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Hans Wilhelm Stein 15 Oktober 1875 in Magdeburg 29 Oktober 1944 auf Burg Saaleck war ein deutscher Schriftsteller Ab 1912 war er Pachter der Burg Saaleck Er engagierte sich aktiv in volkischen Netzwerken und gewahrte im Juli 1922 den Rathenau Mordern Hermann Fischer und Erwin Kern Unterschlupf Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vor dem Ersten Weltkrieg 1 2 Aktiv in volkischen Netzwerken 1 3 Wahrend des Nationalsozialismus 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVor dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Stein nahm 1895 ein Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Jena auf 1898 brach er sein Studium zunachst ab um als Volontar in ein kaufmannisches Unternehmen in Hamburg zu wechseln 1902 ubernahm er die Leitung einer Faktorei in Liberia und ein Jahr spater die Leitung einer deutschen Spedition in Rotterdam Um 1905 nahm er sein Studium wieder auf und promovierte 1907 an der Universitat Jena Wegen Unterschlagung und Urkundenfalschung verlor Stein seine Stellung als Syndikus im Verband der Deutschen Steindruckereibesitzer und wurde am 12 Juni 1914 zu einem Jahr Gefangnis verurteilt Ein Teil seiner Strafe wurde ihm erlassen weil er sich freiwillig zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg meldete Er wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet und nach einer Verwundung 1917 entlassen Er kehrte auf die Burg Saaleck zuruck die er bereits 1912 vom Freiherrn von Feilitzsch Rittergut Stendorf bei Saaleck auf Lebenszeit gepachtet hatte Kurzzeitig arbeitete er 1918 als Geschaftsfuhrer der Vereinigung der Angestellten des Mitteldeutschen Bergbaus Aktiv in volkischen Netzwerken Bearbeiten nbsp Burg Saaleck bei Rudelsburg Postkarte von 1931Stein engagierte sich in der Heimatbewegung und ubernahm 1921 den Vorsitz der Neuen Ritterschaft auf Burg Saaleck Als sich auf der Veste Wachsenburg bei Arnstadt am 11 Juni 1921 der Bund der Thuringer Berg Burg und Waldgemeinden grundete amtierte Stein als Erster Fursteher In diesem Sinne investierte er nach eigener Aussage in den folgenden Jahren in den Wiederaufbau der Burg Stein engagierte dazu den Architekten August Pfisterer 1880 1962 der seit 1905 als Chefarchitekt der Saalecker Architektur und Kunstwerkstatten des volkisch nationalen Architekten Paul Schultze Naumburg tatig war und liess das Innere des Ostturms im Stil einer mittelalterlichen Dichterklause gestalten Er selbst wohnte dort in vier Zimmern den Westturm richtete er bis 1930 so weit her dass er durch eine Rundtreppe bestiegen werden konnte Stein bewegte sich innerhalb reaktionarer und volkischer Netzwerke Nach eigenen Angaben trat er 1919 der DNVP bei und war Mitglied des Deutsch Volkischen Schutz und Trutzbundes Wahrend des Kapp Putsches im Marz 1920 half er dem Hallenser Freikorps Fuhrer Max Juttner indem er illegale Waffenbestande auf Burg Saaleck versteckte Stein unterstutzte auch die rechtsextreme Terrororganisation Organisation Consul O C Als eine Gruppe der O C darunter Erwin Kern und Hermann Fischer im Januar 1922 den wegen Kriegsverbrechen verurteilten Ludwig Dithmar aus dem Gefangnis Naumburg befreiten beherbergte Stein den verletzten Dithmar fur 17 Tage auf Saaleck und sorgte fur medizinische Behandlung Nachdem sie am 24 Juni 1922 in Berlin Reichsaussenminister Walther Rathenau ermordet hatten versuchten die Haupttater Kern und Fischer zunehmend auf sich gestellt nach Munchen zum Hauptquartier der O C zu gelangen Am Vormittag des 13 Juli 1922 kamen sie auf der Burg Saaleck des ihnen als zuverlassig bekannten Stein an 1 Stein machte sich auf Geheiss der beiden am darauffolgenden Tag auf