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Heinrich Vetter 10 September 1890 in Fulda 30 Dezember 1969 in Hagen 1 war ein deutscher Politiker NSDAP und Oberburgermeister der sudwestfalischen Grossstadt Hagen in der Zeit des Nationalsozialismus Heinrich Vetter Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Deutsches Kaiserreich 1 2 Weimarer Republik 1 3 Zeit des Nationalsozialismus 1 4 Verhaftung und Prozess 1 5 Letzte Lebensjahre 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenDeutsches Kaiserreich Bearbeiten Heinrich Vetter wurde 1890 als Sohn des Schuhmachers Nikolaus Vetter der bereits ein Jahr nach der Geburt des Sohnes starb und seiner Ehefrau Maria geborene Fahrmann geboren Als die Mutter in das sauerlandische Hobrack bei Hagen Dahl umzog wurde Vetter als Funfjahriger in ein von Nonnen geleitetes Waisenhaus in Paderborn gegeben in dem er bis zu seinem zwolften Lebensjahr blieb Danach lebte er mit der Mutter und seinen sechs Geschwistern in Hohenlimburg Vetter erfuhr keine uber den Besuch der Volksschule hinausgehende Ausbildung und musste nach eigenen Angaben schon fruh zur Ernahrung seiner Familie beitragen Dementsprechend arbeitete er bis zu seinem Eintritt in das Kaiser Alexander Garde Grenadier Regiment Nr 1 dem er von 1911 bis 1913 angehorte als Fabrikarbeiter Nach seiner Entlassung aus der Armee verdiente Vetter seinen Lebensunterhalt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Steinbrucharbeiter in den Dolomitwerken in Hagen Halden Im Krieg wurde Vetter vor allem an der Westfront eingesetzt Anfang 1917 erlitt er dort schwere Verletzungen die zum Verlust seines rechten Fusses und zu Beeintrachtigungen am linken Arm fuhrten Nach seiner Genesung wurde er in die Heimat zuruckgeschickt Ab dem 1 Oktober ubernahm er eine Pfortnerstellung bei der Hagener Firma Funcke amp Hueck fur die er bis 1930 tatig blieb Vetters offizielle Entlassung aus dem Heer erfolgte im Marz 1919 Zu diesem Zeitpunkt bekleidete er den Rang eines Feldwebels war Inhaber des Eisernen Kreuzes 2 Klasse und des Verwundetenabzeichens in Silber Als zu 60 Kriegsbeschadigter bezog er zudem eine kleine Invalidenrente Weimarer Republik Bearbeiten 1919 begann Vetter sich politisch zu betatigen er trat der Deutschen Volkspartei DVP bei fur die er 1921 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Hagen wurde 1923 verliess er die DVP wieder Stattdessen begann er sich ab dem Fruhjahr 1924 im Volkisch Sozialen Block dem Sammelbecken fur die damals verbotene NSDAP zu engagieren Nach der Neugrundung der NSDAP Anfang 1925 trat Vetter in diese ein Mitgliedsnummer 16 447 und ubernahm beinahe sofort die Leitung der Hagener NSDAP Ortsgruppe die er bis 1933 ausuben sollte 1926 berief der Gauleiter des Gross Gaues Ruhr Karl Kaufmann Vetter als Leiter des Bezirks Lenne Volme Stadt und Landkreise Hagen Altena Iserlohn und Ludenscheid Bereits 1923 hatte Vetter Luise Bertram geheiratet mit der 1925 ein Eigenheim in Hagen Emst bezog Im November 1929 wurde Vetter Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Hagen und Abgeordneter im Westfalischen Provinziallandtag Im September 1930 wurde Vetter erstmals in den Reichstag gewahlt dem er fortan ohne Unterbrechung bis zum Mai 1945 als Vertreter des Wahlkreises 18 Westfalen Sud angehorte Am 1 Oktober 1932 wurde er zudem durch den Gauleiter von Westfalen Sud Josef Wagner zum Kreisleiter von Hagen berufen Im selben Jahr wurde er Reichsredner der NSDAP in dieser Eigenschaft agitierte er im Umfeld der diversen Wahlen des Jahres in zahlreichen offentlichen Versammlungen fur die Ziele der Partei Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Am 24 April 1933 wurde Vetter zum kommissarischen Oberburgermeister von Hagen ernannt Im Februar 1934 ernannte ihn das Reichsministerium des Innern zum standigen Burgermeister Im selben Jahr wurde er ausserdem mit dem Amt des Gauinspekteurs der Gauinspektion III betraut Auf Vorschlag von Gauleiter Josef Wagner wurde Vetter am 26 Oktober 1936 von Hitler zum Stellvertretenden Gauleiter im Gau Westfalen Sud und Nachfolger von Emil Sturtz ernannt und gleichzeitig zum Hauptdienstleiter der NSDAP befordert Im Oktober 1940 wurde Vetter ausserdem in den neu gebildeten