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2015 wurde im BMVg das Stabselement Chancengerechtigkeit Vielfalt und Inklusion der Bundeswehr eingerichtet Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 2 1 Bis 1969 2 2 1970 1999 2 3 Ab 2000 3 Trivia 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten nbsp QueerBw ist die Interessenvertretung queeren Angehoriger der Bundeswehr Homosexuelle Soldaten sind rechtlich in der Bundeswehr gleichgestellt Das Soldatinnen und Soldaten Gleichbehandlungsgesetz SoldGG zielt darauf ab Benachteiligungen unter anderem aus Grunden der sexuellen Identitat fur den Dienst als Soldat zu verhindern oder zu beseitigen 410 Angehorige der Bundeswehr lebten im Jahr 2015 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft 1 Am Zentrum fur Militargeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ZMSBw besteht ein aktuelles Forschungsprojekt mit dem Arbeitstitel Der Umgang der Bundeswehr mit homosexuellen Soldaten 1955 bis 2002 des Oberstleutnants und Militarhistorikers Klaus Storkmann Seit 2002 besteht der Verein QueerBw als Interessenvertretung queerer Soldaten und ziviler Angehoriger der Bundeswehr Der Verein ist Nachfolger des Bundesarbeitskreises schwuler Soldaten BASS der 2001 seine Vereinstatigkeit mit Erreichen seiner Ziele eingestellt hatte und trug bis zum 29 Februar 2020 den Namen Arbeitskreis Homosexueller Angehoriger der Bundeswehr AHsAB 2 Geschichte BearbeitenBis 1969 Bearbeiten Soldaten die nach dem ehemaligen 175 Strafgesetzbuch verurteilt wurden hatten auch durch die Bundeswehr disziplinar und statusrechtliche Konsequenzen zu erdulden beispielsweise Dienstgradherabsetzung oder Entfernung aus dem Dienstverhaltnis Teilweise wurde Berufssoldaten nahegelegt die eigene Entlassung zu beantragen Grundsatzlich wurden Vergehen in Zusammenhang mit Homosexualitat von den Wehrdisziplinaranwalten und Wehrdienstgerichten rigoroser verfolgt als von den zivilen Staatsanwaltschaften und Strafgerichten Im Jahre 1969 wurden in der Bundesrepublik einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Mannern die das 21 Lebensjahr vollendet hatten straffrei gestellt Die Altersgrenze wurde nicht zuletzt mit Rucksicht auf die Interessen der Bundeswehr festgesetzt Die weiterhin unter Strafandrohung stehenden Manner der Altersgruppe zwischen 18 und 21 Jahren waren oftmals Wehrpflichtige 3 1970 1999 Bearbeiten nbsp Die angebliche Homosexualitat des Vier Sterne Generals Gunter Kiessling loste 1983 die Kiessling Affare aus 1970 urteilte das Bundesverwaltungsgericht dass einvernehmliche homosexuelle Handlungen ausserhalb des Dienstes und ohne Bezug zum Dienst kein Dienstvergehen mehr darstellten Allerdings waren auch rein private einvernehmliche sexuelle Beziehungen von Vorgesetzten mit Untergebenen ein Dienstvergehen Es genugte das abstraktes Vorgesetztenverhaltnis nach den Regelungen der Vorgesetztenverordnung Solange homosexuelle Offiziere oder Unteroffiziere unauffallig blieben konnten sie auch ungehindert ihren Weg in der Bundeswehr gehen und Karriere bis in hochste Verwendungen machen 3 Der Militarische Abschirmdienst MAD hingegen bewertete sexuelles Verhalten mit Erpressungspotential als Sicherheitsrisiko aufgrund dessen eine Sicherheitsuberprufung mit einem negativen Votum enden konnte Gemass der damals fur alle Ressorts der Bundesregierung geltenden Sicherheitsrichtlinien war Homosexualitat eine abnorme Veranlagung auf sexuellem