Hendl war der Name eines Tiroler Adelsgeschlechts, das seinen Stammsitz auf Schloss Goldrain im gleichnamigen Ort Goldrain im Vinschgau in Südtirol hatte. Die zuletzt geführte vollständige Titulierung lautete:
- Grafen zu Goldrain und Kastelbell, Freiherren zu Juval, Maretsch, Reichenberg, Hendlsburg und Schlandersburg, Herren zu Ober- und Niederreichenberg, Galsaun und Kasten
Das Geschlecht ist erloschen.
Neben der Goldrainer Linie gab es noch die Linie Hendl-Kastelbell. Weitere Nebenlinien hatten nur kurzen Bestand, sie erloschen bald wieder im Mannesstamm. Die auf dem Ansitz Kasten ansässige Familie nannte sich auch „Hendl zu Kasten“.
Ursprünge Bearbeiten
Die Ursprünge der Familie liegen im Dunkeln, ob sie mit einem gewissen Bertold Henli beginnt, der um 1300 aus der Schweiz nach Imst gekommen war, wird zwar in verschiedenen Quellen so dargestellt, so im „Ehren-Kräntzel“ des Franz Adam Graf von Brandis aus dem Jahre 1678 und im Stammbaum der Churburg wo es heißt:
„… daß die Herren Hendl…iren Anfang und Vrsprung, ehe das dieselben in die gefirstete Graffschaft Tirol khomen, auss der Eydtgnosschafft oder Schweitzerland genomen vnnd hergepracht haben, waren eines alten vund adelichen Geschlechts vnd Herhkhomens, wie dan in gemelter Eydtgenosschafft nach Anzaigung Herrn Johanis Stumpli als in dessen Schweitzer Chronica zu erfinden bey 800 gräfflich. frey, freyherrlich und adeliche Geschlechter floriert haben sollen“
Allerdings ist wenig wahrscheinlich, dass es sich um die gleiche Familie handelt, zumal dieser Bertold Henli ein anderes Wappen führte und auch im Zuge der Erhebung in den Freiherrenstand im Jahr 1615 der hier betroffenen Hendl davon nichts erwähnt wurde.
Aufstieg und Wandel Bearbeiten
Waren die Hendl als Burgmannen und Verwalter verschiedener Landesherrlicher Burgen bereits hoch angesehen – die Familie wurde schon mit dem Prädikat „fest“ bedacht –, so vollzog sich ab etwa 1470 der allmähliche Wandel in den Adelsstand. Im Jahre 1474 ist Sigmund Hendl (II.) als Besucher des Landtages erwähnt, und 1487 nahmen Hans (I.) und Walter bereits am Landtag selbst teil. Nachdem die Familie um etwa 1516 alle Besitzungen in Nordtirol aufgegeben hatte, verlagerte sich der Lebensmittelpunkt der Hendl in den Vinschgau. Sigmund Hendl (III.) konnte dem Landesherrn zur „Unterdrückung der Unruhen in Tirol“ den Betrag von 400 Gulden zur Verfügung stellen, was sich im Nachhinein zu seinem Vorteil auswirken sollte. So konnte er im Jahre 1531 vom Erzherzog Ferdinand I. das Gericht Kastelbell als Pfand gegen die nicht unerhebliche Summe von 12.000 Gulden übertragen bekommen. Dieses Pfand sollte niemals ausgelöst werden – Kastelbell blieb bis 1825, die Burg bis 1956 im Besitz der Familie. Für die Verdienste die die Brüder Reimprecht, Franz und Sigmund dem Kaiser Karl V. geleistet hatten – insbesondere Reimprecht, der an der Belagerung von Tunis 1535 teilgenommen hatte, war im Anschluss zum Ritter geschlagen worden.
Durch die Beteiligung der Hendl an den militärischen Auseinandersetzungen des Kaisers stand man bei Hofe in der Gunst und es gab einige Gelegenheiten, Grundbesitz und Vermögen zu mehren.
