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Gottfried Alphons Karl Eduard Hans Ulrich Wilhelm Helmuth Nicolai 8 September 1895 in Charlottenburg 11 Dezember 1955 in Marburg 1 war ein deutscher Jurist im Dienste des NS Regimes Inhaltsverzeichnis 1 Familie Studium und Beamtenlaufbahn 2 Tatigkeit bei der NSDAP 3 Sturz und Ende in der NSDAP 4 Nachkriegsphase 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie Studium und Beamtenlaufbahn BearbeitenAls Sohn des preussischen Majors und bekannten Militarschriftstellers Alphons Nicolai und seiner Ehefrau Maria Mannel besuchte er die Gymnasien in Potsdam Oppeln Berlin und zuletzt in Elberfeld 1910 1914 wo er auch das Abitur ablegte 2 Am Ersten Weltkrieg nahm er nur bis 1915 teil da er erkrankte Nach dem Studium der Staats und Rechtswissenschaften in Berlin und Marburg von 1915 bis 1919 erlangte er 1920 die Promotion zum Dr jur mit dem Thema Die Anleihen der Aktiengesellschaften Die Beteiligung am Kapp Putsch im Marz 1920 und ein einjahriger freiwilliger Militardienst bildeten eine Zwischenstation hin zum Staatsdienst In Kassel begann seine Laufbahn als Regierungsassessor von 1921 bis 1924 Dann erfolgte der Dienst in Wittenberg und in Munster Da er sich im Wikingbund betatigte wurde er disziplinarisch belangt und nach Oppeln versetzt Als er Kontakte zur NSDAP aufnahm und diese bekannt wurden musste er den Staatsdienst im Mai 1931 verlassen Tatigkeit bei der NSDAP BearbeitenNachdem er die Parteimitgliedschaft erworben hatte nahm er eine Tatigkeit bei der NSDAP in Munchen auf Diese Vermittlung kam durch Gregor Strasser zustande der ihn in der Abteilung II der Reichsleitung der NSDAP beschaftigte Hier sollte er die rechtstheoretischen Grundlegung fur einen neuen Staatsaufbau leisten Durch zwei Veroffentlichungen in den Jahren 1932 und 1933 Die Rassengesetzliche Rechtslehre und Grundlagen der kommenden Verfassung prasentierte er sich als fuhrender Rechtstheoretiker der NSDAP In Zusammenarbeit mit seinem Stellvertreter Ernst von Heydebrand und der Lasa 3 sowie Achim Gercke entwarf er 1932 ein Rassenscheidungsgesetz das wesentliche Gedanken der spateren Nurnberger Gesetze vorwegnahm Grundsatzliche Theorien Nicolais waren Der Massstab fur die Gerechtigkeit in Gesetzgebung und Rechtsprechung sei im germanischen nordischen Rechtsgeiste zu finden ansonsten fehle die zentrale Rechtsidee 4 Die nordische Rasse habe fur bestimmte Rechtsanschauungen eine besondere Aufnahmefahigkeit 5 Es werde Aufgabe der Verfassung sein als zentrale Rechtsidee die nationalsozialistische Weltanschauung den volkischen Gedanken den nordischen Rechtsgeist als Grundgesetz fur den Aufbau des Staatslebens als Grundlage des Rechtslebens und als Richtschnur fur das ganze Volksleben aufzustellen Die zentrale Rechtsidee sei das was nach deutschrechtlicher nordischer Weltanschauung als ewiges Recht unveranderlich in den Sternen stehe Die Erkenntnis dass der ethische Rechtsgedanke die zentrale Rechtsidee im volkischen Gedanken wurzelt und rassisch bedingt sei habe eine grosse praktische Bedeutung 6 Der von Grund auf mannliche Charakter eines deutschen Staatswesens musse darin zum Ausdruck kommen dass dem Manne die Leitung der offentlichen Angelegenheiten allein zusteht Eine Ausnahme konne gemacht werden wo unverheiratete Frauen in Berufen wie etwa in der Karitas als Lehrerin als Frauenarztin als Schriftstellerin oder Kunstlerin aus eigener Kraft etwas Besonderes geleistet haben 7 Das nordische Strafrecht diene dem erbgesundheitlichen Auslesegedanken Die offentlichen Todesstrafen der Germanen hatten mit Vergeltung oder ahnlichen Strafzwecken nichts zu schaffen 8 In Berlin wurde Nicolai im April 1932 in den Preussischen Landtag gewahlt Danach ubernahm er in Magdeburg vom 14 Juni 1933 bis 1934 die Position des Regierungsprasidenten Als es dort mit dem Gauleiter Wilhelm