Gebiet Die homosexuelle Veranlagung stellte fur sich allein kein Sicherheitsrisiko solange sich daran keine Erpressbarkeit knupfte Es wurde kritisiert dass durch die Diskriminierung erst die Erpressbarkeit ermoglicht werde Die Bundeswehr schaffe sich ihre eigenen Sicherheitsrisiken 3 Als homosexuell erkannte Soldaten aller Dienstgrade wurden aber in der Regel seit den 1970er Jahren auch nicht mehr vorzeitig entlassen anders als beispielsweise in den britischen oder US amerikanischen Streitkraften Ein Offizier oder Unteroffizier dessen homosexuelle Neigungen bekannt wurden musste aber damit rechnen nicht mehr befordert oder mit hoherwertigen Aufgaben betraut zu werden Ferner konnte er nicht mehr in einer Dienststellung als unmittelbarer Vorgesetzter in der Truppe z B als Gruppenfuhrer Zugfuhrer Kompaniechef oder Kommandeur verbleiben legte das Bundesministerium der Verteidigung im Marz 1984 per Erlass fest In diesen wurde eine vorzeitige Zurruhesetzung der Betroffenen ausgeschlossen zumindest solange keine Dienstunfahigkeit vorlage wozu die homosexuelle Orientierung nicht dazu zahle Die Umwandlung des Dienstverhaltnisses eines Soldaten auf Zeit in das eines Berufssoldaten war ausgeschlossen Homosexuelle Offizieranwarter wurden regelmassig entlassen weil sie den Anforderungen die an sie in ihrer Laufbahn zu stellen sind nicht mehr erfullten 55 Abs 4 SG Ein Leutnant im Status eines Berufssoldaten konnte bis zum Ende des dritten Dienstjahres als Offizier spatestens vor dem Ende des zehnten Jahres der Gesamtdienstzeit in der Bundeswehr wegen mangelnder Eignung als Berufsoffizier entlassen werden 46 Abs 8 SG Grundwehrdienstleistenden wurde verwehrt freiwillig langer als Mannschaften zu dienen 3 Reserveoffizier Rainer Plein 4 nahm den Kampf gegen diese Ablehnung von offen Homosexuellen durch den Dienstherrn 1972 auf 5 indem er seine Beforderung zum Oberleutnant an die Akzeptanz seiner Homosexualitat knupfte In einem exemplarischen Rechtsstreit der bis 1976 dauerte konnte Plein die dann verweigerte Beforderung nicht durchsetzen 6 Im Zeitraum 1981 bis 1991 waren an zwei der damals drei Truppendienstgerichte insgesamt 47 Disziplinar Urteile in Zusammenhang mit Homosexualitat ergangen darunter auch Freispruche 3 In der Kiessling Affare wurde der General Gunter Kiessling 1983 aufgrund seiner vermuteten Homosexualitat vorzeitig pensioniert Da sich die Behauptungen nicht belegen liessen wurde er rehabilitiert und mit einem Grossen Zapfenstreich regular in den Ruhestand versetzt Ab 2000 Bearbeiten Im Juli 2000 veroffentlichte das Bundesministerium der Verteidigung einen Erlass zur Personalfuhrung homosexueller Soldaten Am 20 Dezember 2000 folgte die Fuhrungshilfe fur Vorgesetzte Umgang mit Sexualitat Demnach gebiete die Verpflichtung zur Kameradschaft Toleranz gegenuber anderen nicht strafbewehrten sexuellen Orientierungen dementsprechend auch fur gleichgeschlechtlich veranlagte Soldaten Die eigenen Lebensentwurfe durften nicht zum Massstab fur andere gemacht werden Unabhangig davon welche moralische Einstellung der Einzelne hatte musse von ihm die Toleranz erwartet werden Kameraden ein anderes als das eigene Sexualverhalten zuzugestehen solange dadurch Ausbildung und Einsatz nicht gefahrdet werden wurden 7 Die Fuhrungshilfe verweist in der Einfuhrung auf den Schutz durch Art 3 Grundgesetz vor Ungleichbehandlungen wegen sexueller Orientierungen sowie auf die Verankerung des