- 1551: der Kauf des Mairhofs zu Schanzen in Goldrain für 5375 Gulden (im Besitz der Familie bis 1821)
- 1555: Kauf der Burg Rotund im Münstertal
- 1559: Kauf der Burg Reichenberg für 4500 Gulden
- 1562: Ablösung der an Kaspar von Montani verpfändeten Herrschaft Schlanders mit der Propstei Eyrs
- 1580: Erwerb der landesherrlichen Lehensburg Juval
- 1612: Burg Maretsch für 19.500 Gulden
- 1632: Ansitz Löwenbrunn in Meran am Rennweg (bis 1689)
- um 1750: Haus Schlanderegg und Ansitz Hammersbach in Eppan (heute Eppanerhof)
Allerdings kam es auch hin und wieder zu finanziellen Engpässen, so musste sich die Oberösterreichische Kammer 1564 auf einen Darlehenswunsch an die Hendl mit der abschlägigen Antwort zufriedengeben:
„… das er derzeit mit Gelt nit gefast, sonnder wegen Raisen ganntz und gar emplest sei“
weswegen er diesmal leider nicht aushelfen könne.
Um 1570 begann der Ausbau der kleinen Burg Goldrain zu einem Renaissanceschloss, der bis 1607 durch Ulrich Freiherr Hendl aus der Franz’schen Linie beendet wurde und das soziale Prestige beträchtlich steigerte.
Angehörige der Familie konnten sich in der Folgezeit militärisch auszeichnen. Franz Hendl war von 1568 bis 1578 Kommandant der Besatzungstruppen in Trient, das im Temporalienstreit von den Tirolern besetzt worden war. Weiterhin war er Tiroler Obrister Feldzeugmeister, Viertelhauptmann im Vinschgau, sowie Tiroler Landeshauptmann von 1590 bis zu seinem Tod 1591.
Hans Hendl (III.) konnte beim Landesherrn durchsetzten, dass er das von ihm erworbene Haus in Glurns zu einem adeligen Sitz erhob (Hendlsburg) und der gesamten Familie Hendl das Recht verlieh, sich fortan „Herren von und zu Hendlsburg“ zu nennen.
Verwandtschaftliche Bindungen durch Einheirat in Familien des alten und einflussreichen Adels taten ein Übriges – im Jahre 1615 wurde die Familie in den Freiherrenstand erhoben.
Ab dem Jahre 1600 stehen keine größeren Erwerbungen von Liegenschaften zu Buche. Lediglich durch Erbschaften gab es noch nennenswerten Zuwachs. So von Annenberg und nach dem Tod des Vaters der Elisabeth Hendl-Goldrain, Karl Sigmund von Schlandersberg, die als einziges Kind Burg Schlandersberg und den Ansitz Kasten mit dem allodialen Kastengut und der Burg Hochgalsaun erbte. Der bereinigte Wert lag bei 21.641 Gulden.
Eventuell bereits seit 1650 wurden Versuche unternommen, im Martelltal Bergbau zu betreiben und Erz abzubauen. Das Ergebnis dürfte sich in Grenzen gehalten haben. Es weist jedoch darauf hin, dass die Hendl über die nötigen finanziellen Möglichkeiten verfügten, ein solches Risiko einzugehen. Finanzielle Probleme gab es bis in das ausgehende 18. Jahrhundert nicht – der Graf Josef Nikolaus konnte es sich um 1800 sogar erlauben, in einer Nacht die sogenannte Schgörenwiese im Wert von 4000 Gulden zu verspielen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts spätestens begann jedoch der Schritt in die Bedeutungslosigkeit. Immer mehr aus dem Vermögensbestand wurde veräußert. Aus der Erbmasse von Franz Josef Hendl und Elisabeth Hendl († 1813) wurde der meiste Grund und Boden von den Erben nahezu unverzüglich verkauft. Auch die verpachtete Burg Schlandersberg wird 1819 mitsamt dem benachbarten Visolgütl, einem Bauernhof mit Äckern, Wiesen, Alpen und den Wasserrechten des Schlandraunbaches, für 12.000 Gulden verkauft.
