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Hermann Paul Reisshaus 29 September 1855 in Burg bei Magdeburg 5 September 1921 in Schwarzburg 1 war ein deutscher Politiker SPD und Reichstagsabgeordneter Paul Reisshaus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenPaul Reisshaus wurde als Sohn eines Schneidermeisters geboren Nach dem Besuch der Volksschule in Burg in den Jahren 1861 bis 1869 erlernte Reisshaus von 1869 bis 1872 den Schneiderberuf 1874 schloss er sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD an Reisshaus war verheiratet mit Anna Schumann 1859 1945 und hatte zwei Kinder Oswald Reisshaus 1877 1934 und Elfriede Reisshaus 1893 1944 2 1878 machte er sich als Schneidermeister selbstandig 1880 wurde Reisshaus aufgrund des Sozialistengesetzes von 1878 aus Berlin ausgewiesen 3 und liess er sich in Erfurt am 1 Dezember 1880 nieder 4 Im Adressbuch von 1882 lautete sein Eintrag Reisshaus Hermann Paul Schneidermeister Loberstr 14 5 Im Kampf gegen das Sozialistengesetz bot das Krankenkassengesetz Moglichkeiten zur legalen politischen Arbeit Wilhelm Liebknecht besuchte am 20 Februar 1882 die Erfurter Sozialdemokraten um sie zu unterstutzen ebenso Max Kayser im Juli 1882 6 Bei der Reichstagswahl 1884 erhielten die Sozialdemokraten in der Stadt Erfurt erstmals mit 2662 Stimmen die meisten Stimmen in dieser Stadt 1884 wurde ihm das Recht entzogen Drucksachen zu verbreiten Ab 1889 fungierte er als Herausgeber der Thuringer Tribune 7 des publizistischen Hauptorgans der thuringischen Sozialdemokratie In der ersten Nummer der Thuringer Tribune Organ fur jedermann aus dem Volke vom 1 September 1889 schrieb Reisshaus Die Thuringer Tribune vertritt eine sozialistisch demokratische alle Interessen des Volkes umfassende Politik strebt die Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes die Erhohung der Volksbildung an und wirkt fur die Einfuhrung des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts fur alle parlamentarischen Korperschaften 8 Vom 14 bis zum 21 Juli 1889 nahm Reisshaus am Grundungskongress der II Internationale in Paris teil 9 Im Oktober 1891 eroffnete Reisshaus den Erfurter Parteitag der SPD auf dem das Erfurter Programm beschlossen wurde das die Parteilinie uber Jahrzehnte pragen sollte 1892 wurde Reisshaus Inhaber eines Damen und Herrenmodeartikelgeschafts in Erfurt Reisshaus war zu dieser Zeit auch Mitbegrunder des Deutschen Schneider und Schneiderinnenverbandes sowie von 1888 bis 1892 Vertrauensmann und Geschaftsfuhrer des Verbandes Bei der Reichstagswahl 1890 erhielt er 7215 Stimmen und in der Stichwahl in der er unterlag 8496 Stimmen 10 Bei dieser Wahl warb er mit einem Flugblatt Nieder mit dem Kartell den Bedruckern des Volks den Vertheuerern der Lebensmittel 11 Von Juni 1893 bis Januar 1907 und von Januar 1912 bis November 1918 sass Reisshaus als Abgeordneter der SPD fur den Reichstagswahlkreis Herzogtum Sachsen Meiningen 2 im Reichstag des Kaiserreiches 12 Die Tribune Organ fur die Interessen des gesamten werktatigen Volkes vom 2 Juli 1911 rief ganz im Sinne von Paul Reisshaus zum Kampfe wider die Dreiklassenschmach auf 13 Noch am 30 Juli 1914 forderten die Erfurter Sozialdemokraten auf einer Versammlung mit Transparenten Krieg dem Kriege 14 Auf der Fraktionssitzung der Sozialdemokraten im Reichstag am 4 August 1914 gehorte Paul Reisshaus zu denjenigen die die Kriegskredite bewilligten 15 und am 12 November 1914 bekannte sich der sozialdemokratische Verein in Erfurt unter dem Einfluss von Reisshaus fur den Burgfrieden 16 Reisshaus hatte aber auch Zweiffel an der politischen Linie der Parteifuhrung So unterzeichnete er am 21 Dezember 1915 eine Erklarung gegen die Bewilligung der 5 Kriegskredite und verliess vor der Abstimmung im Reichstag den Plenarsaal 17 Am 25 Marz 1916 sprach er sich gegen den Ausschluss der 18 Abgeordneten aus die dann