Diskriminierungsverbots in Art 14 der Europaischen Menschenrechtskonvention Gemass dem Erlass Umgang mit Sexualitat in der Bundeswehr vom Juli 2004 8 sind ausserdienstlich sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Partnerschaften und Betatigungen unter Soldaten disziplinarrechtlich regelmassig ohne Belang Dies gilt auch dann wenn die Partner einen unterschiedlichen Dienstgrad haben Die Intimsphare von Soldaten ist als Teil ihres Personlichkeitsrechts einer Einflussnahme durch den Dienstherrn grundsatzlich entzogen Der Umgang mit Sexualitat ist fur das Dienstverhaltnis nur dann von Bedeutung wenn dadurch der Dienstbetrieb gestort wird oder der kameradschaftliche Zusammenhalt beeintrachtigt wird Sexuelle Betatigung im Dienst ist regelmassig als Storung des Dienstbetriebes anzusehen Ein Dienstvergehen kommt auch in Betracht wenn das Verhalten das Ansehen der Bundeswehr in der Offentlichkeit beeintrachtigt wird oder einer oder beide Partner ihre soldatische Pflicht zum achtungs und vertrauenswurdigen Verhalten verletzen Der Erlass unterscheidet nicht zwischen hetero und homosexuellen Verhalten Im Februar 2012 unterzeichnete die Bundeswehr die Charta der Vielfalt 9 Im Geschaftsbereich Bundesministerium der Verteidigung wurde im April 2015 das Stabselement Chancengerechtigkeit eingerichtet und mit Wirkung zum 1 Mai 2016 auf Chancengerechtigkeit Vielfalt und Inklusion erweitert 10 Dessen dritte Leiterin ist seit dem 5 Marz 2018 Oberstarzt Ivonne Neuhoff 11 Der erste Workshop Sexuelle Orientierung und Identitat in der Bundeswehr fand am 31 Marz 2017 in Berlin statt 12 Im September 2020 veroffentlichte das Bundesverteidigungsministerium eine Studie zur historischen Aufarbeitung der Diskriminierung homosexueller Soldaten im Zeitraum von 1955 bis 2000 Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp Karrenbauer entschuldigte sich fur diese Diskriminierungen in der Vergangenheit und kundigte eine finanzielle Entschadigung fur diskriminierte Soldaten an 13 14 15 Am 20 Mai 2021 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Rehabilitierung der wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen wegen ihrer homosexuellen Orientierung oder wegen ihrer geschlechtlichen Identitat dienstrechtlich benachteiligten Soldatinnen und Soldaten SoldRehaHomG wonach Soldaten der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee die im Zeitraum 1955 bis 2000 wegen ihrer homosexuellen Orientierung dienstrechtlich nicht nur unerheblich benachteiligt wurden rehabilitiert und finanziell entschadigt werden konnen 16 Trivia Bearbeiten nbsp Das Panzerartilleriebataillon der Panzergrenadierbrigade 17 hatte gemass der Nomenklatur die Zahl 175 erhalten mussen Aufgrund des ehemaligen 175 Strafgesetzbuch der homosexuelle Handlungen zwischen Mannern unter Strafe stellte erhielt das Panzerartilleriebataillon der Panzergrenadierbrigade 17 nicht die regulare Nummer 175 sondern die Nummer 177 Ein beliebter Ausbilder Spruch wahrend der Formaldienst Ausbildung bei der der Abstand zum Vordermann 80 Zentimeter betragen soll war 79 Zentimeter sind schwul 81 Zentimeter sind Fahnenflucht Kameraden im Stich lassen oder ihnen zu nahe kommen damit waren die Todsunden des Soldatentums benannt 3 Siehe auch BearbeitenHomosexualitat in Deutschland Anastasia BiefangLiteratur BearbeitenKlaus Storkmann Tabu und Toleranz Der Umgang mit Homosexualitat in der Bundeswehr 1955 bis 2000 Hrsg Zentrum fur Militargeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr de Gruyter Berlin 2021 ISBN 978 3 11 073482 9 463 S Klaus Storkmann Tabu und Toleranz Der Umgang der Bundeswehr mit Homosexualitat von 1955 bis zur Jahrtausendwende Hrsg Zentrum fur Militargeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam 2020 365 S bundeswehr de PDF Klaus Storkmann 79 cm sind schwul Homosexuelle Soldaten in der Bundeswehrgeschichte In Militargeschichte Zeitschrift fur Historische Bildung Nr 1 2018 S 4 9 friedensbildungswerk de PDF Klaus Storkmann Don t Ask Don t Tell auf Deutsch In if Zeitschrift fur Innere Fuhrung Band 3 2017 S 12 ff Weblinks BearbeitenHomepage des Vereins QueerBw Abgerufen am 29 Juni 2021 35 LGBTIQ in der Bundeswehr wie mit queeren Kamerad innen umgegangen wird In Willkommen im Club der LGBTIQ Podcast Bayerischer Rundfunk PULS 24 Marz 2021 abgerufen am 29 Marz 2021 Audio Podcast Ulrike Jenssen Von der Diskriminierung zur Akzeptanz Homosexualitat in der Bundeswehr In bundeswehr de 5 Marz 2014 abgerufen am 23 Oktober 2019 Timo Kather Von der Diskriminierung zur Akzeptanz Homosexualitat in der Bundeswehr In bundeswehr de 2 Februar 2017 abgerufen am 23 Oktober 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Homophobie Nein Danke In bundeswehr de 18 Mai 2015 abgerufen am 23 Oktober 2019 15 Jahre Arbeitskreis Homosexueller Angehoriger der Bundeswehr e V Nicht mehr online verfugbar In ahsab ev de Archiviert vom Original am 12 August 2020 abgerufen am 30 Marz 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ahsab ev de a b c d e f Klaus Storkmann 79 cm sind schwul Homosexuelle Soldaten in der Bundeswehrgeschichte In Militargeschichte Zeitschrift fur Historische Bildung Nr 1 2018 S 4 9 friedensbildungswerk de PDF Rainer Plein war ein fruher Aktivist der Lesben und Schwulenbewegung Er grundete am 29 April 1971 die HSM Homophile Studentengruppe Munster Klaus Storkmann Tabu und Toleranz Der Umgang der Bundeswehr mit Homosexualitat von 1955 bis zur Jahrtausendwende Hrsg Zentrum fur Militargeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Storkmann Tabu Potsdam 2020 S 154 156 365 S bundeswehr de PDF Ein Jahr spater am 29 April 1972 organisierte er in Munster die erste Homosexuellen Demonstration Deutschlands Eine Strasse in Munster wurde nach ihm benannt Storkmann Tabu S 154 Storkmann Tabu S 154 157 Fuhrungshilfe Umgang mit Sexualitat Abgerufen am 23 Oktober 2019 Zentrale Dienstvorschrift 14 3 Anlage B 173 PDF In lsvd de Juli 2004 abgerufen am 23 Oktober 2019 Bundeswehr setzt auf Vielfalt Bundesverteidigungsministerium unterzeichnet Charta der Vielfalt In charta der vielfalt de 28 Februar 2012 abgerufen am 23 Oktober 2019 Chancengerechtigkeit Selbstverstandnis und Ziele In bmvg de 2 Februar 2017 abgerufen am 23 Oktober 2019 Neue Leiterin Stabselement Chancengerechtigkeit Vielfalt und Inklusion In personal bundeswehr de 12 Marz 2018 abgerufen am 23 Oktober 2019 Wir nehmen ihre Anliegen ernst In bmvg de 2 Februar 2017 abgerufen am 23 Oktober 2019 Zeit de Bundeswehr AKK will zugige Rehabilitation Homosexueller September 2020 Radio Netzwerk Deutschland de Studie zur Diskriminierung Homosexueller in der Bundeswehr Verbande begrussen Aufarbeitung September 2020 Storkmann Tabu S 345 Bundestag de Rehabilitierung und Entschadigung von Soldaten der Bundeswehr und Nationalen Volksarmee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homosexualitat in der Bundeswehr amp oldid 234732069