Die Revolution von 1848 hatte man noch relativ unbeschadet überstanden, doch wurde der Besitz durch ständige Erbteilungen weiter geschmälert, auch wiesen die inzwischen verfallenen Burgen keinen, oder nur noch einen geringfügigen Wert aus. Es gab auch keine bemerkenswerten Persönlichkeiten mehr – man schien sich mit dem Dasein des Beamtentums bzw. der Geistlichkeit zufrieden zu geben. Nach 1848 blieben der Familie außer dem Grundbesitz im Vinschgau und einige nicht genauer beschriebene Liegenschaften in Ulten und in Überetsch nur noch die überwiegend verpachteten landesfürstlichen Mannslehen.
Nach dem Tod von Graf Kaspar wurde 1861 ein letztes Mal das Lehensvermögen der Hendl-Goldrain genau aufgelistet. Es handelte sich dabei um:
- die ruinöse Feste Reichenberg im Münstertal
- die ruinöse Burg Hochgalsaun
- das Weingut Zoblhof zu St. Pauls im Landgerichtssprengel Kaltern.
Der Gesamtwert wurde auf nur 7663 Gulden 12½ Kreuzer geschätzt. Die Güter waren verpachtet, der Pachtzins betrug lediglich 1117 Gulden 25 Kreuzer.
Das Lehen Galsaun wird als zerfallenes Schloss samt den zugehörigen Wäldern, Wiesen, Äckern, Grundzinse und Zehenten, Fischwaid, Gejaid und Federspiel im ehemaligen Gericht Kastelbell, in Martell, von Naturns bis zur Töll, von Kasten bis zur Spondiniger Brücke beschrieben. Allerdings waren viele der Grundstücke durch Hochwasser der Etsch verwüstet und nicht mehr nutzbar.
Das Weingut Zoblhof zu St. Pauls bestand nur aus drei Wingerten ganz ohne Bauwerke, die mit Pergeln belegt waren und einen geschätzten Wert von 2240 Gulden hatten. Der Ertrag war nur mittelmäßig – der Pächter konnte den geforderten Zins in Höhe von 275 Gulden nur noch schwer aufbringen und antwortete auf ein Schreiben des Grafen Anton als Eigentümer:
Die Grafen Hendl dieser Epoche zeigten kein großes Engagement in der Bewirtschaftung ihrer Güter. Sie lebten in den Stadtwohnungen, verzehrten ihre Revenuen und kümmerten sich wenig um die Abläufe.
Nach dem Tod von Graf Emanuel wurden die Liegenschaften 1872 von den Erben, den Brüdern Arthur und Bernhard Carl verkauft. Der Ertrag belief sich auf:
- Hochgalsaun mit den dazugehörenden Grundstücken 12.800 Gulden
- Reichenberg 2650 Gulden
- der Zoblhof 8754 Gulden.
Diese 24204 Gulden war alles, was vom großen Vermögen der Grafen Hendl übrig blieb.
Linien Bearbeiten
Die Stammlinie Bearbeiten
- Siegmund Hendl (I.) (erstmals 1421, letztmals 1445 urkundlich erwähnt)
⚭ Barbara vom Turm zu Mals
⚭ Agnes Ratgeb
Als erster Hendl ist für das Jahr 1421 ein Sigmund Henlein als Zeuge urkundlich erwähnt, der auch nachweislich im Jahre 1423 vom Landesherrn die Pflege der Burg Fernstein übertragen bekam. Als auf der Burg Fernstein ansässig wurde Sigmund letztmals im Jahre 1439 erwähnt. Für das Jahr 1445 erscheint er dann als Pfleger von Burg Ehrenberg, womit er schon recht hohen sozialen Status erreicht hatte, ohne jedoch bereits zum Adel zu zählen. Der Aufstieg in den Adelsstand war nicht mehr unerreichbar. Er ist dann jedoch bereits vor dem 17. August 1446 verstorben.
Der zweite Sohn von Sigmund I. Hendl, Sigmund II. Hendl hatte sich inzwischen in Südtirol niedergelassen, wo er Magdalena Ratgeb geheiratet hatte. Er war von 1456 bis 1466 Richter in Schlanders und Verwalter der Propstei Eyrs.
