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Helmut Wolf 2 Mai 1910 in Werdau 6 Juni 1994 war ein deutscher Geodat und Professor an der Universitat Bonn Ihm sind wesentliche Schritte zum Aufbau eines Europanetzes zu verdanken sowie die erste landerubergreifende Geoidbestimmung in Mitteleuropa Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaftliches Werk 1 1 Europanetz und mitteleuropaisches Geoid 1 2 Berufung an die Universitat Bonn 1 3 Ausweitung des Lehrangebots 1 4 Wurdigung 2 Literatur 3 WeblinksWissenschaftliches Werk BearbeitenEuropanetz und mitteleuropaisches Geoid Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Wolf als Nachfolger von Erwin Gigas das von der US Armee in Bamberg gegrundete Institut fur Erdmessung das spater mit anderen Abteilungen des ehemaligen Reichsamts fur Landesaufnahme deutsche Heeresvermessung zur Bildung des Instituts fur Angewandte Geodasie IfAG in Frankfurt fuhrte Von Bamberg aus betrieb Helmut Wolf trotz der druckenden Folgen der Kriegszerstorungen die Berechnung eines Triangulationsnetzes uber mehrere Lander Mitteleuropas deren Messdaten in der NS Zeit vom Reichsamt fur Landesaufnahme gesammelt worden waren Die Koordinaten des nach dem Bowie Verfahren berechneten Vermessungsnetzes Erster Ordnung wurden 1948 1949 als Zentraleuropaisches Netz ZEN mit Unterstutzung der damaligen US Besatzungsmacht publiziert Mit seinen technischen Vorarbeiten bildete das ZEN damals das grosste Projekt der Landesvermessung auf europaischem Boden In seiner Bedeutung fur die Geodasie kam dieses Rahmennetz der Berechnung des Bessel Erdellipsoides nahe das 100 Jahre zuvor aus Messdaten eines ahnlich grossen Gebietes ermittelt worden war Das ZEN basierte allerdings auf dem von US Seite bevorzugten Hayford Ellipsoid Im Zuge dieses Grossprojektes berechnete Wolf auch ein erstes Geoid uber grosse Teile Mitteleuropas Es erreichte zwar wegen kriegsbedingter Lucken im Datenmaterial nur eine Genauigkeit im Meterbereich heute sind einige cm Standard war aber eine wichtige Voraussetzung fur spatere Geoidprojekte Osterreichs Josef Lischauer 1952 und der Bundesrepublik Deutschland siehe z B Siegfried Heitz 1959 Wegen seiner Erfolge beim Aufbau des ZEN und seines Geoids konnte Wolf die Internationale Assoziation fur Geodasie IAG zum Beschluss bewegen eine einheitliche Ausgleichung der westeuropaischen und soweit nicht dem Ostblock einverleibt der mitteleuropaischen Landesvermessungen in Angriff zu nehmen Diese schon 1948 gefasste Entschliessung fuhrte in weiterer Folge zum ED50 geodatisches Datum fur die Westhalfte Europas und zu den ersten Versionen eines prazisen Europanetzes siehe auch RETrig REUN und ED79 Zum Leiter der dafur eingesetzten Permanenten Kommission wurde der Munchner Geodasieprofessor Max Kneissl bestellt Mit der Schaffung des ED50 betraute man Wolf der diese enorme Aufgabe in nur vier Jahren zum Abschluss fuhrte bei einer rechnentechnischen Situation die heute unvorstellbar erscheint Zur Losung der Normalgleichungen die insgesamt etwa 2000 Unbekannte der als Rahmennetz angeordneten Vermessungspunkte umfasste stand nur eine 4 Spezies Lochkartenmaschine zur Verfugung Alle anderen Arbeiten insbesondere die Berechnung der Koordinaten auf dem Ellipsoid mussten mit einfachen elektromechanischen Rechenmaschinen und Winkelfunktions Tabellen in Buchform bewaltigt werden Berufung an die Universitat Bonn Bearbeiten Die Verdienste von Helmut Wolf brachte ihm 1954 als er bereits am IfAG tatig war einen Ruf an ein Extraordinariat der Universitat Bonn ein Dort ubernahm er trotz einer schlechten Infrastruktur breitgefacherte Lehraufgaben in Ausgleichungsrechnung Teilen der Ingenieurvermessung Astronomischer und Physikalischer Geodasie Noch im ersten Jahr gelang es ihm die Anzahl der Lehrstuhle zu erhohen was am 30 April 1955 zur Grundung des Instituts fur Theoretische Geodasie fuhrte Er war dessen Direktor bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978 Dieses Institut fur das Wolfs Stelle in ein Ordinariat umgewandelt wurde entwickelte sich zum Muster fur ahnliche Grundungen einiger anderer Hochschulen und zog eine grosse Anzahl engagierter