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Dienstunfahigkeit liegt im deutschen Dienstrecht vor wenn ein Beamter Soldat oder Richter wegen des korperlichen Zustandes oder aus gesundheitlichen Grunden zur Erfullung der Dienstpflichten dauernd unfahig ist Steht die Person in einem Dienstverhaltnis auf Lebenszeit ist sie in den Ruhestand zu versetzen und erhalt Versorgung Die gesetzlichen Regelungen richten sich nach der Statusgruppe Beamter Soldat Richter und dem Dienstherrn Bund Lander Gemeinden Inhaltsverzeichnis 1 Beamte 1 1 Bundesbeamtengesetz 1 2 Beamtenversorgungsgesetz 2 Soldaten 3 Richter 4 Statistiken 5 Dienstunfahigkeitsversicherung 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeamte BearbeitenDie massgeblichen Vorschriften fur die Dienstunfahigkeit der Bundesbeamten sind das Bundesbeamtengesetz BBG und das Beamtenversorgungsgesetz BeamtVG Fur Landes und Kommunalbeamte machen die 26 bis 29 Beamtenstatusgesetz BeamtStG einheitliche Vorgaben die die Landern in Landesbeamten und versorgungsgesetzen naher regeln konnen Bundesbeamtengesetz Bearbeiten Dienstunfahigkeit ist ein in den 44 bis 49 BBG geregelter Begriff Demnach liegt Dienstunfahigkeit DU bei demjenigen vor der aus gesundheitlichen Grunden oder aufgrund seines korperlichen Zustandes dauerhaft unfahig ist die dienstlichen Pflichten zu erfullen Ebenso kann als dienstunfahig angesehen werden wer aufgrund einer Erkrankung innerhalb von sechs Monaten uber drei Monate keinen Dienst mehr getan hat und keine Aussicht besteht dass die Dienstfahigkeit binnen weiterer sechs Monate wieder voll hergestellt werden kann 44 Abs 1 BBG Eine anderweitige Verwendung ist moglich wenn ein anderes Amt auch einer anderen Laufbahn ubertragen werden kann 44 Abs 2 BBG Bestehen Zweifel uber die Dienstunfahigkeit besteht die Verpflichtung sich nach Weisung der Behorde arztlich untersuchen und falls dies aus amtsarztlicher Sicht fur erforderlich gehalten wird auch beobachten zu lassen 44 Abs 6 BBG Eine begrenzte Dienstfahigkeit liegt vor wenn der Beamte unter Beibehaltung des ubertragenen Amtes die Dienstpflichten noch wahrend mindestens der Halfte der regelmassigen Arbeitszeit erfullen kann 45 BBG Bei begrenzter Dienstfahigkeit erhalt der Beamte Dienstbezuge entsprechend seiner regelmassigen Arbeitszeit sowie einen nicht ruhegehaltsfahigen Zuschlag in Hohe der Halfte der Differenz zwischen Vollzeit und regelmassiger Arbeitszeit 1 Wenn beispielsweise ein begrenzt dienstfahiger Beamter noch die Halfte der regelmassigen Arbeitszeit leisten kann erhalt er Dienstbezuge in Hohe von 50 Prozent sowie 25 Prozent Zuschlag insgesamt also 75 Prozent Gesamtbezuge Von der begrenzten Dienstfahigkeit soll abgesehen werden wenn dem Beamten ein anderes Amt oder eine geringerwertige Tatigkeit ubertragen werden kann Die Arbeitszeit ist dabei entsprechend der begrenzten Dienstfahigkeit zu verkurzen Mit Zustimmung des Beamten ist auch eine Verwendung in einer nicht dem Amt entsprechenden Tatigkeit moglich Beamte die wegen Dienstunfahigkeit in den Ruhestand versetzt wurden sind verpflichtet einer erneuten Berufung in das Beamtenverhaltnis Folge zu leisten wenn ihnen im Dienstbereich ihres fruheren Dienstherrn