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Als Europanetz werden in der Landesvermessung und der Satellitengeodasie einige internationale Vermessungsnetze bezeichnet die seit 1947 entstanden sind und entweder Westeuropa oder den gesamten Kontinent uberdecken Ihre Berechnung erfolgte grossteils durch Zusammenschluss nationaler Netze erster Ordnung Die durchschnittliche Entfernung der Vermessungspunkte betragt etwa 50 km Die ersten dieser Netze beruhen ausschliesslich auf terrestrischen Messungen vor allem auf hochpraziser Winkelmessung Triangulation und einzelnen Strecken bzw Basismessungen Ab etwa 1965 wurden zunehmend auch astrogeodatische Beobachtungen und Methoden der Satellitengeodasie integriert Seit den 1980er Jahren beziehen sie sich nicht mehr auf einen zentral gelegenen Fundamentalpunkt sondern auf ein internationales Bezugsystem das European Terrestrial Reference System Inhaltsverzeichnis 1 Zentraleuropaisches Netz und Europanetz 1950 2 Verfeinerungen ab etwa 1960 3 Satellitengeodasie 4 Heutiger Status 5 Siehe auch 6 LiteraturZentraleuropaisches Netz und Europanetz 1950 BearbeitenDas erste landerubergreifende Operat war das Zentraleuropaische Netz ZEN von 1947 ein grosses rahmenartiges Netz uber Mitteleuropa und grosse Teile Osteuropas Es uberdeckte ein Rechteck von etwa 1000 1500 km und beruhte auf Vorarbeiten der Deutschen Heeresvermessung die ab etwa 1940 ein einheitliches Koordinatensystem fur die eroberten Gebiete anstrebte Auf Initiative der USA wurde das begonnene Einheitsnetz 1945 47 vom Bamberger Institut fur Erdmessung Vorlaufer des Institut fur Angewandte Geodasie unter Erwin Gigas fertiggestellt aber nach nordamerikanischem Vorbild nicht flachendeckend sondern als Rahmen bzw Knotennetz Seine etwa 200 bis 300 km weiten Maschen bestanden aus doppelten Dreiecksketten Aus dem ZEN dem weltweit ersten Triangulationsnetz uber mehr als zwei Staaten entwickelten sich weitere Initiativen u a die erste europaweite Geoidbestimmung um 1948 50 von Helmut Wolf Sie war zwar nur einige Meter genau wahrend z B Osterreich und die Schweiz bald darauf 60 bis 90 cm erreichten hatte aber eine Reihe von Entwicklungs und Forschungsprojekten zur Folge Das Europaische Datum 1950 European Datum 1950 war eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte Es stellt e ein landerubergreifendes geodatisches Datum dar basierend auf dem in den USA 1924 abgeleiteten Hayford Ellipsoid und auf den fur ganz Westeuropa vereinheitlichten Messdaten des Reseau Europeen des Triangulations RETrig Zwar hatte dieses erste mathematisch streng ausgeglichene Europanetz noch mit ungleichen Genauigkeiten und dem weitgehenden Fehlen der Lotabweichungreduktion zu kampfen war aber dennoch gegenuber dem ZEN ein grosser Schritt Einer Erweiterung nach Osten kam allerdings der Kalte Krieg in die Quere Ein gewisser Nachteil war auch die Wahl des Hayford als Referenzellipsoid das sich dem Geoid in Europa schlechter anpasst als das altere Bessel Ellipsoid Verfeinerungen ab etwa 1960 BearbeitenAn weiteren Verfeinerungen wurde bereits in den spaten 1950ern gearbeitet In erster Linie waren dies genauere Entfernungsmessungen da man ab etwa 1965 mit den elektronischen EDM Verfahren die langwierigen Basismessungen ersetzen konnte siehe auch Geodimeter und Tellurometer die Messung hunderter Lotabweichungen auf trigonometrischen Punkten im Grundlagen Netz erster Ordnung um die Netzverzerrungen infolge der Geoidundulationen beseitigen zu konnen bessere Berechnungsmethoden v a fur die Netzausgleichung und die Losung der riesigen Gleichungssysteme fur die uber 10 000 TPs Im Jahr 1977 entstand als Zwischenlosung das ED77 doch hatten trotz internationaler Vereinbarungen noch nicht alle Staaten die erforderlichen Daten 1 2 bereitgestellt Die endgultige Losung des ED79 Europaisches Datum 1979 