Dieser Zweig ist im Mannesstamm erloschen.
Der dritte Sohn von Sigmund Hendl (I.), Hans Hendl (I.) heiratete Ursula Giebinger, Tochter des aus Bayern stammenden Pflegers der Burg Tratzberg. Deren einziges Kind, die Tochter Anna, sollte den Simon Scheck ehelichen, dessen Familie im Besitz der kleinen Burg Goldrain war. Anna ist jedoch bereits vor der Hochzeit verstorben. Dieser Zweig war damit im Mannesstamm erloschen.
- Reimprecht Hendl zu Imst
Am gleichen Tag wurde von seinem Sohn Reimprecht Hendl eine Urkunde ausgestellt, die belegt, dass ihm vom Herzog Siegmund die Burg Neustarkenberg in Tarrenz auf Lebenszeit übertragen worden sei. Es war dies als Dank für die Verdienste anzusehen, die Sigmund Hendl dem Herzog Friedrich erwiesen hatte. Nur für den Fall, dass der Landesherr die Burg an die Starkenburger übergeben wolle, würde dieses Recht erlöschen. Noch im Jahre 1450 wird er als Pfleger von Neustarkenburg genannt. Er war mit Susanna Sigwein von Bideneck aus Hall in Tirol verheiratet. Das Paar hatte fünf Kinder, die Töchter Elisabeth, Anna, Barbara und Susanna, sowie den Sohn Walter Hendl zu Imst mit dem der Stammbaum fortgesetzt werden konnte.
- Walter Hendl zu Imst (Sohn des Reimprecht Hendl zu Imst)
⚭ Eva von Grisingen
⚭ Katharina Heustadl
⚭ Anna Brotbauch
- Sigmund Hendl zu Goldrain (III.) (Sohn des Walter Hendl zu Imst)
⚭ Magdalena von Wangen († 1512)
⚭ Dorothea von Ramschwang
- Sigmund Hendl zu Goldrain (IV.) (Sohn des Sigmund Hendl zu Goldrain (III.))
⚭ Zimburg Fuchs von Fuchsberg zu Lebenberg
Goldrainer Linie Bearbeiten
- Christof Sigmund Freiherr Hendl (Sohn des Sigmund Hendl zu Goldrain (IV.))
⚭ Anna Hendl
- Sigmund Freiherr Hendl (VI.) (Sohn von Cristof Sigmund Freiherr Hendl)
⚭ Anna Regina von Wolkenstein zu Trostburg
- Johann Kaspar Graf Hendl (Sohn von Sigmund Freiherr Hendl (VI.)): Kommissär des Burggrafenamtes und des Vinschgaus, k.k. Kämmerer (1626 † 1703)
⚭ Maria Barbara Hendl († 17. April 1681)
⚭ Maria Magdalena Vintler von Platsch und Runkelstein
- Johann Josef Graf Hendl-Goldrain (Sohn von Sigmund (VI.) Freiherr Hendl)
⚭ Maria Susanna von Wolkenstein zu Trostburg
- Sebastian Kaspar Graf Hendl-Goldrain (Sohn von Johann Josef Graf Hendl)
⚭ Anna Viktoria von Sarnthein
- Franz Josef Graf Hendl-Goldrain (Sohn von Sebastian Kaspar Hendl)
⚭ 1755 Maria Elisabeth von Schlandersberg (* 17. August 1738 † 21. März 1813)
- Johann Nepomuk Graf Hendl-Goldrain (Sohn des Franz Josef Graf Hendl)
⚭ Elisabeth-Magdalena von Thun-Hohenstein († 9. August 1823)
- Emanuel Vigil Graf Hendl-Goldrain (Sohn des Johann Nepomuk Graf Hendl)
⚭ 16. Januar 1817 Aloisia von Klebelsberg zu Thumburg (* 25. August 1798 † 1. August 1886)
keine
Besitzungen der Hendl zu Goldrain Bearbeiten
- Schloss Goldrain (als Stammsitz) von ? bis 1863
- Ansitz Gaudententhurn in Partschins von 1402 bis 1586
- Burg Rotund von 1555 bis in das 19. Jahrhundert
- Burg Reichenberg von 1559 bis in das 19. Jahrhundert
- Lichtensteinisches Haus in Glurns von 1690 bis 1775 (Heute „Gasthof zur Post“ in Glurns)