Studenten und junger Forscher an sich Hier sollte nach Wolfs Worten weniger die messtechnisch experimentelle Seite der Geodasie als vielmehr die rechnerisch analytische Auswertung der Ergebnisse der Vermessungsoperationen behandelt werden siehe Wolf 1971 was bis heute das Institutskonzept darstellt Ausweitung des Lehrangebots Bearbeiten Wolfs grosse Lehrverpflichtung wurde ab 1957 durch Lehrauftrage gemildert wovon jener uber Physikalisch geodatische Messmethoden von Erwin Gigas der wichtigste war 1966 publizierte Gigas dazu ein vielbeachtetes Lehrbuch Er leitete das Frankfurter Institut fur Angewandte Geodasie IfAG in Frankfurt eine Art Akademieinstitut als Nachfolge des Bamberger Instituts fur Erdmessung Die Gravimetrie ubernahm in Forschung und Lehre Manfred Bonatz der ein neues Gravimeter zu einer Registrier und Eichstation im Institutskeller und spater in Tunneln zu geodynamischen Analysen und Erdgezeiten nutzte 1969 1970 1972 und 1974 fuhrte das Institut Expeditionen nach Spitzbergen auf die Kerguelen und Reunion durch 1970 konnte schliesslich Dozent Karl Rudolf Koch die Vorlesungen Erdmessung geodatische Astronomie und Statistik ubernehmen und von der TU Clausthal Erik Grafarend gewonnen werden Er wurde ausserplanmassiger Professor und betreute bis 1975 als er einen Ruf nach Munchen annahm die Vorlesungen Stochastische Prozesse und eine Einfuhrung in die Geophysik Helmut Wolf andrerseits war von Anfang an bestrebt die mathematischen Grundlagen der Ausgleichungsrechnung zu erneuern und die aufkommende Matrizenrechnung angemessen zu berucksichtigen Die Ausgleichung lehrte Wolf auch als er 1978 emeritierte und Karl Rudolf Koch sein Nachfolger wurde Er forschte weiterhin im Bereich 2 und 3 dimensionaler Netze der Doppler Satellitennetze der Hypothesentests und der L1 Norm Schatzungen Im Jahr seiner Emeritierung publizierte er die neu entwickelte Helmert Wolf Blockausgleichung die uber spezielle Kovarianzmatrizen die bestmogliche Genauigkeit vernetzter Messblocke garantiert Wurdigung Bearbeiten Wolf verstarb Mitte des Jahres 1994 Zu seiner Wurdigung fand im Januar 1995 ein prominent besetztes Gedenkkolloquium am Bonner Institut statt Die Bedeutung Helmut Wolfs fur die internationale Geodasie lasst sich u a daran ermessen dass seine Arbeiten allein im 5 Band des Handbuchs fur Vermessungskunde Erdmessung an 20 verschiedenen Stellen zitiert werden Auch entstanden bis 1980 mindestens vier Institute fur Theoretische InGeodasie teilweise nach Bonner Vorbild Wolf publizierte etwa 200 Fachartikel die allerdings erst zu einem kleinen Teil im Internet ersichtlich sind Helmut Wolf ist sicherlich zu den 10 wichtigsten Wissenschaftern zu zahlen die in der Mitte des 20 Jahrhunderts die Fortschritte der internationalen Geodasie begrundeten 1975 wurde Wolf mit der Helmert Gedenkmunze des Deutschen Vereins fur Vermessungswesen ausgezeichnet Seit 1968 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit 1977 der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Literatur BearbeitenWalter Grossmann Geodatische Rechnungen und Abbildungen in der Landesvermessung 3 Auflage Konrad Wittwer Stuttgart 1976 zit S 225 Karl Ledersteger Astronomische und Physikalische Geodasie Erdmessung In Handbuch der Vermessungskunde JEK Band V J B Metzler Stuttgart 1968 Zitate Helmut Wolfs in etwa 20 Abschnitten Helmut Wolf Das Institut fur Theoretische Geodasie In 150 Jahre Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn 1818 1968 Landwirtschaftswissenschaften Bouvier Rohrscheid Bonn 1971 S 174ff Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Helmut Wolf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Entwicklung des Bonner Instituts seit 1954 55 The Wolf formulas for the Helmert Wolf blocking HWB 50 Jahre Institut fur Theoretische Geodasie Universitat Bonn 2005 Normdaten Person GND 118634690 lobid OGND AKS LCCN n2005001022 VIAF 27864672 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wolf HelmutKURZBESCHREIBUNG deutscher Geodat und HochschullehrerGEBURTSDATUM 2 Mai 1910GEBURTSORT WerdauSTERBEDATUM 6 Juni 1994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Wolf Geodat amp oldid 194442772