wurde um 1980 publiziert und stellt das erste terrestrische Vermessungsnetz uber Europa dar das streng nach der Theorie astronomisch geodatischer Netzausgleichung berechnet wurde siehe Karl Lederstegers naturtreues Netz Satellitengeodasie BearbeitenWahrend der Bestrebungen das ED 50 zum ED 79 weiterzuentwickeln kam es durch die rasante Entwicklung der Satellitengeodasie schrittweise zur Etablierung eines weltraum gestutzten Netzes Als erstes entstand Anfang der 1970er Jahre das WEST West European Satellite Triangulation mit dem das 1959 in Finnland erfundene Verfahren der Stellartriangulation uber mehrere tausend Kilometer ausgedehnt wurde Nach enttauschenden Genauigkeiten einige Zehnermeter die hauptsachlich auf die sehr ungleiche Verteilung der Satellitenkameras zuruckzufuhren war wurde eine lange terrestrische Basislinie quer uber den Kontinent von Malvern Sudengland bis Graz Osterreich gemeinschaftlich gemessen und ausgewertet Etwa gleichzeitig wurde vom US schweizerischen Geodaten Hellmut Schmid in die Wege geleitet das Weltnetz der Satellitentriangulation gemessen Es bestand aus 45 weltweit verteilten Bodenstationen ohne Russland und den Ostblock mit tausenden Fotoplatten die jeweils gleichzeitig auf zwei bis vier Stationen vom Ballonsatelliten PAGEOS aufgenommen wurden Im Jahr 1974 publizierte die Gruppe um H H Schmis das Ergebnis das die erstaunliche Genauigkeit von durchschnittlich 4 bis 5 Metern aufwies im Verhaltnis zum Erdradius also eine Genauigkeit von 1 1 5 Millionen Dieses Weltnetz hatte zunachst allerdings nur zwei Stationen in Europa namlich Catania Sizilien und Tromso nordliches Norwegen Man entschloss sich daher noch wahrend der ersten Messkampagnen in Suddeutschland einen dritten Netzpunkt als Nr 46 einzubinden den TP Hohenpeissenberg Uber ihn verlief die o e Satellitenbasis Malvern Graz sodass alle bis dahin angefallenen Messungen der Satellitengeodasie in das Weltnetz eingebunden werden konnten Die Genauigkeit dieses Europanetzes neu erreichte etwa zwei Meter und wurde in den 1970er und 1980er Jahren weiter verdichtet und um neue Messverfahren wie SLR Laser und Dopplermessungen erganzt Insgesamt war durch den Fortschritt der Mess und Rechentechnik Technik pro Jahrzehnt eine Genauigkeitssteigerung von 1 10 festzustellen sodass um 1990 der Bereich einiger Zentimeter erreicht war Um diese Zeit kam noch die Radiointerferometrie bzw ihre Langstrecken Anwendung VLBI hinzu die durch Messung der Signale von Quasaren ebenfalls cm Genauigkeiten und heute mm erreicht Heutiger Status BearbeitenAls ab etwa 1990 das Global Positioning System praktisch anwendbar wurde verloren terrestrische Messungen im Netz erster Ordnung an Bedeutung und wurden zunehmend durch Differenz GPS DGPS ersetzt Das nun durch cm genaue Satellitenmessungen im Abstand von etwa 50 km gestutzte Europanetz erhielt die Bezeichnung EUREF European Reference Frame Sein ubergeordneter Koordinatenrahmen ist das ETRS89 Europaisches Terrestrisches Referenzsystem 1989 Dieses dreidimensionale geodatische Bezugssystem beruht auf kombinierten Messungen von einigen Dutzend Satellitenstationen auf dem stabilen Teil der europaischen Kontinentalplatte und ist dort identisch mit den Punkten des internationalen IERS Terrestrial Reference System Siehe auch BearbeitenInternationaler Dienst fur Erdrotation und Referenzsysteme North American Datum World Geodetic System 1984 REUN europaisches Nivellementnetz Literatur BearbeitenKarl Ledersteger Astronomische und Physikalische Geodasie Erdmessung JEK Band V Kap 20f und 27f J B Metzler Verlag Stuttgart 1968 Bernhard Heck Rechenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung Wichmann Verlag Karlsruhe 1987 ISBN 3 87907 173 X Geodatische Grundlagennetze Niedersachsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Europanetz amp oldid 211695119