www.wikidata.de-de.nina.az
Das venezianische Herzogtum Archipelagos Egeon Pelagos auch Herzogtum Naxos genannt war ein Inselstaat in der Agais der nach dem Vierten Kreuzzug entstand Das Herzogtum Archipelagos 1450 Wappen des Herzogtums ArchipelagosInhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Grundung 2 Verwaltung und Wirtschaft 3 Spatere Geschichte 4 Zusammenbruch und osmanische Eroberung 5 Weitere venezianische Gebiete in der Agais 6 Liste der Herzoge von Archipelagos 6 1 Dynastie Sanudo 6 2 Dynastie Crispo 6 3 Vertreter der Osmanen 7 Literatur 8 WeblinksVorgeschichte und Grundung BearbeitenDie italienischen Stadtstaaten vor allem Genua Pisa und Venedig hatten schon lange vor dem Vierten Kreuzzug Interessen in der Agais Es gab italienische Handelskolonien in Konstantinopel mit erheblichem Einfluss auf die byzantinische Innenpolitik italienische Piraten uberfielen haufig Niederlassungen an den Kusten Nach dem Zusammenbruch Konstantinopels im Jahr 1204 bei dem Venedig eine herausragende Rolle spielte konnte die Lagunenstadt ihre Politik in der Agais rucksichtslos durchsetzen Das Herzogtum Archipelagos wurde 1207 von Marco Sanudo geschaffen einem Teilnehmer des Kreuzzugs und Neffen des fruheren Dogen Enrico Dandolo der eine venezianische Flotte nach Konstantinopel gefuhrt hatte Der zugehorige Feldzug war ein Unternehmen das nicht mit Heinrich von Flandern dem Herrscher des Lateinischen Kaiserreichs abgestimmt war Sanudo wurde von Marino Dandolo sowie von Andrea und Geremia Ghisi begleitet aber auch von Ravano dalle Carceri dem Herrn von Euboa und Philocalo Navigaioso dem Herrn von Lemnos Mit acht von der venezianischen Flotte ausgeliehenen Galeeren fuhr er in den Hafen von Potamidides im Sudwesten von Naxos ein und begann mit der Eroberung der Insel Die orthodoxen Naxioten ergaben sich nicht ohne Gegenwehr im Landesinneren hielten sie die Festung Apalyros die sich erst nach mehrwochiger Belagerung ergab trotz der Unterstutzung durch Genua das sich durch die Piratenaktionen der Venezianer vom Agaishandel ausgeschlossen sah Mit Naxos in seiner Hand wo er sich zum Herzog ernannte eroberte Sanudo 1210 Milos und den Rest der Kykladen Er liess eine starke Festung errichten und teilte die Inseln in 56 Provinzen auf die er als feudale Lehen unter den Anfuhrern seiner Manner verteilte Diese namlich hatten sich ihm zumeist in Erwartung auf derartige Belohnungen angeschlossen und bislang ihre Kosten selbst getragen Seine Begleiter Carceri und Navigaioso hatten ihre Inseln von Heinrich von Flandern erhalten waren rechtlich gesehen Vasallen des Lateinischen Kaiserreichs und auch Sanudo bevorzugte Heinrichs Oberhoheit eher als ein Untertan seiner Heimat Venedig zu bleiben Der Eroberer selbst regierte 20 Jahre lang 1207 1227 als Herzog Marcos I umgeben von lateinischen seigneurs auf mehr als zwei Dutzend Inseln von denen einige dem Herzog den Treueid leisteten andere direkt dem Kaiser in Konstantinopel Sanudos personlicher Besitz waren die Inseln Paros Antiparos Milos Sifnos Kythnos Ios Amorgos Kimolos Sikinos Syros und Folegandros Andere Inseln waren im Besitz von Dandolo Andros Ghisi Tinos Mykonos Skyros Skopelos Serifos Chios Jacopo Barozzi Thira Leonardo Foscolo Anafi Marco Venier Kythira oder Jacopo Viaro Andikythira Verwaltung und Wirtschaft BearbeitenAuf den Inseln ebenso wie auf dem Festland brachte die Einfuhrung des lateinischen Feudalismus wenig Storung in das eingefahrene System der griechischen Inselbewohner die mit dem verwandten byzantinischen Pronoia System vertraut waren In den meisten Fallen lebten die Griechen relativ friedlich unter der venezianischen Herrschaft zumal die Venezianer in den Stadten wohnten die Einheimischen eher auf dem Land Die Venezianer brachten den Katholizismus auf die Inseln was aber aufgrund ihrer geringen Zahl und ihrer haufigen Abwesenheit ohne Wirkung auf die Griechen blieb Wesentlicher fur die Italiener war die Kontrolle des Handels mit den grosseren Inseln und dem kleinasiatischen Festland die sich nun ergab obwohl die Inseln weiterhin zum Lateinischen Kaiserreich und spater zum wiederhergestellten Byzantinischen Reich gehorten bis der Aufstieg des Osmanischen Reichs im 14 Jahrhundert dem ein Ende machte Neben der Sicherheit auf den Handelsrouten lieferten die neuen Herren Korund und Marmor nach