Haushaltsausschuss fur die Provinz Westfalen berufen Fur uberregionales Aufsehen sorgte Vetters Verwicklung in die Affare um den Hagener Stadtrat und Polizeidezernenten Alfred Muller dem eine Teilnahme an mehreren Orgien und sexuellen Ausschweifungen vorgeworfen wurde Als der Regierungsprasident in Arnsberg daraufhin ein Dienststrafverfahren gegen Muller einleitete versuchten Vetter und sein Personalchef Friedrich Feldtscher dieses Verfahren mit allen Mitteln zu verhindern Eine weitere Strafverfolgung Mullers verschleppte Vetter indem er die Ermittlungsakten fur den angeblichen Zweck einer Rucksprache mit dem Gauleiter Albert Hoffmann auf der Befehlsstelle Harkortberg in Wetter anforderte Nachfragen in dieser Sache liess er anschliessend standardmassig damit beantworten dass die angebliche Rucksprache noch nicht stattgefunden habe In der NS Fuhrung stand Vetter in dem Ruf einer fur Fuhrungsaufgaben vollig ungeeigneten Personlichkeit Die Parteikanzlei der NSDAP attestierte ihm in einer Beurteilung fehlende Eignung fur die Position eines Gauleiters sowie fur die Aufgaben eines geschaftsfuhrenden Gauleiters Dem von Hoffmann in einem Antrag an die Parteikanzlei geforderten Wunsch Vetter aus seinen Amtern zu entlassen stimmte Martin Bormann im November grundsatzlich zu verschob dies jedoch auf die Zeit nach dem Krieg In den folgenden eineinhalb Jahren agierte Vetter nach Auffassung seines Biografen Ralf Blank weitgehend nur noch als eine Galionsfigur seines Gaus Allerdings durfte er den Gauleiter wahrend dessen mehrmonatiger Erkrankung von Januar bis Marz 1944 auf einigen Besprechungen offiziell vertreten und weiterhin offentliche Veranstaltungen abhalten Im Dezember 1944 eskalierte die Auseinandersetzung um den fruheren Polizei Dezernenten in Hagen noch einmal Vetter liess den Landgerichtsprasidenten von Hagen und dessen Ehefrau unter vorgeschobenen Grunden inhaftieren Eine Untersuchung der Vorfalle durch das Reichsministerium des Innern legte den Verdacht auf Korruption und Machtmissbrauch nahe Eine Untersuchung durch das Reichssicherheitshauptamt bestatigte diesen Eindruck Die von Gauleiter Hoffmann beschlossene Ablosung Vetters durch den Gaustabsamtsleiter Hans Strube der am 21 April 1945 als Nachfolger Vetters zum stellvertretenden Gauleiter ernannt werden sollte kam aufgrund der Besetzung des Gaugebiets Westfalen Sud durch die US Armee am 17 April 1945 nicht mehr zustande Die Auflosung der ortlichen NSDAP und des Volkssturms durch Gauleiter Albert Hoffmann verurteilte Vetter in scharfen Worten als Verrat An der von ihm selbst geforderten Verteidigung Hagens bis zur letzten Patrone beteiligte er sich jedoch nicht Stattdessen tauchte er kurz vor der Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen im April 1945 auf einem Bauernhof in der Nahe von Breckerfeld unter Verhaftung und Prozess Bearbeiten Am 24 April 1945 wurde Vetter von der US Armee aufgespurt und verhaftet Er wurde kurzzeitig im Untersuchungsgefangnis der Stadt und in einem provisorischen Internierungszentrum in Ludenscheid untergebracht Aufgrund seiner Zugehorigkeit zum politischen Fuhrerkorps der NSDAP wurde Vetter vom 4 Mai 1945 bis ins Jahr 1948 im britischen Internierungslager C I C 5 Civil Internment Camp No 5 in Staumuhle festgehalten Am 6 November 1948 begann eine zweitagige Verhandlung gegen Vetter vor dem Entnazifizierungs Hauptausschuss in Hagen Obwohl Vetter als unverhohlener Anhanger seines Fuhrers auftrat wurde er in die Kategorie III Minderbelasteter eingestuft da man ihm keine Kriegsverbrechen oder die Kenntnis von solchen nachweisen konnte Eine Einstufung in die sachlich zutreffendere Kategorie II Aktivisten und Nutzniesser erwies sich als unmoglich da diese Kategorie nur von der britischen Militarregierung nicht aber von deutschen Verwaltungsstellen vergeben werden durfte Wohl als Ausgleich fur die als unbefriedigend empfundene Mindereinstufung Vetters stellte der Vorsitzende des Entnazifizierungs Ausschusses fest dass Vetter unter Demokratie die Staatsform des NS Staates verstehe und dass er daher als unverbesserlicher Gegner eines neuen demokratischen Staates angesehen werden musse es stehe zu befurchten dass er diesen wo immer sich Gelegenheit dazu