Loeper zu Meinungsverschiedenheiten uber widerrechtliche Ubergriffe des Gauleiters kam ging er vom 14 Marz 1934 bis 1935 als Ministerialdirektor ins Reichsinnenministerium bei Wilhelm Frick wo er an den Bereich der Gesetzesvorhaben fur eine neue Verfassung beteiligt wurde 1933 gehorte Nicolai zu den Grundungsmitgliedern der nationalsozialistischen Akademie fur Deutsches Recht Hans Franks 9 Ferner gehorte er zu den Grundungsmitgliedern des Ausschusses fur Rechtsphilosophie dieser Akademie dessen Vorsitzender ebenfalls Hans Frank war 10 Sturz und Ende in der NSDAP BearbeitenAls er in dem Ministerium seine Auffassungen uber das Verhaltnis von Partei und Staat mit ihrer Abgrenzung zueinander konkretisieren wollte wie es Frick ahnlich auffasste kam es zum Konflikt mit Kreisen der NSDAP Nicolai hatte im Vorwort seiner Schrift uber die zukunftige Verfassung geschrieben dass die Partei nach Erfullung ihrer Aufgaben aufgelost werden sollte und im Staat das Recht an erster Stelle stehen wurde Die Rolle der Frau sollte so bestimmt werden dass diese das germanische Reichsburgerrecht nicht besitzen sollten Auch sah er ein gestaffeltes Ratesystem kommen und neue Reichsstatthalter die eine starkere Position gegenuber Adolf Hitler einnehmen sollten Nicolai stellte sich gegen die Konzeption eines einheitlichen Staatszentralismus Nicolai hatte sich mit seinen Darlegungen bei den Nationalsozialisten in den Verdacht gebracht ein Anhanger des Rechtsliberalismus zu sein An der Spitze seiner Gegner stellte sich Goring der ihm mit einem Strafverfahren wegen eines Sittlichkeitsdeliktes drohte wenn er seine Position nicht aufgeben wurde Nicolai wurde Anfang 1935 des Vergehens nach 175 bezichtigt wie auch andere missliebige Beamte in diesem Jahr zum Beispiel Achim Gercke und Herbert Mumm von Schwarzenstein Er gestand den Tatbestand in funf Fallen voll erfullt zu haben und wurde aus allen Amtern sowie aus der NSDAP ausgeschlossen 11 Danach betatigte er sich als Wirtschaftsjurist und Immobilienverwalter und diente von 1939 bis 1940 und 1943 bis 1945 bei der Wehrmacht Nachkriegsphase BearbeitenNach einer mehrmonatigen sowjetischen Kriegsgefangenschaft nahm er ab 1946 eine Tatigkeit als Steuerberater in Marburg auf In der Sowjetischen Besatzungszone wurden alle seine Schriften mit Ausnahme von Grundriss des Sparkassenwesens 1928 auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 12 Da er durch seine NS Vergangenheit belastet war wurde ihm 1949 eine Betatigung als Steuerberater und Schriftsteller fur die Dauer von drei Jahren verboten Doch diese Entscheidung wurde schon 1950 aufgehoben In den folgenden Jahren hatte er auch 1955 keine Vorbehalte sich zu seinen NS Schriften zu bekennen so in Wer ist wer in der Ausgabe von 1955 Seit 1937 war er mit Ilse Hoepke verheiratet Schriften BearbeitenGrundriss des Sparkassenwesens Ein Hand und Lehrbuch Grass Barth und Comp Breslau 1928 Oberschlesien im Ringen der Volker Hrsg von der Ortsgruppe Oppeln des Kampfbundes fur deutsche Kultur Breslau 1930 Die Rassengesetzliche Rechtslehre Grundzuge einer nationalsozialistischen Rechtsphilosophie Nationalsozialistische Bibliothek Heft 39 Verlag Eher Munchen 1932 Rasse und Recht Vortrag gehalten auf dem Deutschen Juristentage des Bundes nationalsoz deutscher Juristen am 2 Okt 1933 in Leipzig Reimar Hobbing Verlag Berlin 1933 Grundlagen der kommenden Verfassung Uber den staatsrechtlichen Aufbau des Dritten Reiches Verlag R Hobbing Berlin 1933 Der Staat im nationalsozialistischen Weltbild Schaeffer Verlag C F Hirschfeld Leipzig 1933 Der Neuaufbau des Reiches nach dem Reichsreformgesetz vom 30 Januar 1934 Verlag C Heymann Berlin 1934 Die Wurzeln des modernen Bankwesens Rasse und Bankwesen Verlag R Hobbing Berlin 1934 Nationalsozialismus und Staatsrecht Berlin 1935 Aus dem Vorwort In diesem Beitrag schildert der Verfasser nicht