Venedig beides von Naxos stammend Einige der lateinischen Feudalrechte uberlebten auf Naxos und auch auf anderen Inseln bis sie 1720 durch die Osmanen abgeschafft wurden Grossere Bedeutung hatte die zwangsweise Einfuhrung des Lateinischen Christentums Die orthodoxen Bischofe wurden abgesetzt und in allen bedeutenden Kirchen lateinische Altare errichtet Spatere Geschichte BearbeitenDie Annalen des Herzogtums sind mit den Namen Sanudo Dandolo Ghisi Crispo Sommaripa Venier Quirini Barozzi und Gozzadini gefullt 21 Herzoge aus zwei Dynastien regierten den Archipel nacheinander als Vasallen der Lateinischen Kaiser in Konstantinopel der Dynastie Villehardouin aus dem Furstentum Achaia des Hauses Anjou aus dem Konigreich Neapel und ab 1418 schliesslich der Serenissima 1236 wurde das Herzogtum nominell Wilhelm von Villehardouin gegeben dem spateren Wilhelm II von Achaia Gegen Ende des 13 Jahrhunderts wurden viele der Inseln mit Ausnahme von Naxos und Paros von den Byzantinern zuruckerobert 1317 plunderte die Katalanische Kompanie die Reste des Herzogtums 1383 wurden die Sanudos durch einen Aufstand der Crispos gesturzt Unter den Crispos schliesslich verfielen soziale Ordnung und Landwirtschaft wahrend die Piraterie aufbluhte Zusammenbruch und osmanische Eroberung BearbeitenBevor der letzte christliche Herzog Jacopo IV Crispo 1566 von Sultan Selim II abgesetzt wurde war er ihm bereits tributpflichtig Sein Nachfolger vom Sultan eingesetzt war der portugiesische Marrane Joseph Nasi der von 1566 bis 1579 der letzte Herzog uberhaupt war und der seine Ernennung der Annahme verdankte dass ein auswartiger Jude keine Unterstutzung der orthodoxen Griechen gewinnen und damit eine unabhangige Herrschaft errichten konne Joseph Nasi war der Neffe Donna Gracia Nasis und mit ihrer Tochter Dona Reyna verheiratet Nach Josephs Tod 1579 enteignete der Sultan die Witwe weitgehend bis auf 90 000 Dinare die in ihrem Ketubba Ehevertrag festgeschrieben worden waren Mit dieser Erbschaft grundete Dona Reyna eine Zeitung in hebraischer Sprache erst in ihrem Palast Belvedere am Bosporus spater in einem Vorort Konstantinopels Aber auch jetzt war die christliche Herrschaft auf dem Archipel noch nicht vollig beendet da die Bologneser Familie Gozzadini als Herren von Siphnos und anderen kleinen Inseln wie Sikinos und Folegandros bis 1617 uberlebte und die Insel Tenos den Venezianern bis 1715 gehorte Weitere venezianische Gebiete in der Agais BearbeitenDie Venezianer kontrollierten in der Agais noch weitere Inseln als Kolonien die nicht Teil des Herzogtums oder des Kaiserreichs waren Sie kauften 1204 Kreta von Bonifatius I von Montferrat dem Anfuhrer des Vierten Kreuzzugs nahmen es zwischen 1207 und 1211 dem Malteser Enrico Pescatpre weg der die Insel 1206 besetzt hatte und setzten Jacopo Tiepolo als ersten Herzog ein Venedig beherrschte ebenso Euboa Herrschaft von Negroponte wo es in der Stadt Chalkis eine Handelskolonie unterhielt sowie verschiedene Hafen auf dem griechischen Festland Liste der Herzoge von Archipelagos BearbeitenDynastie Sanudo Bearbeiten 1207 1227 Marco I Sanudo 1227 1262 Angelo Sohn 1262 1303 Marco II Sohn 1303 1323 Guglielmo I Sohn 1323 1341 Niccolo I Sohn 1341 1361 Giovanni I Bruder 1361 1371 Fiorenza Tochter 1371 1383 Niccolo II dalle Carceri Sohn Fiorenzas aus erster Ehe mit Giovanni dalle CarceriDynastie Crispo Bearbeiten 1383 1397 Francesco I Crispo Ehemann Fiorenzas einer Nichte Giovannis I 1397 1418 Giacomo I Sohn 1419 1437 Giovanni II Bruder 1437 1447 Giacomo II Sohn 1447 1453 Gian Giacomo Sohn 1453 1463 Guglielmo II Bruder Giovannis II 1463 1463 Francesco II Neffe 1463 1480 Giacomo III Sohn 1480 1494 Giovanni III Bruder 1494 1511 Francesco III Sohn 1511 1564 Giovanni IV Sohn 1564 1566 Giacomo IV SohnVertreter der Osmanen Bearbeiten 1566 1579 Joseph NasiLiteratur BearbeitenCharles A Frazee The Island Princes of Greece The Dukes of the Archipelago Adolf M Hakkert Amsterdam 1988 ISBN 90 2560948 1Ehemalige Kolonien Venedigs Albanien Candia Dalmatia Ionische Inseln Histria Carpathus Kos Morea Negroponte Thessaloniki Tinos Venezianisches Albanien Montenegro ZypernWeblinks BearbeitenLateinische Herrschaften in Griechenland im Projekt der Foundation for Medieval Genealogy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herzogtum Archipelagos amp oldid 227092870