bieten wurde bekampfen und sabotieren wurde Vetter musse somit als eine Gefahr fur den reibungslosen Aufbau eines neuen deutschen Staatswesens gelten Am 30 November 1948 wurde in einem zweiten Spruchkammerverfahren diesmal in Hiddesen gegen Vetter verhandelt Das Gericht verurteilte Vetter am 3 Dezember 1948 zu einer Gesamtstrafe von vier Jahren und zwei Monaten Da ihm die Internierungszeit voll angerechnet wurde konnte er das Gericht als freier Mann verlassen Letzte Lebensjahre Bearbeiten Nach seiner Entlassung aus dem Internierungslager knupfte Vetter an alte Kontakte aus seiner NSDAP Zeit an Infolge zahlreicher Versuche seine Hagener Mitburger in Gesprachen in kleinem Rahmen in Geschaften in der Strassenbahn oder auf der Strasse davon zu uberzeugen dass die Kriegsniederlage nur vorubergehend sei und dass die NSDAP wieder erstehen wurde wurde er ab 1947 vom britischen Militargeheimdienst beobachtet Somit unterschied sich Vetter deutlich von den meisten ehemaligen Nazifuhrern die eine Konfrontation mit dem neuen System zu vermeiden suchten indem sie sich entweder aus der Offentlichkeit zuruckzogen oder aber anpassungswillig oder apathisch in die neuen Verhaltnisse hineinfanden Ab 1948 beteiligte Vetter sich am Aufbau einer rechtsextremen Organisation die sich ab 1949 als Bewegung Reich bezeichnete Bis in die 1950er Jahre verbreitete die Gruppe Flugblatter und ausgestanzte Hakenkreuze Zu weiteren Aktivisten der Gruppe gehorten der Kampfflieger Hans Ulrich Rudel und Ernst Remer der 1944 die Niederschlagung des Staatsstreichsversuchs vom 20 Juli in Berlin geleitet hatte Vetter wurde im November 1952 als politischer Kopf der Bewegung Reich verhaftet Im April 1953 wurde er zu einer zweijahrigen Haftstrafe verurteilt von der er jedoch nur wenige Wochen verbussen musste Bis zu seinem Tod 1969 trat Vetter noch wiederholt als Mitwirkender an rechtsextremen Publikationen die unter anderem von seiner zweiten Ehefrau herausgegeben wurden in Erscheinung Vor einer konsequenten Verfolgung schutzten ihn nach Einschatzung Blanks seine Kriegsverletzung die zaghafte deutsche Nachkriegsjustiz und nicht zuletzt sein provokativ dreistes Auftreten Vetters Lebenserinnerungen wurden 1992 postum veroffentlicht In ihnen begegnet er dem Leser als ein noch im hohen Alter vom nationalsozialistischen Gedankengut uberzeugter Mann der historische Fakten negiert seinem Fuhrer huldigt und die NS Jahre als die besten Jahre seines Lebens beschreibt Literatur BearbeitenRalf Blank ein fanatischer Anhanger der nationalsozialistischen Lehre Heinrich Vetter und die Vergangenheitsbewaltigung in Hagen in Hagener Jahrbuch 4 1999 S 149 172 Ders Zur Biografie des Hagener Oberburgermeisters und stellvertretenden Gauleiters in Westfalen Sud Heinrich Vetter 1890 1969 in Westfalische Zeitschrift 151 152 2001 2002 S 414 447 Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 Erich Stockhorst 5000 Kopfe Wer war was im 3 Reich Arndt Kiel 2000 ISBN 3 88741 116 1 Unveranderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967 Weblinks BearbeitenHeinrich Vetter in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsregister des Standesamtes Fulda Nr 338 1890 Online Abgerufen am 14 Dezember 2021 Oberburgermeister und Burgermeister von Hagen Heinrich Wilhelm Emminghaus Heinrich Caspar Hiltrop Johann Caspar Hucking Heinrich Arnold Wulfingh Peter Matthias Jule Carl Johann Elbers I Carl Ludwig Christian Dahlenkamp Wilhelm Mollenhoff Johann Conrad Putter August Wille Wilhelm Kamper Johann Peter Aubel Friedrich Kamper Ferdinand Elbers Johann Diedrich Friedrich Schmidt Friedrich Dodter August Prentzel Willi Cuno Alfred Finke Cuno Raabe Heinrich Vetter Werner Donneweg kommissarisch Ewald Sasse Fritz Steinhoff Helmut Turck Fritz Steinhoff Lothar Wrede Rudolf Loskand Renate Lochter Dietmar Thieser Wilfried Horn Peter Demnitz Jorg Dehm Erik O Schulz Normdaten Person GND 13014567X lobid OGND AKS VIAF 25703174 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vetter HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP MdRGEBURTSDATUM 10 September 1890GEBURTSORT FuldaSTERBEDATUM 30 Dezember 1969STERBEORT Hagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Vetter Politiker amp oldid 236029773