- Hendlsburg von 1590 bis in das 18. Jahrhundert (Heute Rathaus von Glurns)
- Haus Schlanderegg in Schlanders von 1590 bis 1775
- Plawennhaus in Schlanders von 1775 bis 1861 (heute Rathaus von Schlanders)
- Schlandersburg von 1600 bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
- Burg Schlandersberg von 1770 bis 1819
- Ansitz Mair zu Schanzen in Goldrain von 1551 bis 1821
- Burg Latsch von 1695 bis 1863
- Burg Juval von 1580 bis 1815
- Burg Kastelbell von 1531 bis 1956
- Ansitz Kasten in Galsaun von 1755 bis 1864
- Burg Hochgalsaun von 1771 bis 1864
- Schloss Maretsch von 1600 bis 1657
- Güter in Bozen, auf dem Ritten und in Gröden
- ein Haus in der Mustergasse in Bozen
- Stabenhof zu Tschars
- das gräflich Wolkenstein’sche Haus am Rennweg in Meran (seit 1720)
- der Ansitz Löwenbrunn in Meran am Rennweg (1632 bis 1689)
- Weingut Zoblhof zu St. Pauls
Die Kastelbeller Linie Bearbeiten
- Maximilian Freiherr Hendl-Kastelbell (Sohn von Sigmund (IV.) Hendl)
⚭ Anna Maria Heidenreich von Bideneck
⚭ Brigitta Benigna Trautson von Sprechenstein und Matrei
⚭ Maria Magdalena Unverzagt
- Johann Baptist Freiherr Hendl-Kastelbell (Sohn von Maximilian Freiherr Hendl)
⚭ Anna Elisabeth von Brandis
- Johann Jakob Freiherr Hendl-Kastelbell (Sohn von Maximilian Freiherr Hendl)
⚭ Maria Franziska Barbara Kurz von Senftenau
- Franz Maximilian Graf Hendl-Kastelbell (Sohn von Johann Jakob Freiherr Hendl)
⚭ Claudia Justina Trapp zu Matsch
- Josef Jakob Maximilian Graf Hendl-Kastelbell (Sohn von Franz Maximilian Graf Hendl)
⚭ Johanna Emilia von Buol zu Schauenstein
- Josef Nikolaus Graf Hendl-Kastelbell (Sohn von Josef Jakob Maximilian Graf Hendl-Kastelbell)
⚭ Aloisia von Mamming zu Steinachheim
⚭ Marina von Lutti
Die Linie ist im Mannesstamm erloschen.
Vererbungen der Jahre 1720 (Goldrain) und 1743 (Kastelbell) Bearbeiten
Nach dem Tod des Grafen Johann Josef Hendl-Goldrain wurde wegen des Erbfalles und der damit verbundenen Güterteilung eine Inventurliste erstellt. Seine beiden Söhne und seine Witwe sollten je ein Drittel der Erbmasse erhalten. Das Inventar des damals schon nicht mehr bewohnten Schloss Goldrain bestand nur noch aus kläglichen Resten im Wert von 17,5 Gulden – nicht besser sah es auf Burg Juval aus. Im Ansitz Hammersbach in Eppan waren jedoch noch Werte vorhanden. Die Liegenschaften wurden wie folgt taxiert:
- Ansitz Schlandersburg: 6400 Gulden
- weitere Liegenschaften in Schlanders: 6366 Gulden
- Schloss Goldrain mit den dazugehörigen Gütern: 6000 Gulden
- der Mairhof zu Schanzen: 10.000 Gulden
- sonstige Höfe und Liegenschaften: 33.025 Gulden
- Liegenschaften in Eppan und im Gericht Altenburg: 19.723,5 Gulden
- Liegenschaften in Tschengls und Martell: 1207 Gulden
- Burg Juval (als Lehensgut): 7000 Gulden
- Burg Rotund (als Lehensgut): 2400 Gulden
- weitere Güter und Zehenten: 10.901,5 Gulden
- Grundzinsen: 12.005 Gulden
- ausstehende Forderungen: 47.662,5 Gulden
- vorhanden waren somit 142.700 Gulden, denen Passiva in Höhe von 88.230 Gulden gegenüberstanden.
