimmen Skilanglauf Schnellkraftsportarten Sprint Sprung Wurf und Stoss in der Leichtathletik Gewichtheben Skisprung Zweikampfsportarten Boxen Fechten Judo Ringen 5 Nach Angaben von Hans Schuster von 1969 bis 1990 Direktor des FKS 6 wurden rund zwei Drittel der seinerzeit circa 200 Disziplinen der Olympischen Sommerspiele sowie die Wintersportdisziplinen Skilanglauf und Skisprung Biathlon und Nordische Kombination waren in Forschungsgemeinschaften eingebunden durch die wissenschaftliche Arbeit des FKS unterstutzt Zwecks Gewahrleistung eines Austausches von Wissenschaft und Sportpraxis wurde mit den Sportfachverbanden sowie direkt mit Trainern und Athleten zusammengearbeitet Schusters Ansicht nach sei eine komplex angelegte interdisziplinare Forschung charakteristisch fur die Arbeit am FKS 4 Die Forschungsbereiche wurden in Ausdauer Schnellkraft Zweikampf und technisch akrobatische Sportarten gegliedert Daruber hinaus gab es den Forschungsbereich Gesellschaftswissenschaften Sportmedizin Biowissenschaften Automatische Informationsverarbeitung Technik und Entwicklung ATE sowie ein Zentrum fur Wissenschaftsinformation und Dokumentation 4 Die Arbeit am FKS die Geheimhaltung unterlag 7 wurde uber interdisziplinare Forschungsgruppen gestaltet Beispielsweise wurden bis 1974 in allen Sportarten sportartspezifische Ergometer in Betrieb genommen Dazu gehorten u a 1971 der Stromungskanal im Schwimmen und 1974 das kippbare Laufband fur den Skilanglauf In der Leistungssportforschung am FKS waren verteilt in Projekten der Sportarten etwa 20 Arzte tatig Ab Mitte der 1970er Jahre wirkte die Sportmedizin relativ eigenstandig in der Leistungsdiagnostik Belastungssteuerung Sportartenbetreuung und Rehabilitation Die Zahl der am FKS beschaftigten Sportmediziner Facharzte fur Sportmedizin und Weiterbildungsassistenten nahm bis 1990 auf etwa 40 zu In der Abteilung Endokrinologie Dopingforschung geleitet von einem Biologen wirkte nur ein Arzt 8 In der DDR wurde die Ausgliederung der leistungssportlichen Forschung aus den sportwissenschaftlichen Instituten kritisiert da so Forschungsgelder fehlten und Kompetenzen nicht unter optimalen Bedingungen weiterentwickelt werden konnten Als Folge wurde z B an der Universitat Jena die Biomechanik der Wintersportarten ausgebaut 9 Doping System BearbeitenIm Institut wurden Doping Substanzen und Methoden fur das staatliche Zwangsdoping im DDR Leistungssport entwickelt 10 Bei der Entwicklung neuer Dopingpraparate arbeitete das FKS mit der Forschungsabteilung von Jenapharm und dem ZIMET zusammen 11 1988 wurden vom Forschungsinstitut beim VEB Jenapharm 60 000 Mestanolon Doping Tabletten Bezeichnung STS 646 bestellt Die Menge reichte fur 20 000 bis 30 000 Behandlungstage bei Gewichthebern Ringern Schwimmern und bei den Leichtathleten in den Wurf und Stossdisziplinen 12 Das FKS betrieb alleine im Olympiazyklus 1984 bis 1988 21 Dopingforschungsprojekte 13 Der langjahrige FKS Direktor Hans Schuster schatzte ein dass ohne die Verabreichung von Anabolika die internationale Spitzenstellung nicht zu halten gewesen ware 14 Die Idee zum Einsatz von Androstendion im DDR Leistungssport entstand am FKS An einem Kolloquium dort nahmen im Juni 1981 unter anderem Kurt Schubert ZIMET Michael Oettel Jenapharm und Jurgen Hendel GERMED teil 15 Winfried Schaker arbeitete in Serien von Menschenversuchen an der Verbesserung der Darreichungsform und Akzeptanz von Dopingsubstanzen bei Sportlern 16 Der Leichtathlet Volker Heinrich wurde in das Zwangsdopingsystem eingebunden und an ihm wurde im FKS Leipzig kriminelle Forschung betrieben Das Dopingopfer Heinrich starb 2015 achtundfunfzigjahrig 17 18 Noch im Dezember 1989 wurde laut Spiegel die Promotion B Titel Wirkungsvergleich verschiedener anaboler Steroide im Tiermodell und auf ausgewahltem Funktionssystem von Leistungssportlern und Nachweis der Praxisrelevanz der theoretischen und experimentellen Folgerungen 19 des am FKS beschaftigten Gunter Rademacher angenommen in der erlautert wird dass in Ausdauersportarten ein gleichzeitiger Einsatz der Mittel Oral Turinabol und STS 646 seinen erfolgreichen praktischen Nachweis in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1988 erbracht habe Die Arbeit wurde laut Spiegel unter Verschluss gehalten 20 Ines Geipel ehemalige DDR Leistungssportlerin Dopingopfer und spatere Dopingbekampferin bezeichnete das FKS 2017 als illegales Forschungsinstitut und