die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft bildeten 18 Reisshaus blieb in der Fraktion Im Januar 1917 sprach er in Erfurt uber seine Sicht auf die Politik der SPD Die eigentliche Ursache der Spaltungserscheinungen sei die gesamte Politik die von den Vertretern der Mehrheit seit dem 4 August 1914 betrieben werde Die alte Mehrheit wolle die Partei in eine reformsozialistische Partei umwandeln Das sei klipp und klar Ziel der Mehrheitsvertreter Die Beseitigung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung war das Hauptziel der alten sozialdemokratischen Partei Jetzt wollen sie am Tisch der Regierung Platz haben 19 Am 8 November 1918 begann in Erfurt die Novemberrevolution 20 Vorsitzende des Arbeiter und Soldatenrats wurden Reisshaus und Theodor Cassau Der Arbeiter und Soldatenrat forderte die Sozialistische Republik Deutschland Versammlungs und Demonstrationsfreiheit Aufhebung der Zensur und die Freilassung aller politischen Gefangenen Doch wurde auch schnell integriert So akzeptierte Oberburgermeister Hermann Schmidt am 9 November 1919 Reisshaus und Richard Friedrich vom Arbeiter und Soldatenrat als Magistratsmitglieder 21 Im Januar 1919 wurde er als Kandidat der SPD fur den Wahlkreis 36 Thuringen in die Weimarer Nationalversammlung gewahlt In einem Flugblatt dass auch Reisshaus verbreitete heisst es Demnach wird die Nationalversammlung einer Zusammensetzung erfahren die alle kapitalistisch reaktionaren Bestebungen niederhalten wird Fur immer ist die alte Kapitals und Gewaltherrschaft in Reiche gesturzt 22 Diese Hoffnung sollte sich als irreal herausstellen Bei der Reichstagswahl vom Juni 1920 wurde er als Kandidat der SPD fur den Wahlkreis 13 Thuringen in den ersten Reichstag der Republik gewahlt dem er bis zu seinem Tod im September 1921 angehorte Reisshaus fehlte in der ersten Sitzung des Reichstages vom 24 Juni 1920 23 und ist auch mit keinem Redebeitrag in den Protokollen erwahnt Reisshaus Mandat wurde anschliessend von seiner Parteikollegin Wilhelmine Eichler fortgefuhrt Daneben war er ab 1911 Stadtverordneter in Erfurt Paul Reisshaus wurde auf dem Erfurter Hauptfriedhof begraben Nachlassverwalter von Paul Reisshaus war der 1879 geborene SPD Parteiveteran Eduard Amborn der spatere Burgermeister von Burghausen der auf dem Vereinigungsparteitag am 22 April 1946 den gedrechselten Wanderstab August Bebels an Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck ubergab den Reisshaus von Bebel auf dem Erfurter Parteitag 1891 erhalten hatte 24 Ein Teil des schriftlichen Nachlasses von Reisshaus befindet sich im Stadtarchiv Erfurt 25 Ehrungen BearbeitenNach ihm ist die Reisshausstrasse in Erfurt und Weimar benannt Veroffentlichungen BearbeitenPeriodika an denen er mitarbeitete Thuringer Tribune Sozialdemokratisches Organ fur Thuringen Verlag Reisshaus amp Co Erfurt 1889 bis Nr 224 vom 25 September 1897 Thuringer Tribune Sonntagsblatt Verlag Reisshaus amp Co Erfurt 5 Juli 1896 bis Nr 38 19 September 1897 Tribune Organ der Sozialdemokratie fur Thuringen und den Regierungsbezirk Erfurt 26 Verlag Reisshaus amp Co Erfurt 1897 1933 27 Einzelartikel Die Kinderarbeit in der Sonneberger Spielwaren Industrie in Die neue Zeit Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie 20 Jg 1901 1902 1 Bd 1902 Heft 17 S 531 533 Digitalisat Der Heimarbeiterkongress in Die neue Zeit Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie 22 Jg 1903 1904 1 Bd 1904 Heft 20 S 643 645 DigitalisatLiteratur BearbeitenWillibald Gutsche Autorenkollektiv Leiter Geschichte der Stadt Erfurt Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 19876 ISBN 3 7400 0000 7 S 305 f 307 309 f 312 337 341 349 356 ff 369 f 371 f 374 Steffen Kachel Ein rot roter Sonderweg Sozialdemokraten und Kommunisten in Thuringen 1919 bis 1949 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Thuringen Kleine Reihe 