ein Amt ihrer fruheren oder einer anderen Laufbahn mit mindestens demselben Endgrundgehalt ubertragen werden soll und zu erwarten ist dass sie den gesundheitlichen Anforderungen des neuen Amtes genugen 46 BBG Halt der Dienstvorgesetzte den Beamten aufgrund eines arztlichen Gutachtens uber den Gesundheitszustand fur dienstunfahig und ist eine anderweitige Verwendung nicht moglich oder liegen die Voraussetzungen fur die begrenzte Dienstfahigkeit nicht vor erfolgt die Versetzung in den Ruhestand Das Verfahren ist in 47 BBG geregelt Die arztliche Untersuchung kann nur einem Amtsarzt ubertragen werden oder einem Arzt der als Gutachter zugelassen ist Das Gutachten ist in einem gesonderten und versiegelten Umschlag zu ubersenden und versiegelt zur Personalakte zu nehmen 48 BBG Beamte auf Probe sind in den Ruhestand zu versetzen wenn sie infolge Krankheit Verwundung oder sonstiger Beschadigung die sie sich ohne grobes Verschulden bei Ausubung oder aus Veranlassung des Dienstes zugezogen haben dienstunfahig geworden sind Sie konnen in den Ruhestand versetzt werden wenn sie aus anderen Grunden dienstunfahig geworden sind 49 BBG Ein Beamter auf Probe wird aus dem Dienst entlassen wenn die in 49 BBG genannten Voraussetzungen fur eine Versetzung in den Ruhestand nicht vorliegen 34 BBG Nach 15 BeamtVG kann er auch in den Ruhestand versetzt werden Allerdings handelt es sich hierbei um eine Kann Vorschrift Es gibt keinen Anspruch Ein Beamter auf Widerruf kann jederzeit ohne Einhaltung einer Frist entlassen werden 37 BBG Nach der Entlassung besteht grundsatzlich kein Anspruch auf Besoldung und Versorgung 39 BBG Der Beamte wurde bis 2013 in der gesetzlichen Rentenversicherung verpflichtend nachversichert und erhielt dann die Leistungen die fur alle Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung gelten Seit 2013 konnen Bundesbeamte auf Antrag stattdessen ein Altersgeld nach dem Altersgeldgesetz erhalten In einigen Bundeslandern gibt es vergleichbare Regelungen Beamtenversorgungsgesetz Bearbeiten Ob ein Beamter bei Dienstunfahigkeit einen Anspruch auf Leistungen hat ist im Beamtenversorgungsgesetz BeamtVG geregelt Ein Ruhegehalt wird nur gewahrt wenn der Beamte eine Dienstzeit von mindestens funf Jahren abgeleistet hat oder infolge Krankheit Verwundung oder sonstiger Beschadigung die er sich ohne grobes Verschulden bei Ausubung oder aus Veranlassung des Dienstes zugezogen hat dienstunfahig geworden ist 4 BeamtVG Einem Beamten auf Lebenszeit der vor Ableistung einer Dienstzeit von funf Jahren wegen Dienstunfahigkeit oder Erreichens der Altersgrenze nach 32 Abs 1 Nr 2 BBG entlassen ist kann ein Unterhaltsbeitrag bis zur Hohe des Ruhegehalts bewilligt werden Das Gleiche gilt fur einen Beamten auf Probe der wegen Dienstunfahigkeit oder wegen Erreichens der Altersgrenze entlassen ist 15 BeamtVG Ist der Beamte infolge des Dienstunfalles dienstunfahig geworden und in den Ruhestand getreten so erhalt er Unfallruhegehalt 36 Abs 1 BeamtVG Das Unfallruhegehalt betragt mindestens sechsundsechzigzweidrittel vom Hundert der ruhegehaltfahigen Dienstbezuge und darf funfundsiebzig vom Hundert der ruhegehaltfahigen Dienstbezuge nicht ubersteigen 36 Abs 3 BeamtVG Ein