stutzte sich auf Berichte von Betroffenen welche angaben vor allem in den achtziger Jahren fur zahllose Menschenversuche hatten herhalten mussen Geipels Ausfuhrungen zufolge seien am FKS in der ersten Halfte der 1980er Jahre Plane fur Sportler zur Verabreichung von Testosteron und Epitestosteron erstellt worden die derartig dosiert werden sollten um Steroid Kontrollen zu umgehen 21 Auflosung 1990 BearbeitenIm Einigungsvertrag Artikel 39 war die Fortfuhrung des FKS in einer geeigneten Rechtsform oder die Angliederung an eine bestehende Einrichtung festgelegt 22 Nach einer Ubergangsregelung Warteschleife wurden 124 Mitarbeiter darunter vier Arzte vom am 16 April 1992 in Leipzig gegrundeten Institut fur Angewandte Trainingswissenschaft IAT ubernommen Dietrich Martin Kassel wurde 1992 erster Direktor des Nachfolgeinstitutes IAT 23 Literatur BearbeitenW Hollmann Kurt Tittel Geschichte der deutschen Sportmedizin Druckhaus Gera 2008 ISBN 978 3 9811758 2 0 Weblinks BearbeitenDas geheime Forschungsinstitut des DDR Sports will jetzt sein Know how in den Westen verkaufen Der Spiegel 22 Januar 1990Einzelnachweise Bearbeiten a b Horst Roder Zur Leistungssportforschung und zu den daran beteiligten Wissenschaftseinrichtungen Abgerufen am 9 Februar 2019 Doping in der DDR Memento des Originals vom 10 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www1 sportschau de Die Sportschau Lothar Pickenhain Mit erbarmungsloser Harte Professor Lothar Pickenhain uber die Befehlsstruktur des DDR Sports Der Spiegel 9 Marz 1992 a b c d Vor 50 Jahren Grundung der Forschungsstelle an der DHfK In Beitrage zur Sportgeschichte Heft 22 2006 abgerufen am 9 Februar 2019 a b c d Frank Reichelt Das System des Leistungssports in der DDR Darstellung der Struktur und des Aufbaus anhand ausgewahlter Beispiele Diplomica 2001 ISBN 978 3 8324 2960 7 S 69 76 DIE AUTOREN In Beitrage zur Sportgeschichte Heft 22 2006 abgerufen am 9 Februar 2019 Bisher war hier kein Fremder In Der Spiegel Band 4 22 Januar 1990 spiegel de abgerufen am 9 Februar 2019 Giselher Spitzer Doping in der DDR Ein historischer Uberblick zu einer konspirativen Praxis Genese Verantwortung Gefahren 3 Auflage 2003 ISBN 3 89001 315 5 Arnd Kruger amp Paul Kunath Die Entwicklung der Sportwissenschaft in der SBZ und der DDR in Wolfgang Buss Christian Becker Hrsg Der Sport in der SBZ und der fruhen DDR Genese Strukturen Bedingungen Schorndorf Hofmann 2001 351 366 Frieder Pfeiffer Doping Vergangenheit Die schwere Last mit dem System Ost via Spiegel Online 14 Februar 2009 abgerufen im 1 Januar 1 BStU Regionalgeschichten Gera Doping In www bstu bund de Archiviert vom Original am 21 April 2016 abgerufen am 27 Marz 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bstu bund de DDR Sport Dopingopfer wollen gegen Jenapharm klagen via Spiegel Online 7 April 2006 abgerufen im 1 Januar 1 Vgl Uwe Muller Grit Hartmann Vergeben und Vergessen Kader Spitzel und Komplizen Das gefahrliche Erbe der SED Diktatur Berlin 2009 S 203 222 IMS Hans Bericht von Oberstleutnant Radeke vom 7 Mai 1975 ZERV Archiv zit n Jutta Braun Jedermann an jedem Ort einmal in der Woche Sport Triumph und Trugbild des DDR Sports In Thomas Grossbolting Hrsg Friedensstaat Leseland Sportnation DDR Legenden auf dem Prufstand Berlin 2009 S 188 Klaus Latzel Staatsdoping Der VEB Jenapharm im Sportsystem der DDR Koln Weimar 2009 Kapitel Doping und die pharmazeutische Industrie der DDR II Kooperation in der Kommandowirtschaft am Beispiel Androstendion S 121ff Cycling4Fans Doping Schaker Winfried In www cycling4fans de Abgerufen im 1 Januar 1 Nachruf doping opfer hilfe e V In www no doping org Abgerufen im 1 Januar 1 DDR Dopingopfer Heinrich gestorben Focus 16 Mai 2015 BUCHER DISSERTATIONEN BERICHTE In http no doping org Abgerufen am 9 Februar 2019 Auch fur Bomber Piloten gut In Der Spiegel 18 Februar 1991 spiegel de abgerufen am 9 Februar 2019 Ines Geipel Die Stasi und der Leistungssport In Bundeszentrale fur politische Bildung Abgerufen am 9 Februar 2019 Bundeszentrale fur politische Bildung Kultur Bildung und Wissenschaft Sport bpb In www bpb de Abgerufen im 1 Januar 1 Meilensteine 1991 1995 Institut fur Angewandte Trainingswissenschaft Abgerufen am 9 Februar 2019 Normdaten Korperschaft GND 2067721 2 lobid OGND AKS LCCN n92033078 VIAF 127339583 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Forschungsinstitut fur Korperkultur und Sport amp oldid 233390233