Bei der Linie Hendl-Kastelbell wurde von Franz Maximilian 1743 an seine Söhne Johann Franz Anton und Josef Jakob Maximilian die Erbschaft wie folgt geregelt:
- die Herrschaft Kastelbell mit 20.000 Gulden veranschlagt, sowie weitere Güter im Wert von 4025 Gulden gingen an Johann Franz Anton
- die Herrschaft Nauders mit 9000 Gulden veranschlagt, das Liechtensteinische Haus in Glurns im Wert von 1800 Gulden und weitere Güter im Wert von 20.948 Gulden gingen an Josef Jakob Maximilian. Ein Ausgleich von 1551 Gulden sollte von ihm an Johann Franz Anton gezahlt werden. Es standen 29.486,5 Gulden Schulden zu Buche, woraus sich ein verbleibende Erbmasse von 15.512 Gulden ergibt.
Hieraus ist ersichtlich, dass die Linie Goldrain da finanziell etwas besser gestellt war.
Der Ramprecht’sche Zweig Bearbeiten
- Remprecht Freiherr Hendl (Sohn von Sigmund Hendl zu Goldrain (III.))
⚭ Lucia von Schlandersberg
⚭ Felizitas Botsch von Zwingenberg zu Auer
⚭ Sidonia von Boimont
- Hans Freiherr Hendl (III.) (Sohn von Remprecht Freiherr Hendl)
⚭ Katharina von Montani
⚭ Katharina Fieger von Hirschberg
⚭ Katharina Payer von Cladiff
⚭ Barbara von Brandis
- Kaspar Freiherr Hendl (Sohn von Hans Freiherr Hendl (III.))
⚭ Braxedis von Völs zu Prösels
⚭ Maria Barbara Fuchs von Fuchsberg zu Lebenberg
Im Mannesstamm erloschen.
Der Franz’sche Zweig Bearbeiten
- Franz Hendl zu Goldrain (Sohn von Sigmund Hendl (III.))
⚭ Maria Botsch von Zwingenberg zu Auer
- Ulrich Freiherr Hendl zu Goldrain (Sohn von Franz Hendl zu Goldrain)
⚭ Margarethe von Thun
- Johann Cypran Graf Hendl zu Goldrain (Sohn von Ulrich Freiherr Hendl zu Goldrain)
⚭ Maria Margarethe Küngl von Ehrenburg
Im Mannesstamm erloschen.
Wappen Bearbeiten
Das Stammwappen der Hendl zeigt ein rotes Kamprad mit acht Kampen außen herum auf silbernem Grund, dessen Speichen ein Kreuz darstellen. Für die Verdienste von Sigmund als kaiserlichem Hauptmann in den Kämpfen in Oberitalien und von Franz als Hauptmann der Fußknechte im Schmalkaldischen Krieg wurde mit einem Diplom von Kaiser Ferdinand I. der Familie eine Wappenvermehrung zugestanden. Von nun an war das Wappen geviertelt, zwei Felder zeigten das Kamprad, die beiden anderen Felder zeigten das Wappen der ausgestorbenen Familie Reichenberg, deren Burg 1559 von den Hendl erworben worden war.
Die im Zuge der Erhebung in den Grafenstand hinzugekommenen roten Löwen dürften auf den zeitweiligen Besitz von Schloss Maretsch zurückzuführen sein. Die im 16. Jahrhundert ausgestorbenen Ministerialen von Maretsch führten diese roten Löwen im Wappen.
Fußnoten und Einzelnachweise Bearbeiten
- wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch als Hendl zu Kasten bezeichnet
- Franz Adam von Brandis: Des Tiroler Adlers immergrünendes Ehren-Kräntzel. 2. Teil. Bozen 1678.