erhohtes Unfallruhegehalt nach 37 BeamtVG steht Personen mit einem sog Qualifizierten Dienstunfall zu bei dem der Beamte sich im Dienst einer Lebensgefahr ausgesetzt hat Soldaten BearbeitenIm Soldatengesetz SG finden sich folgende Regelungen Ein Berufssoldat ist in den Ruhestand zu versetzen wenn er wegen seines korperlichen Zustandes oder aus gesundheitlichen Grunden zur Erfullung seiner Dienstpflichten dauernd unfahig ist Als dienstunfahig kann er auch dann angesehen werden wenn die Wiederherstellung seiner Fahigkeit zur Erfullung seiner Dienstpflichten nicht innerhalb eines Jahres zu erwarten ist 44 Abs 3 SG Die Dienstunfahigkeit wird auf Grund des Gutachtens eines Arztes der Bundeswehr von Amts wegen oder auf Antrag festgestellt 44 Abs 4 SG Ein Soldat auf Zeit ist zu entlassen wenn er dienstunfahig ist 44 Abs 3 Satz 2 und Abs 4 gilt entsprechend 55 Abs 2 SG 2009 wurden zur Schaffung eines modernen und transparenten Beamten Besoldungs und Versorgungsrechts mit dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz die Vorschriften uber die Dienstunfahigkeit geandert Eine der Massnahmen zur Steigerung und Forderung der Leistungsbezogenheit des Dienstrechts und einen flexibleren Personaleinsatz war die Starkung des Grundsatzes Rehabilitation vor Versorgung zur Vermeidung von Fruhpensionierungen Vorrang hat die Verwendung fur eine andere Tatigkeit und die Verpflichtung zur Teilnahme an Qualifizierungsmassnahmen zum Erwerb einer neuen Befahigung 2 Im Jahr 2007 erfolgten 431 von 5120 Versorgungszugangen wegen Dienstunfahigkeit Das entspricht einem Anteil von 8 4 Ziel war es die Versorgungszugange wegen Dienstunfahigkeit in der Bundesverwaltung weiter zu reduzieren und dadurch die personellen Ressourcen besser zu nutzen Kern der Anderungen war die Einfuhrung einer umfassenden Prufpflicht des Dienstvorgesetzten zur Moglichkeit einer weiteren Verwendung des Beamten 3 Richter BearbeitenBundesrichter und Richter der Lander auf Lebenszeit oder auf Zeit konnen ohne ihre schriftliche Zustimmung nur auf Grund rechtskraftiger richterlicher Entscheidung wegen Dienstunfahigkeit in den Ruhestand versetzt werden 34 Abs 1 Satz 1 DRiG Bei Bundesrichtern entscheidet daruber das Dienstgericht des Bundes endgultig 62 Abs 1 Nr 3 lit d DRiG Statistiken BearbeitenDie folgende Grafik und Tabelle zeigen die Entwicklung der Versorgungszugange wegen Dienstunfahigkeit auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes Destatis Der Bereich Bund enthalt alle Bundesbeamten mit Ausnahme der Beamten bei den Postnachfolgeunternehmen und beim Bundeseisenbahnvermogen 4 Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert Versorgungszugange wegen Dienstunfahigkeit 1993 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2010 2015 2018 2019insgesamt 19155 29550 23065 32825 40845 28400 17875 13785 12800 13030 11385 10480 10150 9925Bund 840 1215 860 1145 1170 855 545 425 390 450 500 610 580 595Bundeseisenbahnvermogen 4185 5305 4215 4875 6640 3590 1680 810 580 725 685 815 1105 1440Postnachfolgeunternehmen 6275 11655 7520 11935 13080 9135 5370 4080 3975 3775 2240 1950 1980 1925Lander 6670 9275 8550 12625 16760 12545 8610 7230 6660 6955 6675 5895 5240 4770Kommunen 995 