29 Bohlau Koln 2011 S 77 92 93 134 135 139 142 143 147 Zugl Erfurt Univ Diss 2009 Steffen Rassloff Flucht in die nationale Volksgemeinschaft Das Erfurter Burgertum zwischen Kaiserreich und NS Diktatur Bohlau Koln 1993 ISBN 3 412 11802 8 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Thuringen Kleine Reihe 8 Erfurt 2001 S 77 119 157 158 159 Zugl Erfurt Univ Diss Ders Paul Reisshaus Grandseigneur der Erfurter SPD In Thuringer Allgemeine vom 30 Marz 2013 Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Paul Reisshaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hermann Paul Reisshaus in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Paul Reisshaus In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Reisshaus GrabmalEinzelnachweise Bearbeiten Deutscher Geschichtskalender Jg 37 Band 2 Leipzig 1921 S 180 Grabstein der Familie Reisshaus siehe Weblinks Heinzpeter Thummler Sozialistengesetz 28 Ausweisungen und Ausgewiesene 1878 1890 1979 S 151 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 305 Adressbuch der Stadt Erfurt 1882 Erfurt 1882 Reprint Bad Langensalza 2007 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 306 In diesem Verlag erschienen u a Das Kommunalprogramm fur die Sozialdemokratie Sachsen Weimar Eisenachs 1904 Handbuch fur sozialdemokratische Wahler im Grossherzogtum Sachsen 1906 Jahresbericht fur den Wahlkreis Erfurt Schleussingen Ziegenruck 1909 An unsere Leser Faksimile in Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 308 Heinz Habedank u a Hrsg Geschichte der revolutionaren Berliner Arbeiterbewegung Band 1 Von den Anfangen bis 1917 Dietz Verlag Berlin 1987 S 311 Dieter Fricke Die deutsche Arbeiterbewegung 1869 1914 Ein Handbuch uber ihre Organisation und Tatigkeit im Klassenkampf Dietz Verlag Berlin 1976 S 539 Faksimile in Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 309 Kaiserliches Statistisches Amt Hrsg Die Reichstagswahlen von 1912 Heft 2 von Puttkammer amp Muhlbrecht Berlin 1913 S 101 Statistik des Deutschen Reichs Band 250 zu den einzelnen Wahlen siehe Carl Wilhelm Reibel Handbuch der Reichstagswahlen 1890 1918 Bundnisse Ergebnisse Kandidaten Handbucher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 15 Halbband 2 Droste Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 7700 5284 4 S 1429 1432 Faksimile in Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 338 Faksimile in Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 348 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 349 Steffen Kachel Ein rot roter Sonderweg S 139 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 354 Eugen Prager Die Geschichte der USPD Berlin 1921 S 86 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 354 Steffen Kachel Ein rot roter Sonderweg S 143 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 365 Willibald Gutsche Geschichte der Stadt Erfurt S 370 Flugblatt Wahler und Wahlerinnen in Preussen 26 Januar 1919 Stadtgeschichte Museum Leipzig Memento des Originals vom 29 November 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink 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Rathaus Siedlung und Kleingarten Sozialistische Kultur Volk und Zeit Wahlerzeitung Wohnungsbau und Miete Abgeordnete des Reichstagswahlkreises Herzogtum Sachsen Meiningen 2 Eduard Ruckert 1867 1871 Eduard Lasker 1871 1884 Friedrich Witte 1884 1893 Hermann Paul Reisshaus 1893 1907 Adalbert Enders 1907 1912 Hermann Paul Reisshaus 1912 1918 Normdaten Person GND 130052531 lobid OGND AKS VIAF 8482654 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reisshaus Hermann PaulALTERNATIVNAMEN Reisshaus PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdRGEBURTSDATUM 29 September 1855GEBURTSORT Burg bei MagdeburgSTERBEDATUM 5 September 1921STERBEORT Schwarzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Paul Reisshaus amp oldid 234132556