den Weg nach Munchen wo ihn der Chef der O C Hermann Ehrhardt mit Geld falschen Passen und Pistolen fur Fischer und Kern versah 2 Geplant war dass die Fluchtigen sich nach Steins Ruckkehr sofort neu einkleiden und noch in der Nacht vom 17 auf den 18 Juli mit Stein nach Camburg marschieren sollten Von dort sollte es im Personenzug nach Saalfeld weitergehen wo ein Wagen Ehrhardts auf die drei warten wurde 3 In der Zwischenzeit war zwei Gasten auf der gegenuberliegenden Rudelsburg aufgefallen dass es auf der Burg Saaleck Licht und Bewegung gab obwohl Burgherr Stein mitgeteilt hatte er wurde sich auf Reisen begeben Sie informierten die Polizei die am 17 Juli die Attentater auf Saaleck stellte Es kam zu einem Schusswechsel bei dem Kern getotet wurde Fischer totete sich anschliessend selbst Stein kam zwar noch am selben Abend wieder in Saaleck an wurde aber von der Polizei weder durchsucht noch verhaftet Man liess ihn ins Dorf wo er bei Pfisterer ubernachtete und sich aller belastenden Beweise entledigen konnte Am nachsten Morgen wurde er wegen mutmasslicher Begunstigung verhaftet und in Untersuchungshaft genommen 4 Stein wurde wegen Begunstigung vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik in Leipzig angeklagt Dabei meinte das Gericht nicht klaren zu konnen ob es einen Zusammenhang zwischen der Ankunft der beiden Fluchtigen und Steins Reise nach Munchen gebe Stein behauptete trotz ungunstigen Wetters und druckender Geldsorgen mit seiner Frau kurzfristig zu einer verspateten Hochzeitsreise nach Berlin aufgebrochen zu sein und sich unterwegs fur eine Reise nach Munchen entschieden zu haben Bei ihrer Ruckkehr waren die Eheleute Stein am Abend des 17 Juli bis nach Naumburg gefahren angeblich um dort einzukaufen und abends um elf Uhr zu Fuss auf Saaleck angekommen Auch die Frage wie Kern und Fischer in den verschlossenen Wohnturm der Burg gelangt sein konnten blieb offen Der Historiker Martin Sabrow meint Steins Erlauterungen seien derart ungereimt gewesen dass schlechterdings unbegreiflich bleibt wie das Gericht ihnen Glauben schenken konnte 5 Nach dem Ende der Weimarer Republik bekannte sich Stein freimutig zur geleisteten Fluchthilfe 6 Vom Staatsgerichtshof aber wurde er allen Unstimmigkeiten zum Trotz am 24 Oktober 1922 aus Mangel an Beweisen freigesprochen und aus der Untersuchungshaft entlassen Seinen Posten im Bund der Thuringer Berg Burg und Waldgemeinden musste Stein nach den Ereignissen niederlegen Er blieb aber in der Heimatbewegung aktiv Im April 1925 trat er der Romantischen Gemeinde unter dem Vorsitz des Verlegers Schriftstellers und Herausgebers der Zeitschrift Die blaue Blume Fritz Werneck Bruggemann bei Wirtschaftlich belasteten ihn Gerichts und Anwaltskosten Eine Klage gegen die Stadt Halle auf Wiedergutmachung fur die beim Schusswechsel am 17 Juli 1922 angerichteten Schaden in seiner Wohnung und an der Burg scheiterte Am 6 Juni 1931 leistete er einen Offenbarungseid Eigentlich sah sich Stein als Schriftsteller Aber seine volkisch nationalistisch inspirierten Werke wie Die Geister der Burg Saaleck 1927 Ahasver 1921 Aus dem Burggemach 1924 Tiberius Markgraf Ekkehardt 1929 Casarenwahn 1930 oder Die Apotheke zum Tor des Lebens 1935 verkauften sich schlecht Seinen Lebensunterhalt bestritt das Ehepaar Stein mit Einnahmen aus Burgfuhrungen und dem Verkauf von Ansichtskarten Am 1 August 1929 trat Stein der NSDAP bei Mitgliedsnummer 149 395 Politisch tatig wurde er jedoch nicht 7 Wahrend des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden die Rathenau Morder mit einer Gedenktafel an Burg Saaleck geehrt die am 17 Juli 1933 enthullt wurde Der Provinzialkonservator Hermann Giesau 1883 1949 ubertrug