nur die Grundsatze der nationalsozialistischen Bewegung in ihrem Hervortreten beim bisherigen Aufbau des nationalsozialistischen Staates er weiss zugleich aus erlebtem Wissen heraus die Anderungen der staatlichen Formen von ihrem Inhalt dem Volke her zu deuten Er deckt zahlreiche Zusammenhange von grosster Wichtigkeit fur den Erfolg weiterer Staatsgestaltung auf und richtet den Blick des Lebens in die deutsche Zukunft wo als starker reiner Gleichklang zwischen Volk und Staat das Dritte Reich stehen wird Der Stammbaum Christi Ein neuer Weg zum Evangelium und Naturrecht Marburg an der Lahn Deutschritter Verlag 1950 Arolsen Lebensbild einer deutschen Residenzstadt C A Starke Verlag Glucksburg Ostsee 1954 Vom Rechtsstaat zum Gewaltstaat Staat Behorden und Beamte in Waldeck 1814 1886 Sonderdruck aus Band 47 der Waldeckischen Geschichtsblatter C A Starke Verlag Glucksburg Ostsee 1955 Die Landesdirektoren und Landrate in Waldeck 1814 1868 In Geschtsbll fur Waldeck 48 1956 mit Nachruf von H Steinmetz Waldeckische Wappen jeweils bearbeitet von Wilhelm Hellwig und Ingeborg Moldenhauer Teil 1 Einfuhrung in die Heraldik Adelswappen 1985 ISBN 3 87077 049 X Teil 2 Burgerwappen 1987 ISBN 3 87077 053 8 Teil 3 Wappen der Waldeckischen Stadte und Grossgemeinden Familienwappern und Hausmarken 1991 ISBN 3 9802226 2 4 Literatur BearbeitenMartyn Housden Helmut Nicolai and Nazi Ideology New York 1992 Peter Landau Die deutschen Juristen und der nationalsozialistische Deutsche Juristentag in Leipzig 1933 In Zeitschrift fur Neuere Rechtsgeschichte 16 1994 S 373 390 Ernst Kienast Hrsg Handbuch fur den Preussischen Landtag Ausgabe fur die 5 Wahlperiode Berlin 1933 S 366 Michael P Hensle Nicolai Helmut In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Bd 2 2 Personen L Z De Gruyter Saur Berlin 2009 ISBN 978 3 598 24072 0 S 582f Helmut Ridder Zur Verfassungsdoktrin des NS Staates in Kritische Justiz 1969 S 221 Mathias Schmoeckel Nicolai Helmut In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 204 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Helmut Nicolai im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten siehe Hessisches Staatsarchiv Marburg HStAMR Best 915 Nr 5794 S 402 Digitalisat Bericht uber das Schuljahr 1914 1915 S 16 online E v Heydebrand und der Lasa Sind in Deutschland allgemeine Massnahmen gegen die Juden ohne die Anderung der Reichsverfassung auf dem Wege der Gesetzgebung moglich in Deutsches Recht 1932 S 53 63 und S 96 105 Helmut Nicolai Grundlagen der kommenden Verfassung Uber den staatsrechtlichen Aufbau des Dritten Reiches 5 Auflage Berlin 1933 S 17 f Helmut Nicolai Rasse und Recht 2 Auflage Berlin 1934 S 31 f Helmut Nicolai Grundlagen der kommenden Verfassung Uber den staatsrechtlichen Aufbau des Dritten Reiches 5 Auflage Berlin 1933 S 17 f Helmut Nicolai Grundlagen der kommenden Verfassung Uber den staatsrechtlichen Aufbau des Dritten Reiches 5 Auflage Berlin 1933 S 68 f Helmut Nicolai Rasse und Recht 2 Auflage Berlin 1934 S 31 f Jahrbuch der Akademie fur Deutsches Recht 1 Jahrgang 1933 34 Hrsg von Hans Frank Munchen Berlin Leipzig Schweitzer Verlag S 256 Victor Farias Heidegger und der Nationalsozialismus S Fischer Frankfurt am M 1989 S 277 280 Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann biographisches Lexikon Suhrkamp Hamburg 2001 ISBN 3 518 39766 4 http www polunbi de bibliothek 1946 nslit n htmlNormdaten Person GND 119024764 lobid OGND AKS LCCN n88295434 VIAF 29675361 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nicolai HelmutALTERNATIVNAMEN Nicolai Helmut Alphons Gottfried vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist im Dienste des NS Regimes MdLGEBURTSDATUM 8 September 1895GEBURTSORT CharlottenburgSTERBEDATUM 11 Dezember 1955STERBEORT Marburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Nicolai amp oldid 235041754