- solch eine wichtige Sache hätte man nicht weggelassen, wenn sie relevant gewesen wäre
- Die Ziffern stehen lediglich als Ordnungszahl, um Verwechslungen bei gleichnamigen Mitgliedern der Familie zu vermeiden. Sie sind nicht Bestandteil des Namens.
- Tiroler Landesarchiv, Urkunde II/3331
- Tiroler Landesarchiv, Urkunde I/782
- nicht aufgeführt sind die Erbschaften
- Tiroler Landesarchiv, Urkunde II/3374
- Lehensverleihung Tiroler Landesarchiv, Rep. 66/1, fol. 1142v
- bereits 1657 für 9200 Gulden an Stift Stams verkauft
- wo er sich recht unbeliebt gemacht hatte
- Die herrschaftlichen Jagdrechte wurden 1849–1851 entschädigungslos aufgehoben.
- die letzten des Geschlechts
- Südtiroler Landesarchiv, Verfachbuch Schlanders 1873, fol. 2139; 1883 fol. 2760 ff.; fol. 1554
- Südtiroler Landesarchiv, Verfachbuch Glurns 1873, fol. 522; 1877 fol. 409
- Südtiroler Landesarchiv, Verfachbuch Kaltern 1873, fol. 931; 1883 fol. 2508, 2518, 3850
- Da die Zeitpunkte der Namensänderungen nicht nachvollzogen werden können, werden die betroffenen Personen von nun an nur mit ihrem zuletzt geführten Namen benannt.
- Tiroler Landesarchiv, Urkunde I/1104
- damals Coldroun genannt – eingegangen in den heutigen italienischen Namen von Goldrain – Coldrano
- Tiroler Landesarchiv, Urkunde I/1359
- Tiroler Landesarchiv, Archiv Toggenburg-Wolkenstein, Urkunden Nr. 143 u. 150
- Bereits im Kindesalter verstorben
- Südtiroler Landesarchiv Pfarrmatriken Schlanders Sterbebuch 1777–1860 Todesursache:Wassersucht
- Archiv Matrikelstiftung, Fasz. Hendl
- Südtiroler Landesarchiv – Archiv Kasten Schlandersberg Akten 2.1.14.9 hier fol. 149-151
- Südtiroler Landesarchiv Akten des landeshauptmannschaftlichen Gerichts Bozen Nr. 3893
- mit Kamprad ist ein Rad mit Zapfen – also ein Mühlrad gemeint
Quellen Bearbeiten
- Archiv Matrikelstiftung, Fasz. Hendl
- Südtiroler Landesarchiv – Pfarrmatriken Bozen, Brixen, Schlanders, Sterzing, Tschars
- Südtiroler Landesarchiv – Familienarchiv Hendl
- Südtiroler Landesarchiv – Akten der Landeshauptmannschaft Bozen
- Südtiroler Landesarchiv – Archiv Kasten-Schlandersberg
- Südtiroler Landesarchiv – Grundsteuerkataster Schlanders
- Südtiroler Landesarchiv – Verfachbücher Glurns, Kaltern, Schlanders
- Hauptstaatsarchiv München – MA 6965, „Verhandlungen die während der Revolution im Jahre 1809 in Tirol dem königlichen Haus treu gebliebenen Unterthanen betreffend 1810/11“
Literatur Bearbeiten
- Südtiroler Kulturinstitut & Bildungshaus Schloss Goldrain (Hrsg.): Schloß Goldrain und die Grafen Hendl. Tappeiner, Lana 2000, ISBN 978-88-7073-256-6
- Martin Bitschnau: Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300. Grundlagen zu ihrer Erforschung. Wien 1983
- Elisabeth Marthaler: Untersuchungen zu den Verfassungs- und Rechtsgeschichten der Grafschaft Vintschgaus im Mittelalter, in: 70. Jahresbericht der Historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, 1940 S. 41–235
- Richard Staffler: Die Hofnamen im Gericht Schlanders, Vinschgau (Schlern Schriften 13). Innsbruck 1927
- Berthold Waldstein-Wartenstein: Österreichisches Adelsrecht 1804–1918, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18 (1964/65), S. 109–146