Stein am 1 Juni 1934 das Amt des Denkmal und Landschaftschutzwartes fur die Umgebung von Saaleck Am 3 Juni 1934 fand am Ostturm der Burg Saaleck die Einweihung einer Gedenktafel fur die gefallenen Baltikumkampfer statt Dem Reichsverband der Baltikumkampfer hatte sich Stein 1931 angeschlossen Sein Horspiel An der Saale hellem Strande wurde am 10 Juni 1934 vom Leipziger Reichssender gesendet Ein weiteres Treffen der Baltikumkampfer das Stein fur den 6 und 7 Juli 1935 in Bad Kosen organisiert hatte wurde von Reichsinnenminister Wilhelm Frick verboten Die Verbande der Freikorpskampfer wurden zum 23 Juli 1935 allgemein verboten Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Stein bereits in eine Affare verstrickt Wahrend eines geselligen Beisammenseins im Anschluss an eine HJ Fuhrertagung im Kurhotel Bad Kosen am 12 April 1933 hatte Reichsjugendfuhrer Baldur von Schirach auf ein Adolf Hitler Bild geschossen Er verteidigte sich damit er sei emport gewesen dass man es wagte ein so schlechtes Bild vom Fuhrer aufzuhangen 8 Als Stein 1934 davon erfuhr vermutete er im Nachgang des Rohm Putsches eine zweite Verschworung und erstattete bei der Ortspolizei Strafanzeige gegen von Schirach Da seiner Anzeige nicht nachgegangen wurde ausserte er verschiedentlich seinen Unmut unter anderem am 5 Mai 1935 gegenuber Arthur Gopfert dem kommissarischen Leiter des Sachsischen Ministeriums fur Volksbildung als dieser Burg Saaleck besichtigte Anderen Besuchern erzahlte Stein ein sachsischer Minister habe ihm gegenuber geaussert Hitler sei homosexuell und Schirach die Hure des Fuhrers weshalb nichts wegen seiner Anzeige unternommen werde 8 Als einer dieser Besucher diese Geschichte weitererzahlte wurde gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet in dem Stein als Zeuge aussagen musste Anfang 1936 wurde Stein in diesem Zusammenhang wegen parteischadigenden Verhaltens aus der NSDAP ausgeschlossen 8 Am 6 Oktober 1936 wurde in der Angelegenheit als Verstoss gegen das Heimtuckegesetz vor dem Sondergericht Halle verhandelt Stein sagte als Zeuge unter Eid aus er habe mit niemandem uber eine homosexuelle Beziehung zwischen Hitler und von Schirach gesprochen Bereits seit 1935 ermittelte die Gestapo gegen ihn Ab Januar 1938 wurde ihm die Zahlung eines Ehrensoldes fur volkische Vorkampfer in Hohe von 300 00 RM den er seit dem Vorjahr erhalten hatte wegen Unwurdigkeit verweigert Am 1 Juni 1939 liess ihn die Staatsanwaltschaft beim Sondergericht Halle verhaften Am 22 April 1940 wurde er wegen Vergehens gegen das Heimtuckegesetz und Meineids geleistet als Zeuge im Verfahren von 1936 zu einer Strafe von drei Jahren Gefangnis verurteilt Im Juni 1940 erkannte ihm in der Folge die Friedrich Schiller Universitat Jena den Doktorgrad ab Ausserdem wurde Stein aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen Er verbusste seine Strafe im Gefangnis Ichtershausen Steins dritte Ehefrau Anita fuhrte die Burg Saaleck als Pachterin nach Kriegsende weiter Die Gemeinde Saaleck kundigte 1950 den Pachtvertrag Nach einem Rechtsstreit verliess Anita Stein 1952 Burg Saaleck Werke BearbeitenAhasver Eine Tragodie Mitteldeutscher Verl Halle 1921 Berg Burg und Wald Eine Monatsschrift f Thuringe Hrsg Hans Wilhelm Stein Zs d Bundes d Thuringer Berg Burg u Waldgemeinden Lpz 1921 Aus dem Burggemach Ausgew Dichtungen von H ans W ilhelm Stein Saaleck Volger Leipzig 1927 Die Geister der Burg Saaleck Eine epische Dichtung in 5 Gesangen Volger Leipzig 1927 Ritterburgen und Schlosser uber der Weser Graeger Halle Saale 1929 Caesarenwahn Ein dramat Gedicht Von Hans Wilhelm Stein Saaleck Volger Leipzig 1930 Darf der Herr Baron die Schafe huten Stein H ans W ilhelm Eine Komodie