1770 1610 1880 2640 1825 1210 950 895 790 965 875 915 855Wegen den vielen dienstunfahig gewordenen Beamten bei den Postnachfolgeunternehmen schrieb die Suddeutsche Zeitung am 14 August 2004 im Zusammenhang mit einem Prozess gegen den Leiter einer Telekom Niederlassung Hintergrund der Angelegenheit ist die unstrittige Tatsache dass im Zuge der Privatisierung von Telekom und Post Beamte in grossem Stil wegen Dienstunfahigkeit vorzeitig in Ruhestand gegangen sind Zwischen 1995 und 2001 geht es um mehr als 70 000 Falle 2001 erfolgten 98 Prozent der Zurruhesetzungen bei den Beamten der Postnachfolgeunternehmen wegen Dienstunfahigkeit Es traten also kaum Beamte wegen Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand 5 Dienstunfahigkeitsversicherung BearbeitenMit einer privaten Dienstunfahigkeitsversicherung konnen Beamte Richter oder Soldaten fur den Fall einer Dienstunfahigkeit privat vorsorgen Bei einer Dienstunfahigkeit konnen die Bedingungen fur den Eintritt des Versicherungsfalls bei einer Berufsunfahigkeitsversicherung nicht erfullt sein In der Regel durch gesonderte Vereinbarung kann der Fall einer begrenzten Dienstunfahigkeit in die Dienstunfahigkeitsversicherung eingeschlossen werden Je nach Versicherer konnen weitere spezielle Klauseln fur gefahrerhebliche Tatigkeiten eingeschlossen werden Dies betrifft meist den Bereich des Vollzugsdienstes wie die Polizeidienstunfahigkeit Feuerwehrdienstunfahigkeit und Soldaten auf Zeit Siehe auch BearbeitenArbeitsunfahigkeit Berufsunfahigkeit ErwerbsunfahigkeitWeblinks BearbeitenDestatis Fachserie Versorgungsempfanger de Offentlichen Dienstes Fachserie Fachserie 14 Reihe 6 1 aktuelle Ausgabe 2020 Destatis Fachserie Versorgungsempfanger de Offentlichen Dienstes Fachserie Fachserie 14 Reihe 6 1 altere Ausgaben ab 1994 auf www statistischebibliothek de Verordnung uber die Gewahrung eines Zuschlags zu den Dienstbezugen bei begrenzter Dienstfahigkeit BDZV Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts Dienstrechtsneuordnungsgesetz DNeuG PDF 3 9 MB Neufassung der Vorschriften uber die Dienstunfahigkeit in 44 bis 49 BBG RdSchr d BMI v 9 Marz 2009 D 1 210 142 18 Rundschreiben zur begrenzten Dienstfahigkeit nach 45 BBG neu RdSchr d BMI vom 2 Marz 2009 D 1 210 142 37 Massnahmen zur Eindammung von Fruhpensionierungen RdSchr des BMI vom 3 Dezember 2003 D I 1 M 223 100 1 3a Einzelnachweise Bearbeiten 6a Bundesbesoldungsgesetz BBesG bis zum Inkrafttreten des BesStMG auch geregelt in der Verordnung uber die Gewahrung eines Zuschlags zu den Dienstbezugen bei begrenzter Dienstfahigkeit Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts Dienstrechtsneuordnungsgesetz DNeuG Neufassung der Vorschriften uber die Dienstunfahigkeit in 44 bis 49 BBG RdSchr d BMI v 9 Marz 2009 D 1 210 142 18 Destatis Fachserie Versorgungsempfanger des offentlichen Dienste Fachserie 14 Reihe 6 1 2020 xlsx Datei Tabellen IV 7 Versorgungszugange von Empfangern und Empfangerinnen von Ruhegehalt Massenhafte Fruehpensionierungen Prozess gegen Telekom Manager SZ vom 14 August 2004Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4012190 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dienstunfahigkeit amp oldid 226298262