in 4 Akten Von H Stein Saaleck Volkschaft Verl f Buch Buhne u Film Berlin 1935 Die Apotheke zum Tor des Lebens Roman Berliner Druckerei u Verlags Ges Berlin 1935 Burg Saaleck in Geschichte Sage und Dichtung 1 Auflage Edda Verl Rudolstadt Thur 1935 Burg Saaleck Die Turme des Schweigens Eckartshaus Eckartsberga 1938 und Else Schwobel Aus dem Burggemach Hans Wilhelm Stein Saaleck Balladen u Gedichte Mit e Bildn d Verf u Zeichn von Else Schwobel u a Verl d Eckartshauses Eckartsberga i Thur 1939 Ritterburgen und Schloesser ueber der Mosel Eine Wanderfahrt von Koblenz bis Trier Saaleck 1944 Die Apotheke zum Tor des Lebens Uta Verl Naumburg Saale Markt 14 1945 Markgraf Ekkehard Geschichtliche Dichtung in rhythmischer Prosa Uta Verl Naumburg Saale 1945 Literatur BearbeitenRudiger Haufe Die Geister der Burg Saaleck Der Burgherr Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von volkischer Bewegung und Heimatbewegung In Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg Saaleck Kyffhauser Protokollband der wissenschaftlichen Tagungen 14 16 Juni 2002 in Bad Kosen und 13 15 Juni 2003 in Bad Frankenhausen Dossel Halle Saale 2004 S 50 72 Weblinks BearbeitenDetlef Belau Die morderische Rechte In Naumburg an der Saale 1918 bis 1945 Notizen zur Stadtgeschichte 28 November 2014 abgerufen am 6 Juli 2022 Volkische Netzwerke in Mitteldeutschland In Hegemoniekonflikt und Universitat Abgerufen am 6 Juli 2022 Stein Hans Wilhelm In Autorenlexikon Thuringer Literaturrat abgerufen am 6 Juli 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Rudiger Haufe Die Geister der Burg Saaleck Der Burgherr Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von volkischer Bewegung und Heimatbewegung In Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg Saaleck Kyffhauser Dossel Halle Saale 2004 S 56 Rudiger Haufe Die Geister der Burg Saaleck Der Burgherr Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von volkischer Bewegung und Heimatbewegung In Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg Saaleck Kyffhauser Dossel Halle Saale 2004 S 57 Martin Sabrow Der Rathenaumord und die deutsche Gegenrevolution Wallstein Gottingen 2022 S 250 f Rudiger Haufe Die Geister der Burg Saaleck Der Burgherr Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von volkischer Bewegung und Heimatbewegung In Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg Saaleck Kyffhauser Dossel Halle Saale 2004 S 58 Martin Sabrow Der Rathenaumord Rekonstruktion einer Verschworung gegen die Republik von Weimar Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 69 Oldenbourg Munchen 1994 ISBN 3 486 64569 2 S 196 f zit 197 Martin Sabrow Der Rathenaumord und die deutsche Gegenrevolution Wallstein Gottingen 2022 S 249 f Rudiger Haufe Die Geister der Burg Saaleck Der Burgherr Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von volkischer Bewegung und Heimatbewegung In Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg Saaleck Kyffhauser Dossel Halle Saale 2004 S 59 a b c Rudiger Haufe Die Geister der Burg Saaleck Der Burgherr Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von volkischer Bewegung und Heimatbewegung In Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg Saaleck Kyffhauser Dossel Halle Saale 2004 S 63 Normdaten Person GND 117241474 lobid OGND AKS VIAF 10618235 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stein Hans WilhelmALTERNATIVNAMEN Stein Saaleck Hans WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher SchriftstellerGEBURTSDATUM 15 Oktober 1875GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 29 Oktober 1944STERBEORT Burg Saaleck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Wilhelm Stein amp oldid 238932727